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John Sinclair Sonder-Edition 88 (eBook)

Mein Flirt mit der Blutfrau

(Autor)

eBook Download: EPUB
2018 | 1. Aufl. 2018
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-7175-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

John Sinclair Sonder-Edition 88 - Jason Dark
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Sie lebte in den tiefsten Gewölben des alten Schlosses. Sie ernährte sich von Spinnen, Käfern und Blut. Ein uralter Bannspruch hielt sie umfangen. Bis er gebrochen wurde und die Blutfrau freikam. Ihre tödlich Spur zeichnete das Land. Niemand wusste, wer sie war, wie sie aussah.
Ihr erstes Ziel hatte sie erreicht, als ich in ihre Fänge geriet. Mein Flirt mit der Blutfrau begann ...

Die Ratte wusste genau, dass sie sterben sollte!

Tiere spüren so etwas stärker als Menschen, sie haben einen besonderen Instinkt dafür.

Dementsprechend benahm sich die Ratte. Wild sprang sie gegen die Eisenstangen des schaukelnden Käfigs. Sie schrie, sie kratzte, sie schlug die Zähne auf das harte Eisen, ohne die Chance zu haben, es durchbeißen zu können.

Dann warf sie sich wieder zurück, huschte kratzend über den Eisenboden des Käfigs, kreischte wie ein Mensch und sprang erneut in Panik gegen die Stäbe.

Das alles kümmerte Juan nicht. Der Fünfzehnjährige war es gewohnt, dass die Ratten, die Mäuse, die Käfer und die Spinnen, die er anschleppte, auch Angst verspürten. Er musste diese lebende Nahrung zu einem bestimmten Ziel tragen.

Es war noch nicht richtig dunkel geworden. Im März waren die Tage schon länger. Das freute Juan, denn es gab ihm Hoffnung auf den nahen Sommer.

Er liebte die Wärme und das Meer, beides würde er bekommen. Die Winter gefielen ihm nicht. Sie konnten auch in Spanien kalt werden.

Die Abenddämmerung mit ihren herrlich warmen Farben zauberte im Westen wie auf eine riesige Leinwand ein wunderschönes Bild.

Das Meer rollte als Teppich gegen den Strand an und rundete das Stimmungsbild ab. Weiße Gischtkämme schimmerten. Sie waren ununterbrochen in Bewegung und schienen sich gegenseitig überholen zu wollen. An größeren Felsen dagegen explodierte die Brandung in einem Meer von Tropfen.

Von der karstigen Höhe aus war der Blick besonders gut. Juan sah gar nicht hin. Er kannte das Bild, an dem sich in der Saison zahlreiche Touristen erfreuten.

Der Ort lag im Tal, eingebettet in eine Mulde. Ein kleiner Wald aus Pinien schützte ihn vor den Geräuschen der Straße, die die Berge durchschnitt.

Es waren keine großen Hotels gebaut worden. Wer hier als Tourist Urlaub machte, der konnte diesen noch ursprünglich verbringen, in kleinen Pensionen oder auch einem Hotel.

Spanien, wie es sein sollte, ursprünglich, voller Leidenschaft und auch Herzlichkeit.

Juan ging weiter. Er hatte die Jacke übergestreift. Gegen Abend kam der Wind. Im Winter konnte er auf diesem ausgetrockneten Plateau ziemlich kalt werden, auch jetzt wühlte er sich durch die dunklen Haare des Jungen.

Im Tal schimmerten die Lichter des Ortes. Noch blass, manche farbig, vor allen Dingen die großen Reklamen und das Schild der Tankstelle. Rot und gelb wechselten sich ab.

Juan trug den Käfig in der rechten Hand. Er schaukelte jetzt noch mehr, denn die Ratte benahm sich, als wäre sie wahnsinnig geworden. Noch kraftvoller wuchtete sie ihren braungrauen Körper gegen die Eisenstangen, sodass der Käfig wie eine Glocke schwang. Das Schreien des Tieres störte Juan nicht. Von klein auf hatte man ihm beigebracht, dass diese Tiere vernichtet werden mussten.

Er hatte es nicht mehr weit bis zu seinem Ziel. Wenn jemand aus dem Ort geahnt hätte, wohin ihn seine nächtlichen Spaziergänge dreimal in der Woche führten, hätten ihn die Leute glatt für verrückt gehalten und eingesperrt. Denn er wusste von einem Geheimnis, über das man normalerweise nicht sprechen durfte.

Das behielten die Menschen für sich. Doch Juan hatte es herausgefunden, und er würde es hüten, solange es möglich war. Zudem wollte er es den eingebildeten Leuten zeigen, die mit dem Finger auf ihn wiesen, weil er keine Eltern hatte.

Er war unehelich zur Welt gekommen. Seine Mutter war irgendwann verschwunden. Angeblich hielt sie sich in Madrid auf, wo sie unter die Räder gekommen war. Seinen Vater hatte Juan nie gesehen. Er kannte nicht einmal den Namen.

Großgezogen hatte ihn eine Tante, die ebenfalls allein wohnte, weil deren Mann bei einem Unfall ums Leben gekommen war. So hieß es. Die Tante jedoch war davon überzeugt, dass ihn der Geheimdienst ermordet hatte, weil er damals schon gegen Franco gewesen war.

Das alles lag so weit zurück, dass der Junge darüber nicht nachdachte. So führte er sein eigenes Leben und schlug sich mit Hilfsarbeiten durch. Im Sommer war die Lage für ihn besser, da fiel so manches ab, was ihm die Touristen zukommen ließen.

Er blieb stehen, schaute sich in alle Richtungen um und suchte nach Verfolgern.

Niemand war ihm gefolgt.

Juan lächelte. Bisher hatte ihn keiner aus dem Ort gehen sehen. Er kannte die entsprechenden Schleichwege, aber es war auch fast jedes Mal dunkel gewesen. In der helleren Jahreszeit musste er sich eben etwas anderes einfallen lassen.

Bis dahin allerdings sollte sich vieles verändert haben …

Die Ratte war jetzt ruhig geworden. Sie hatte sich auf den Metallboden gehockt und klein gemacht. Der Junge konnte einen Blick in ihre Augen erhaschen. Er las darin die Todesangst.

Juan grinste. »Jede muss daran glauben«, sagte er. »Ich fange euch und schaffe euch weg.« Er lachte leise, bevor er die letzten Meter zurücklegte.

Sie führten ihn abwärts. So etwas wie ein Pfad schlängelte sich in kleinen Kehren weiter, der erst endete, als innerhalb einer kleinen Mulde so etwas wie trockenes Knüppelgehölz wuchs. Im Sommer sah es tot und völlig trocken aus. Im Frühjahr trieb es Blüten, bei genauerem Hinsehen waren schon jetzt die Knospen zu erkennen.

Mehr Vegetation gab es in der unmittelbaren Umgebung nicht. Das Gehölz diente gleichzeitig als Schutz. Man konnte sich dahinter schieben, wenn man sich schmal machte.

Juan schaffte es mit Leichtigkeit, und er blieb stehen, als er den runden Umriss im Boden erkannte.

Es war ein Deckel oder eine kreisrunde Lukenklappe. Sie hatte sogar einen alten Eisengriff, der hoch gekantet werden musste, um den Deckel anheben zu können.

Juan stellte den Käfig ab. Die Ratte versuchte ein letztes Mal, ihrem Schicksal zu entrinnen. Sie warf sich gegen die Stäbe und versuchte auch, ihren Körper durch die Zwischenräume zu klemmen.

Das schaffte sie nicht. Sie war viel zu fett und hätte sich höchstens den Kopf am Hals eingeklemmt.

Juan ließ sich nicht stören. Er setzte sich auf den Boden und breitete die Beine aus. Somit rahmte er die Klappe zu beiden Seiten ein, streckte die Arme aus und umfasste den Eisengriff. Um die runde Luke zu öffnen, musste er mit beiden Händen daran ziehen. Der Deckel war verflixt schwer.

Juan atmete einige Male aus und ein, dann setzte er seine Kräfte ein. Das Gesicht spannte sich. Er wirkte bei dieser Anstrengung älter, als er tatsächlich war. Über seine Lippen floss ein Keuchen, und die Adern zeichneten sich scharf unter der Haut ab.

Er schaffte es.

Zu sich hin zog er den Deckel, konnte ihn schon bald kanten, dann stand er senkrecht, und der Junge fasste nach einer bereitliegenden Eisenstange. Mit dem unteren Ende kantete er sie gegen einen Stein. Das obere stieß vor den Deckel und hielt ihn in der Schräglage.

Über die Lippen des Jungen huschte ein Lächeln. Wieder einmal hatte er es geschafft. Mit dem Handrücken wischte er den Schweiß von seiner Stirn und verteilte dabei auch Schmutz.

Dann kroch er um die Öffnung herum, bis er dem Deckel gegenüber kniete. Er beugte sich vor und starrte in einen tiefen Schacht. Sogar eine alte Leiter war vorhanden. Wer wollte, konnte den Schacht hochsteigen und ihn verlassen.

»Ich bin da!«, rief er hinunter und lauschte dem dumpfen Klang seiner Stimme, die allmählich von der Finsternis aufgesaugt wurde.

Er konnte keine Antwort hören.

Es war wie immer, aber er wusste genau, dass man ihn verstanden hatte.

Wenig später schon vernahm er die Geräusche. Kratzende Laute, so etwas wie Schritte, die über Metall schleiften. Juan wusste genau, was er zu tun hatte.

Der Käfig stand in Griffweite. Er holte ihn näher zu sich heran und schaute auf die tobende Ratte.

»Bald wirst du ruhig sein!«, flüsterte er, »und meine Freundin wird sich freuen. Sie ist meine Amiga. Wir werden zusammen noch Großes leisten, das verspreche ich. Und du wirst dafür sorgen, dass sie immer kräftiger wird.« Er lachte, verstummte aber, als er aus der Dunkelheit des Schachts etwas auftauchen sah.

Es war eine Hand!

Zwar sah sie aus wie eine normale Hand, sie hatte auch vier Finger und einen Daumen, dennoch sah er sie als unnormal an, weil ihre Haut wie welkes Laub wirkte. Eine über die Knochen gezogene dünne Schicht, fast schon mit Papier zu vergleichen. Hinzu kamen lange Fingernägel, unter denen Dreckreste und auch eingetrocknetes Blut klebte. Insgesamt gesehen eine widerliche Klaue, was den Jungen jedoch nicht störte. Für ihn war die Person, der die Hand gehörte, eine Vertraute, obwohl er noch nie ihr Gesicht gesehen hatte. »Ist es bald so weit?«, fragte er, als sich die Hand dicht oberhalb des Lukenrands befand.

»Ja, noch eine Nacht!« Die Antwort hatte er zwar verstehen können, sie war aber mit einer normalen Stimme nicht zu vergleichen. Es drang aus der Tiefe wie ein Kratzen, als würde jemand hartes Papier über eine polierte Fläche reiben.

»Und dann? Was geschieht dann?«

»Lass dich überraschen, mein Junge.«

»Aber du vergisst mich nicht – oder?«

»Nein, das habe ich dir versprochen. Du bist der Einzige aus dem Ort, den ich nicht vergesse. Alle anderen wirst du bald vergessen können. Du hast nichts zu befürchten.« Die dünnen Finger mit den stumpf wirkenden, dennoch ziemlich langen Nägeln bewegten sich hin und her. Es sah aus, als würde die Hand dem Jungen zuwinken, und Juan verstand das Zeichen sehr gut.

»Ich habe es mitgebracht«, flüsterte er hastig. »Es ist wieder eine dieser fetten Ratten.«

Lachen erfüllte die...

Erscheint lt. Verlag 16.10.2018
Reihe/Serie John Sinclair Sonder-Edition
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • alfred bekker • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • dan-shocker • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • Extrem • Fortsetzungsroman • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Gruselkabinett • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • horrorserie • Horror-Thriller • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • larry-brent • Lovecraft • Macabros • Männer • morland • neue-fälle • Paranomal • professor-zamorra • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony Ballard • Tony-Ballard • Top • Walking Dead
ISBN-10 3-7325-7175-0 / 3732571750
ISBN-13 978-3-7325-7175-8 / 9783732571758
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