Scarlett - Die Fortsetzung von »Vom Winde verweht« (eBook)
1384 Seiten
beHEARTBEAT (Verlag)
978-3-7325-6722-5 (ISBN)
Nach 'Vom Winde verweht' findet die größte Liebesgeschichte des Jahrhunderts ihre Fortsetzung.
Der amerikanische Bürgerkrieg ist vorbei und die leidenschaftliche Scarlett O'Hara ganz auf sich allein gestellt. Tara, die Plantage ihrer Familie, wird ihr Zufluchtsort und gibt ihr Geborgenheit. Ihr wird von Tag zu Tag stärker bewusst, wie sehr Rhett ihr fehlt, dass er ihre große Liebe ist. Und sie beschließt, für die Liebe zu kämpfen. Aber kann Scarlett die Fehler der Vergangenheit ungeschehen machen? Kann sie Rhett erneut für sich gewinnen und endlich glücklich werden?
Ein großes, ein bewegendes Meisterwerk - jetzt als eBook bei beHEARTBEAT.
<p><b>Alexandra Ripley</b> (geb. 8. Januar 1934 in Charleston, South Carolina; gest. 10. Januar 2004 in Richmond, Virginia) veröffentlichte ihren ersten Roman im Jahre 1972. Fortan schrieb sie zumeist Historienromane. Einer breiten Öffentlichkeit wurde sie mit ihrem Buch <i>Scarlett</i> bekannt, einer Fortsetzung des Romans <i>Vom Winde verweht</i> von Margaret Mitchell. Sie war dreimal verheiratet: mit Leonard Ripley, von ihm hatte sie zwei Töchter, mit Thomas Garlock und mit John Graham.</p>
Alexandra Ripley (geb. 8. Januar 1934 in Charleston, South Carolina; gest. 10. Januar 2004 in Richmond, Virginia) veröffentlichte ihren ersten Roman im Jahre 1972. Fortan schrieb sie zumeist Historienromane. Einer breiten Öffentlichkeit wurde sie mit ihrem Buch Scarlett bekannt, einer Fortsetzung des Romans Vom Winde verweht von Margaret Mitchell. Sie war dreimal verheiratet: mit Leonard Ripley, von ihm hatte sie zwei Töchter, mit Thomas Garlock und mit John Graham.
1. KAPITEL
Bald ist es vorbei, und dann kann ich nach Hause, nach Tara.
Scarlett O’Hara Hamilton Kennedy Butler stand allein, ein paar Schritte von den anderen Trauergästen entfernt, auf Melanie Wilkes’ Beerdigung. Es regnete, und die schwarz gekleideten Männer und Frauen hielten sich schwarze Regenschirme über die Köpfe. Sie stützten sich gegenseitig, die Frauen weinend, und teilten Regenschutz und Kummer.
Scarlett teilte ihren Schirm mit niemandem und auch nicht ihren Kummer. Windstöße peitschten schneidend kalte Regenschnüre unter ihren Schirm, die ihr als Rinnsale den Hals hinabliefen, doch sie merkte es nicht. Sie empfand nichts, der Verlust hatte sie betäubt. Sie würde später trauern, wenn sie den Schmerz ertragen konnte. Sie hielt ihn von sich fern, allen Schmerz, alles Empfinden, alle Gedanken. Außer den Worten, die sich in ihrem Kopf unablässig wiederholten, den Worten, die ihr verhießen, dass der Schmerz, der auf sie wartete, wieder vergehen und sie die Kraft zum Überleben finden würde, bis die Wunde verheilt war.
Bald ist es vorbei, und dann kann ich nach Hause, nach Tara.
»... Erde zu Erde, Asche zu Asche ...«
Die Stimme des Geistlichen durchdrang die Schale ihrer Betäubung, die Worte fanden Gehör. Nein! Scarlett schrie innerlich auf. Nicht Melly. Das ist nicht Mellys Grab, es ist zu groß, sie ist so winzig, sie hat Knochen wie ein Vögelchen. Nein! Sie darf nicht tot sein, sie darf nicht!
Scarletts Kopf wandte sich ruckartig ab, verweigerte sich dem Anblick des offenen Grabes, des schlichten Fichtenholzsarges, der in die Erde hinabgelassen wurde. Im weichen Holz waren kleine Halbkreise zu erkennen, Spuren des Hammers, der die Nägel hineingetrieben hatte, um den Deckel über Melanies sanftem, liebevollem, herzförmigem Gesicht zu schließen.
Nein! Das könnt, das dürft ihr nicht tun, es regnet, ihr könnt sie dort nicht hineinlegen, wo der Regen auf sie fallen wird. Sie friert so leicht, man darf sie nicht im kalten Regen zurücklassen. Ich kann es nicht mit ansehen, ich kann es nicht ertragen, ich will nicht glauben, dass sie nicht mehr ist. Sie liebt mich, sie ist meine Freundin, meine einzige wirkliche Freundin. Melly liebt mich; sie würde mich nicht gerade in diesem Augenblick verlassen, wo ich sie am meisten brauche.
Scarlett sah die Menschen an, die um das Grab standen, und heißer Zorn wallte in ihr auf. Keiner von denen nimmt es so schwer wie ich, keiner von denen hat so viel verloren wie ich. Keiner weiß, wie sehr ich sie liebte. Aber Melly doch wohl? Sie weiß es, ich muss glauben, dass sie es weiß.
Die da werden es niemals glauben. Weder Mrs. Merriwether noch die Meades oder die Whitings oder die Elsings. Schaut sie euch doch nur an, wie sie sich um India Wilkes und Ashley drängen, wie ein Schwarm nasser Krähen in ihrer Trauerkleidung. Na schön, sie trösten Tante Pittypat, wenn auch jeder weiß, dass sie um jede Kleinigkeit Theater macht und sich schon die Augen ausweint, wenn ich auch nur eine Scheibe Toast verbrenne. Nie käme denen in den Sinn, dass ich diejenige sein könnte, die ein bisschen Trost braucht, dass ich Melanie nähergestanden habe als irgend jemand sonst. Die tun so, als gäbe es mich gar nicht. Kein Mensch kümmert sich auch nur im Geringsten um mich. Nicht einmal Ashley. Er wusste, er konnte während der schrecklichen Tage nach Melanies Tod auf mich zählen, als er mich brauchte, um alles zu arrangieren. Alle haben mich da plötzlich gebraucht, selbst India hat mich hilflos angeblökt wie ein Schaf: »Was müssen wir nur wegen der Beerdigung unternehmen, Scarlett? Wegen des Essens für die Trauergäste? Weges des Sargs? Der Sargträger? Der Grabstelle? Der Inschrift auf dem Garbstein? Der Todesanzeige in der Zeitung?« Und jetzt hängen sie sich gegenseitig am Hals und heulen wie die Kinder. Nun, die Genugtuung werde ich ihnen nicht bereiten, dass sie mich hier mutterseelenallein weinen sehen. Ich darf nicht weinen. Nicht hier. Noch nicht. Wenn ich erst einmal anfange, höre ich womöglich niemals mehr auf. Auf Tara kann ich weinen.
Scarlett hob das Kinn und biss die Zähne zusammen, damit sie aufhörten, vor Kälte zu klappern, und um das Würgen in der Kehle zu unterdrücken. Bald ist es vorbei, und dann kann ich nach Hause, nach Tara.
Scarletts Leben war ein Scherbenhaufen, und überall um sie herum hier auf dem Oakland-Friedhof von Atlanta waren einzelne Bruchstücke davon zu finden. Eine hoch aufragende Granitnadel, grauer, mit Regenstreifen bedeckter Stein, erinnerte düster an jene Welt, die für immer dahin war, jene sorglose Welt ihrer Jugend vor dem Krieg – das Confederate Memorial, Symbol des stolzen, schonungslosen Mutes, der den Süden mit leuchtenden Fahnen in die Zerstörung gestürzt hatte. Es stand für zahllose verlorene Menschenleben, die Freude ihrer Kindheit, die Verehrer, die in jenen Tagen um Walzer und Küsse gebettelt hatten, als ihr größtes Problem noch darin bestanden hatte, welches ihrer vielen Ballkleider mit den ausladenden Röcken sie anziehen sollte. Es stand für ihren ersten Ehemann, für Charles Hamilton, Melanies Bruder. Es stand für die Söhne, Brüder und Ehemänner, die Väter all der regennassen Trauergäste auf der kleinen Hügelkuppe, wo Melanie beerdigt wurde.
Da waren andere Gräber, andere Gedenktafeln: Frank Kennedy, Scarletts zweiter Mann; und das kleine, entsetzlich kleine Grab mit dem Grabstein auf dem »Eugenie Victoria Butler« stand und darunter »Bonnie«. Ihr letztes Kind und das meistgeliebte.
Die Lebenden wie die Toten, alle waren sie um sie versammelt, doch Scarlett stand abseits. Halb Atlanta war gekommen, so schien es. Die Menge hatte die Kirche zum Bersten gefüllt und zog sich nun in einem weiten, unregelmäßigen Halbkreis um jenen herben Farbfleck im grauen Regen, das offene Grab, das man aus Georgias rotem Lehmboden für Melanie Wilkes ausgehoben hatte.
In der vordersten Reihe der Trauergäste fanden sich die, die ihr am nächsten gestanden hatten. Weiße und Schwarze, deren Gesichter, mit Ausnahme Scarletts, sämtlich tränenfeucht waren. Onkel Peter, der alte Kutscher, stand mit Dilcey und Cookie im schützenden Dreieck um Beau, Melanies verwirrten kleinen Sohn.
Atlantas ältere Generation war in der traurig dezimierten Zahl vertreten, die überlebt hatte. Die Meades, die Whitings, die Merriwethers, die Elsings, ihre Töchter und Schwiegersöhne, der verkrüppelte Hugh Elsing als einzig noch lebender Sohn, Tante Pittypat Hamilton und Henry Hamilton, ihr Bruder, die im gemeinsamen Kummer um ihre Nichte ihre uralte Fehde vergessen zu haben schienen. Jünger zwar, aber ebenso alt aussehend wie die Übrigen, suchte India Wilkes Schutz in der Gruppe und beobachtete ihren Bruder Ashley aus kummervollen und von Selbstvorwürfen verdüsterten Augen. Er stand allein, wie Scarlett, stand ungeachtet der Schirme barhäuptig im Regen, ohne das nasskalte Wetter auch nur zu bemerken, außerstande, die Endgültigkeit der Worte des Geistlichen und den Anblick des schmalen Sargs, wie er in das schlammige, rote Grab gesenkt wurde, zu begreifen.
Ashley. Groß und dünn und farblos, das blassblonde Haar fast grau, das bleiche, bekümmerte Gesicht so leer wie der Blick seiner blind vor sich hinstarrenden grauen Augen. Er stand straff aufgerichtet, in der Haltung des Salutierenden, ein Relikt jener Jahre als Offizier in der grauen Uniform. Er stand reglos, bar jeglichen Empfindens oder Verstehens.
Ashley. Er war Mittelpunkt und Symbol von Scarletts in die Brüche gegangenem Leben. Aus Liebe zu ihm hatte sie das Glück ausgeschlagen, als sie nur hätte zugreifen müssen. Sie hatte ihrem Ehemann die kalte Schulter gezeigt, keinen Blick für dessen Liebe gehabt, sich ihre Liebe zu ihm nicht eingestanden, da ihr Verlangen nach Ashley stets zwischen ihnen gestanden hatte. Und nun war Rhett fort, vertreten nur durch einen üppigen Blumenschauer aus warmen goldenen Herbsttönen zwischen so vielen anderen. Sie hatte ihre einzige Freundin hintergangen, Melanies unbeugsame Treue und Liebe verachtet. Und jetzt war Melanie nicht mehr da, und selbst Scarletts Liebe zu Ashley war vergangen, denn sie hatte – zu spät – erkannt, dass an die Stelle der Liebe selbst vor langer Zeit schon die Gewohnheit, ihn zu lieben, getreten war.
Sie liebte ihn nicht mehr, und würde es auch nie wieder tun. Doch nun, da sie ihn nicht mehr wollte, gehörte Ashley plötzlich ihr, war Melanies Vermächtnis an sie. Sie hatte Melly versprochen, sich um ihn und um Beau, ihr Kind, zu kümmern.
Ashley war der Grund dafür, dass ihr Leben ein Scherbenhaufen war. Und das Einzige, was ihr von diesem Leben geblieben war.
Scarlett stand abseits und allein. Zwischen ihr und den Menschen von Atlanta herrschte eine kalte, finstere Leere, eine Leere, die einst von Melanie ausgefüllt worden war, die sie vor Isolation und Ächtung bewahrt hatte. Und unter ihrem Regenschirm, dort, wo eigentlich Rhett hätte stehen sollen, um sie mit seinen starken, breiten Schultern und seiner Liebe zu beschützen, war nur der kalte Wind.
In ihn hinein reckte sie das Kinn, missachtete ihn, ohne ihn freilich zu spüren. Ihre Sinne waren völlig auf die Worte konzentriert, aus denen sie ihre Kraft und...
| Erscheint lt. Verlag | 1.2.2019 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Die Südstaaten-Roman-Klassiker |
| Übersetzer | Karin Kersten, Till R. Lohmeyer, Christel Rost |
| Verlagsort | Köln |
| Sprache | deutsch |
| Original-Titel | Scarlett |
| Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
| Schlagworte | 18. - 19. Jahrhundert • Amerikanischer Bürgerkrieg • Beziehung • Dornenvögel • Drama • Familiengeheimnis • feelgood • Frauenroman • Freundschaft • Gefühl • Gefühle • gefühlvoll • Gegenwartsliteratur • Große Liebe • Gwen Bristow • Happy End • Herzschmerz • Hollywood • Irland • Leidenschaft • Liebe • Liebe / Beziehung • Liebesgeschichte • Liebesleben • Liebesroman • Liebesromane • Liebesromane für Frauen • Liebesroman / Schmonzette • Margaret Mitchell • Nähe • Romance • Romanhefte • Romantasy • Romantik • romantisch • Romantische Komödie • Schicksal • Südstaaten • Südstaatensaga • tatsächlich liebe • Trennung • Unterhaltung • USA • Vivien Leigh • Vom Winde verweht:Clark Gable • wohlfühlen • Zwischenmenschliche Beziehung |
| ISBN-10 | 3-7325-6722-2 / 3732567222 |
| ISBN-13 | 978-3-7325-6722-5 / 9783732567225 |
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