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Fräulein Nora findet die Liebe (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2018 | 1. Aufl. 2018
361 Seiten
beHEARTBEAT (Verlag)
978-3-7325-4719-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Fräulein Nora findet die Liebe - Elaine Winter
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Deutschland 1959: Als vermeintliche Gattin eines angesehenen Anwalts wird von Nora erwartet, dass sie Gäste bewirtet, den Haushalt schmeißt, ein Handarbeitskränzchen besucht und ein Haushaltsbuch führt. Nora schlägt sich in ihrer Rolle mehr schlecht als recht. Immer wieder begegnet sie bei verschiedenen Gelegenheiten dem jungen und überaus attraktiven Unternehmer Maximilian. Zwischen den beiden funkt es. Und so sehr Nora es versucht - sie kann die Gefühle nicht ignorieren ...

Lassen Sie sich mit dieser wunderbaren Liebesgeschichte in die Zeit von Petticoats, Halbstarken, Nierentischen und Toast Hawaii entführen. Und erleben Sie eine Frau, die einen Ausweg sucht ... und die Liebe findet.

eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.




1. Kapitel


Elisabeths Beerdigung fand an einem strahlenden Sommertag statt. Nora hätte dunkle Wolken, strömenden Regen oder sogar ein Gewitter passender gefunden. Während sich der Pastor in Allgemeinplätzen über das Leben vor und nach dem Tod verlor, sah sie mit zusammengekniffenen Augen hinauf in den zartblauen Himmel. Sie hatte sich so viel Mühe gegeben, dem Pfarrer zu beschreiben, wie lebendig und voller Neugier auf jeden einzelnen Tag Elisabeth bis zu ihrem letzten Atemzug gewesen war. In seiner gesamten Predigt hatte sie jedoch kein einziger Satz auch nur im Entferntesten an ihre geliebte Granny erinnert.

Da Elisabeth außer Nora und Silke keine Familie mehr gehabt hatte, standen um das offene Grab nur eine Handvoll Menschen herum. Die meisten von Elisabeths Freunden lagen schon seit Jahren auf einem der hannoverschen Friedhöfe. Bis zuletzt hatte Elisabeth einmal im Monat mit ihrem roten Mini eine Tour durch die Stadt gemacht. Sie nannte es ihren »Alte-Freunde-soll-man-nie-vergessen«-Tag.

Bei dem Gedanken, dass Elisabeths Freunde nun vielleicht gar keinen Besuch mehr bekamen, musste Nora schlucken.

Als der Pastor endlich schwieg und sie auffordernd ansah, trat sie neben das offene Grab und warf den dicken Strauß Schwertlilien auf den hellen Sarg. Leider wirkten die strahlend blauen Blumen etwas schlapp, nachdem sie sie während der Trauerfeier eine ganze Stunde lang fest umklammert hatte. Elisabeth hätte sich trotzdem gefreut.

Schwertlilien waren ihre Lieblingsblumen gewesen. Im Sommer hatte immer ein Strauß davon auf ihrem Esszimmertisch gestanden. Vielleicht war es Nora sogar ein kleiner Trost, dass Elisabeth im Juni gestorben war: Im Hochsommer oder gar im Winter wäre es schwierig gewesen, Schwertlilien zu besorgen.

Noras Mutter Silke hatte in einem Café nahe dem Friedhof einen Tisch bestellt und die Beerdigungsgesellschaft dorthin eingeladen. Sobald der Pastor sich jedoch gemächlichen Schrittes entfernt hatte, wurden drei der alten Leute mit hastig gemurmelten Entschuldigungen von ihren zum Fahrdienst abkommandierten Verwandten umgehend wieder zum Parkplatz geschafft und abtransportiert.

Die einzige Besucherin, die außer Silke und Nora noch übrig geblieben war, war ohne Begleitung gekommen. Sie lächelte traurig. »Man kann von seinen Enkeln wahrscheinlich nicht erwarten, dass sie sich auch noch stundenlang anhören, wie Erinnerungen über die liebe Verblichene ausgetauscht werden«, erklärte sie, als müsste sie das rasche Verschwinden der anderen Beerdigungsgäste entschuldigen.

»Aber Sie kommen doch mit?«, bat Silke die alte Dame mit den leuchtenden grauen Augen hinter dicken Brillengläsern.

»Ich sollte schon längst auf dem Heimweg sein.« Mit bedauernder Miene schüttelte sie den Kopf. »Immerhin habe ich über drei Stunden Autofahrt vor mir. Und obwohl mein Mann mir zugeredet hat, zu Elisabeths Beerdigung zu fahren, weiß ich, dass er sehnsüchtig auf mich wartet. Burckhardt ist sehr krank, da weiß man nie, was passiert. Wenn ich nicht in seiner Nähe bin, werde ich die Unruhe nicht los.«

»Das tut mir leid.« Nora betrachtete die alte Dame interessiert. »Haben Sie Elisabeth gut gekannt?«

Ein heftiges Nicken war die Antwort. »Als junge Frauen waren wir beste Freundinnen. Dann hat mein Mann eine gute Stelle bei einer Zeitung in Köln angeboten bekommen, und wir haben Hannover verlassen. Er war Journalist, und wir sind später noch mehrmals umgezogen. Elisabeth und ich sind dennoch immer in Kontakt geblieben, wenigstens zu den Geburtstagen und zu Weihnachten. Aber gesehen haben wir uns zuletzt vor mehr als zwanzig Jahren. Wie das so ist. Und jetzt ist es zu spät.« Die letzten Worte wurden von einem tiefen Seufzer begleitet.

»Vielen Dank, dass Sie zur Trauerfeier gekommen sind.« Silke reichte ihr die Hand. »Wir haben allen Leuten, die Elisabeth in ihr Adressbüchlein eingetragen hatte, eine Karte geschickt. Aber es waren nur sehr wenige heute hier.«

»Ich streiche Name und Adresse auch nicht durch, wenn jemand gestorben ist«, gestand die alte Dame mit einem leisen Lächeln. »Das ist so endgültig. Und es könnte sein, dass es eines Tages nur noch durchgestrichene Zeilen in meinem Adressverzeichnis gibt.«

Sie wandte sich Nora zu und betrachtete sie aufmerksam durch ihre runden Brillengläser. »Ich wünsche dir alles Gute, Nora.«

»Sie kennen meinen Namen? Sind wir uns schon einmal begegnet? Ich kann mich nicht erinnern.« Nora griff nach der schmalen Hand, die sich ihr entgegenstreckte. Fast gewichtslos lag sie zwischen ihren Fingern und glitt wieder dazwischen hervor wie ein Herbstblatt, das der Wind wegwehte.

»Du wirst dich erinnern. Schon bald. Ich bin Brigitte« Mit einer spontanen, jugendlich wirkenden Bewegung schlang sie Nora die Arme um den Hals und drückte sie für einen Moment mit erstaunlicher Kraft an sich. Dann drehte sie sich um und ging über den schmalen Fußweg zum Ausgang des Friedhofs. Dabei wackelte das schwarze Hütchen auf ihrem Kopf im Takt mit ihren Schritten.

»Was war denn das?«, wandte Nora sich an ihre Mutter, nachdem sie der alten Dame eine Weile verblüfft hinterhergeschaut hatte.

»Kann schon sein, dass sie dich als kleines Mädchen mal gesehen hat. Wenn sie Elisabeth zuletzt vor zwanzig Jahren getroffen hat, warst du ja damals schon neun.« Mit einer nervösen Geste strich Silke sich die Haare glatt.

»Aber wieso sollte ich mich schon bald daran erinnern, wenn ich es jetzt nicht tue?« Nora starrte so angestrengt den Rücken der schmalen, sich entfernenden Gestalt an, als könnte sie auf diese Weise in letzter Minute eine Antwort auf ihre Frage bekommen.

»Sie ist schon alt und wahrscheinlich ein bisschen verwirrt.« Mit einem Seufzer widmete Silke sich wieder dem frischen Grab. Außer dem großen Kranz lagen nur ein üppiges Gesteck und zwei Sträuße auf dem kleinen Hügel, die Silke jetzt noch einmal neu arrangierte.

»Meinst du, das da ist von ihr?« Nora deutete auf das Gesteck, in dessen Mitte ein Herz aus himmelblauen Schwertlilien blühte.

»Möglich.« Noch einmal bückte sich Silke hinunter zu dem Kranz, den sie zusammen mit Nora ausgesucht hatte, und zog die weiße Schleife glatt. Wir werden dich nie vergessen, geliebte Granny, stand auf der einen Seite, auf der anderen ihre beiden Namen. Obwohl Elisabeth nicht ihre echte Großmutter gewesen war, hatte Nora sie immer liebevoll Granny genannt. Dieses Kosewort stammte aus der Zeit, als sie nach der Schule mit Elisabeth oft amerikanische Familienserien gesehen hatte.

Plötzlich schnürte die Sehnsucht nach dem hellen Wohnzimmer, in dem sie auch als Erwachsene noch oft Zeit mit Elisabeth verbracht hatte, Nora die Kehle zu. Nie mehr würde Nora in dem bequemen Sessel am Fenster sitzen, an ihrem Darjeeling nippen und Elisabeth davon erzählen, was gerade in ihrem Leben vor sich ging. Natürlich hatte sie noch Silke, doch der Rat der lebensklugen Granny mit den funkelnden Augen und dem feinen Lächeln war für sie immer unschätzbar viel wert gewesen.

»Lass uns zu Elisabeths Wohnung fahren«, schlug Nora spontan vor, während sie zusah, wie der Sommerwind mit der weißen Schleife spielte, die Silke eben noch glattgezogen hatte. »Wir können genauso gut heute anfangen, ihre Sachen durchzusehen.«

Silke warf ihr einen erstaunten Blick zu. »Heute? Haben wir nicht schon genug geweint?«

»Hier kann ich mich nicht richtig von ihr verabschieden. Ich möchte dorthin, wo sie gelebt hat. Wo sie lebendig war«, sagte Nora leise.

»Na gut«, stimmte Silke zögernd zu. »Vorher müssen wir aber noch in dem Café vorbeischauen und den Tisch abbestellen. Eigentlich traurig, dass Elisabeths alte Freunde nicht wenigstens eine Weile zusammensitzen und sich an sie erinnern. Aber das ist wohl der Preis dafür, wenn man sehr alt wird. Es gibt immer weniger Menschen, mit denen man ein langes Stück seines Weges gegangen ist.«

»Aber wir sind noch da und erinnern uns an sie«, tröstete Nora ihre Mutter und hakte sich bei ihr unter, während sie zum Friedhofstor gingen.

*

Elisabeths geräumige Drei-Zimmer-Wohnung lag in einer ruhigen, grünen Nebenstraße in Herrenhausen. Es war immer schwierig gewesen, hier einen Parkplatz zu finden, aber heute war erstaunlicherweise direkt vor der Haustür einer frei.

Elisabeths Schlüssel hingen an Noras Schlüsselbund. Sie öffnete die weißlackierte Haustür, dann stiegen sie schweigend die Treppe in den ersten Stock hinauf. Es waren genau einundzwanzig Stufen, die sie nun nur noch wenige Mal im Geist mitzählen würde.

Vor der Wohnungstür hielt sie inne und sah hilfesuchend ihre Mutter an. »Ich weiß, es ist blöd, aber ich habe ein bisschen Angst reinzugehen. Jetzt kann ich mir noch einbilden, sie sitzt da drinnen am Tisch, hat eine Kanne Tee auf dem Stövchen stehen und wartet darauf, dass ich eine Tasse Darjeeling mit ihr trinke.«

Silke lächelte traurig. »Hast du ihr auch nie gesagt, dass du keinen schwarzen Tee magst? Ich habe dich nie irgendwo anders welchen trinken sehen – außer bei Elisabeth.«

Nickend biss Nora sich auf die Unterlippe. »Sie hat ein richtiges kleines Fest daraus gemacht, als ich mit vierzehn meine erste Tasse Tee mit ihr trinken durfte. Deshalb mochte ich ihn dann doch irgendwie.«

»Ich mochte ihn auch nur, weil es eben Elisabeths Tee war.« Nachdenklich sah Silke die immer noch geschlossene Wohnungstür an. »Wollen wir lieber erst morgen anfangen, die Sachen in der Wohnung durchzugehen?«

Sie zupfte an ihrem schwarzen Etuikleid herum, in dem sie auf Nora seltsam fremd wirkte. Normalerweise bevorzugte ihre Mutter leuchtende Farben. Ganz anders als Nora selbst, die zur Arbeit nur dunkelblaue und anthrazitfarbene Kostüme trug. Und...

Erscheint lt. Verlag 1.5.2018
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 20. - 21. Jahrhundert • Deutschland • Drama • feelgood • Frauen Bücher • Frauen Bücher Bestseller • frauengold • Frauenroman • Frauenroman Bestseller • Fünfziger Jahre • Gefühl • Gefühle • Happy End • Herzschmerz • Hollywood • Ku'damm 56 • Ku'damm 59 • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesleben • Liebesroman • Liebesromane • Liebesromane für Frauen • Moderne Frau • Nicholas Sparks • Petticoat • pleasentville • PS ich liebe dich • Romance • Romantic Comedy • Romantik • romantisch • Romantische Komödie • tatsächlich liebe • Tragik • Unterhaltung • wohlfühlen • Zeitreise
ISBN-10 3-7325-4719-1 / 3732547191
ISBN-13 978-3-7325-4719-7 / 9783732547197
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