Liebe mit Tindernissen (eBook)
256 Seiten
Riva Verlag
978-3-7453-0371-1 (ISBN)
Ingo Wohlfeil ist gebürtiger Niedersachse und lebt heute in Berlin. Er arbeitete als Radiomoderator und Reporter, seit 2007 ist er für die BILD tätig. Für diese berichtete er unter anderem von der Berlinale, der Goldenen Kamera oder der Bambi-Verleihung.
Ingo Wohlfeil ist gebürtiger Niedersachse und lebt heute in Berlin. Er arbeitete als Radiomoderator und Reporter, seit 2007 ist er für die BILD tätig. Für diese berichtete er unter anderem von der Berlinale, der Goldenen Kamera oder der Bambi-Verleihung.
Vorspiel
Erst Trennung, dann Tinder
»Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben.«
Herbsttag, Rainer Maria Rilke
Der olle Rilke hat das Singleleben viel zu düster gesehen. Er sagt, wer im Herbst und Winter keinen Partner habe, der müsse sich bis zum Frühling gedulden und irgendwie die Zeit totschlagen. Blödsinn, sagt der moderne Single, Rilke kannte nur kein Internet und Rainer Maria hatte vor allem eines nicht: Tinder. Damit funktioniert die Partnersuche auch in der dunklen Jahreszeit.
Tinder entwickelte sich rasend schnell zur beliebtesten Dating-App. Das liegt daran, dass es wahnsinnig einfach zu bedienen ist und vor allem: Es ist kostenlos! (War es zumindest bis zum Zeitpunkt des Entstehens des ersten Textes hier im Buch.)
Genutzt wird die App auf der ganzen Welt: in Europa, Amerika, Asien, Australien, Afrika. Sogar in Bürgerkriegsgebieten, wie Kollegen berichten. Ein Freund, der bei einem Fernsehsender arbeitet, nutzte die App an der türkischen Grenze, direkt vor Kobane, als die Schlacht gegen die Terrorbande ISIS mitten im Gange war.
Wie irre ist das denn? Er steht da also auf türkischem Gebiet auf einem Hügel, und während er die Einschläge der alliierten Bomben und Raketen in der Stadt gegenüber beobachtet, sondiert er die Singles der Gegend per Handy. Vielleicht muss man als Kriegsreporter genau so etwas tun. Sich ablenken von all dem Schrecken und Elend um einen herum. So denken scheinbar einige Menschen, die täglich der Gefahr, gar dem Tod ausgesetzt sind. Selbst im Krieg stirbt das Begehren nicht. Mein Kollege hatte zumindest kurzfristig Erfolg. Er datete eine junge Frau, die für Ärzte ohne Grenzen an der Grenze zu Syrien arbeitete. Sie traf er allerdings nur kurz, denn die Medizinerin entschuldigte sich quasi dafür, dass sie gerade nicht mit ihm die Nacht verbringen könne, da sie seit zwei Tagen so etwas wie einen neuen Freund habe. Den hat sie natürlich über Tinder kennengelernt. Liebe zu Zeiten des Krieges. Kann ganz schnell gehen. Der abgedroschene Spruch »Lebe den Tag« bekommt eine besondere Bedeutung, wenn jeder Tag wirklich der letzte sein könnte.
Ich bin 39 Jahre alt und wohlbehütet aufgewachsen in einer Kleinstadt. Altlasten habe ich aber keine mit mir herumzuschleppen. Keine Kinder, keine Scheidung, nicht vorbestraft. Zweimal durch die Führerscheinprüfung gefallen, einmal musste ich den Lappen abgeben. Das war’s.
Ich bin einigermaßen schlank und 1,78 Meter groß. Beruflich mache ich was mit Medien. Mit Frauen hatte ich langfristig leider bisher nicht das ganz große Glück. Meine längste Beziehung hat gerade mal vier Jahre gedauert. Viele Beziehungen scheiterten innerhalb kurzer Zeit an meiner außerordentlichen berufsbedingten Reisetätigkeit, andere an Eifersüchten aller Art, an zu viel oder zu wenig Liebe oder wahlweise zu viel oder zu wenig Sex, an Untreue, an Distanz, an Psychomacken. An allem, woran moderne Beziehungen heutzutage halt sterben. Nachdem ich so viele Jahre in mehr oder minder schwierigen Partnerschaften, kurz- und langfristigen Affären und dann immer wieder über lange Strecken solo verbracht hatte, machte ich mir immer wieder Gedanken über meine vermeintliche Beziehungsunfähigkeit. Wieso gelingt es mir nicht, was andere Menschen scheinbar so einfach schaffen: eine Familie zu gründen? Mittlerweile habe ich aufgehört, den großen Traum zu träumen, der einem schon von klein auf überzeichnet eingeimpft wird, erst durch Märchen, dann durch Hollywood. Der Traum der großen Liebe. Permanente Glücksseligkeit in Ewigkeit. Ich mache mir über Topf und Deckel keine Gedanken mehr, füge mich meinem Schicksal. Es hat ja in 25 Jahren nach Vollendung der sexuellen Reife nicht geklappt, das vollkommene Liebesglück zu finden. Nicht mal in Zeiten VOR dem Internet.
Und eigentlich bin ich immer wieder gerne Single, vielleicht diesmal, weil ich es noch nicht allzu lange bin. Auf Tinder hat mich meine Exfreundin aufmerksam gemacht, die während der Beziehung immer wieder mit Tinder-Dates drohte, wenn das so mit uns weitergehen sollte.
Nun, es ist mit uns nicht weitergegangen.
Die Trennung beruhte übrigens auf einem klassischen Missverständnis. Meine vielleicht allzu eifersüchtige Freundin interpretierte einen Facebook-Post grundlegend fehl und folgerte fälschlich, ich hätte eine Affäre mit einer Kollegin. Die Strafmaßnahmen waren drakonisch. Ich war im Spanienurlaub, als mich ein Drei-SMS-Schlag aus heiterem Himmel traf:
SMS 1: Du glaubst wohl, du kannst mich verscheißern. Mit Kumpels in den Urlaub, aber dann die Geliebte mitnehmen????
Kurze Zeit darauf:
SMS 2: Ich habe veranlasst, dass all deine Klamotten in den Keller gepackt werden!
Wenige Augenblicke später:
SMS 3: Ich werde die Schlösser auswechseln lassen. Dein Name wird von Klingel und Briefkasten entfernt.
Tolle Wurst. Wir waren erst kürzlich zusammengezogen, und ich hatte mich von allem überflüssigen Ballast getrennt, der in einem Doppelhaushalt nicht mehr vonnöten ist: Bett, Schränke, Fernseher, Sofa. Verkauft oder auf den Müll. Die kurze Inventur in meinem Kopf ergab, dass sich meine gesamten Habseligkeiten auf Erbporzellan von meiner Oma, Klamotten, Bücher und eine bisher unausgepackte Playstation 4 beschränkten. Mit anderen Worten: Ich hatte nichts mehr, nicht einmal ein Dach über dem Kopf, wenn ich nach Hause kommen würde. Ach, verdammt. Es gab ja kein Zuhause mehr.
Zugegeben, in unserer Beziehung herrschte sowieso schon eine gewisse Unruhe, aber diese in meinen Augen aktionistische Verhaltensweise war schon leicht verstörend. Zumal sie auf keiner vernünftigen Grundlage basierte und der Schlussstrich aufgrund einer bloßen Mutmaßung gezogen wurde. Mit anderen Worten: Da war doch gar nix.
Nach einer gewissen Ernüchterung und dem Fakt, dass dies – nach Rückfrage – alles ganz offensichtlich kein Albtraum war, eröffneten sich mir zwei Möglichkeiten:
- weinen, die Welt ob ihrer Ungerechtigkeit beschimpfen, an Gott zweifeln und laut das eigene Leid beklagen. Panisch werden, sofort auf ImmoScout gehen und hektisch Wohnungen suchen und Termine in der Heimat ausmachen. Auf Facebook posten, dass man dringend eine neue Bleibe braucht. Dabei den Beziehungsstatus auf Single stellen und dafür Beileidsbekundungen aus aller Welt einholen. Gegebenenfalls den Partner öffentlich um Vergebung anflehen!
Oder:
- den Blick über den pittoresken Hafen von Ibiza schweifen lassen, den Sonnenuntergang bei 30 Grad genießen, sich ein Glas eiskalten Rosé einschenken und sich all der sich neu auftuenden Möglichkeiten bewusst werden: Ich bin frei. Freier denn je, denn ich habe nicht einmal mehr Besitz. Vor mir liegt ein großes weites Feld und es ist an mir, welchen Weg ich gehe. Vielleicht ja erst einmal den des fahrenden Gesellen.
Ich sah ein großes Abenteuer vor mir. Noch drei Wochen Urlaub, ich hatte also Zeit, bis die unmittelbare Bedrohung durch Obdachlosigkeit näherrückte. Ich war frei von räumlichen Zwängen, ich besaß, was ich am Leib trug, plus Klamotten für zehn (warme) Tage, und ich hatte ein iPhone. Immerhin. Ich lud mir Tinder herunter. Tipp von meiner Ex. Mal gucken, was passiert …
Der erste Kontakt
Ich habe die App – nach Ende meiner Beziehung – anfänglich als Reiseführer verstanden. Allein in einer fremden Stadt lernt man, wenn man sich einigermaßen vernünftig verhält, ratzfatz jemanden kennen, der einem die Sehenswürdigkeiten zeigt, und sei es nur eine gute Bar! Und wer weiß, wie der Abend endet. Jedes Date, das weiß ich jetzt, ist eine Wundertüte.
Ein paar Tage nach der abrupten Trennung habe ich mein allererstes Ablenkungsrendezvous: mit einer Deutschen, die genauso wie ich Urlaub auf der Insel macht. Sie wohnt nur vier Kilometer entfernt in einem Haus mit schwulen Freunden und langweilt sich. Wir verabreden uns zum Abendessen. Zwei Stunden und zwei Flaschen Wein später weiß ich von ihr: Sie ist 41 Jahre alt, Deutschlehrerin, alleine auf Ibiza, ihre beiden Freunde sind permanent am Arbeiten. Sie liest den ganzen Tag am Pool ein Buch nach dem anderen oder macht Sport. Sieht man! Durchtrainiert, die Dame. Ihr steht der Sinn nach Abwechslung und sie gibt zu verstehen, dass damit nicht zwangsläufig nur Ausgehen gemeint ist. Eigentlich bin ich gerade nicht an sexuellen Übersprungshandlungen interessiert, aber ich bin angefixt von dem Gedanken, was heute Nacht noch so passieren könnte. Wie weit wird sie gehen am ersten Abend? Wir diskutieren im vorsichtigen Konjunktiv die Möglichkeiten eines Ortswechsels. Zu ihren schwulen Buddys können wir schon einmal nicht, das möchte sie keinesfalls. Außerdem ist das Haus hellhörig und sie kein Kind der Stille. Ich hingegen wohne gerade bei Freunden in der WG und schlafe auf dem Sofa. Geht auch nicht. Hotel? Unnötige Geldausgabe und irgendwie auch peinlich, um Mitternacht vor einem alles durchschauenden Portier zu stehen. Strand ist doof bei zwei Erwachsenen, finden wir.
Da...
| Erscheint lt. Verlag | 5.11.2018 |
|---|---|
| Verlagsort | München |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Comic / Humor / Manga ► Humor / Satire |
| Schlagworte | Amsterdam • Anmachen • App • Aufreißen • Berlin • Bild • Bildzeitung • Blind Date • Buch • Bücher • Buch Liebe • Bukarest • Date • Dates • Dating • datingapp • dating apps • Deutschlan • einsam • Erobern • Eroberung • Europa • Flirt • Flirten • flirt sprüche • Frankfurt • Frau • Frauen ansprechen • Fucking Good • Geschenk Freundin • geschenk kumpel • Große Liebe • Hamburg • Hannover • happn • happn app • Herzblatt • Humor • Ingo Wohlfeil • Istanbul • Kennenlernen • Köln • Leidenschaft • Leipzig • Liebe • Liebe Buch • Liebe ist • Like • love app • love match • lovoo • lustig • lustige dates • Mann • Match • München • once • Online Dating • online match • Pannen • Paris • Partnerbörse • Partnerschaft • Partnersuche • Playboy • Reise • Reisen • Reportage • Reporter • Rom • Sex • sie sucht ihn • Single • single app • Singles • Spaß • Städtereise • Städtereisen • Stockholm • Stuttgart • Tel Aviv • tinder • tinder app • tinder dating • Tinderella • tinder online • tinder pc • tinder plus • tinder social • Traummann • Treffen • Trennung • Verführen • Verführer • Verführung • Wien • witzig • Zürich |
| ISBN-10 | 3-7453-0371-7 / 3745303717 |
| ISBN-13 | 978-3-7453-0371-1 / 9783745303711 |
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