Skandal in Samt und Seide (eBook)
256 Seiten
CORA Verlag
978-3-7337-3776-4 (ISBN)
Marcelline Noirot will nur eins sein: Londons erfolgreichste Damenschneiderin. Deshalb muss sie um jeden Preis den Auftrag für das Brautkleid der künftigen Duchess of Cleveland erhalten! Allerdings muss sie dafür zuerst deren Bräutigam für sich und ihre Kunst begeistern. Ein gewagter Plan, denn der Duke of Cleveland stellt sich als geradezu unwiderstehlich attraktiv heraus. Zwar versucht Marcelline nach Kräften, die knisternde Leidenschaft zwischen ihnen zu ignorieren. Doch ehe sie sich versieht, steckt sie mitten in einem skandalösen Spiel aus Gefahr und Verführung. Und plötzlich hängt ihre Zukunft am seidenen Faden ...
<p>Loretta Chase wuchs in Neu-England auf und machte zunächst was Sprache und Schreiben angeht nicht nur freudvolle Erfahrungen, denn in der Schule wurde sie in Rechtsschreibung und Grammatik richtiggehend gedrillt. Trotzdem - oder gerade deshalb? - studierte sie nach der Schule Literatur an der berühmten Clark University. Sie schrieb damals schon Stücke, Poesie, Briefe und einen großen Roman, der bis heute unvollendet ist. Und benötigte für ihr Studium nicht weniger als die doppelte der üblichen Zeit! <br/><br/>Nach ihrem Studium nahm sie viele, viele Aushilfsjobs an. Mit dem Schreiben Geld zu verdienen gelang Loretta Chase das erste Mal im Rahmen einer Nebentätigkeit als Videoscript-Autorin. Das führte zu der schicksalshaften Begegnung mit einem Videoproduzenten, der sie erst dazu überredete, sich dem Schreiben zu widmen, und dann, ihn zu heiraten. Das Ergebnis? Zahlreiche Bestseller, Preise (darunter der renommierte RITA Award - der Preis der Romance Writers of America) und eine glückliche Ehe.</p>
1. KAPITEL
DIE DAMENSCHNEIDERIN. Unter dieser Überschrift fassen wir nicht nur den Tätigkeitsbereich der Gewandschneiderin, sondern auch den der Putzmacherin. Eine Putzmacherin benötigt Geschmack und Kreativität; sie muss die neuen, sich in gehobenen Kreisen ständig wandelnden Modeströmungen rasch erfassen, kopieren und aufwerten können.
The Book of English Trades, and Library of the Useful Arts, 1818
London, März 1835
Marcelline, Sophia und Leonie Noirot, Schwestern und Inhaberinnen der Damenschneiderei Maison Noirot an der Kreuzung Fleet Street und Chancery Lane, waren alle zugegen, als Lady Renfrew, die Gattin von Sir Joseph Renfrew, die Bombe platzen ließ.
Die dunkelhaarige Marcelline, die älteste der Schwestern, wand gerade eine Stoffschleife, mit der sie ihre Ladyschaft locken wollte, die neueste Kreation zu erwerben. Sophia oder auch Sophy, die mittlere der Schwestern und zugleich der blonde Engel, räumte eine der Schubladen auf, die vorhin für eine der anspruchsvolleren Kundinnen durchwühlt worden war. Leonie, der Rotschopf, befestigte den Saum am Kleid von Mrs Sharp, der Busenfreundin von Mrs Renfrew.
Obgleich es nur beiläufig eingestreuter Tratsch war, kreischte Mrs Sharp auf – ganz so, als sei tatsächlich eine Bombe hochgegangen. Dabei geriet sie aus dem Gleichgewicht und trat Leonie auf die Hand.
Leonie fluchte zwar nicht laut, aber Marcelline sah, dass sie mit den Lippen stumm ein Wort formte, das ihre beiden Kundinnen wohl nicht oft zu hören bekamen.
Ohne sich darum zu kümmern, dass sie soeben einer unbedeutenden Schneiderin wehgetan hatte, fragte Mrs Sharp: „Der Duke of Clevedon kehrt zurück?“
„Ja“, erwiderte Lady Renfrew mit selbstzufriedener Miene.
„Nach London?“
„Ja“, meinte Lady Renfrew. „Das weiß ich aus überaus zuverlässiger Quelle.“
„Was ist geschehen? Hat Lord Longmore gedroht, ihn zu erschießen?“
Jede Schneiderin, die danach strebte, die Damen der gehobenen Gesellschaft einzukleiden, hielt sich auf dem Laufenden über alles, was sich in jenen Kreisen abspielte. Dementsprechend waren Marcelline und ihre Schwestern mit sämtlichen Einzelheiten dieser Geschichte vertraut. Sie wussten, dass Gervase Angier, der siebte Duke of Clevedon, einst das Mündel des Marquess of Warford gewesen war, bei dem es sich wiederum um den Vater des Earl of Longmore handelte. Sie wussten, dass Longmore und Clevedon die dicksten Freunde waren. Sie wussten, dass Clevedon und Lady Clara Fairfax, die älteste von Longmores drei Schwestern, füreinander bestimmt waren. Clevedon war von klein auf vernarrt in sie gewesen. Nie hatte er eine andere Frau hofiert, wenngleich er gewiss jede Menge Liebschaften der anderen Art unterhalten hatte, vor allem in den drei Jahren auf dem Kontinent.
Dass sich das Paar nie verlobt hatte, wurde als reine Formalität betrachtet. Die ganze Welt hatte geglaubt, der Duke werde sie heiraten, sobald er und Longmore von ihrer Kavaliersreise zurückgekehrt waren. Und alle Welt war schockiert gewesen, als Longmore vor einem Jahr allein heimgekommen war und Clevedon sein ausschweifendes Leben auf dem Kontinent fortgesetzt hatte.
Offenbar war einem Mitglied der Familie der Geduldsfaden gerissen, denn vor zwei Wochen war Lord Longmore erneut nach Paris gereist. Die Gerüchte stimmten dahingehend überein, dass er vor allem plane, seinen Freund wegen der zu lange hinausgezögerten Hochzeit zur Rede zu stellen.
„Ich vermute, er hat Clevedon mit der Peitsche gedroht, aber Genaues weiß man nicht“, fuhr Lady Renfrew fort. „Man hat mir nur zugetragen, dass Lord Longmore nach Paris gereist sei und etwas gesagt oder angemahnt habe, das seine Gnaden dazu bewogen hat, zuzusichern, er werde vor dem Geburtstag des Königs wieder in London sein.“
Obwohl des Königs Geburtstag eigentlich in den August fiel, würde er dieses Jahr am achtundzwanzigsten Mai gefeiert werden.
Keine der Schwestern Noirot machte sich bemerkbar, indem sie kreischte, stolperte oder auch nur eine Braue hob. Deshalb wäre ein Betrachter nie darauf gekommen, dass die Neuigkeit für sie von ungeheurer Tragweite war.
Sie kümmerten sich um die zwei Damen und auch die anderen Kundinnen, die ihr Geschäft betraten. Abends schickten sie die Näherinnen zur gewohnten Stunde nach Hause und schlossen den Laden ab. Sie stiegen die Treppe hinauf zu ihrer behaglichen Wohnung und nahmen wie üblich ein leichtes Abendessen ein. Marcelline erzählte ihrer sechsjährigen Tochter Lucie Cordelia eine Geschichte, bevor sie das Mädchen zur üblichen Zeit ins Bett brachte.
Als Lucie den Schlaf der Unschuldigen schlief – so unschuldig man eben sein konnte, wenn man in diese infame Familie hineingeboren worden war –, schlichen die drei Schwestern die Treppe hinab in die Arbeitsstube ihres Geschäfts.
Jeden Tag brachte ein verlotterter kleiner Bengel den neuesten Satz Skandalblätter an die Hintertür des Ladens, kaum dass sie bereit waren für die Auslieferung – für gewöhnlich, bevor die Druckerschwärze getrocknet war. Leonie klaubte die heutige Lieferung auf und breitete sie auf dem Arbeitstisch aus. Die Schwestern überflogen die Spalten.
Kurz darauf meldete sich Marcelline zu Wort. „Da steht es: ‚Der Earl of L. ist gestern Abend aus Paris zurückgekehrt (…) Wir wurden davon in Kenntnis gesetzt, dass einem gewissen Duke, der derzeit in der französischen Hauptstadt weilt, recht unmissverständlich beschieden wurde, Lady C. habe es satt, darauf zu warten, dass er sich die Ehre gebe (…) Seine Gnaden erwartet, rechtzeitig zum Geburtstag des Königs zurück zu sein (…) Die Verlobung soll am Ende der Saison im Rahmen eines Balls auf Warford House verkündet werden (…) Die Hochzeit wird noch vor Ende des Sommers stattfinden.‘“
Sie reichte Leonie den Bericht, und diese las weiter: „Sollte der Gentleman es versäumen, wie versprochen zu erscheinen, wird die Eintracht zwischen den beiden vonseiten der Dame in Zwietracht umschlagen.“ Leonie lachte auf. „Dann folgen ein paar interessante Mutmaßungen darüber, wer in diesem Fall der Nachfolger des Herrn werden könnte.“
Sie schob das Journal Sophia zu, die den Kopf schüttelte. „Sie wäre eine Närrin, wenn sie ihn aufgeben würde. Ein Herzogtum, um Himmels willen! Wie viele gibt es davon schon? Und ein dazugehöriger lediger Duke, der jung, ansehnlich und gesund ist? Solche Männer kann ich an einem Finger abzählen.“ Sie deutete mit dem Zeigefinger auf den Bericht. „Als da wären – er.“
„Warum nur diese Hast?“, fragte sich Marcelline. „Sie ist ja kaum zweiundzwanzig.“
„Und was muss sie schon großartig tun, außer sich im Theater, in der Oper, auf Bällen oder bei großen Gesellschaften blicken zu lassen?“, warf Leonie ein. „Ein vornehmes Fräulein mit Schönheit, Status und einer beachtlichen Mitgift braucht sich nicht darum zu sorgen, keine Verehrer zu haben. Ein solches Fräulein …“
Sie musste den Satz nicht zu Ende führen.
Die Schwestern hatten Lady Clara Fairfax bei zahlreichen Gelegenheiten gesehen. Sie war atemberaubend schön: Mit ihrem blonden Haar und den blauen Augen entsprach sie ganz dem klassischen Bild der „englischen Rose“. Zu ihren zahllosen Vorzügen gehörten ein hoher Rang, eine makellose Ahnenreihe und besagte üppige Mitgift, und so lagen ihr die Männer reihenweise gern zu Füßen.
„Sie wird nie wieder so viel Einfluss auf die Herrenwelt haben wie jetzt“, meinte Marcelline. „Ich finde, sie sollte mit dem Heiraten bis Ende zwanzig warten.“
„Ich schätze, Lord Warford hat nicht damit gerechnet, dass der Duke so lange fortbleibt“, sagte Sophy.
„Er hat immer unter der Fuchtel des Marquess gestanden, heißt es“, gab Leonie zu bedenken. „Seit sein Vater sich zu Tode getrunken hat. Man kann es seiner Gnaden kaum verübeln, Reißaus genommen zu haben.“
„Ich frage mich, ob Lady Clara allmählich ungeduldig wird“, sagte Sophy. „Clevedons Abwesenheit schien bislang niemanden zu kümmern, auch nicht nach Longmores Rückkehr.“
„Weshalb auch?“, fragte Marcelline. „Faktisch sind Clevedon und Lady Clara längst verlobt. Sollte er sich von ihr lossagen, würde er mit der gesamten Familie brechen.“
„Vielleicht ist ein anderer Liebhaber aufgetaucht – einer, für den Lord Warford nichts übrig hat“, erwiderte Leonie.
„Wahrscheinlicher ist, dass Lady Warford nichts für etwaige andere Liebhaber übrig hat“, entgegnete Sophy. „Sie möchte sich das Herzogtum bestimmt nicht durch die Lappen gehen lassen.“
„Mit was Longmore wohl gedroht hat?“, sinnierte Sophy. „Sowohl er als auch Clevedon gelten als ungestüm. Mit einem Duell im Morgengrauen wird er Clevedon jedenfalls kaum gekommen sein. Den Duke zu töten, wäre seinen Interessen wenig dienlich. Womöglich hat er seine Gnaden schlicht vor der Abreibung seines Lebens gewarnt.“
„Das möchte ich sehen“, sagte Marcelline.
„Ich auch“, fügte Sophy an.
„Ich auch“, stimmte Leonie mit ein.
„Zwei gut aussehende Aristokraten, die sich grün und blau prügeln.“ Marcelline lächelte. Die Schwestern hatten Clevedon bislang nicht zu Gesicht bekommen, da sie erst einige Wochen nach dessen Abreise in London eingetroffen waren. Doch alle Welt war sich einig darin, dass er ein gut aussehender Mann sei. „Das würde ich nicht verpassen wollen. Zu schade, dass wir es nicht sehen werden.“
„Andererseits findet auch eine herzogliche...
| Erscheint lt. Verlag | 10.10.2018 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Historical |
| Historical | Historical |
| Übersetzer | Nina Hawranke |
| Verlagsort | Hamburg |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
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| ISBN-10 | 3-7337-3776-8 / 3733737768 |
| ISBN-13 | 978-3-7337-3776-4 / 9783733737764 |
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