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Ein Espresso für den Commissario -  Dino Minardi

Ein Espresso für den Commissario (eBook)

Pellegrinis erster Fall

(Autor)

eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
244 Seiten
Kampa Verlag
978-3-311-70048-7 (ISBN)
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Commissario Marco Pellegrini hatte sich auf die ersten warmen Frühlingstage gefreut. Zu gern hätte er in Ruhe den einen oder anderen caffè in der Bar des Familienbetriebs genossen, ehe die Touristenmassen an den Comer See strömen. Denn dann ist es auch bei der Polizia di Stato mit der Ruhe vorbei. Doch die Realität holt ihn früher ein als erwartet: Ein Student wird in seiner völlig verwüsteten Wohnung aufgefunden - erwürgt. Schnell zeigt sich, dass der Tote über außerordentlich viel Geld verfügte, das weder von seinen halblegalen Vermietungsgeschäften noch von seinem dubiosen Nebenjob kommen konnte. Woher hatte er so viel Geld? Und wurde er deswegen ermordet? Commissario Pellegrini übernimmt den Fall, wird bei den Ermittlungen aber nicht nur mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert, sondern muss auch noch lästige Streitereien in seinem Team schlichten. Die meisten Menschen würden sagen, dass es keine Gemeinsamkeiten zwischen einem Barista und einem Commissario gibt. Pellegrini war da anderer Meinung. Beide mussten gut zuhören können, in den Leuten das Bedürfnis wecken, reden zu wollen, ohne sich dessen bewusst zu sein. Die Unterschiede kamen erst zum Tragen, wenn alles gesagt war. Während der Barista die Geheimnisse gleich einem Beichtvater für sich behielt, war es die Aufgabe des Commissario, sich alle Informationen für die Ermittlungen zunutze zu machen.«

DINO MINARDI ist das Pseudonym eines deutschen Autors. Der ausgebildete Psychologe ist im Rheinland tätig und hat beruflich wie privat lange Zeit in Norditalien verbracht. Ein Espresso für den Commissario ist sein erster Kriminalroman.

DINO MINARDI ist das Pseudonym eines deutschen Autors. Der ausgebildete Psychologe ist im Rheinland tätig und hat beruflich wie privat lange Zeit in Norditalien verbracht. Ein Espresso für den Commissario ist sein erster Kriminalroman.

1


»Da hätten wir auch zu Fuß gehen können.« Pellegrini schlug die Tür des hellblauen Alfa Romeo zu und legte den Kopf in den Nacken, um an dem Gebäude hinaufzusehen. Die Mehrfamilienhäuser in der Gegend um die Via Napoleona lagen kaum einen Kilometer südlich der Questura. Keine besonders noble Gegend, aber bestimmt nicht die schlechteste Wohnlage.

»Schon erstaunlich«, bemerkte er. »Zu meiner Zeit lagerten Studenten leere Weinflaschen, Pizzakartons oder ihre Fahrräder auf dem Balkon, aber bepflanzten sie ganz bestimmt nicht mit Geranien.«

Cunego nickte zustimmend. »Das ist keine Gegend, in der man Studentenbuden erwarten würde.«

Auf dem Parkplatz vor dem Haus standen ein weiterer Polizei-, ein Notarzt- und ein Krankenwagen, doch außer zwei neugierigen Kindern und einer alten Frau war niemand zu sehen. Pellegrini und Cunego gingen über den Hof zum Eingang des Hauses, der von der Straße abgewandt lag. Die Tür stand offen und war mit einem Keil blockiert. Pellegrini zählte dreißig Briefkästen.

»Wann kam die Meldung rein?«

»Höchstens fünf Minuten bevor du gekommen bist. Ich hätte dich sonst angerufen.«

»Das sollte kein Vorwurf sein. Welche Etage?«

»Zweite.«

Treppenhaus und Aufzug mündeten in eine offene Galerie, die einmal um das gesamte Gebäude herumführte und von der die Wohnungstüren abgingen. Pellegrini bemerkte eine Bewegung hinter einem Fenster, als sie an der ersten Wohnung vorbeigingen. Gegenüber der Tür standen ein Kinderfahrrad und ein zusammengeklappter Buggy.

Die Tür zur zweiten Wohnung stand offen. Eine Frau mit Sonnenbrille auf der Nase und tiefschwarzen Haaren, die sie zu einem Knoten am Hinterkopf hochgesteckt hatte, tippte auf ihrem Handy herum und rauchte. Neben ihr auf der Brüstung lag eine Rolle Flatterband.

»Claudia! Seit wann bist du von deinem Lehrgang zurück?«, rief Pellegrini überrascht.

»Ich bin gestern Abend mit dem letzten Zug angekommen. Habe nicht sehr viel geschlafen.« Sie steckte ihr telefonino in die hintere Tasche ihrer Jeans, zog noch einmal an der Zigarette und schnippte den Stummel über die Brüstung. Pellegrini warf ihr einen missbilligenden Blick zu.

»Tut mir leid, Commissario.«

Er winkte ab und schaute sie stattdessen fragend an.

»Alle Prüfungen bestanden. Du darfst mich ab sofort Ispettrice nennen.« Sie lächelte stolz und schob sich die Sonnenbrille in die Haare.

Beim Anblick ihrer Augenringe lächelte er mitleidlos. »Herzlich willkommen zurück, Ispettrice Spagnoli. Du kannst gleich beweisen, was du gelernt hast. Wer feiern kann, muss auch arbeiten können.«

Sie nickte tapfer, ohne zu widersprechen.

Pellegrini wies sie auffordernd in Richtung Tür. Insgeheim entschied er, heute etwas nachsichtiger mit seiner Mitarbeiterin zu sein. Sie hatte ihm noch nie Grund zur Klage geliefert. Cunegos neidischer Blick entging ihm ebenfalls nicht. Claudia Spagnoli hatte ihn im Dienstgrad wieder überholt.

Pellegrini hatte geschworen, sich zum Streifendienst nach Brunate versetzen zu lassen, notfalls sogar zu den Carabinieri, sollte einer der beiden im Rahmen ihres internen Karrierewettstreits an seinem Stuhl sägen. Jetzt fragte er sich, ob dieser Moment nicht viel früher kam, als ihm lieb war. Como war klein, der Bedarf an Polizisten im gehobenen Dienst begrenzt.

Er schob den Gedanken beiseite und folgte Spagnoli in die Wohnung: schmaler Flur, eine Regenjacke und ein Sweatshirt an der Garderobe, darunter Chucks und Wanderschuhe. Das sah schon eher nach einem Studenten aus.

»Wie war es sonst so?«, hörte er Cunego fragen.

Fahrradhelm, Umhängetasche in einer Ecke, daneben ein größerer Rucksack.

»Großartig. Allerdings hatten wir Temperaturen von dreißig Grad und mehr. Die Prüfungsräume natürlich nicht klimatisiert. Gehirngrillen statt Gehirnwäsche.«

Ein schlecht geputzter Spiegel, darunter ein Regal mit Schlüsseln, einigen zerknüllten Kassenbons, einem abgegriffenen Portemonnaie und zwei Briefumschlägen.

»Ich war Lehrgangsbeste im Schießen.«

»Alle Achtung.«

Pellegrini juckte es in den Fingern, das Portemonnaie an sich zu nehmen, wollte es sich aber nicht mit der Spurensicherung verscherzen.

»Was soll dieser Unterton, Fabio? Traust du mir das nicht zu?«

Gereizt drehte Pellegrini sich zu den beiden um. »Könnt ihr eure Sticheleien bitte in die Freizeit verlegen?« Er bedachte vor allem Spagnoli mit einem bitterbösen Blick, dem sie rasch auswich, indem sie so tat, als grübelte sie über die Position der Regenjacke.

Kopfschüttelnd trat Pellegrini durch die erste Tür und entdeckte einen Mitarbeiter der Spurensicherung, der offenbar versuchte, sich einen Überblick zu verschaffen. Es war ein Wohnzimmer mit Küchenzeile und einem Zugang zum Balkon. Und nur ein schwerer Sessel und das Sofa standen noch da, wo sie vermutlich hingehörten.

»Ein Kampf?«

»Sieht ganz danach aus. Buongiorno, Signor Commissario. Kommen Sie rüber, aber passen Sie auf, wo Sie hintreten.« Er wies auf den hinteren Teil der Wohnung. »Der Dottore ist im Schlafzimmer bei der Leiche.« Der Mann reichte ihnen Gummihandschuhe und Plastiküberzieher, die Pellegrini und seine Mitarbeiter über ihre Schuhe streiften.

Auf Zehenspitzen umrundeten sie einen zerstörten LCD-Fernseher, stiegen über einen Toaster und gelangten in einen weiteren Flur. Glas knirschte unter ihren Sohlen. Pellegrini blieb mit dem Fuß in einem Ladekabel hängen. Er legte es zur Seite.

»Schon irre.« Cunego hatte seine Stimme gesenkt. »Dem Anruf nach war ich davon ausgegangen, dass das Opfer im Schlaf getötet wurde.«

»Spricht etwas dagegen?«, widersprach Spagnoli. »Es kann ein Raubmörder gewesen sein, der sich an der Einrichtung ausgelassen hat, weil er nichts von Wert gefunden hat. Ich habe von einem Fall gelesen, da haben Einbrecher mitten in den Raum geschissen und …«

»Es reicht, Ispettrice Spagnoli!«, fuhr Pellegrini sie an. Er hoffte inständig, dass die aufgekratzte Stimmung seiner sonst so besonnenen Kollegin nur der Feier am Vorabend geschuldet und nicht von Dauer war.

Der Flur war abgesehen von einem Schrank mit Schiebetüren leer. Weitere Türen führten in ein Bad und in ein Arbeitszimmer mit einer Couch, Bücherregalen und einem Schreibtisch, über dem zahlreiche Schwarz-Weiß-Fotografien hingen. Auf den meisten waren fröhlich lachende junge Leute abgebildet.

Am Ende des Flures war das Schlafzimmer. Das Rollo war runtergezogen, und die Deckenlampe brannte. Der Raum war so, wie Pellegrini es bei einem Studenten erwarten würde: ein riesiger Kleiderschrank von Ikea, getragene sowie saubere Kleidung über den Raum verteilt, eine halb ausgeräumte Sporttasche, eine verstaubte Kommode mit einem kleineren Fernseher.

Dottor Giovanni El Gato stand über das Opfer gebeugt und murmelte vor sich hin. Pellegrini mochte den großväterlich wirkenden Mann mit der blank rasierten Glatze. Bei ihm konnte man sich darauf verlassen, dass er weder Informationen zurückhielt noch wild herumspekulierte.

Er trat an das Bett heran und war erleichtert, dass sich seine Begleiter mit weiteren Kommentaren zurückhielten. Der Tote machte einen friedlichen Eindruck. Wären da nicht die tiefdunklen Male am Hals und die rosafarbenen Schaumbläschen in den Mundwinkeln, hätte man meinen können, er schliefe. Ein junger Bursche, Anfang zwanzig vielleicht, dunkelblonder Haarschopf und Dreitagebart.

El Gato richtete sich auf und ließ die Schultern mit einem hässlichen Knacken kreisen. Dann zog er seinen Handschuh aus und gab Pellegrini die Hand.

»Salve, Signor Commissario. Ich kann Ihnen noch nicht viel sagen.«

Pellegrini lächelte. »Sagen Sie mir, was Sie wissen.«

»Der Tote wurde von seinem besten Freund Giulio Mori als Ivan Pescatori identifiziert. Student der Mathematik im dritten Semester und Mieter dieser Wohnung.«

Cunego nickte zur Bestätigung. »Giulio Mori ist auch der, der uns angerufen hat.«

»Wo ist er?«, fragte Pellegrini.

»Wir haben ihn zur Beobachtung ins Ospedale Sant’Anna gefahren«, erklärte El Gato. »Der Anblick seines toten Freundes hat ihn wortwörtlich umgehauen. So was habe ich schon lange nicht mehr erlebt.«

»Hoffen wir, dass er so etwas nicht noch mal erlebt. Weiter, bitte.«

»Todeszeitpunkt, den Leichenflecken nach zu urteilen, vor zehn bis maximal zwölf Stunden. Sie haben das Wohnzimmer gesehen. Der Bursche hat Kampfspuren am gesamten Körper. Er hat sich mit mindestens einem Gegner geprügelt, vielleicht war ein zweiter im Spiel, das werden wir anhand der Hautpartikel und Haarspuren feststellen. Am Ende hat ihn jedenfalls jemand zu Tode gewürgt. Den Würgemalen nach waren beide ungefähr gleich groß.«

»Mann oder Frau?«

»Schwer zu sagen. Jedenfalls niemand mit Riesenpranken, normale Größe. Es kann genauso gut eine etwas kräftigere Frau gewesen sein.« El Gato warf Spagnoli einen prüfenden Blick zu, als schätzte er ab, ob sie in der Lage wäre, jemanden zu erwürgen.

Wäre sie, zweifellos, dachte Pellegrini bei sich, aber natürlich über jeden Verdacht erhaben. Sollte Cunego eines Tages tot aufgefunden werden, sähe das anders aus.

El Gato räusperte sich. »Der Kampf fand im Wohnzimmer statt, aber der Tote liegt hier im Bett, und zwar ordentlich zugedeckt.«

»Könnte er selbstständig ins Bett gegangen und dann erst verstorben sein?«

»Sehr unwahrscheinlich, aber nicht ganz ausgeschlossen.«

Pellegrini nickte. »Was können Sie uns noch sagen? Gibt es Einbruchsspuren?«

El...

Erscheint lt. Verlag 11.3.2019
Verlagsort Zürich
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte Barista • Caffè • cappuchino • Comer See • Como • Erster Fall • Kommissar • Mord • Norditalien • Student
ISBN-10 3-311-70048-1 / 3311700481
ISBN-13 978-3-311-70048-7 / 9783311700487
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