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Professor Zamorra 1171 (eBook)

Schöpfung
eBook Download: EPUB
2019 | 1. Aufl. 2019
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-7960-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Professor Zamorra 1171 - Christian Schwarz
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Schöpfung

Es war vier Uhr morgens, als der hochgewachsene, ganz in Schwarz gekleidete Mann über den Stortorget, den ältesten Platz Stockholms, schritt. Wäre ihm jemand begegnet, er hätte die plötzlich aus dem Nebel auftauchende Gestalt als düster, nachgerade unheimlich empfunden, als jemand, dem man besser auswich. Noch mehr, wenn er bemerkt hätte, dass die eleganten Lackschuhe nicht das kleinste Geräusch auf den feuchten Pflastersteinen verursachten. Aber es gab niemanden zu dieser frühen Stunde, der dem Mann hätte begegnen können ...

Der Düstere konnte die wunderbaren alten Häuser mit ihren farbigen Fassaden, auf die er zuschritt, so deutlich sehen wie an einem klaren Sonnentag, aber sie interessierten ihn nicht. Er kannte sie ohnehin in- und auswendig. Dabei war er durchaus an den Sehenswürdigkeiten der Altstadt interessiert, nun, an einer bestimmten zumindest. Er betrat Kåkbrinken, eine schmale Gasse zwischen den mehrstöckigen Häusern und ging sie rund dreißig Meter entlang, bis sie die Prästgatan kreuzte. Der Düstere blieb stehen und betrachtete sinnend das Haus, das direkt im Knickpunkt der beiden Gassen stand. Es war uralt. Älter noch als der große Runenstein von unregelmäßiger Form, der am Sockel der Hauswand eingelassen war und von einem schiefstehenden, in den Boden eingemauerten Kanonenrohr geschützt wurde. Der Verputz um den Runenstein war abgeschlagen worden und zeigte, dass er in rote Ziegel und große Feldsteine eingebettet war. Der Runenstein war nicht mächtiger als ehedem, das ganz sicher nicht. Aber seine magische Signatur hatte sich verändert, der Düstere spürte es genau, auch wenn er lange nicht mehr hier gewesen war. Die magischen Schwingungen, die er erwartet hatte, fand er jedoch nicht vor.

»Trotzdem muss ich äußerst vorsichtig sein«, murmelte er. Aus seinen Nasenlöchern und seinem Mund floss plötzlich finsterer Nebel, der sich vor seiner Brust zu einer schwarzen, brodelnden Wolke zusammenballte. Langsam senkte sich die Wolke, hüllte den Runenstein ein und durchdrang ihn.

In diesem Moment explodierte der Runenstein förmlich in einer Lichtflut aus hunderttausend Farben. Irisierende Blitze zuckten durch die Wolke und begannen, deren schwarze Farbe aufzulösen. Der Düstere schrie entsetzt. Mit dieser magischen Wucht, die seinen Geist zu zerfetzen drohte, hatte er trotz allem nicht gerechnet!

Er musste sein ganzes magisches Können aufbieten, um den Angriff, der eigentlich eher ein Verteidigungsschlag war, zurückzuweisen. Als es ihm gelungen war, seinen Geist aus der Magischen Erkundungswolke herauszuziehen, erloschen die irisierenden Blitze. Der Runenstein hüllte sich wieder in Nebel und Dunkelheit, die allmählich dem heraufziehenden Morgen wich.

Der Düstere hechelte vor Schmerz und Wut. Er drehte sich dreimal blitzschnell um seine Längsachse und fädelte sich schwefelstinkend in die nächste Paraspur ein.

Zuvor

Was hatten Vassago und die Elfe Kedlin miteinander zu tun? Asmodis, der Ruhelose, der im Nichts Gestrandete, interessierte sich brennend dafür. Weil ihn das unbestimmte Gefühl plagte, dass diese verborgene Beziehung auch für ihn wichtig sein könnte. So informierte er sich immer wieder per Dreifingerschau über Kedlins Tun – wie auch jetzt wieder. »Was ist das?«, murmelte er, während die plötzliche Erregung rote Feuerräder in seinen Augen rotieren ließ. »Das … kann doch nicht möglich sein«, murmelte er, über alle Maßen fasziniert. Der Erzdämon konnte seinen Blick nicht mehr von der Bildfläche wenden, die Szenen aus dem Reich des Zwergenkönigs Alviss zeigte. »Doch, natürlich kann es das … Ich werde es herausfinden. Wenn ich aber recht behalten sollte, was ist dann?« Die Furcht, die ihn plötzlich ansprang wie ein tollwütiger Höllenhund, ließ ihn schaudern.

Stockholm

Lisa Rix kam auch ganz gut ohne ihren Freund Aaron Davenport durch den Tag. Ein Stockholm-Trip war immer der Traum der 23-jährigen Londonerin gewesen, vor allem ein Besuch im Kungliga Slottet, dem Königsschloss, das zu den größten weltweit zählte. Denn Lisa war nicht nur Anhängerin der britischen Royals, auch die schwedische Königsfamilie hatte es ihr angetan. Damit konnte nun Aaron wiederum überhaupt nichts anfangen. Ihr Deal lautete nun: Sie schaute sich das Schloss alleine an, während Aaron, glühender Fan des Fußballvereins FC Arsenal, einen »Fußballtag« einlegte und sich ein Spiel der Allsvenskan, der ersten schwedischen Fußballliga, reinzog.

Das war ein guter Deal, ein sehr guter Deal sogar, weil dann niemand herummeckerte, sie ständig zum Weitergehen drängte und ihr die gute Laune vermieste. Und sie die ganze Zeit daran erinnerte, dass es im Süden unter glühender Sonne jetzt sicher viel schöner wäre als im kühlen, leicht verregneten Stockholm, denn das Klima kenne man ja zur Genüge von der Insel, das brauche man im Urlaub nicht auch noch. Dieses Jahr hatte aber sie sich durchgesetzt. Dazu hatte allerdings die Möglichkeit für Aaron, ein Fußballspiel besuchen zu können, nicht unerheblich beigetragen …

Lisa schaute sich den morgendlichen Wachwechsel auf dem riesigen Platz vor dem Schloss an. Dann kaufte sie sich eine Eintrittskarte für die königlichen Gemächer, die Schatzkammer und das Tre-Kronor-Museum. Obwohl sie sich ausgiebig in der schwelgenden Pracht umsah, war sie doch relativ frühzeitig fertig. In der Schatzkammer gab es außer einigen Kronen und Schwertern nicht viel zu sehen, das Tre-Kronor-Museum, in dem das märchenhafte Vorgängerschloss, das 1697 einem Großbrand zum Opfer gefallen war, thematisiert wurde, interessierte sie nur mäßig. So nahm sie eine Fähre nach Djurgården, der grünen Lunge der Stadt. Auf der Insel, die einst königliches Jagdrevier gewesen war, gab es heute einen Vergnügungspark und zahlreiche Museen. Lisa interessierte sich vor allem für das ABBA-Museum, da sie schon immer Fan der weltberühmten Pop-Gruppe gewesen war. Im Gegensatz zu Aaron, der das schwedische Quartett nicht leiden konnte.

Lisa genoss das ABBA-Museum, danach blieb noch Zeit für das Kinderliteratur-Museum Junibacken direkt gegenüber. Es war vor allem den Büchern Astrid Lindgrens gewidmet. Lisa hatte Pippi Langstrumpf schon immer gemocht, im Gegensatz zu …

Sie lächelte.

Was haben Aaron und ich eigentlich überhaupt gemeinsam, ging es ihr durch den Kopf, während sie stolz das weiße ABBA-Sweatshirt mit den aufgedruckten Konterfeis ihrer Idole glattzog, das sie sich geleistet hatte. Wenig, aber sie liebte ihn trotzdem, weil er sehr fürsorglich, zärtlich und mit einem sonnigen Gemüt versehen war. Und, nicht ganz unwichtig, sehr gut aussah …

Gegen Abend nahm Lisa die Fähre zurück. Sie bummelte noch durch das wunderbare Gamla Stan, wie die Altstadt auf Schwedisch hieß und genoss den Betrieb in den schmalen, mittelalterlichen Gassen mit seiner unüberschaubaren Anzahl an Souvenirläden, Restaurants und Cafés. Tausende von Menschen waren noch unterwegs. Da Aaron nicht vor halb zehn Uhr zurücksein würde, ging Lisa noch essen und trank zwei Bier dazu. Zehn Minuten vor halb zehn brach sie schließlich auf.

Der Menschenstrom hatte sich verlaufen, in den gepflasterten Gassen herrschte jetzt gähnende Leere. Nur noch wenige Nachtschwärmer waren draußen unterwegs, immerhin herrschte in einigen Lokalen noch Betrieb. Ein kühler Wind wehte durch die von Straßenlaternen beleuchteten Gassen. Lisa fröstelte und zog den Mantel zu. Dann ging sie zum Stortorget, wo sie sich verabredet hatten. Für einen Moment dachte sie an die drei verschwundenen Menschen. Das musste ganz hier in der Nähe passiert sein, unweit des Stortorget auf jeden Fall.

Lisa fröstelte noch mehr. Und zuckte zusammen, als unvermutet ein älterer Mann aus einer Nebenstraße auftauchte. Aber er war harmlos, er hatte zwei Begleiterinnen dabei.

Lisa atmete durch und lachte sich selber aus. Dadurch verscheuchte sie das mulmige Gefühl, das sie plötzlich überfallen hatte. Zumindest für einen Moment.

»Mach dir bloß keine Sorgen um mich, das ist ja lächerlich, ich komme schon zurecht. Du glaubst doch nicht, dass ich Angst davor habe, abends alleine durch Gamla Stan zu gehen«, hatte sie zu Aaron gesagt. Aber das war am helllichten Tag gewesen.

Und jetzt war es Nacht.

Und sie war alleine.

Ihre Schritte hallten auf dem Pflaster nach. Das monotone Geräusch trug nicht gerade zu ihrer Beruhigung bei. Einmal glaubte sie, der Widerhall anderer Schuhe würde sich in den der ihren mischen. Sie blieb kurz stehen und lauschte mit klopfendem Herzen. Aber da war nichts.

Lisa war heilfroh, als sie endlich den Stortorget betrat. Sie sah Aaron sofort. Er saß auf dem Löwen vor dem mächtigen Brunnen. Aber was hatte er da auf dem Kopf? Als er sie bemerkte, stand er auf, winkte und kam auf sie zu. Sie begrüßten sich mit einem innigen Kuss.

»Na, wie war’s?«, fragte er und hielt ihre Hand.

»Wunderschön, so ganz ohne dich«, gab sie zurück. »Sag mal, was ist denn das für eine Mütze?« Sie war rot und hatte das Wappen irgendeines Fußballvereins auf der Seite.

»Gut, was?« Aaron grinste zurück. »Eine Strickmütze von Djurgårdens IF. Das ist der Stockholmer Club, der gegen Östersund gespielt hat. Und …«

»Viel hässlicher geht’s ja wohl nicht«, fauchte sie. »Noch eine Fußballmütze, die irgendwo rumliegt und Staub fängt. Die wievielte ist das schon? Die dreihundertzweiundachtzigste oder so? Und den Schal hast du dir auch noch dazugekauft. Das dürfte der siebenhundertzwanzigste sein. Reine Geldverschwendung.«

»Ach komm, reg dich wieder ab.« Er ließ sie los und trat einen Schritt zurück. »Die Sachen waren ja nicht teuer. Ganz anders als in London. Und ich werde die Mütze immer wieder mal aufsetzen, ich finde die überhaupt nicht hässlich.«

»Doch, ist sie.«

»Und wenn? Das Leben ist doch viel zu kurz, um sich über hässliche Mützen aufzuregen.« Er grinste erneut, nahm den schwarzen Schal mit der Aufschrift Djurgårdens IF und dem gelb-rot-blauen Vereinslogo in beide Hände, hob ihn...

Erscheint lt. Verlag 16.4.2019
Reihe/Serie Professor Zamorra
Professor Zamorra
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • Deutsch • eBook • eBooks • Extrem • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • Lovecraft • Männer • Neuerscheinung • Neuerscheinungen • Paranomal • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony Ballard • Top • Walking Dead
ISBN-10 3-7325-7960-3 / 3732579603
ISBN-13 978-3-7325-7960-0 / 9783732579600
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
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