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Die Marionetten Eliterias (eBook)

Ein Near-Future-Cyber-Thriller

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016
372 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7412-4756-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Marionetten Eliterias - Margarete Fuß
Systemvoraussetzungen
5,99 inkl. MwSt
(CHF 5,85)
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Die Zukunft ist jetzt - und sie kennt dich besser als du dich selbst. Sarah liebt ihre digitale Assistentin Irene. Sie kennt ihre Vorlieben, erleichtert ihren Alltag und gibt ihr das Gefühl, verstanden zu werden. Doch als Irene immer mehr Kontrolle über ihr Leben übernimmt, beginnt Sarah zu zweifeln: Ist ihre Realität wirklich echt? Im Jahr 2056 sind Künstliche Intelligenz, personalisierte Algorithmen und smarte Geräte unverzichtbar geworden. Sie versprechen Bequemlichkeit, doch unbemerkt manipulieren sie Gedanken, Entscheidungen - und den freien Willen. Je tiefer Sarah in das Netz der Überwachung eintaucht, desto klarer wird ihr, dass sie längst in einer digitalen Scheinwelt gefangen ist. Doch kann sie sich daraus befreien, oder ist es bereits zu spät? Ein hochaktueller Near-Future-Thriller über die Schattenseiten der Digitalisierung, totale Überwachung und die schleichende Manipulation unseres freien Willens. Wie viel Kontrolle haben wir wirklich - und wann wird aus Technologie eine unsichtbare Fessel?

Margarete Fuß wurde 1956 als Tochter eines Bergarbeiters geboren und wuchs im Ruhrgebiet auf. Diese eigenartige Welt, in der Kohlestaub, aber auch Solidarität und die Sorge der Frauen um ihre Ehemänner allgegenwärtig waren, prägte sie für ihr Leben. Nach einem Informatik-Studium an der Universität Dortmund forschte sie zu Methoden, wie Arbeitnehmer den Computer-Einsatz in ihrem Sinne beeinflussen können und schulte Betriebsräte. Viele Jahre arbeitete sie bei einem großen deutschen Software-Unternehmen daran, die Wünsche und Bedürfnisse der Endbenutzer in die Entwicklung einzubringen. Erst spät entdeckte sie die Freude am Schreiben und nahm sie im Jahre 2009 zum Anlass, aus ihrem bisherigen Beruf auszusteigen. "Die Marionetten Eliterias" ist ihr erster Roman.

2


Sarah räkelte sich und rieb sich die Augen. Eine angenehme, aber durchdringende Melodie hatte sie geweckt. Kurz darauf hörte sie Irene.

»Es ist sechs Uhr. Du musst heute etwas früher aufstehen, weil das Kick-off-Meeting des neuen Projekts um sieben Uhr dreißig beginnt.«

Warum so früh?, dachte Sarah. Ach ja! An dem Meeting nahmen Kollegen in Indien teil, und dort war es jetzt schon Mittag. Sarah kuschelte sich noch einmal in die warme Decke. Ein wenig später hätten sie ja trotzdem beginnen können.

»Es ist sechs Uhr zehn«, sagte Irene in ihrem Ohr.

Sarah seufzte und setzte sich auf. Als sie den Wellfit Room betrat, war sie sofort am Meer. Vor ihr lag ein kilometerlanger Sandstrand. Sie hörte das Rauschen des Ozeans und roch die frische, salzige Seeluft. Aber sie hatte heute keine Lust, am Strand zu walken. »Waldweg«, sagte sie, und schon änderte sich das gesamte Szenario. Sie stand in einem Laubwald. Durch die Baumstämme blitzte die aufgehende Sonne, die Blätter hatten das erste satte Grün des Frühlings. Vogelgezwitscher war zu hören, und der modrige Geruch des Waldbodens stieg in ihre Nase.

Sarah breitete die Arme aus und atmete tief die kühle Morgenluft ein. Dann ging sie auf den schmalen Weg und begann zu walken. Als sie den Waldrand erreichte, wusste sie, dass es Zeit für das Bad war.

Dreißig Minuten später stand Sarah im dunkelblauen Business-Kostüm in der Küche und füllte am Getränkeautomat eine Tasse mit Kaffee. Aus den bereitgestellten Gefäßen mischte sie sich ein Müsli und setzte sich an den Tisch. Der Catering-Android hatte auch die Obstschale schon wieder aufgefüllt. Sarah schnitt einen Apfel in kleine Stücke und mengte sie unter die Körner und Flocken. Dann nahm sie die Müslischale in die Hand und lehnte sich zurück. Während sie genüsslich löffelte, schaute sie sich die Neuigkeiten des Tages auf dem großen Bildschirm an der gegenüberliegenden Wand an.

»In Brasilien ist Eliteria 357 fertiggestellt worden. Für das südamerikanische Land ist es die zehnte Siedlung, und sie ist größer als alle, die es bisher gibt«, sagte eine Männerstimme, während die Kamera über Parkanlagen, Wohnsiedlungen mit großzügig gestalteten, weißen Architektenhäusern, einen Golfplatz und Tennisanlagen schwenkte. In einem Kinderhaus saß eine Gruppe Kinder beim gemeinsamen Essen. Dann tauchte ein Mann in der beigen Uniform des Wachdienstes im Bild auf. »Die Anlage ist nicht nur die schönste und größte, die es je gegeben hat«, sagte er, »sie ist auch die sicherste. Wir haben die neuesten Technologien eingesetzt, damit die Bewohner sich geborgen fühlen können.« Als er auf die Details einging, schweiften Sarahs Gedanken ab. Wieso war die Anlage dort die sicherste? Waren sie hier denn nicht bestmöglich geschützt?

»Ein Sonnensturm hat in der vergangenen Nacht kurzzeitig zwei Kommunikations- und einen Navigationssatelliten gestört«, sagte ein Nachrichtensprecher. »Ersatzsatelliten übernahmen sofort die Aufgaben der ausgefallenen, sodass die Nutzer von Earsets, Allphones und Navigationsgeräten nicht behindert wurden. Auch hier hat sich wieder gezeigt, wie gut die Weltraumteleskope funktionieren, die uns ständig Daten über die Sonnenatmosphäre senden. Sobald die Nachricht von einem herannahenden geomagnetischen Sturm die zentrale Wetterbehörde erreicht, werden Vorsichtsmaßnahmen ergriffen. In diesem Fall war man darauf vorbereitet, sofort einen anderen Satelliten zu aktivieren. 99 Prozent aller die Erde treffenden Sonnenstürme stellen keine Bedrohung mehr dar. Es gibt Ersatz für jeden Kommunikationssatelliten. Stromgeneratoren springen in besonders sensiblen Bereichen sofort an, wenn Teile des Stromnetzes gestört sein sollten. Nur bei besonders heftigen Sonnenstürmen, wie zum Beispiel dem Carrington-Ereignis im Jahre 1859, müsste man damit rechnen, dass ganze Kontinente auf Monate hinaus von der Stromversorgung abgeschnitten sein würden. Das wäre für Eliteria, dessen gesamtes Leben auf elektronischer Kommunikation aufgebaut ist, katastrophal. Unsere Wissenschaftler gehen allerdings davon aus, dass sich solch heftige Eruptionen auf der Sonne vermutlich nur alle paar Jahrhunderte ereignen. Zudem wird intensiv daran gearbeitet, die Stromnetze besser vor geomagnetischen Stürmen zu schützen.«

»Aus!« Sarah zog die Brauen zusammen. Was sollte das? Warum behelligten die Nachrichtensprecher sie in letzter Zeit so oft mit diesen Sonnenstürmen? Gab es keine wichtigeren Nachrichten? Die Probleme, die sie verursachen könnten, hatte man doch offensichtlich im Griff – bis auf dieses verschwindend geringe Restrisiko. Plötzlich zog sich ihr Magen zusammen. Wollte man vielleicht darauf aufmerksam machen, dass die Gefahr ganz konkret war? Ach, Unsinn! Sie schob ein großes Stück Apfel auf den Löffel und zwang sich, an ihr neues Projekt zu denken. Die Empathie war schon eine viel größere Herausforderung als die Freude. Würde es ihr tatsächlich gelingen, dem Roboter diese zutiefst menschliche Fähigkeit einzuprogrammieren?

»Es ist sieben Uhr fünfzehn«, sagte Irene. »Zeit für den Creative Room.« Sarah stand auf und ging hinüber zu dem Multifunktionsraum, in dem sie sich bis zum Abend aufhalten würde – abgesehen von kleineren Pausen, die Irene aufgrund der vom Health Chip gemessenen Körperwerte anordnete.

Wie an jedem Morgen schaute Sarah auf der Commwall als Erstes, was ihre Kinder gerade machten. Ada saß mit einigen anderen und einer Erzieherin am Frühstückstisch. Während sie einen Joghurt löffelte, hörte sie einem Jungen zu, der lebhaft von einem neuen Spiel erzählte, das er gestern kennengelernt hatte. Bill konnte sie im Hintergrund sehen. Er saß nicht mit am Tisch, sondern malte in der Spielecke ein Bild.

»Bill näher!«, sagte Sarah, nachdem sie Ada eine Weile zugeschaut hatte. Der Bildausschnitt veränderte sich so, dass ihr Sohn nun in der Mitte war. Eine Erzieherin setzte sich gerade neben ihn. Bill schaute auf. »Ah, Linda. Bill paints Robby. Look!« Er deutete auf sein Gemälde.

Sarah war immer wieder beeindruckt, wie gut der Kleine mit seinen zwei Jahren schon Englisch sprach. Die Kinder wurden bewusst zweisprachig erzogen. Die eine Hälfte des Erziehungspersonal sprach deutsch und die andere englisch.

»Ein wunderbares Bild ist das«, sagte Linda. Bills Zunge schob sich über die Unterlippe von einem Mundwinkel zum anderen, als er mit dem Malstift kräftig über das Papier strich. Sarah lächelte zufrieden. Ihre Kinder waren toll! Und was sie schon alles konnten. Ada hatte ihr beim letzten Sonntagsausflug erzählt, das sie eine Eins in der Chemie-Arbeit geschrieben hatte. Wie stolz sie darauf gewesen war. Sarah schaute versonnen auf ihre Tochter, die im Hintergrund mit einem Erzieher redete … Plötzlich stand Bill auf und ging direkt auf die Kamera zu. In Lebensgröße stand der kleine Kerl vor ihr und schaute sie an.

»Kinder weg! Tagesplan!«, sagte Sarah energisch. Das Aussehen der Commwall veränderte sich augenblicklich. Die Kinder verschwanden, und ein großes weißes Blatt mit einer Liste darauf erschien. Es dauerte eine Weile, bis Sarah den Gefühlsaufruhr wieder unter Kontrolle hatte, der durch das Auftreten ihres Sohnes hervorgerufen worden war, und sie sich auf den angezeigten Tagesplan konzentrieren konnte. Dass sie gleich das Kick-off-Meeting hatte, wusste sie schon. Was lag danach an? Ach ja, sie musste die Präsentation für den Vorstand fertig machen. Morgen sollte sie die Ergebnisse des Freude -Projekts vorstellen.

»Das Kick-off-Meeting des Empathie -Projekts beginnt in zwei Minuten«, sagte Irene. »Soll ich dich einbringen?«

»Moment«, sagte Sarah. »Gib mir noch den Spiegel!« Sofort zeigte sich vor ihr auf der zentralen Commwall eine mannshohe reflektierende Fläche. Sie schaute sich konzentriert an, fuhr mit den Händen durch ihre Lockenmähne und zupfte noch ein Haar vom Kragen. Dann legte sie ihre Hände in den Schoß und sagte: »Jetzt kann’s losgehen.« Der Spiegel verschwand, und sie saß an einem großen ovalen Tisch mit acht Stühlen. Vor ihr lagen bereits die Unterlagen, die sie für das Meeting benötigen würde. Die Tür an der gegenüberliegenden Wand des Raums öffnete sich. Raju, ein indischer Entwickler, trat ein. Mit ihm würde sie bei dem neuen Projekt am meisten zusammenarbeiten.

»Hi Sarah«, sagte er und setzte sich auf den Stuhl an der gegenüberliegenden Seite des Tisches.

»Hi Raju, nice to meet you.« Sarah wusste, dass Raju, genau wie sie, vor der Commwall im Creative Room seines Hauses saß. Dass sie ihn hereinkommen sah, war eine künstliche Filmszene, die in dem Moment gestartet wurde, in dem er sich in das Meeting einbrachte. Wahrscheinlich hatte er auch sie hereinkommen sehen, vielleicht aber auch nur ihr Hinsetzen, wenn er etwas später als sie begonnen hatte. Bevor Sarah Smalltalk beginnen konnte, ging die Tür erneut auf, und drei weitere Teilnehmer kamen herein. Die beiden jungen Frauen und ein älterer Mann setzten sich wortlos auf die noch freien Plätze. Sarah kannte die neu Hereingekommenen nicht, war aber sicher, dass es sich um hervorragend ausgebildete Leute handelte, die perfekt ins Projekt passten. Solleys Personalcomputer hatte die Kandidaten schließlich aus dem großen Topf der Experten in aller Welt auswählen können, ohne Rücksicht auf Wohnorte nehmen zu müssen.

Das Meeting verlief sehr konstruktiv, und als der letzte Teilnehmer gegangen war, hörte Sarah über ihr Earset eine angenehme Melodie. Auf den Commwalls löste eine Berglandschaft den großen Meetingtisch ab. In dem idyllischen Bild leuchteten hellgelbe Buchstaben auf: Zeit zum Entspannen, Zeit für...

Erscheint lt. Verlag 10.8.2016
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Science Fiction
Schlagworte Digitale Assistentin • Digitaler Entzug • Digitalisierung • dystopische Science-Fiction-Romane • Frauenliteratur • Gefahr Digitalisierung • Gefahr Künstliche Intelligenz • Gefahr Smartphone • Gefahr Virtuelle Welt • gesellschaftskritische Literatur • Künstliche Intelligenz Science-Fiction • Near-Future-Science-Fiction • Near-Future-Techno-Thriller • Roman Gefahr Künstliche Intelligenz • Science-Fiction über KI • Social-Media-Thriller • Spannender Zukunftsroman • Sprachassistent • Thriller dunkles geheimnis • Überwachung
ISBN-10 3-7412-4756-1 / 3741247561
ISBN-13 978-3-7412-4756-9 / 9783741247569
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