Die Dämonen (eBook)
1085 Seiten
Null Papier Verlag
978-3-96281-467-0 (ISBN)
Fjodor Michailowitsch Dostojewski gilt als einer der bedeutendsten russischen Schriftsteller. Fjodor Dostojewskis Familie entstammte verarmtem Adel; der Vater war Arzt. 1839 soll sein Vater auf dem heimischen Landgut durch Leibeigene ermordet worden sein. Dostojewski begann 1844 mit den Arbeiten zu seinem 1846 veröffentlichten Erstlingswerk 'Arme Leute'. Mit dessen Erscheinen wurde er schlagartig berühmt; die zeitgenössische Kritik feierte ihn als Genie.
Fjodor Michailowitsch Dostojewski gilt als einer der bedeutendsten russischen Schriftsteller. Fjodor Dostojewskis Familie entstammte verarmtem Adel; der Vater war Arzt. 1839 soll sein Vater auf dem heimischen Landgut durch Leibeigene ermordet worden sein. Dostojewski begann 1844 mit den Arbeiten zu seinem 1846 veröffentlichten Erstlingswerk "Arme Leute". Mit dessen Erscheinen wurde er schlagartig berühmt; die zeitgenössische Kritik feierte ihn als Genie.
Personenverzeichnis
Erster Teil
Erstes Kapitel.
Zweites Kapitel. – Prinz Harry. Die Brautwerbung.
Drittes Kapitel. – Fremde Sünden.
Viertes Kapitel. – Die Lahme.
Fünftes Kapitel. – Die kluge Schlange.
Zweiter Teil
Erstes Kapitel. – Die Nacht.
Zweites Kapitel. – Die Nacht (Fortsetzung).
Drittes Kapitel. – Das Duell.
Viertes Kapitel. – Alle in Erwartung.
Fünftes Kapitel. – Vor dem Feste.
Sechstes Kapitel. – Peter Stepanowitsch in geschäftiger Tätigkeit.
Siebentes Kapitel. – Bei den Unsrigen.
Achtes Kapitel. – Iwan, der Zarensohn.
Anmerkung des Übersetzers
Neuntes Kapitel. – Stepan Trofimowitsch wird »konfisziert«.
Zehntes Kapitel. – Die Flibustier. Der verhängnisvolle Vormittag.
Dritter Teil
Erstes Kapitel. – Das Fest.
Zweites Kapitel. – Der Schluss des Festes.
Drittes Kapitel. – Der beendete Roman.
Viertes Kapitel. – Der letzte Beschluss.
Fünftes Kapitel. – Die Reisende.
Sechstes Kapitel. – Die mühevolle Nacht.
Siebentes Kapitel. – Stepan Trofimowitschs letzte Wanderung.
Achtes Kapitel. – Schluss.
I.
Indem ich mich anschicke, die sehr merkwürdigen Ereignisse zu schildern, die sich kürzlich in unserer, bis dahin durch nichts ausgezeichneten Stadt zugetragen haben, sehe ich mich durch meine schriftstellerische Unerfahrenheit genötigt, etwas weiter auszuholen und mit einigen biografischen Angaben über den talentvollen, hochgeachteten Stepan Trofimowitsch Werchowenski zu beginnen. Diese Angaben sollen nur als Einleitung zu der in Aussicht genommenen Erzählung dienen; die Geschichte selbst, die ich zu schreiben beabsichtige, soll dann nachfolgen.
Ich will es geradeheraus sagen: Stepan Trofimowitsch hat unter uns beständig sozusagen eine bestimmte Charakterrolle, die Rolle eines politischen Charakters, gespielt und sie leidenschaftlich geliebt, dermaßen, dass er meines Erachtens ohne sie gar nicht leben konnte. Nicht, dass ich ihn mit einem wirklichen Schauspieler vergleichen möchte: Gott behüte; das kommt mir umso weniger in den Sinn, als ich selbst ihn sehr hoch achte. Es mochte bei ihm alles Sache der Gewohnheit sein oder, richtiger gesagt, Sache einer steten, schon aus dem Jugendalter herrührenden wohlanständigen Neigung, sich vergnüglichen Träumereien über seine schöne politische Haltung hinzugeben. Er gefiel sich zum Beispiel außerordentlich in seiner Lage als »Verfolgter« und sozusagen als »Verbannter«. Diese beiden Worte umgibt ein eigenartiger klassischer Glanz, der ihn seinerzeit verführt hatte, ihn dann allmählich im Laufe vieler Jahre in seiner eigenen Meinung gehoben und ihn schließlich auf ein sehr hohes und für seine Eigenliebe sehr angenehmes Piedestal gestellt hatte. In einem satirischen englischen Romane des vorigen Jahrhunderts kehrte ein gewisser Gulliver aus dem Lande der Liliputaner zurück, wo die Menschen nur vier Zoll groß waren, und hatte sich während seines Aufenthaltes unter ihnen so daran gewöhnt, sich für einen Riesen zu halten, dass er, auch wenn er in den Straßen Londons umherging, unwillkürlich den Fußgängern und Wagen zurief, sie sollten sich vorsehen und ihm ausweichen, damit sie nicht zertreten würden; denn er bildete sich ein, er sei immer noch ein Riese und sie Zwerge. Man lachte ihn deswegen aus und schimpfte auf ihn, und grobe Kutscher schlugen sogar mit der Peitsche nach dem Riesen; aber ob mit Recht? Was kann nicht die Gewohnheit bewirken? Die Gewohnheit brachte auch Stepan Trofimowitsch zu einem sehr ähnlichen Verhalten, das sich aber in einer noch unschuldigeren und harmloseren Weise zeigte, wenn man sich so ausdrücken kann; denn er war ein ganz prächtiger Mensch.
Ich glaube allerdings, dass er in der letzten Zeit von allen und überall vergessen war; aber man kann keineswegs sagen, dass er auch früher ganz unbekannt gewesen wäre. Es lässt sich nicht bestreiten, dass auch er eine Zeit lang zu einer angesehenen Gruppe hervorragender Männer der vorigen Generation gehörte, und dass eine Zeit lang (freilich nur während einer ganz, ganz kurzen Spanne Zeit) viele, die damals lebten, übereilterweise seinen Namen beinah in eine Reihe mit den Namen Tschaadajews, Bjelinskis, Granowskis und des damals soeben im Auslande aufgetretenen Herzen stellten. Aber Stepan Trofimowitschs Tätigkeit endete fast in demselben Augenblicke, in dem sie begonnen hatte, angeblich »infolge des Wirbelsturmes der zusammengekommenen Umstände«. Aber wie stand es damit? Es hat sich später herausgestellt, dass es damals keinen »Wirbelsturm«, ja nicht einmal irgendwelche »Umstände« gegeben hat, wenigstens nicht in diesem Falle. Ich habe erst jetzt, in diesen Tagen, zu meinem größten Erstaunen, aber mit völliger Sicherheit erfahren, dass Stepan Trofimowitsch bei uns, in unserm Gouvernement, ganz und gar nicht, wie man bei uns allgemein glaubte, als Verbannter gewohnt, sondern nicht einmal irgendwann unter Aufsicht gestanden hat. Wie groß muss also seine eigene Einbildungskraft gewesen sein! Er hat sein ganzes Leben lang aufrichtig geglaubt, dass man in gewissen höheren Kreisen beständig vor ihm auf der Hut sei, dass alle seine Schritte fortwährend kontrolliert und in Erfahrung gebracht würden, und dass jeder der drei Gouverneure, die einander bei uns in den letzten zwanzig Jahren abgelöst haben, schon bei seiner Ankunft im Gouvernement eine besonders feindselige Meinung über ihn mitgebracht habe, die ihm von oben her als eine Sache von besonderer Wichtigkeit bei Übergabe der Verwaltung des Gouvernements eingeflößt worden sei. Hätte jemand damals dem ehrenwerten Stepan Trofimowitsch den unwiderleglichen Beweis geliefert, dass er überhaupt nichts zu befürchten habe, so würde er sich sicherlich sehr gekränkt gefühlt haben. Und dabei war er ein sehr kluger, begabter Mensch, sogar sozusagen ein Mann der Wissenschaft; allerdings in der Wissenschaft … na, kurz gesagt, in der Wissenschaft leistete er nicht viel oder wohl überhaupt nichts. Aber das ist in unserm lieben Russland bei Männern der Wissenschaft etwas ganz Gewöhnliches.
Er kehrte aus dem Auslande zurück und glänzte ausgangs der vierziger Jahre als Lektor auf einem Universitätskatheder. Er hielt nur einige wenige Vorlesungen, wenn ich nicht irre, über die Araber; auch verteidigte er eine glänzende Dissertation über die im Entstehen begriffene politische und hanseatische Bedeutung der deutschen Stadt Hanau in der Zeit zwischen 1413 und 1428, sowie über die speziellen unklaren Ursachen, weswegen diese Bedeutung dann doch nicht zustande kam. Diese Dissertation versetzte in geschickter Weise den damaligen Slawophilen schmerzhafte Seitenhiebe und verschaffte ihm dadurch unter ihnen zahlreiche erbitterte Feinde. Ferner ließ er (übrigens fiel dies bereits in die Zeit nach dem Verluste des Lehrstuhls), gewissermaßen um sich zu rächen und um der gebildeten Welt zu zeigen, was für einen Mann sie an ihm verloren habe, in einer liberalen Monatsschrift, welche Übersetzungen aus Dickens brachte und die Anschauungen von George Sand vertrat, den Anfang einer sehr tiefsinnigen Untersuchung drucken, ich glaube über die Ursachen des hohen sittlichen Adels irgendwelcher Ritter in...
| Erscheint lt. Verlag | 1.7.2025 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Klassiker bei Null Papier | Klassiker bei Null Papier |
| Mitarbeit |
Fußnoten: Jürgen Schulze |
| Übersetzer | Hermann Röhl |
| Verlagsort | Neuss |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
| Schlagworte | Brüder • Brüder Karamasow • Bücher • Bulgakow • Dämonen • Der Idiot • Der Spieler • Die Besessenen • Dostojewskij • dostojewskijs • Dostojewskijs Romane • dostojewskis • Fjodor • Fjodor Dostojewski • Gontscharow • Grossinquisitor • großinquisitor • Idiot • Lew Tolstoi • Literatur • michailowits |
| ISBN-10 | 3-96281-467-1 / 3962814671 |
| ISBN-13 | 978-3-96281-467-0 / 9783962814670 |
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