Professor Zamorra 1150 (eBook)
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-6656-3 (ISBN)
Seit kurzer Zeit wusste die goldene Elfe, wer sie wirklich war. Und dieses Wissen erdrückte sie fast. Vor allem auch deswegen, weil sie zwei weitere Erkenntnisse daraus gewann. Erstens: LUZIFERS Schergen würden sie weiterhin gnadenlos jagen. So lange, bis sie endlich tot war. Zweitens: Der Erzdämon Vassago versuchte sie auf ungeheuerliche Weise zu missbrauchen. Um dem zu entgehen, musste sie sich beiden Parteien entziehen ...
Doch auch LEGION ist für eine Überraschung gut, während Zamorra und Nicole am Ende eine Entdeckung machen, die sie ratlos zurücklässt ...
Bodensee, Süddeutschland
Ein Dutzend finstere Gestalten stapfte durch die unterirdischen Felsgänge, die sich tief unterhalb des Bodensees erstreckten. König Alviss führte den Trupp schwerbewaffneter Zwerge an. Neben ihm ging Ranowulf, der Zauberer. Äußerlich unterschied sich der alte Mann nicht von den anderen. Sie alle trugen wilde Bärte und lange Haare, in die die verschiedensten Schmuckstücke gewoben waren, derbe, grünbraune Kleider und Stiefel aus Rattenhaut. In den Gürteln steckten jeweils drei oder vier Äxte. Alviss trug zusätzlich einige Brocken magisches Erz bei sich. Selbst ein Erzdämon hätte Mühe gehabt, den kampferprobten Trupp zu besiegen, zumal speziell Alviss und Ranowulf über starke magische Kräfte verfügten.
»Wir werden dem verfluchten Wächter endlich den Arsch aufreißen und den Durchgang stürmen, was, Alviss?«, sagte Onar, ein mittelgroßer Zwerg, der breiter als hoch war und seine knielangen Haare zu einem einzigen Zopf geflochten hatte, an dessen Ende eine kleine eiserne Kugel hing. Als bester Kämpfer mit hohen Auszeichnungen marschierte er in der zweiten Reihe gleich hinter dem König.
Alviss war froh, dass Onar die belastende Stille durchbrach. Normalerweise lachten die Kämpfer und rissen Zoten, wenn sie in den Kampf zogen. Heute schien jeder mit sich selber beschäftigt zu sein.
»Worauf du einen lassen kannst, Onar«, erwiderte der König, blieb stehen und drehte sich um. Dabei grinste er breit.
»Bloß nicht«, erwiderte Dwalin und riss die Augen in komischer Verzweiflung weit auf. »Sonst fallen wir hier alle auf der Stelle tot um.«
»Ja. Was Dämonen und Elfen nicht schaffen, schafft Onar mit seinen Abgasen locker«, pflichtete ihm Murin, der dickste der Gruppe, bei. »Aber sobald wir unsterblich sind, kannst du furzen, soviel du willst, Onar, dann macht’s nichts mehr aus.«
Der Haufen begann brüllend zu lachen, und Alviss lachte mit. Das verscheuchte die unterschwellige Angst, die auch in ihm brütete, wenigstens für einige Augenblicke. Er warf einen flüchtigen Blick auf die Scheibe, die Ranowulf wie einen Schild vor seiner Brust trug. Auf dieses Kleinod setzte Alviss seine Hoffnung, endlich zur sagenhaften Quelle der Unsterblichkeit vordringen zu können, deren Wasser unsterblich machte, wenn man nur einen Schluck davon trank. So sagten es die Legenden der Zwerge. Und es war sicher etwas dran. Denn die Quelle lag nicht nur hinter einem stark gesicherten magischen Durchgang, sie wurde gleichzeitig von einem fürchterlichen Dämon bewacht. Bisher hatte keiner der Helden, die das Wagnis auf sich genommen hatten, eine Auseinandersetzung mit dem Wächter überlebt, geschweige denn, dass sie das Tor hätten durchdringen können.
In der magischen Scheibe, die Ranowulf trug, schlummerten enorme magische Kräfte. Viele Jahre war sie im Besitz der Nixe Wasserfreundin gewesen, die nicht im Traum daran gedacht hatte, sie Alviss abzutreten. Als Belohnung für einen lebensgefährlichen Dienst hatte er die Scheibe schließlich doch noch erhalten.
Sie gingen weiter. Die Leuchtkäfer, die sie zu Tausenden umschwirrten und für eine Lichtaureole sorgten, zogen mit ihnen. »Und du bist wirklich sicher, Ranowulf, dass die Scheibe stark genug für den Durchbruch ist?«, fragte Murin.
»Natürlich. Ich habe sie über ein halbes Jahr lang ausgelotet«, gab der Zauberer zurück, ohne sich umzudrehen. »Das, was ich schon immer ahnte, seit ich die Scheibe zum ersten Mal bei der Nixe gesehen habe, ist nun Gewissheit: Darin steckt ein gewaltiges magisches Potenzial. Wir haben zum ersten Mal eine reelle Chance, zur sagenhaften Quelle der Unsterblichkeit vorzustoßen und uns das ewige Leben zu bescheren.«
»Und wenn nicht, dann komm ich als Geist zurück und reiße eben dir den Arsch auf, Ranowulf.«
Das löste einen erneuten Heiterkeitsausbruch aus.
Der Gang wurde schmaler, von den Wänden tropfte Wasser und bildete ein kleines Rinnsal zwischen ihren Füßen. Moos krallte sich an den Wänden fest. Ein feindseliges Fiepen ließ Alviss zusammenfahren. Er stoppte und hob die Hand. Vor ihnen gab es eine Kreuzung. Zwei riesige Ratten schoben sich in den Gang. Ihre Augen funkelten gierig.
»Na wartet«, murmelte Alviss und zog zwei Kampfäxte aus dem Gürtel. Die eine warf er mit einem höhnischen Schrei. Sie spaltete der linken Ratte den Schädel. Dann ging er auf das andere Biest los. Bevor es sich drehen und flüchten konnte, erledigte er es ebenfalls. Als der Trupp die Kadaver passierte, watete er in Blut. Dieser leichte Sieg stärkte die Zuversicht der Männer weiter.
»Es ist jetzt nicht mehr weit«, sagte Alviss. »Noch zwei Gangbiegungen und vielleicht vier Steinwürfe, dann sind wir da.«
Wenn es uns tatsächlich gelingt, hinter das Tor zu kommen, was wird uns dort erwarten, dachte Alviss bang. Werden wir die Quelle der Unsterblichkeit tatsächlich finden? Ja, werden wir, denn wir sind Zwerge. Und Zwerge finden immer eine Lösung …
Sie bogen in einen Gang ab, der breiter und höher wurde.
Noch eine Biegung, dann werden wir das Tor sehen, dachte Alviss. Tatsächlich. Als sie um eine scharfe Ecke bogen, blieben sie alle stehen. Die Leuchtkäfer konnten das Tor noch nicht beleuchten, dazu waren sie zu weit entfernt. Trotzdem sahen sie es alle. Weil es aus sich selbst heraus leuchtete! Alviss kannte den Anblick bereits. Die anderen nicht.
Der König bemerkte, dass der eine oder andere unruhig auf seinen Beinen zu trippeln begann.
»Sieht unheimlich aus«, murmelte Murin.
»Und jetzt?«, gab Alviss forsch zurück. »Du wirst dir sicher nicht gleich in die Hosen machen, bloß weil etwas ein bisschen unheimlich aussieht, oder? Sind wir Zwerge oder nicht?«
»Wir sind Zwerge!«, brüllten alle laut.
»Das Tor da kann uns mal«, schob Onar hinterher. »Mit der magischen Scheibe werden wir es öffnen. Und wenn’s Widerstand gibt, kämpfen wir uns einfach durch. Die Unsterblichkeit gibt’s nicht zum Nulltarif.«
»Wahr gesprochen«, lobte Alviss. »Verlieren wir keine Zeit. Wir können bis auf eine Armlänge an das Tor heran, ohne dass etwas passiert. Ich hab’s ausprobiert.«
»Und was ist, wenn wir die Grenze überschreiten?«, fragte Murin.
»Dann spürst du schlagartig eine Kraft, die dich zu erdrücken droht. Ich bin ihr nur mit äußerster Mühe entkommen«, antwortete Alviss. »Wir müssen also vorsichtig sein. Legen wir los. Bis du bereit, Ranowulf?«
»Bin ich, ja«, murmelte der Zauberer und starrte mit zusammengekniffenen Augen auf das Tor. »Die Magie dort vorne ist stark, ich spüre sie bis hierher.«
»Hast du etwa Angst?«, fuhr Alviss ihn an.
»Nein, ich sage ja nur. Mit Hilfe der Scheibe werden wir es trotzdem durchbrechen.«
»Na dann.«
Das unheimliche Tor füllte den kompletten Gang aus. In dem schwarzen Leuchten schienen Schlieren zu wabern und sich gegeneinander zu verdrehen.
»Da, habt ihr das auch gesehen?« Onar starrte auf das Tor und fasste unwillkürlich an den Griff seiner Streitaxt.
»Was denn?«, fragte Murin.
»Da war ein Dämonengesicht in den Schlieren. Der Typ hat ziemlich grausam und böse ausgesehen.«
»Ich hab nichts gesehen«, erwiderte Murin. »Ihr anderen etwa?«
Alle verneinten murmelnd. Aber Alviss wusste, dass Onar sich nicht getäuscht hatte. Bei seinem ersten Besuch hatte er es ebenfalls bemerkt. »Los jetzt«, befahl er.
Sie näherten sich dem Tor bis auf zehn Armlängen. Alviss roch den Angstschweiß, den einige seiner Zwerge absonderten. Er konnte es ihnen nicht mal verdenken.
»Jetzt habe ich den Typ auch gesehen«, stieß Kellur hervor, der bis jetzt kein Wort geäußert hatte.
Ranowulf stellte sich in die Mitte des Ganges, räusperte sich zweimal und konzentrierte sich dann. Finster klingende Worte flossen über seine Lippen. Er kombinierte sie mit magischen Zeichen, die er in die Luft malte.
Alviss beobachtete fasziniert, wie vor dem Tor urplötzlich elf violette Flammen aus dem Boden wuchsen. Sie besaßen eine bestimmte Anordnung, die auf den ersten Blick nicht ersichtlich wurde. Alviss wusste aber um ihren Zweck. Der Zauberer leistete gute Arbeit, denn die Flämmchen bezeichneten die wichtigsten Punkte eines Drudenfußes. Fünf davon bildeten die äußeren Punkte der Sternzacken, fünf weitere markierten die inneren Kreuzungspunkte der fünf ineinander verschachtelten Linien. Das elfte Flämmchen befand sich genau in der Mitte des Drudenfußes.
»Los jetzt, Männer«, drängte Alviss. »Ihr wisst, was ihr zu tun habt. Auf uns wartet die Unsterblichkeit.«
Zehn Zwerge besetzten die Eck- und Kreuzungspunkte des Drudenfußes. Ranowulf begab sich mit der magischen Scheibe genau in die Mitte. Alviss hingegen blieb außen vor. Er übernahm die Schutzfunktion gegen ungebetene Gäste. Da sie sich unerlaubterweise auf Elfengebiet bewegten, mussten sie mit dieser Möglichkeit rechnen.
Die Zwerge sanken auf die Knie, Ranowulf ebenfalls. Links und rechts hielt er die magische Scheibe, die er vor sich hingestellt hatte. Die Flämmchen erloschen. Der Zauberer sang die Zwerge in Trance und vereinigte ihre Geister zu einem starken magischen Verbund, in den er auch die Kraft der Scheibe mit einbezog. Immer lauter, immer fordernder wurde der Gesang Ranowulfs. Alviss spürte, dass sich eine starke magische Kraft aufbaute. Und sich gegen das Tor wandte!
Die magische Scheibe vor Ranowulfs Brust flammte grell...
| Erscheint lt. Verlag | 26.6.2018 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Professor Zamorra | Professor Zamorra |
| Verlagsort | Köln |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Horror |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
| Schlagworte | 2017 • 2018 • Abenteuer • Bastei • Bestseller • Dämon • Dämonenjäger • Deutsch • eBook • eBooks • Extrem • Frauen • Geisterjäger • grusel-geschichten • Grusel-Krimi • Grusel-Roman • Horror • Horror-Roman • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Krimi • Kurzgeschichten • Lovecraft • Männer • Neuerscheinung • Neuerscheinungen • Paranomal • Professor Zamorra • Psycho • Roman-Heft • Serie • Slasher • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony Ballard • Top • Walking Dead |
| ISBN-10 | 3-7325-6656-0 / 3732566560 |
| ISBN-13 | 978-3-7325-6656-3 / 9783732566563 |
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