Cyrus Doyle und der herzlose Tod & Cyrus Doyle und das letzte Vaterunser (eBook)
736 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
9783841217653 (ISBN)
Zwei Kriminalromane vor der einzigartigen Kulisse der Insel Guernsey in einem E-Book!
Cyrus Doyle und der herzlose Tod.
Wilde Landschaft und grausame Morde. Nach zwanzig Jahren bei der London Metropolitan Police kehrt Detective Chief Inspector Cyrus Doyle in seine Heimat Guernsey zurück. Schon bei der Ankunft wartet eine große Aufgabe auf ihn: Auf der Insel hat es ein Unbekannter auf Polizisten abgesehen. Er tötet sie mit einem Pfeil in den Hals und schneidet ihnen das Herz heraus. Was hat das mit den alten Insellegenden - und mit seinem Vater, einer echten Polizeilegende, zu tun? Dann gerät Cyrus Doyle selbst ins Visier des Pfeilmörders ...
Cyrus Doyle und das letzte Vaterunser.
Chief Inspector Cyrus Doyle - charismatisch und eigenwillig. Cyrus Doyle wird auf der Straße von einem Fremden um Hilfe gebeten. Sein Sohn wurde wegen des Mordes an seiner Geliebten verhaftet - zu Unrecht, wie sein Vater glaubt. Als einige Leute Cyrus Doyle dazu bewegen wollen, den alten Fall nicht neu aufzurollen, wird er misstrauisch. Seine Nachforschungen führen ihn hinein in die Vergangenheit der Guernsey Police und decken jahrelang gehütete Geheimnisse auf. Bei den Ermittlungen steht ihm seine Kollegin Pat zur Seite - bis sie plötzlich spurlos verschwindet ...
Jan Lucas ist das Pseudonym eines Autors zahlreicher erfolgreicher historischer Romane und Thriller. Er lebt in Deutschland, hält sich aber immer wieder gern auf der Kanalinsel Guernsey auf.
Kapitel 1
Er blickte nach draußen, wo weiße Flecken ohne Zahl am Himmel tanzten. Ganze Scharen von Möwen zeichneten ein sich ständig veränderndes Muster in das Firmament aus kräftigem Blau, das die Insel überspannte wie ein unendlicher Baldachin. Ein Willkommensgruß für die Menschen auf der Fähre, die ihre Geschwindigkeit jetzt stark dosselte. Ein Gruß in einer fremden Sprache, die nur die Möwen verstanden. Schön und zugleich geheimnisvoll wie das Eiland, das sich mit seinen sanften grünen Hängen und den zerklüfteten felsigen Buchten aus den Fluten des Ärmelkanals reckte.
Der Anblick, den Guernsey den Passagieren des Schnellkatamarans bot, war malerisch, aber Cyrus Doyle starrte mit gemischten Gefühlen durch die großen, mit Gischt besprühten Fenster. Früher war er mit leichterem Herzen an den Ort seiner Kindheit und Jugend heimgekehrt – als jemand, der einen unbeschwerten Ausflug in seine Vergangenheit unternimmt, einen Urlaubstrip zu Familie und alten Freunden. Diesmal aber kam er, um zu bleiben, und statt eines unbeschwerten Urlaubs warteten ein neuer Lebensabschnitt und eine neue Verantwortung auf ihn. Viel hatte er dafür aufgegeben. Sein Leben in London. Und Carol. Er sah wieder ihr Gesicht vor sich, das ihn durchdringend anblickte, als er ihr seine Entscheidung mitteilte. Überrascht, enttäuscht, gekränkt. Sie hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass er sich für Guernsey entschied und nicht für sie. Wahrscheinlich hatte sie zum ersten Mal erlebt, dass ein Mann sie verließ und nicht umgekehrt.
Eine Meute Möwen stieß, wie auf einen geheimen Befehl, nach unten, dem Wasser und einer für Doyle unsichtbaren Beute entgegen, einem Schwarm Heringe oder Makrelen. Er dachte beim Anblick der Möwen daran, dass Weiß in einigen Kulturen die Farbe des Todes war und dass weiße Vögel dort als Todesboten galten. Und er dachte an den grausamen Mord, der eine Woche zuvor Guernsey erschüttert hatte.
Eine Lautsprecherdurchsage mit Hinweisen für die bevorstehende Ankunft in St. Peter Port riss Doyle aus den trüben Betrachtungen. Kein Grund zur Eile. Er hatte noch Zeit genug, um zu seinem Wagen zu gehen. Der Tamora stand nicht in der Parkzone mit den Fahrzeugen, deren Besitzer als Erste aufgefordert wurden, sich zum Verlassen der Fähre bereitzumachen. Er ignorierte die wachsende Unruhe der anderen Passagiere, die in Aufbruchsstimmung waren, und heftete seinen Blick erneut auf die Hauptstadt der Kanalinsel Guernsey, deren einzelne Gebäude immer deutlicher hervortraten.
Doyle kannte kein schöneres Stadtpanorama. Das im klaren Licht der Morgensonne blaugrün schimmernde Meer umspülte die Hafenanlagen mit ihren Fähren, Frachtschiffen und Hunderten von Yachten, die im Wasser schaukelten. Dem beständigen Strom von Autos direkt hinter den Kaimauern gelang es nicht, das Bild weniger pittoresk erscheinen zu lassen. Spaziergänger in leichter Sommerkleidung, trotz der frühen Stunde schon recht emsig unterwegs, schlenderten am Wasser entlang, blickten zu den kreisenden Möwen im fast wolkenlosen Augusthimmel auf oder betrachteten die Auslagen in den zahlreichen Schaufenstern der zum größten Teil noch geschlossenen Läden. Ganze Gruppen von Menschen strebten zu den Ablegeplätzen der Fähren, um einen Ausflug auf eine der kleineren Inseln zu unternehmen.
Auf dem sanft ansteigenden Grund von St. Peter Port reihte sich eine Häuserzeile an die nächste, und der Ort wirkte wie eine Stadt zur Zeit Königin Victorias. Er erspähte die weiße Fassade von Hauteville House, das einst Victor Hugo als Exil gedient hatte und heute ein dem Dichter gewidmetes Museum war. Gleich hinter dem Albert Pier und der großen Prince-Albert-Statue stand die aus grauem Inselgranit erbaute Town Church, die Stadtkirche. Jenseits der alten Kirche begann die High Street, die Haupteinkaufsstraße. Über achtzehntausend Menschen, mehr als ein Viertel der Inselbevölkerung, lebten in St. Peter Port. Der Tourismus und die von der günstigen Steuergesetzgebung angelockte Hochfinanz hatten Fischerei, Schmuggel, Seeräuberei und den alten Seehandel als Haupteinnahmequellen abgelöst. Dabei, schoss es Doyle durch den Kopf, hatten Steuerflüchtlinge und Banker doch eine Menge mit Schmugglern und Seeräubern gemeinsam.
Sein Blick wanderte nach links, wo der Castle Pier hinaus zur meerumbrandeten Burganlage von Castle Cornet führte. Erst im neunzehnten Jahrhundert hatte man diesen Pier gebaut, und bis dahin war die Burg trockenen Fußes nur mit dem Boot oder bei Niedrigwasser zu erreichen gewesen. Über Jahrhunderte ein uneinnehmbares Verteidigungsbollwerk, beherbergte Castle Cornet jetzt mehrere Museen, in denen man gut und gern einen ganzen Tag verbringen konnte. Als Schüler hatte er die Ausflüge dorthin nicht besonders gemocht, waren sie doch unweigerlich mit einem historischen Aufsatzthema verbunden gewesen, aber je älter er wurde, desto mehr faszinierte ihn die Geschichte seiner nur zweiundsechzig Quadratkilometer großen Heimatinsel. Sie lag irgendwo im Niemandsland – oder Niemandsmeer – zwischen England und Frankreich, näher an Frankreich, aber enger mit England verbunden und kulturell von beiden beeinflusst. Französische Namen und Bezeichnungen vermischten sich munter mit englischen, und oft waren sich selbst die Einheimischen – die Gurns – nicht über die richtige Aussprache einig.
Viele Touristen hielten Guernsey und die anderen Kanalinseln wegen der englischen Sprache und der Pfundwährung für einen Teil des Vereinigten Königreichs, aber das stimmte nicht. Sie waren direkter Besitz der britischen Krone mit eigener Gesetzgebung, und sie gehörten nicht einmal zur Europäischen Union. Besonders über Letzteres waren die Einheimischen froh, sonst wäre es mit dem Status als Steuerparadies und Duty-Free-Einkaufsoase sehr schnell vorbei gewesen.
Hinter dem Castle Cornet lag ein alter Tunnel, den man wegen Einsturzgefahr nicht vollendet hatte und in dem jetzt ein großes Aquarium die Touristen anlockte. Darüber, direkt an der Steilküste, erhob sich der klägliche Rest von Fort George, einer Verteidigungs- und Kasernenanlage aus der Zeit um 1800. Ein paar Mauerreste und Kanonen von der Clarence Battery und ein Militärfriedhof waren noch vorhanden, der Rest der alten Befestigung war schon vor mehr als fünfzig Jahren einer Wohnsiedlung für Wohlhabende gewichen: Engländer, die oft aus steuerlichen Gründen auf der Insel ein Refugium suchten. Doyle blinzelte zu den Villen hinüber, die sich über den begrünten Klippen ausbreiteten. Fünf Millionen Pfund war eins der Häuser inzwischen wert, mindestens. Eigentlich ein bisschen zu viel für einen Detective Chief Inspector der Guernsey Police. Der unglückselige Charlie Mourant hatte dort gewohnt, weil er die wohlhabende Tochter eines Londoner Geschäftsmanns geheiratet hatte. Sein Schwiegervater hatte sich stets sehr bedeckt darüber gehalten, mit welchen Geschäften er sein Vermögen erworben hatte.
Charlie hatte schon immer Schlag bei den Frauen gehabt, hatte schon ausgesehen wie George Clooney, als den noch kaum jemand kannte. Sein blendendes Erscheinungsbild und sein immenser Charme, den er nach Belieben anknipsen konnte, hatten es ihm bei Frauen wie bei Vorgesetzten stets leicht gemacht. Aber es stimmte nicht, dass Doyle die Insel verlassen hatte, weil er die Konkurrenz durch Charlie fürchtete. Das war nur ein Gerücht, von Lästermäulern in die Welt gesetzt, als Doyle vor zweiundzwanzig Jahren nach London gegangen war. Er war es einfach leid gewesen, bei seiner Arbeit als Polizist ständig mit seinem Vater verglichen zu werden. Der alte Leonard Doyle war so etwas wie eine Legende auf Guernsey, und mit Legenden – das war die Wahrheit – konnte man nicht konkurrieren. So war Cyrus Doyle bei der Londoner Metropolitan Police zum Detective Chief Inspector aufgestiegen und Charlie Mourant fast zeitgleich bei der Guernsey Police. Eine Frage, die Doyle sich in den letzten Tagen wieder und wieder gestellt hatte, drängte sich ihm erneut auf: Wenn er Charlies Posten innegehabt hätte, hätte man dann ihn statt Charlie auf brutale Weise abgeschlachtet aufgefunden, da oben auf den idyllischen Überresten von Fort George?
Gab es auf Guernsey, der Insel voller Mythen und Legenden, einen uralten heidnischen Schicksalsgott, der sich einen Spaß daraus machte, DCI Mourant zu töten und durch DCI Doyle zu ersetzen? Er versuchte, diesen Gedanken und das damit verbundene schlechte Gewissen zu verdrängen. Für Charlies Tod konnte er nichts – und doch zog er seinen Vorteil daraus. Der gesundheitliche Zustand seines Vaters, der sich seit dem Tod seiner Mutter dramatisch verschlechtert hatte, ließ Doyle keine andere Wahl, als nach Guernsey zurückzukehren. Jedenfalls sagte ihm das sein Gewissen. Auch wenn Carol natürlich recht damit hatte, dass es in London hervorragende Pflegeheime gab. Aber hieß es nicht, dass man alte Bäume nicht verpflanzen solle?
Also hatte er, als überraschend das Telefon klingelte und Colin Chadwick ihn fragte, ob er Charlie Mourants Nachfolge antreten wolle, ohne lange zu überlegen Ja gesagt. Seinen halbherzigen Einwand, die Metropolitan Police würde ihn kaum so kurzfristig aus dem Dienst entlassen, hatte Chadwick in seiner typisch selbstbewussten Art vom Tisch gewischt. »Das lassen Sie mich mal regeln, Cyrus.« Und Chadwick, der bis vor drei Jahren selbst bei der Met gewesen war und dort noch über gute Kontakte verfügte, hatte es geregelt.
Als der große Schnellkatamaran mit deutlich verminderter Geschwindigkeit nach rechts schwenkte und auf den Fährhafen zuhielt, verschwand der Ort, an dem man Charlie Mourant tot aufgefunden hatte, aus Doyles...
| Erscheint lt. Verlag | 15.7.2019 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Cyrus Doyle ermittelt |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
| Schlagworte | Bannalec • Bogenschießen • Bundle • E-Book Bundle • Geliebte • Großbritannien • Guernsey • Guernsey Krimi • Insel • Inspector Barnaby • Mord • Pfeilmörder • Polizeiarbeit • unschuldig verurteilt • Urlaubsbuch • Urlaubskrimi • Whodunit • Zwei Bücher in einem |
| ISBN-13 | 9783841217653 / 9783841217653 |
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