Jerry Cotton 3242 (eBook)
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-8387-4 (ISBN)
Rückkehr der Black Panther?
James Wellington, Besitzer mehrerer Geschäfte in New York und Umgebung, wo er vornehmlich Schwarze beschäftigte, wurde von einem Mann mit Panthermaske ermordet. Und es war bereits der zweite Mord an einem reichen, weißen Industriellen innerhalb kurzer Zeit! Wenige Wochen zuvor war Dennis Swant unter ähnlichen Umständen getötet worden. Als Mr. High Phil und mir den Fall übergab, wies er darauf hin, dass es möglicherweise Zusammenhänge mit der Black-Panther-Bewegung der Sechziger- und Siebzigerjahre gab. War die alte Widerstandsbewegung etwa zurück?
Moira Wheeler stürzte getroffen zu Boden. Sie fiel auf ihren Verlobten, der sich nicht bewegte. Trotz der Wunde an ihrem rechten Oberschenkel, die furchtbar schmerzte, wandte sie sich Wellington zu.
»James, bitte, sag doch etwas!«, rief sie aufgeregt und rüttelte an ihm.
Er bewegte sich nicht. Doch sie hörte nicht auf. Erst als sie so sehr an ihm zog, dass sie sein Gesicht sehen konnte, hielt sie inne. Seine Augen waren offen und starrten leblos ins Nichts.
»Nein, nein, nein!«, schrie sie und weinte.
James Wellington war tot!
»Chuck Norris gegen Jean-Claude Van Damme«, sagte Phil und schaute mich erwartungsvoll an.
Ich legte den Sicherheitsgurt an und startete den Motor des Jaguars. Wir hatten uns ein ausgiebiges Abendessen im Mezzogiorno gegönnt und über der gemütlichen Atmosphäre und unserer Unterhaltung beinahe die Zeit vergessen. Mittlerweile war es nach Mitternacht, und wir befanden uns auf dem Heimweg.
»Also?«, wollte Phil wissen.
»Das ist echt schwierig. Sind beide gut. Hat nicht Chuck Norris einst Van Damme als Stuntman für Missing in Action engagiert?«
»Keine Ahnung.« Phil zuckte mit den Schultern. »Du lenkst vom Thema ab. Chuck oder Jean-Claude?«
»Ich tippe auf Van Damme«, antwortete ich. »Er ist zwar kein Amerikaner, aber gut trainiert und viel jünger als Norris.«
Phil nickte. »Beurteile ich genauso, obwohl Chuck Norris das wohl anders sehen würde.«
»Wahrscheinlich folgt jetzt wieder ein Chuck-Norris-Witz aus dem Internet«, mutmaßte ich seufzend.
»Die sind aber auch gut«, meinte Phil und versuchte, nicht zu grinsen. »Hier, der: Wie heißt das Tagebuch von Chuck Norris?«
»Weiß nicht, braucht der überhaupt eins?«
»Guinnessbuch der Rekorde!«, zitierte Phil.
»Bevor du noch einen Witz zum Besten gibst: Mike Tyson gegen George Foreman«, versuchte ich seine Aufmerksamkeit wieder auf unser ursprüngliches Thema zu lenken.
»Beides ziemlich harte Kerle, mit denen ich wirklich nur ungern im Ring stehen würde …«, sagte Phil nachdenklich, als mein Handy klingelte.
Es war Mr. High.
»Guten Abend, Jerry«, grüßte er kurz. »Es gab einen Mordfall in Harlem. Ein Mann wurde niedergeschossen. Könnten Sie sich die Sache ansehen?«
»Natürlich, Sir«, erwiderte ich. »Eine FBI-Angelegenheit? Oder eher etwas für die Kollegen vom NYPD?«
»Da bin ich mir noch nicht sicher«, antwortete er. »Finden Sie heraus, ob es sich um einen Raubmord handelte oder der Täter das Opfer gezielt ausgeschaltet hat. Dann sehen wir weiter. Ich schicke Ihnen die Infos aufs Handy.«
»Geht klar, Sir«, sagte ich. »Phil ist übrigens bei mir, wir können also sofort losfahren.«
Er bestätigte und unterbrach die Verbindung.
Phil schaute mich fragend an. »Arbeit?«
Ich nickte. »Ein Mordfall in Harlem. Wir sollen uns das ansehen.«
Ich setzte den Blinker, schaute auf die Straße und fuhr los. Während ich mich aufs Fahren konzentrierte, versuchte Phil so viele Daten wie möglich über den Vorfall herauszufinden.
»Das Opfer ist ein gewisser James Wellington, ein Geschäftsmann aus New York«, sagte er. »Der Tatort befindet sich in einer Seitenstraße des Malcom X Boulevards, unweit des Marcus Garvey Parks. Das ist wohl in unmittelbarer Nähe seines Apartments. Könnte sein, dass der Täter ihm da aufgelauert hat.«
Ich nickte.
»Wellington ist tot«, fuhr Phil fort. »Aber er war nicht allein, sondern in Begleitung einer Frau, Moira Wheeler. Hier steht, die beiden waren verlobt.«
»Wie geht es ihr?«, wollte ich wissen.
»Sie wurde angeschossen und ist ins Krankenhaus gebracht worden«, antwortete Phil. »Ich finde hier keine Informationen über ihren Zustand.«
»Hoffentlich kommt sie durch«, dachte ich laut.
»Das hoffe ich auch«, meinte Phil. »Und das nicht nur, weil sie eine Augenzeugin ist.«
Ich nickte. »Sie sollte Personenschutz erhalten.«
»Ich kümmere mich darum. Interessant …«
»Was ist?«, fragte ich neugierig.
»Hier steht, der Täter hat eine Maske getragen. Aber nicht irgendeine, sondern die eines Tieres.«
»Das könnte uns einen Hinweis auf das Motiv geben«, sagte ich. »Steht da, wer die Tat gesehen hat?«
»Nein, keine Erwähnung von Zeugen.« Phil schüttelte den Kopf. »Ist ja auch nur eine Meldung, kein Bericht. Vor Ort werden wir mehr erfahren.«
Das Verkehrsaufkommen in Manhattan war um diese Zeit moderat, entsprechend erreichten wir eine Viertelstunde später unser Ziel.
Ich parkte den Jaguar ein wenig abseits, dann stiegen wir aus. Die Kollegen vom NYPD hatten den Tatort bereits abgesperrt. Zusätzlich zu den Straßenlaternen, die in dieser Gegend nicht besonders viel Licht spendeten, waren mobile Scheinwerfer aufgestellt worden. Die Crime Scene Unit war bereits vor Ort.
Mit schnellem Blick schaute ich mich um. Es handelte sich um eine gute Gegend. Viele alte Häuser, die renoviert worden waren. Die davor parkenden Autos, zumeist der gehobenen Klasse, deuteten auf gutsituierte Bewohner hin.
Es gab ein paar Schaulustige, die vor allem hinter den Fenstern ihrer Apartments hockten und das Treiben der Beamten beobachteten.
Wir näherten uns der Absperrung und hielten kurz inne.
Ein älterer Officer vom NYPD musterte uns zuerst argwöhnisch, dann lockerten sich seine Gesichtszüge.
»FBI?«, vergewisserte er sich.
Ich nickte und zeigte ihm meine Dienstmarke. »Gut erkannt.«
»Jahrzehntelange Erfahrung«, erwiderte er. »Die Crime Scene Unit ist noch zu Gange. Wollen Sie mit Detective Morley reden?«
»Das wäre gut.«
Er deutete auf einen Mann von Mitte vierzig, der auf der anderen Seite des abgesperrten Bereichs stand und sich mit jemandem unterhielt.
Ich bedankte mich, dann gingen wir zu Morley.
»Mehr konnten Sie wirklich nicht erkennen?«, hörten wir ihn eine Zeugin fragen.
Die junge Frau, gekleidet wie eine Joggerin, schüttelte den Kopf. »Nein, leider nicht. Es war dunkel, und ich war ziemlich weit entfernt. Zum Glück! Ich achte sehr auf meinen Körper und will nicht, dass ihm etwas zustößt. Das sehen meine Follower sicher genauso.«
»Follower? Klar, sicher«, erwiderte der Detective und seufzte. »Wir haben ja Ihre Kontaktdaten, falls wir Sie noch einmal befragen müssen. Davon abgesehen sollten Sie sich melden, wenn Ihnen noch etwas einfällt.«
»Klar«, meinte sie, schnappte sich die Visitenkarte, die er ihr hinhielt, und drehte sich um.
Er schüttelte den Kopf und drehte sich in unsere Richtung.
»Was läuft nur verkehrt mit dieser Welt?«, fragte er. »Manchen Menschen sind ihre sogenannten Internet-Freunde wichtiger als ein Mord.«
»Wem sagen Sie das«, stimmte ich zu und zeigte ihm meine Dienstmarke.
Er musterte mich fragend. »Was will denn das FBI hier?«
»Unser Chef hat uns hergeschickt«, antwortete ich und stellte uns vor. »Wir sollen herausfinden, was hier los war.«
»Das kann ich Ihnen sagen«, antwortete der Detective und zeigte auf die Leiche, die unter einer Plane lag. »Dieser Mann, James Wellington, wurde von einem Unbekannten erschossen. Zwei Kugeln in die Brust. War sofort tot. Seine Verlobte war bei ihm, die beiden kamen gerade vom Theater oder so. Sie wurde ebenfalls getroffen, glaube aber nicht, dass sie das Ziel war. Ein ungezielter Schuss, hat ihr Bein getroffen. Ist gerade im Krankenhaus und wird behandelt.«
»Das Ziel? Sie meinen, der Täter hatte es auf Wellington abgesehen?«, hakte Phil nach.
»Da bin ich mir absolut sicher.« Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. »Er hat nichts gestohlen, nicht einmal den Versuch gemacht. Ist einfach auf die beiden zugegangen und hat das Feuer eröffnet.«
Ich nickte. »Sie haben recht, das war sicher kein versuchter Raub. Was ist mit dem Täter? Sie haben schon Zeugen befragt. Konnten die ihn beschreiben?«
Morley nickte grimmig. »Ein Tiger, ein Panther, eine Raubkatze, suchen Sie sich etwas aus. Der Kerl hat eine Maske getragen, von irgendeinem Raubtier. Mehr kann ich Ihnen leider nicht bieten.«
»Was ist mit seiner Größe? War er schwarz? Weiß?«, wollte Phil wissen.
»Etwa die gleiche Größe wie Wellington. Zur Hautfarbe kann ich nichts sagen. Abgesehen von der Maske hatte er eine Kapuze übergezogen. Und Handschuhe an. Aufgrund von Statur und Bewegung haben die Zeugen einheitlich ausgesagt, dass es ein Mann gewesen sein muss.«
»Das ist wirklich nicht viel«, murrte Phil. »Er war gut vorbereitet. Was ist mit den Patronen?«
»Keine Hülsen gefunden«, meinte der Detective. »Wahrscheinlich hat er einen Trommelrevolver verwendet. Was die Kugeln angeht, müssen Sie sich an die Crime Scene Unit wenden. Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, dass sie in den Opfern stecken. Der Täter hat schnell zugeschlagen und ist schnell wieder verschwunden. Mehr kann ich Ihnen leider nicht anbieten.«
»Haben Sie sich schon die Aufzeichnungen der Kameras in der Gegend vorgenommen?«, fragte Phil.
»Nein, so weit sind wir noch nicht«, entgegnete der Detective. »Die laufen ja auch nicht weg, die Zeugen manchmal schon. Daher haben wir uns die zuerst vorgenommen.«
»Guter Plan«, meinte Phil. »Mit etwas Glück finden wir irgendwo eine Aufnahme, wo der Täter ohne Maske zu sehen ist. Immerhin muss er sie ja auf- und wieder abgesetzt haben.«
Ich schaute erst zu Phil, dann zum Detective. »Wäre es...
| Erscheint lt. Verlag | 6.8.2019 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Jerry Cotton | Jerry Cotton |
| Verlagsort | Köln |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
| Schlagworte | 2017 • 2018 • Abenteuer • Action Abenteuer • action romane • action thriller • action thriller deutsch • alfred-bekker • Bastei • bastei hefte • bastei heftromane • bastei romane • bastei romane hefte • Bestseller • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste fälle • Fall • gman • G-Man • Hamburg • Heft • Heftchen • Heftroman • heftromane bastei • Kindle • Krimi • Krimiautoren • Krimi deutsch • krimi ebook • Krimi kindle • Kriminalfälle • Kriminalgeschichte • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Kriminalromane • kriminalromane 2018 • kriminalromane deutsch • Krimi Reihe • Krimireihen • krimi romane • Krimis • krimis&thriller • krimis und thriller kindle • Krimi Urlaub • letzte fälle • martin-barkawitz • Polizeiroman • Romanheft • Roman-Heft • schwerste fälle • Serie • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • spannende Thriller • Spannungsroman • Stefan Wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • Wegner |
| ISBN-10 | 3-7325-8387-2 / 3732583872 |
| ISBN-13 | 978-3-7325-8387-4 / 9783732583874 |
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