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Das Nest der Schlangen (eBook)

Commissario Montalbano ringt um Fassung. Roman
eBook Download: EPUB
2019 | 1. Auflage
269 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7325-6335-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Nest der Schlangen -  Andrea Camilleri
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Ein heftiger Regenschauer reißt Commissario Montalbano aus einem wohligen Traum, in dem er mit seiner Verlobten Livia sorglos durch einen paradiesischen Wald wandelte. Auch im Kommissariat von Vigàta zeigt sich der Tag in aller Nüchternheit: Der angesehene Buchhalter Cosimo Barletta wurde tot in seiner Strandvilla aufgefunden. Die Ermittlungen lassen abgründige Familiengeheimnisse ahnen, und Montalbano fühlt sich schon bald an ein furioses Schlangennest erinnert ...



Andrea Camilleri ist der erfolgreichste zeitgenössische Autor Italiens und begeistert mit seinem vielfach ausgezeichneten Werk ein Millionenpublikum. Ob er seine Leser mit seinem unwiderstehlichen Helden Salvo Montalbano in den Bann zieht, ihnen mit kulinarischen Köstlichkeiten den Mund wässrig macht oder ihnen unvergessliche Einblicke in die mediterrane Seele gewährt: Dem Charme der Welt Camilleris vermag sich niemand zu entziehen.

Andrea Camilleri ist der erfolgreichste zeitgenössische Autor Italiens und begeistert mit seinem vielfach ausgezeichneten Werk ein Millionenpublikum. Ob er seine Leser mit seinem unwiderstehlichen Helden Salvo Montalbano in den Bann zieht, ihnen mit kulinarischen Köstlichkeiten den Mund wässrig macht oder ihnen unvergessliche Einblicke in die mediterrane Seele gewährt: Dem Charme der Welt Camilleris vermag sich niemand zu entziehen.

Eins


Salvo und Livia waren in einem dichten Wald, ohne dass sie wussten, warum und wieso. Ein von Menschen unberührter Wald, daran gab es keinen Zweifel, zumal sie ein paar Meter vorher an einem Baum ein Holzschild mit Brandgravur entdeckt hatten, das ihn als Naturwald auswies. Sie waren nackt wie Adam und Eva, nur ihre sogenannte Scham – die, wenn man es genau bedachte, nichts Beschämendes hatte – war mit dem klassischen Feigenblatt bedeckt, das sie für einen Euro pro Stück am Eingang erstanden hatten. Die Feigenblätter waren aus Plastik, ziemlich hart und unangenehm. Noch lästiger aber war das Barfußgehen.

Je weiter Montalbano in den Wald hineingeriet, desto mehr wuchs seine Überzeugung, schon einmal dort gewesen zu sein. Aber wann? Die Erklärung lieferte ihm der Kopf eines Löwen, der zwischen zwei Riesenfarnen hervorlugte.

»Weißt du, wo wir hier sind, Livia?«

»Ja, weiß ich, in einem Naturwald. Stand ja auf dem Schild.«

»Aber der Wald ist gemalt!«

»Wie, gemalt?«

»Wir sind im Traum der Yadwiga, dem berühmten Gemälde des Zöllners Rousseau!«

»Spinnst du?«

»Du wirst schon sehen, dass ich recht habe. Gleich müssten wir Yadwiga begegnen.«

»Woher kennst du diese Frau?«, fragte Livia argwöhnisch.

Und tatsächlich, kurze Zeit später stießen sie auf Yadwiga, die nackt, wie sie war, auf dem Sofa liegen blieb, als sie die beiden kommen sah. Sie legte den Zeigefinger auf den Mund zum Zeichen, dass sie schweigen sollten. Dann sagte sie:

»Gleich fängt es an.«

Eine Nachtigall ließ sich auf einem Ast nieder, machte eine Art Verbeugung vor den Gästen und begann, Il cielo in una stanza zu singen.

Die Nachtigall sang ausgezeichnet, es war ein Hochgenuss, mit Modulationen, die selbst Mina kaum hinbekommen hätte. Der Vogel improvisierte, das war klar, aber er improvisierte mit wahrhaft künstlerischer Phantasie.

Plötzlich gab es einen Schlag, gefolgt von einem zweiten und einem dritten, noch lauteren, und Montalbano fuhr aus dem Schlaf hoch.

Er fluchte, aber bald wurde ihm klar, dass es heftig donnerte und blitzte. Es war eines jener schweren Gewitter, die das Ende des Sommers ankündigen.

Aber wie konnte es sein, dass er – mitten in diesem Krach und inzwischen hellwach – immer noch diesen Vogel Il cielo in una stanza singen hörte? Das war doch unmöglich.

Er schaute auf die Uhr. Halb sieben. Er ging zur Veranda, denn der Gesang schien von dort zu kommen. Aber es war kein Vogel, sondern ein Mensch, der singen konnte wie ein Vogel. Montalbano öffnete die Verandatür.

Am Boden kauerte ein schäbig gekleideter, etwa fünfzigjähriger Mann mit zerrissener Jacke, dem langen Bart eines Propheten und einem aschgrauen zotteligen Wuschelkopf. Er hatte eine große Tasche neben sich stehen. Ein Vagabund, soviel war klar.

Als er Montalbano sah, richtete er sich auf und fragte:

»Habe ich Sie geweckt? Entschuldigen Sie bitte. Ich habe Zuflucht vor dem Regen gesucht. Wenn ich Sie störe, verschwinde ich.«

»Aber nein, bleiben Sie ruhig«, sagte der Commissario.

Die Art, wie der Mann redete, verblüffte ihn. Es war nicht nur sein geschliffenes Italienisch, auch der kultivierte Tonfall beeindruckte den Commissario.

Weil es ihm schäbig vorkam, ihm die Verandatür vor der Nase zuzuschlagen, ließ er sie halb offen und ging in die Küche, um sich seinen Espresso zu kochen.

Er trank ein Tässchen, doch sofort bekam er ein schlechtes Gewissen. Er goss ein zweites Tässchen voll und trug es auf die Veranda hinaus.

»Für mich?«, fragte der Mann verblüfft und stand auf.

»Ja.«

»Danke! Vielen Dank!«

Beim Duschen ging dem Commissario durch den Kopf, dass der arme Kerl da draußen sich bestimmt schon lange nicht mehr gewaschen hatte. Als er fertig war, kehrte er auf die Veranda zurück. Es goss in Strömen.

»Möchten Sie sich duschen?«

Der Mann sah ihn ungläubig an.

»Ist das Ihr Ernst?«

»Absolut.«

»Ich träume von nichts anderem. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie dankbar ich Ihnen bin.«

Nein, die geschliffene Ausdrucksweise dieses Mannes passte einfach nicht zu seinem äußeren Erscheinungsbild. Er beugte sich hinunter, griff nach seiner Tasche und folgte dem Commissario ins Haus.

Wie kam es nur, dass ein so gebildeter, wohlerzogener Mensch dermaßen heruntergekommen war?

Als der Mann aus dem Bad kam, trug er ein frisches Hemd, das allerdings an den Ärmeln und am Kragen zerschlissen war. Er lächelte Montalbano an.

»Ich fühle mich wie neugeboren.«

Und dann, mit einer halben Verbeugung:

»Gestatten, mein Name ist Savastano.«

»Sehr erfreut. Montalbano«, sagte der Commissario und streckte ihm die Hand hin.

Bevor er sie ergriff, fuhr sich der Mann instinktiv mit der Hand über sein Hosenbein, als wollte er sie abwischen, und als er lächelte, sah man, dass ihm ein Schneidezahn fehlte.

»Ich weiß, wer Sie sind. Einmal abends, in einer Bar, habe ich Sie im Fernsehen gesehen.«

»Hören Sie«, sagte Montalbano, »ich muss los ins Büro.«

Der Mann verstand sofort. Er bückte sich nach seiner Tasche und kehrte auf die Veranda zurück.

»Hätten Sie etwas dagegen, Commissario, wenn ich hier bleibe, bis es aufgehört hat zu regnen? Meine Unterkunft, wenn man sie so nennen kann, ist zwar nicht weit entfernt, aber bei diesem Wetter … Schließen Sie aber ruhig ab.«

»Wenn Sie möchten, bringe ich Sie im Auto hin.«

»Danke, aber das wäre schwierig.«

»Warum?«

»Ich wohne in einer Höhle auf dem Hügel gleich hinter Ihrem Haus.«

In einer Höhle zu leben war immerhin besser, als mit Pappkartons zugedeckt im Säulengang des Rathauses zu nächtigen.

»Sie können bleiben, solange Sie wollen. Arrivederci.«

Montalbano zog sein Portemonnaie aus der Hosentasche, nahm einen Zwanzig-Euro-Schein heraus und reichte ihn dem Mann.

»Nein, danke, Sie haben schon viel zu viel für mich getan«, sagte er entschieden.

Montalbano bestand nicht darauf.

Als er die Verandatür schloss, hörte er, dass der Mann wieder angefangen hatte zu pfeifen.

Wirklich gekonnt. Fast wie die Nachtigall in seinem Traum.

Als Montalbano das Kommissariat betrat, nahm Catarella den Telefonhörer vom Ohr und rief:

»Ah Dottori Dottori! Ausgerechnet Sie wollte ich genau in diesem Moment bei Ihnen zu Hause anrufen!«

»Was gibt’s?«

»Einen Mord hat’s gegeben! Fazio ist gerade hingefahren! Er wollte, dass Sie mit ihm mitkommen zum Ort des Tatorts! Und genau aus diesem Grund wollte ich Sie jetzt gerade in diesem Moment in aller Frühe bei Ihnen zu Hause anrufen!«

»Gut, und wo ist dieser Ort?«

»Ich hab’s mir aufgeschrieben. Hier: Villino Pariella, in der Contrada Tosacane.«

»Und wo liegt dieses Villino Pariella?«

»In der Contrada Tosacane, Dottori.«

»Gut, aber wo liegt die Contrada?«

»Keine Ahnung!«

»Ruf Fazio an und stell ihn zu mir durch.«

Er folgte Fazios Wegbeschreibung zur Villa Mariella. Catarella hatte es wieder einmal nicht geschafft, den Namen einer Örtlichkeit korrekt wiederzugeben. Im strömenden Regen, der den dichten Verkehr ins Stocken brachte, dauerte die Fahrt eine Dreiviertelstunde.

Das einstöckige Sommerhäuschen lag an der Straße, die den Strand entlang führte. Das Tor war offen, und unter dem Vordach stand neben zwei anderen Autos der Polizeiwagen. Es goss immer noch wie aus Kübeln, und um nicht nass zu werden, fuhr auch der Commissario in den Hof und parkte neben den anderen Autos.

Als er ausstieg, erschien Fazio in der Tür.

»Schönen guten Tag, Dottore.«

»Du findest, das ist ein guter Tag?«

»Nein, aber so sagt man halt.«

»Was ist passiert?«

»Der Besitzer der Villa, Buchhalter Cosimo Barletta, wurde ermordet.«

»Wer ist im Haus?«

»Gallo, der Tote und dessen Sohn Arturo. Er hat seinen Vater ermordet aufgefunden.«

»Hast du schon die Truppe benachrichtigt?«

»Sissì. Vor fünf Minuten.«

Gefolgt von Fazio, betrat der Commissario das Haus.

Im ersten Zimmer, das ziemlich groß und als Esszimmer eingerichtet war, saßen Gallo und ein etwa vierzigjähriger Mann mit Brille, hager und mit einem Gesicht, das man schon in der nächsten Sekunde wieder vergessen hatte. Er war gut gekleidet und von tadellosem Äußeren. Er rauchte eine Zigarette und schien von dem, was seinem Vater zugestoßen war, kein bisschen mitgenommen.

»Ich bin Arturo Barletta.«

»Und wer ist Mariella?«

Der Mann sah ihn erstaunt an.

»Ich weiß nicht … keine Ahnung …«

»Verzeihen Sie, ich frage, weil die Villa diesen Namen trägt …«

Arturo Barletta schlug sich an die Stirn.

»Meine Güte, in einer solchen Situation gerät man leicht ein bisschen … Mariella, so hieß meine arme Mutter.«

»Sie ist gestorben?«

»Ja, vor fünf Jahren. Ein Unfall.«

»Was ist passiert?«

»Sie ist im Meer ertrunken. Möglicherweise hatte sie beim Schwimmen einen Schwächeanfall erlitten. Es war hier an diesem Strand.«

»Wo ist die Leiche des Mannes?«, wandte sich Montalbano an Fazio.

»In der Küche. Kommen Sie.«

Vom angrenzenden Wohnzimmer...

Erscheint lt. Verlag 31.1.2019
Reihe/Serie Commissario Montalbano
Übersetzer Rita Seuß, Walter Kögler
Sprache deutsch
Original-Titel Un covo di vipere
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 20. - 21. Jahrhundert • Atmosphäre • Charme • Christie • Commissario • Dedektiv • detective • Detektiv • Deutsche Krimis • ermitteln • Ermittler • Ermittlerin • Ermittlung • Familie • Familiendrama • Familiengeheimnis • Familiengeschichte • Frauen / Männer • geheimnisvoll • Gemütlich • Genoa • Genua • Groschenheft • Groschenroman • Historische Kriminalromane • Italien • Italienfan • Kochen • Komissar • Kommisar • Kommissar • Krimi • Krimi Bestseller • Kriminalfall • Kriminalroman • Kriminalromane • Krimis • Krimiserie • Krimis und Thriller • Kulinarisch • Kult • Landhauskrimi • Landstreicher • Liebe / Beziehung • Ligurien • Macht • mediterran • Mediterrane Küche • Mittelmeer • Mord • Mörder • Mystery • Oliven • Olivenbaum • Olivenöl • Polizei • Polizeiarbeit • Polizist • Privatdetektiv • Psychothriller • Regionalkrimi • Reichtum • Reise • Salvo Montalbano • Serienkrimi (Serienermittler) • Serienmörder • Sizilien • Spannung • Spannungsroman • Staatsanwalt • Tatort • Thriller • Urlaubslektüre • Verbrechen • verschwunden
ISBN-10 3-7325-6335-9 / 3732563359
ISBN-13 978-3-7325-6335-7 / 9783732563357
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