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Die Tochter des Drachen (eBook)

Roman - Erstmals auf Deutsch

(Autor)

eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
976 Seiten
Penhaligon (Verlag)
978-3-641-17766-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Tochter des Drachen -  Robin Hobb
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Er rettete bereits Könige und Drachen, doch nun geht es für ihn um den höchsten Preis: das Leben seiner Tochter.
Einst rettete Fitz Chivalric Weitseher seinen König und befreite den Kronprinzen. Bereits auf vielerlei Arten beschützte er das Reich. Er bewahrte sogar einen Drachen vor dem Tod. Für viele ist er ein großer Held! Doch ausgerechnet seine Tochter Biene hat Angst vor ihm. Sie scheint zu spüren, dass er ein Mörder ist. Erst ein schrecklicher Schicksalsschlag führt die beiden näher zusammen. Fitz will Biene um jeden Preis vor den Intrigen des königlichen Hofs von Bocksburg und den damit verbundenen Opfern und Gefahren beschützen. Um das zu erreichen, muss er sie verlassen. Dabei erkennt er viel zu spät, dass nicht er selbst, sondern seine Tochter das Ziel einer geheimnisvollen Gruppe von Verschwörern ist.

Robin Hobb wurde in Kalifornien geboren, zog jedoch mit neun Jahren nach Alaska. Nach ihrer Hochzeit ließ sie sich mit ihrem Mann auf Kodiak nieder, einer kleinen Insel an der Küste Alaskas. Im selben Jahr veröffentlichte sie ihre erste Kurzgeschichte. Seither war sie mit ihren Storys an zahlreichen preisgekrönten Anthologien beteiligt. Mit »Die Gabe der Könige«, dem Auftakt ihrer Serie um Fitz Chivalric Weitseher, gelang ihr der Durchbruch auf dem internationalen Fantasy-Markt. Ihre Bücher wurden seither millionenfach verkauft und sind Dauergäste auf der New-York-Times-Bestsellerliste. Im November 2021 wurde ihr der renommierte World Fantasy Award für ihr Lebenswerk verliehen. Robin Hobb hat vier Kinder und lebt heute in Tacoma, Washington.

Prolog

Meine liebe Fürstin Fennis,

wir sind schon viel zu lange befreundet, als dass ich zurückhaltend sein müsste. Wie Ihr so zart angedeutet habt, sind mir in der Tat niederschmetternde Neuigkeiten hinterbracht worden. Mein Stiefsohn, Prinz Chivalric, hat sich als der ungehobelte Geselle erwiesen, den ich schon immer in ihm vermutet habe. Sein Bastard, den er mit einer Berghure gezeugt hat, ist ans Licht gekommen.

So beschämend das auch ist, man hätte weit diskreter damit umgehen können, wenn sein Bruder, Prinz Veritas, der ungefähr so schlau wie ein Steinklotz ist, rasch und entschieden gehandelt hätte, um den Schandfleck auszumerzen. Stattdessen hat er meinem Mann in einer taktlosen Botschaft von ihm berichtet.

Und was tut mein Gebieter angesichts dieses schmählichen Verhaltens? Nun, er besteht nicht nur darauf, den Bastard nach Bocksburg zu holen, sondern überträgt Chivalric die Rechte an Weidenhag und lässt ihn mit seiner linkischen unfruchtbaren Frau dort sein Gnadenbrot empfangen. Weidenhag! Ein stattliches Gut, das manch einer meiner Freunde gern besitzen würde, und er belohnt damit seinen Sohn dafür, dass er mit einer Ausländerin niederen Standes einen Bastard gezeugt hat. König Listenreich hält es auch nicht für geschmacklos, dass besagter Bastard mittlerweile hierher nach Bocksburg gebracht worden ist, wo jedes Mitglied meines Hofstaats diesen kleinen Wilden aus den Bergen sehen kann.

Und was setzt allen Kränkungen, die meinem Sohn und mir widerfahren sind, die Krone auf? Der König hat verkünden lassen, dass Prinz Veritas nun den Titel eines Königs-zur-Rechten annehmen und der nächste Thronfolger sein wird. Als Chivalric den Anstand besaß, angesichts seiner Schande auf seinen Anspruch zu verzichten, freute ich mich insgeheim, da ich glaubte, dass Edel nun sogleich als künftiger König anerkannt werden würde. Er mag ja jünger sein als seine beiden Halbbrüder, aber niemand kann bestreiten, dass er vornehmere Vorfahren hat und sein Auftreten seinem Namen alle Ehre macht.

Ich bin an diesen Ort wahrlich verschwendet – genau wie mein Sohn Edel. Als ich meine eigene Herrschaft und meine Titel aufgab, um Listenreichs Königin zu werden, geschah das in dem Glauben, dass jedes Kind, das ich ihm gebar, als von weit besserer Abstammung gelten würde als die beiden unbesonnenen Knaben, die seine vorherige Königin ihm geschenkt hat, und nach ihm regieren würde. Aber sieht er jetzt Chivalric an und räumt ein, dass es ein Fehler war, ihn zu seinem Erben zu ernennen? Nein. Wenn er ihn zurücksetzt, so nur, um seinen tölpelhaften jüngeren Bruder zum König-zur-Rechten zu machen. Der ungeschlachte Veritas mit seinem derben Gesicht und der Anmut eines Ochsen!

Es ist zu viel, meine Liebe. Zu viel, als dass ich es ertragen könnte. Ich würde dem Hof den Rücken kehren, wenn das nicht zugleich hieße, Edel ohne Verteidiger hier zurückzulassen.

Brief von Königin Desideria an Fürstin Fennis von Tilth

Als ich ein Junge war, hasste ich sie. Ich erinnere mich noch, wie ich damals dieses Schreiben fand, unvollendet und nie abgeschickt. Ich las es und fand darin die Bestätigung, dass die Königin, der ich nie offiziell vorgestellt worden war, mich tatsächlich schon hasste, seit sie von mir erfahren hatte. Es beruhte auf Gegenseitigkeit. Ich fragte Chade nie, wie er an den Brief gekommen war. Da er selbst ein Bastard und König Listenreichs Halbbruder war, hatte Chade stets ohne Zögern im Interesse des Weitseherthrons gehandelt. Vielleicht hatte er den Brief in der Absicht vom Schreibtisch der Königin entwendet, es so aussehen zu lassen, als hätte sie Fürstin Fennis nicht die schuldige Achtung erwiesen, indem sie ihren Brief unbeantwortet ließ. Spielt das heute noch eine Rolle? Ich weiß nicht, was mein alter Mentor mit seinem Diebstahl bezweckte. Doch manchmal frage ich mich, ob es ein Zufall war, dass ich Königin Desiderias Brief fand und las, oder eine gezielte Enthüllung. Chade war in jenen Tagen mein Lehrmeister und unterwies mich in der Kunst der Assassinen. Er diente seinem König skrupellos als Meuchelmörder, Spion und Ränkeschmied in Bocksburg und brachte mir bei, dasselbe zu tun. Ein königlicher Bastard, so lehrte er mich, ist bei Hofe nur so lange sicher, wie er nützlich ist. Nach außen hin war ich ein uneheliches Kind niederer Abkunft und suchte mir, missachtet oder verhasst, einen Weg durchs gefährliche Fahrwasser der Politik auf der Burg. Aber König Listenreich und ich wussten beide, dass seine Hand und sein Assassine mich beschirmten. Allerdings brachte Chade mir nicht nur den Umgang mit Messern, Giften und Hinterlist bei, sondern auch, was man tun muss, um als Bastard königlicher Abstammung zu überleben. War es ihm darum zu tun, mich zu warnen, oder wollte er mir Hass eingeben, damit ich umso unverbrüchlicher der Seine wurde? Sogar diese Fragen stelle ich mir zu spät.

Im Laufe der Jahre habe ich Königin Desideria in vielerlei Gestalt gesehen. Erst war sie die abscheuliche Frau, die meinen Vater hasste und mich noch mehr, die Frau, der die Macht zu Gebote stand, meinem Vater die Krone vom Kopf zu reißen und mich zu einem Leben zu verdammen, in dem sogar mein Name von meiner unehelichen Geburt zeugte. Ich erinnere mich an Zeiten, in denen ich mich davor fürchtete, mich ihr auch nur zu zeigen.

Als Jahre nach meiner Ankunft in Bocksburg mein Vater ermordet wurde, war es höchstwahrscheinlich ihre Hand, die die Fäden zog. Und doch gab es nichts, was Chade oder ich dagegen zu unternehmen vermochten. Wir konnten keine Gerechtigkeit fordern. Ich erinnere mich, dass ich mich fragte, ob König Listenreich nicht davon wusste oder ob es ihm gleichgültig war. Ich entsinne mich auch, dass ich mit absoluter Gewissheit davon überzeugt war, dass Königin Desideria meinen Tod verlangen konnte, wenn sie ihn wünschte. Ich fragte mich damals sogar, ob Chade mich beschützen oder sich seiner Pflicht beugen und es geschehen lassen würde. Was für Überlegungen für ein Kind!

Weidenhag war in meiner Vorstellung ein unwirtlicher Ort der Verbannung und Demütigung. Als ich als Junge in Bocksburg lebte, erzählte man mir, dass mein Vater sich nach Weidenhag zurückgezogen hätte, um sich vor der Schande zu verstecken, die ich darstellte. Er hatte Thron und Krone aufgegeben, sich den verletzten Gefühlen und dem Zorn seiner rechtmäßigen Ehefrau gebeugt, sich bei König und Hof für seinen Mangel an Tugend und Urteilskraft entschuldigt und war vor dem Bastard geflohen, den er gezeugt hatte.

Und so stellte ich mir Weidenhag ausgehend von den einzigen Orten, an denen ich bisher gelebt hatte, als wehrhafte Burg auf einem Hügel vor. Ich malte es mir als Palisadenfestung wie Mondesauge im Bergreich aus oder als Ebenbild der hoch aufragenden Mauern der Bocksburg, die auf steil abfallenden, abweisenden schwarzen Klippen über dem Meer dräute. Ich dachte, mein Vater säße düster grübelnd allein in einer eisigen steinernen Halle, in der Feldzeichen und uralte Waffen hingen. Ich stellte mir steinige Äcker vor, die in graue nebelverhangene Marschen übergingen.

Später sollte ich herausfinden, dass Weidenhag damals ein prachtvolles Herrenhaus war, ein weitläufiges, behagliches Gebäude, das in einem breiten, fruchtbaren Tal lag. Die Wände bestanden nicht aus Mauerwerk, sondern aus goldener Eiche und sattem Ahorn, und die Säle hatten zwar Böden aus flachen Flusssteinen, waren aber mit warmem Holz getäfelt. Das sanfte Sonnenlicht des ländlichen Tals fiel in breiten Streifen durch längliche schmale Fenster in die Gemächer. Die Auffahrt zur Vordertür war breit und von hohen, anmutigen Birken gesäumt. Im Herbst ließen sie ihr Laub als goldgelben Teppich auf die Straße fallen, und im Winter beugten sie sich unter der Schneelast, sodass sie zu einem frostigen weißen Tunnel wurde, aus dem man hier und da einen Blick auf den blauen Himmel erhaschte.

Auf Weidenhag lebte mein Vater weder in Festungshaft noch in der Verbannung, sondern mit seiner unfruchtbaren Frau auf einem großzügigen Ruhesitz. Ich glaube, mein Großvater liebte meinen Vater so sehr, wie seine Stiefmutter ihn hasste. König Listenreich schickte ihn nach Weidenhag, um ihn in Sicherheit zu bringen. Das scheiterte, aber dieses Scheitern lag nicht in König Listenreichs Absicht. Weidenhag sollte für Chivalric ein angenehmer Ort sein.

Und als es an mir war, mich dorthin zurückzuziehen, mit meiner Liebsten, ihren munteren Söhnen und der Frau, die immer meine Mutter hatte sein wollen, wurde es für uns eine Zeitlang zu einem sicheren Hafen der Ruhe und des Friedens.

Die Zeit ist eine ungnädige Lehrmeisterin, die uns ihre Lektionen viel zu spät erteilt, als dass wir noch einen Vorteil daraus ziehen könnten. Manche Einsicht kommt mir erst Jahre, nachdem sie mir hätte nützen können. Jetzt blicke ich auf den »alten« König Listenreich zurück und betrachte ihn als Mann, der von einer langen, auszehrenden Krankheit heimgesucht wurde, die ihm nicht nur das körperliche Wohlbefinden, sondern auch den scharfen Verstand raubte. Noch schlimmer ist allerdings, dass ich Königin Desideria nun als das sehe, was sie wirklich war: keine böse Frau, die es darauf abgesehen hatte, mein kleines Leben so beschwerlich wie möglich zu machen, sondern eine Mutter, die aus Liebe zu ihrem Sohn alle Bedenken in den Wind schlug und danach strebte, Edel nie auch nur im Geringsten zurückgesetzt zu sehen. Sie machte vor nichts halt, um ihn auf den Thron zu bringen.

Was hätte ich nicht getan, um meine kleine Tochter zu beschützen? Welche Tat wäre zu weit gegangen? Wenn ich sage: »Ich hätte jeden ohne Reue getötet«, macht mich das...

Erscheint lt. Verlag 26.8.2019
Reihe/Serie Das Kind des Weitsehers
Übersetzer Maike Claußnitzer
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Fool's Assassin (The Fitz and The Fool Trilogy, Book 1)
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Schlagworte Assassine • Bernhard Cornwall • eBooks • Epos • Fantasy • Für Leser von George R.R. Martin • George R.R. Martin • Heroische Fantasy • High Fantasy • Intrige • Mörder • New York Times Bestseller • Patrick Rothfuss • World Fantasy Award
ISBN-10 3-641-17766-9 / 3641177669
ISBN-13 978-3-641-17766-9 / 9783641177669
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