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Die Fahrt zum Leuchtturm (eBook)

Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2025 | 3., Überarbeitete Fassung
317 Seiten
Null Papier Verlag
978-3-96281-691-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Fahrt zum Leuchtturm - Virginia Woolf
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»Die Fahrt zum Leuchtturm« ist ein Roman von Virginia Woolf. Die mehrstimmige Geschichte handelt von der Ramsay-Familie und ihren Besuchen auf der schottischen Isle of Skye zwischen 1910 und 1920. Der Roman gehört zur modernen Literatur und wurde 2015 von mehreren internationalen Literaturkritikern zu einem der bedeutendsten Werke der britischen Welt gewählt. Null Papier Verlag

Virginia Woolf (25.011882-28.03.1941; gebürtig Adeline Virginia Stephen) war eine britische Schriftstellerin und Verlegerin. Sie entstammte einer wohlhabenden Intellektuellen-Familie, die zahlreiche Kontakte zu Literaten hatte.

Virginia Woolf (25.011882–28.03.1941; gebürtig Adeline Virginia Stephen) war eine britische Schriftstellerin und Verlegerin. Sie entstammte einer wohlhabenden Intellektuellen-Familie, die zahlreiche Kontakte zu Literaten hatte.

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Die Zeit vergeht
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Der Leuchtturm
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»Mor­gen, ja, na­tür­lich nur, wenn schö­nes Wet­ter ist«, sag­te Mrs. Ramsay. »Aber dann musst du schon mit der Ler­che aus dem Nest«, füg­te sie hin­zu.

Für ih­ren Sohn wa­ren die­se Wor­te eine au­ßer­or­dent­li­che Freu­de; als stün­de da­mit un­um­stöß­lich fest, dass die Un­ter­neh­mung statt­fin­den wür­de und das Wun­der, nach dem er sich, seit Jah­ren und Jah­ren, so schi­en es ihm, ge­sehnt hat­te, nach der Dun­kel­heit ei­ner Nacht und der Se­gel­fahrt ei­nes Ta­ges nahe wäre. Und da er schon jetzt, mit sei­nen sechs Jah­ren, zur großen Sip­pe de­rer ge­hör­te, die ein Ge­fühl nicht vom an­de­ren schei­den kann, son­dern die nächs­ten Din­ge des täg­li­chen Le­bens von den Freu­den und Küm­mer­nis­sen künf­ti­ger Aus­sich­ten über­schat­ten las­sen muss, da für sol­che Leu­te schon in frühs­ten Kin­der­jah­ren jede Dre­hung im Rä­der­werk der Wahr­neh­mung die Kraft be­sitzt, den Au­gen­blick, den sie ver­düs­ternd oder licht­strah­lend trifft, ganz und gar zu durch­drin­gen und zur fes­ten Form wer­den zu las­sen, so füll­te auch Ja­mes Ramsay, der auf dem Fuß­bo­den saß und die Bil­der aus der Preis­lis­te der Army and Navy Sto­res aus­schnitt, das Bild ei­nes Kühl­schran­kes bei den Wor­ten sei­ner Mut­ter mit himm­li­scher Se­lig­keit. Es war von ei­nem Strah­len­kranz aus Freu­de um­ge­ben. Der Schub­kar­ren, die Ra­sen­mäh­ma­schi­ne, das Rau­schen der Pap­peln, gil­ben­de Blät­ter vorm Re­gen, Krä­hen­ge­krächz, das Krat­zen von Be­sen, Klei­der­ge­ra­schel – all das war so far­big und deut­lich in sei­nen Ge­dan­ken, dass er schon sein ei­ge­nes Wör­ter­buch, sei­ne Ge­heim­spra­che hat­te, ob­wohl er äu­ßer­lich ein Bild star­rer und un­nach­gie­bi­ger Stren­ge war mit sei­ner ho­hen Stirn und sei­nen lei­den­schaft­li­chen blau­en Au­gen, ma­kel­los ehr­lich und rein, leicht die Stirn run­zelnd beim An­blick mensch­li­cher Un­zu­läng­lich­keit, so­dass sei­ne Mut­ter, als sie ihn säu­ber­lich die Sche­re rings um den Kühl­schrank füh­ren sah, ihn sich vor­stell­te, wie er ganz in Rot und Her­me­lin zu Ge­richt saß oder in ei­nem ent­schei­dungs­schwe­ren Au­gen­blick der va­ter­län­di­schen Ge­schi­cke eine erns­te und be­deut­sa­me Un­ter­neh­mung lei­te­te.

»Es wird aber«, sag­te sein Va­ter und blieb am Wohn­zim­mer­fens­ter ste­hen, »mor­gen kein schö­nes Wet­ter sein.«

Wäre eine Axt zur Hand ge­we­sen, ein Feu­er­ha­ken oder sonst ir­gend­ei­ne Waf­fe, die ein Loch in sei­nes Va­ters Brust hät­te rei­ßen und ihn tö­ten kön­nen, jetzt auf der Stel­le, Ja­mes hät­te da­nach ge­grif­fen. So groß war das Über­maß der Er­re­gung, die Mr. Ramsay durch sei­ne blo­ße Ge­gen­wart in sei­nen Kin­dern wachrief, wenn er so wie jetzt, schmal wie ein Mes­ser und scharf wie ei­nes Mes­sers Klin­ge, da­stand und spöt­tisch grins­te, nicht nur weil es ihm Spaß mach­te, in sei­nem Sohn alle Träu­me zu zer­stö­ren und sei­ne Frau lä­cher­lich zu ma­chen, die zehn­tau­send­mal bes­ser war als er (dach­te Ja­mes), son­dern auch aus ge­hei­mer Ei­tel­keit auf die Treff­si­cher­heit sei­nes Ur­teils. Was er sag­te, war rich­tig. Es war im­mer rich­tig. Er war kei­ner Un­wahr­heit fä­hig, deu­tel­te nie­mals an Tat­sa­chen her­um, än­der­te nie­mals ein un­an­ge­neh­mes Wort zur Freu­de oder Be­quem­lich­keit ir­gend­ei­nes sterb­li­chen We­sens, am we­nigs­ten sei­ner ei­ge­nen Kin­der, die, da sie sei­nen Len­den ent­sprun­gen wa­ren, von Kind­heit auf be­grei­fen soll­ten, dass das Le­ben schwie­rig ist, Tat­sa­chen nicht mit sich han­deln las­sen und die Fahrt zu je­nem sa­gen­haf­ten Land, wo un­se­re hells­ten Hoff­nun­gen er­lö­schen und un­se­re ge­brech­li­chen Schif­fe im Fins­tern schei­tern (hier reck­te sich Mr. Ramsay wohl in den Schul­tern auf und sah aus sei­nen zu­sam­men­ge­knif­fe­nen klei­nen blau­en Au­gen auf den Ho­ri­zont), so be­schaf­fen ist, dass man vor al­lem an­de­ren Mut, Wahr­haf­tig­keit und die Kraft zum Be­har­ren braucht.

»Vi­el­leicht wird es aber doch schön – ich möch­te glau­ben, dass es schön wird«, sag­te Mrs. Ramsay und dreh­te un­ge­dul­dig den röt­lich brau­nen Strumpf, an dem sie strick­te. Wenn sie ihn heu­te Abend noch fer­tig be­kam und sie mor­gen schließ­lich doch zum Leucht­turm fuh­ren, so soll­te ihn der Leucht­turm­wär­ter für sei­nen klei­nen Jun­gen ha­ben, der, wie zu be­fürch­ten war, an Hüft­tu­ber­ku­lo­se litt; dazu einen Stoß al­ter Zeit­schrif­ten, et­was Ta­bak und was sie sonst noch fin­den konn­te an Din­gen, die nie­mand brauch­te, son­dern die bloß im Zim­mer her­um­la­gen, um sie den ar­men Ker­len zu schen­ken, die sich doch zu Tode lang­wei­len müss­ten, wenn sie den gan­zen Tag so da­sit­zen und nichts zu tun ha­ben, als die Lam­pe blank­zu­rei­ben, den Docht zu put­zen und ihr win­zi­ges Gar­ten­stück­chen zu har­ken; et­was also, um sie auf­zu­mun­tern. Denn wie muss ei­nem zu­mu­te sein, wenn man einen gan­zen Mo­nat hin­ter­ein­an­der und viel­leicht noch län­ger bei stür­mi­schem Wet­ter auf ei­nem Fel­sen ein­ge­sperrt sitzt, der nicht grö­ßer ist als ein Ten­nis­platz? so frag­te Mrs. Ramsay wohl; wenn man we­der Brie­fe noch Zei­tun­gen hat und kei­ne Men­schen­see­le er­blickt; so­fern man ver­hei­ra­tet ist, sei­ne Frau nicht zu se­hen be­kommt und nicht weiß, wie es den Kin­dern geht – ob sie wo­mög­lich krank sind, ob sie ge­fal­len sind und sich Arme oder Bei­ne ge­bro­chen ha­ben; im­mer nur zu se­hen, wie sich die glei­chen trau­ri­gen Wel­len bre­chen, Wo­che auf Wo­che, und dann, wie ein furcht­ba­rer Sturm auf­kommt und die Fens­ter mit Gischtsprit­zern be­deckt sind und Vö­gel ge­gen die Lam­pe ge­schleu­dert wer­den und der gan­ze Turm schwankt, so­dass man die Nase nicht vor die Tür ste­cken kann, aus Angst, ins Meer ge­fegt zu wer­den? Was wür­det ihr sa­gen, wenn es euch so gin­ge? frag­te sie und mein­te da­mit be­son­ders ihre Töch­ter. Und: Seht ihr, so füg­te sie ei­ni­ger­ma­ßen zu­sam­men­hang­los hin­zu, man muss sich Trost su­chen, wo man ihn eben fin­det.

»West­wind, haar­ge­nau«, sag­te der Athe­ist Tans­ley und hielt sei­ne ha­ge­ren Fin­ger ge­spreizt hoch, so­dass der Wind durch die Hand blies; denn er nahm an Mr. Ramsays Abend­spa­zier­gang teil, auf und ab, auf und ab über die Ter­ras­se. Das hieß nun, dass der Wind aus ei­ner Rich­tung kam, die für die Lan­dung am Leucht­turm denk­bar un­güns­tig war. Er sag­te, das gab Mrs. Ramsay zu, un­an­ge­neh­me Din­ge; es war ge­häs­sig von ihm, die Be­mer­kung ein­zu­streu­en und Ja­mes da­durch noch tiefer zu ent­täu­schen; den­noch litt sie nicht, dass man über ihn lach­te. Den ›Atheis­ten‹ nann­ten sie ihn; den ›klei­nen Atheis­ten‹. Rose mach­te sich über ihn lus­tig; Prue mach­te sich über ihn lus­tig; An­drew, Jas­per, Ro­ger mach­ten sich über ihn lus­tig; so­gar der alte Bad­ger, der vorn kei­nen Zahn mehr hat­te, schnapp­te nach ihm, weil er (wie Nan­cy es aus­drück­te) der hun­dert­und­zehn­te jun­ge Mann war, der sie alle hin­auf zu den He­bri­den scheuch­te; wo es doch so viel net­ter war, al­lein zu sein.

»Un­sinn«, sag­te Mrs. Ramsay mit großer Stren­ge. Ab­ge­se­hen von der Ge­wohn­heit zu über­trei­ben, die die Kin­der von ihr hat­ten, und dem still­schwei­gen­den (be­rech­tig­ten) Vor­wurf, dass sie zu vie­le...

Erscheint lt. Verlag 1.7.2025
Übersetzer Karl Lerbs
Verlagsort Neuss
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 1920er • Champagner • Der große Gatsby • Die wilden Zwanziger • Faulkner • Hemingway • Mondän • Paris • Riviera • Roaring Twenties • Robert Redford • Rom • Steinbeck • Wer hat Angst vor Virginia Woolf
ISBN-10 3-96281-691-7 / 3962816917
ISBN-13 978-3-96281-691-9 / 9783962816919
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