Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de

Die letzten Stunden des Sommers (eBook)

Roman
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
576 Seiten
Blanvalet (Verlag)
978-3-641-19499-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die letzten Stunden des Sommers -  Beatriz Williams
Systemvoraussetzungen
8,99 inkl. MwSt
(CHF 8,75)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Unbezähmbare Heldinnen, eine Welt voller Geheimnisse und eine Liebe, so stark, dass sie Jahrzehnte überdauerte ...
Pepper Schuyler war schon immer eine Klasse für sich - und das sind auch die Probleme, mit denen sie sich im Herbst 1966 konfrontiert sieht. Nachdem sie einen alten Mercedes Roadster restauriert und versteigert hat, hofft sie auf eine sichere Zukunft für sich und ihr ungeborenes Baby, das Ergebnis einer Affäre mit einem einflussreichen, verheirateten Politiker. Doch die Käuferin Annabelle Dommerich hat ganz eigene Geheimnisse, und als sie Pepper unerwartet in ihr Haus in Florida einlädt, offenbart sich nach und nach die erstaunliche Herkunft des Wagens - und mit ihr die dramatische Geschichte einer Flucht aus Europa vor dem Zweiten Weltkrieg und einer Liebe, die noch dreißig Jahre später alles verändern wird ...

Die East-Coast-Reihe von Beatriz Williams bei Blanvalet:

1. Im Herzen des Sturms
2. Das geheime Leben der Violet Grant
3. Träume wie Sand und Meer
4. Die letzten Stunden des Sommers
5. Unser Traum von Freiheit
Alle Bände auch einzeln lesbar.

Beatriz Williams besitzt Abschlüsse der amerikanischen Universitäten Stanford und Columbia. Während sie als Beraterin in London und New York arbeitete, versteckte sie ihre Schreibversuche zunächst auf ihrem Laptop. Mit ihren Romanen eroberte sie nicht nur die Herzen ihrer LeserInnen im Sturm, sondern auch die »New York Times«-Bestsellerliste. Heute schreibt Beatriz Williams in ihrem Haus an der Küste Connecticuts, wo sie mit ihrem Mann und ihren vier Kindern lebt.

Pepper

PALM BEACH – 1966

1.

Der elegant geschwungene Mercedes-Benz posiert auf dem Rasen wie ein tiefschwarzer Schnörkel antiker Tinte – mit keinem anderen Automobil dieser Welt vergleichbar.

Auf den ersten Blick würde man es nie vermuten, aber Miss Pepper Schuyler, eine junge Frau von Welt mit goldbraunen gazellenartigen Beinen, die dort drüben, jenseits der Zufahrt, die Sonne Floridas in sich aufsaugt, kennt jedes glamouröse Detail dieses 1936er Special Roadster. Man betrachtet Peppers schwangeren Kugelbauch, der sich kühn unter dem grünen Shiftkleid abzeichnet (ein solcher Babybauch lässt sich nicht ignorieren, ebenso wenig wie die pastellfarbenen Jack-Rogers-Sandalen), und schon hat man sie voreilig in eine Schublade gesteckt. Ist doch wahr, oder? Eine attraktive Salonlöwin in Palm Beach: Was weiß die schon von Autos?

Doch die bezaubernde Pepper schert sich nicht darum, was andere von ihr denken. Das hat sie noch nie. Sie denkt vielmehr an den Mercedes. Ihr Blick schweift über die geschwungene Linie des vorderen Kotflügels, der sich von seinem höchsten Punkt über dem Radkasten bis zum Trittbrett unter der Tür erstreckt wie das nackte Bein einer unbekannten Schönheit. Ihr Herz schlägt auf der Stelle einen Takt schneller.

Sie weiß ganz genau, was für eine Plackerei es war, den hochglänzenden Kotflügel neu zu lackieren. In der ersten Oktoberwoche wollte das heiße Wetter noch immer nicht nachlassen, und der alte Schuppen in Cape Cod roch widerlich nach Farbe und Öl, ein beißender Gestank, der sich trotz Mundschutz in ihre Nebenhöhlen schlich und hartnäckig festsetzte, bis sie nichts anderes mehr roch und nur noch dachte: Was zum Teufel tue ich mir hier an? Was habe ich mir nur dabei gedacht?

Gott sei Dank hat das Elend nun ein Ende. Dieser exklusive tintenschwarze Mercedes Special Roadster, Baujahr ’36, ist ab heute das Problem einer anderen. Und diese Person ist tatsächlich bereit, für das zweifelhafte Vergnügen, die alte Karosserie und die verchromten Beschläge vor den Spuren der Zeit zu bewahren, eine stolze Summe von dreihunderttausend Dollar zu zahlen.

Die Anzahlung wurde bereits auf ein spezielles Konto überwiesen, das Pepper in ihrem Namen eröffnet hat. (Ihr eigener Name, ihr eigenes Geld: ein großartiges Gefühl – als würde man auf einem Ozeandampfer in See stechen und nichts als tiefblaues Meer sehen.) Die verbliebene Summe sollte jeden Moment eintreffen, in einem hochoffiziellen Umschlag, hier im Breakers Hotel, wo Pepper derzeit abgestiegen ist. Ein kleiner Scheck mit großer Wirkung. Zusammengenommen soll dieses nette Sümmchen nämlich dazu dienen, Peppers Probleme ein für alle Mal zu lösen. Geld für das Baby, Geld für einen Neuanfang; Geld, um jeden zu ignorieren, der ignoriert werden muss; Geld, um im Notfall unterzutauchen, wenn nötig für immer. Sie wird sich von niemandem abhängig machen. Sie wird tun und lassen, was sie will. Sie wird tun, was für Pepper Schuyler – und für Pepper junior – das Beste ist. Und sie braucht nichts und niemanden zu fürchten.

Die einzige Frage, die sich nach wie vor stellt und die Pepper unter den Nägeln brennt, ist dieses nagende Wer.

Wer zum Henker ist diese anonyme Käuferin – dem Auktionshaus zufolge eine Frau –, die das nötige Interesse und das nötige Kleingeld besitzt, um diesen schicken Mercedes Roadster zu erwerben, noch bevor er zur Versteigerung kommt?

Pepper interessiert sich nicht wirklich dafür, wer diese unbekannte Person ist. Es interessiert sie vielmehr, wer diese Person nicht ist. Solange es sich um eine unbeteiligte Partei handelt, die aus individuellen Gründen an dem Kauf interessiert ist, unabhängig von Peppers misslicher Lage, unabhängig von der anderen Hälfte jener magischen Gleichung, deren Resultat sich in ihrem Bauch befindet, ist doch alles in Butter, oder? Sie nimmt einfach die dreihunderttausend Dollar und kann sich den Käufer für immer aus dem Kopf schlagen.

Pepper hebt ihren gebräunten Arm und wirft einen Blick auf ihre Armbanduhr. Eine goldene Cartier – das Geschenk ihres Vaters anlässlich ihres achtzehnten Geburtstags –, womöglich eine diskrete Aufforderung, sie möge in Zukunft pünktlicher sein, nun da sie endlich erwachsen ist. Nicht dass es funktioniert hätte. Die Party beginnt erst, wenn Pepper eintrifft, nicht eine Minute eher, was sollte es sie also kümmern, ob sie zu früh oder zu spät kommt? Doch eine Armbanduhr hat auch ihre Vorzüge. Laut ihres Ziffernblatts ist es zwölf Uhr siebenundzwanzig, die beiden – der Auktionator und die Käuferin – sollten somit jeden Moment eintreffen, um sich den Wagen anzusehen und die letzten Formalitäten zu regeln. Vorausgesetzt sie sind pünktlich, aber warum sollten sie sich verspäten? Allem Anschein nach ist die Käuferin auf diesen Handel ebenso erpicht wie sie.

Pepper legt den Kopf in den Nacken und schließt die Augen vor der gleißenden Sonne. Sie kann gar nicht genug bekommen. Das Baby in ihrem Bauch ist offenbar einer Religion entsprungen, die jenen alten Himmelsgöttern huldigt oder sich von Sonnenstrahlen nährt. Fast spürt sie, wie sich die Zellen ekstatisch teilen, wie sich die Nähte ihres grünen Lilly-Pulitzer-Shiftkleids dehnen, wie die aufgedruckten tanzenden Äffchen ihre Arme recken, um das ehrgeizige Geschöpf in ihrem Innern zu umarmen.

Eigentlich kein Wunder, oder? Wie der Vater, so das Kind.

»Guten Tag.«

Pepper richtet sich abrupt auf. Vor ihr steht eine schlanke, zierliche Frau mit dunklem Haar, einer marineblauen Caprihose und einer weißen Bluse, die grazilen Gesichtszüge hinter einer übergroßen Sonnenbrille verborgen. Audrey Hepburn oder ihre elegante Cousine aus Florida.

»Guten Tag«, erwidert Pepper.

Die Frau streckt ihr die Hand entgegen. »Sie sind also Miss Schuyler. Mein Name ist Annabelle Dommerich. Ich bin die Käuferin. Bitte bleiben Sie sitzen.«

Pepper steht dennoch auf und ergreift ihre ausgestreckte Hand. Mrs. Dommerich ist höchstens einen Meter sechzig, deutlich kleiner als Pepper, doch sie scheint ihr in jeder Hinsicht gewachsen.

»Es überrascht mich, Sie hier zu sehen«, sagt Pepper. »Ich dachte, Sie wollten anonym bleiben?«

Mrs. Dommerich zuckt mit den Achseln. »Ach, nur wegen der Presse. Ich war neugierig, Sie kennenzulernen, Miss Schuyler. Sie sind noch attraktiver als auf den Fotos. Und wie ich sehe, blühen Sie regelrecht auf! Wann ist es denn so weit?«

»Im Februar.«

»Frauen wie Sie habe ich schon immer beneidet. Während meiner Schwangerschaften sah ich aus wie ein Wasserball auf Beinen.«

»Das kann ich mir nicht vorstellen.«

»Ist lange her.« Mrs. Dommerich nimmt ihre Sonnenbrille ab und enthüllt ihre großen schokoladenbraunen Augen. »Der Wagen sieht übrigens fantastisch aus.«

»Danke. Ein Fachmann hat mir geholfen, das Schmuckstück wieder in Gang zu bringen.«

»Sie haben ihn selbst restauriert?« Ihre Augenbrauen schießen anmutig in die Höhe. »Ich bin beeindruckt.«

»Mir blieb nichts anderes übrig.«

Mrs. Dommerich wendet ihren Blick zurück zum Wagen, eine Hand schützend über die Augen gelegt. »Und Sie haben ihn in einem Schuppen in Cape Cod entdeckt? Unter einer Lage Staub? Unberührt?«

»Ja, auf dem Anwesen meiner Schwester. Anscheinend wollte ihn keiner mehr haben.«

»Ja«, sagt Mrs. Dommerich. »In der Tat.«

Peppers Füße kitzeln von dem Gras, das durch ihre Sandalen dringt. Mrs. Dommerich steht reglos an ihrer Seite, als würde sie für ein Porträt posieren: Betrachtungen einer Dame in weißer Bluse. Sie spricht wie eine Amerikanerin, in einem unbeschwerten Plauderton, doch eine feine Nuance ihrer Stimme zeugt von europäischen Wurzeln, genauso wie der Hauch von Chanel, der sie umschwebt. Trotz der jugendlich schimmernden Haut, der so manche Frau mittels teurer Schönheitsprodukte hinterherjagt, schätzt Pepper sie auf Mitte, wenn nicht Ende vierzig. Irgendetwas in ihrem Ausdruck, ihrer gesamten Haltung gibt Pepper das Gefühl, sich wie ein ungelenkes Fohlen zu verhalten, sich wie ein kleines Mädchen zu kleiden. Ungeachtet der mütterlichen Fülle ihres Bauches, die ihre jugendliche Linie jäh unterbricht.

Jenseits der Einfahrt erscheinen zwei verschwitzte Herren in geschäftsmäßigen Wollanzügen mit nahezu identischen Bierbäuchen, rund und makellos wie Basketbälle. Einer der beiden blickt in ihre Richtung und hebt seine Hand zu einem, wie Pepper es nennt, typischen Golfergruß.

»Ah, da sind sie ja.« Mrs. Dommerich wendet sich an Pepper und lächelt zufrieden. »Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass Sie das gute Stück so liebevoll restauriert haben. Wie läuft er denn, der Wagen?«

»Wie ein Rennpferd.«

»Sehr schön. Ich kann das Donnern fast hören. Ein unvergleichliches Geräusch, habe ich recht? So etwas wird heute gar nicht mehr gebaut.«

»Dazu kann ich mich nicht äußern. Ich bin keine Automobilliebhaberin.«

»Ach nein? Das müssen wir ändern. Ich hole Sie heute Abend um sieben Uhr ab, dann können wir vor dem Abendessen noch eine kleine Runde drehen.« Sie streckt ihre Hand aus, und Pepper ist so verblüfft, dass sie instinktiv einschlägt. Mrs. Dommerichs Finger sind schlank und stark und frei von Schmuck, abgesehen von dem schlichten goldenen Ring an dem verräterischen Finger ihrer linken Hand, den...

Erscheint lt. Verlag 23.7.2018
Reihe/Serie Die East-Coast-Reihe
Übersetzer Anja Hackländer
Verlagsort München
Sprache deutsch
Original-Titel Along the Infinite Sea
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 1960er • eBooks • Florida • Flucht • Frankreich • Frauenromane • Große Liebe • Große Liebesgeschichte • Liebesdreieck • Liebesroman • Liebesromane • mercedes roadster • New-York-Times-Bestsellerautorin • Provence • Romane für Frauen • Roman für Frauen • "Sommer in Maine" • Urlaubslektüre • Zweiter Weltkrieg
ISBN-10 3-641-19499-7 / 3641194997
ISBN-13 978-3-641-19499-4 / 9783641194994
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 1,8 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Roman

von T.C. Boyle

eBook Download (2023)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
CHF 20,50
Roman

von Fatma Aydemir

eBook Download (2022)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
CHF 12,65
Roman. Jubiläumsausgabe

von Umberto Eco

eBook Download (2022)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
CHF 12,65