Zum Hauptinhalt springen
Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de
Leonardo und das Verlies der schwarzen Reiter -  Alfred Bekker

Leonardo und das Verlies der schwarzen Reiter (eBook)

eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
120 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-1884-7 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
2,99 inkl. MwSt
(CHF 2,90)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Band 4 von 6 der mysteriösen Abenteuer des jungen Leonardo da Vinci - ein internationaler Erfolg. Neben den Ausgaben in Deutschland gibt es die Romane um Da Vincis Fälle auch auf Türkisch, Indonesiosch, Dänisch und (demnächst) auf Bulgarisch! In dem kleinen Dorf Vinci bei Florenz, 1462: Die Wasserzeichenform der Medici-Bank ist aus der Papiermühle von Meister Andrea di Marco gestohlen worden. Und das, obwohl das Papier schon in drei Tagen bei der Bank sein muss. Was hat es mit dem Diebstahl auf sich? Für Leonardo und Carlo gibt es nur eine Erklärung: Falschgeld! Und ihnen bleiben nur drei Tage Zeit, der Fälscherbande das Handwerk zu legen.

Das Wespennest

„Wir sollten hier schleunigst verschwinden, Leonardo!“

„Sei still, Carlo!“

Der zehnjährige Carlo schluckte. Das summende Geräusch wurde immer lauter und bedrohlicher.

Sein Freund Leonardo hatte sich einem Wespennest genähert, das sich in einer baufälligen Scheune befand. Schon seit dem Frühjahr hatte Leonardo immer wieder die anderthalb Stunden Fußmarsch zwischen dem Dorf Vinci und der alten Scheune auf sich genommen, um das Wespennest zu beobachten. In dieser Zeit hatte er gesehen, wie die Wespen es nach und nach aufgebaut und dazu das Holz der morschen Scheune benutzt hatten.

Das Nest hatte ungefähr den Durchmesser eines Kinderkopfs und bestand aus einem Material, das die Wespen offenbar aus dem Holz bildeten, das sie mit ihren winzigen Beißwerkzeugen von den Bretterwänden der Scheune kratzten. Die Stellen, wo sie sie sich bedient hatten, waren deutlich zu sehen. Feine Späne wurden in den Löchern hinterlassen.

Was Leonardo besonders interessierte war das Material, aus dem das Nest bestand.

Vor ein paar Jahren hatte er einmal ein verlassenes Nest gesehen, das sein Onkel auf dem Dachboden gefunden hatte. Das Material hatte sich angefühlt wie...

Papier!

Das war ihm vor kurzem wieder eingefallen, weil sein eigener Papiervorrat völlig aufgebraucht war. Leonardo hatte in den letzten Wochen so viele Einfälle gehabt, die unbedingt festgehalten werden mussten, dass er auch schon alle Rückseiten oder Lücken voll gezeichnet hatte. Einfälle für fantastische Maschinen aller Art waren das. Mit Kanonen bestückte Luftschiffe, Schiffe, mit denen man unter Wasser reisen konnte, aber auch ganz praktische Dinge, wie zum Beispiel einen Bratenwender, der den Braten über dem Feuer gleichmäßig drehte, damit es keine angebrannten Stellen gab.

Aber wenn Wespen Papier machen konnten, ließ sich das ja vielleicht irgendwie ausnutzen!

Leider besaß sein Onkel das Wespennest von damals nicht mehr, sodass man nicht ausprobieren konnte, ob es sich vielleicht auseinanderfalten oder in Stücke schneiden ließ, die man beschriften konnte.

Mit einem Ast, den sich Leonardo im Wald gesucht hatte, stieß er das Nest an.

Das Summen wurde lauter.

„Die werden ärgerlich!“, meinte Carlo.

„Ich muss sehen, wo der Eingang ist!“, meinte Leonardo. „Außerdem ist es schon spät im Jahr! Die meisten Wespen müssten längst tot sein!“

„Diese offenbar nicht, das hörst du doch!“, widersprach Carlo. „Soweit ich weiß, kann man Wespen mit Rauch oder Wasser vertreiben – aber nicht dadurch, dass man gegen ihr Nest klopft!“

„Aber wenn ich Rauch oder Wasser einsetze, verdirbt das Papier, aus dem ihr Nest besteht – und genau das brauche ich doch! Und zwar so schnell wie möglich!“

„Klingt für mich nicht gerade überzeugend!“

Carlo wich bis zum offen stehenden Scheunentor zurück.

„Die paar Wespen, die noch im Bau sind, werden sich schnell vertreiben lassen“, glaubte Leonardo und klopfte noch einmal gegen die papierartige Außenhülle des Wespennestes. Natürlich tat er das so vorsichtig, dass nichts beschädigt wurde. Schließlich wollte er das Material ja noch benutzen.

Die erste Wespe kam aus dem Bau heraus.

Der Eingang lag im Schatten, so dass man ihn nicht genau sehen konnte. Eine zweite Wespe folgte, dann eine dritte und eine vierte... Ehe Leonardo sich versehen hatte, griffen ihn mindestens ein Dutzend der äußerst gereizten Insekten an. Sie umschwirrten seinen Kopf. Leonardo fuchtelte wild mit den Armen und schlug mit dem Stock um sich. Natürlich traf er damit keine der Wespen.

Panisch um sich schlagend rannte er zum Scheunentor hinaus. Carlo hatte bereits Reißaus genommen.

„Ich hab’s dir ja gesagt!“, hörte Leonardo seinen Freund rufen – aber im Moment klang das für ihn wie aus weiter Ferne.

Die Wespen schienen von überall her anzugreifen. Ihr wütendes Summen wurde immer lauter.

„Zum Bach!“, rief Carlo. „Zum Bach!“

In der Nähe der Scheune befand sich ein Bach, der später in den Fluss Arno mündete. Leonardo rannte auf den Bach zu, während eine der Wespen unter sein Hemd geraten war und zustach.

Die Insekten umschwirrten ihn immer noch.

Leonardo erreichte das Ufer des Baches und warf sich einfach ins Wasser.

Dann ruderte er mit den Armen und spritzte um sich, bis er der Überzeugung war, die kleinen Angreifer vertrieben zu haben. Carlo stand noch am Ufer und fuchtelte nun auch mit den Armen herum. Die Wespen ließen ihre Wut jetzt an ihm aus.

„Spring doch!“, rief Leonardo.

Genau das tat Carlo dann auch in höchster Not. Als er untertauchte, ließen die Wespen von ihm ab.

Er kam wieder an die Oberfläche und schüttelte sich wie ein nasser Hund, der sein Fell trocknen wollte.

„Alles wegen dir!“, prustete Carlo. „Du hättest auf mich hören sollen!“

„Ja, ja, du hast natürlich alles vorher gewusst!“, knurrte Leonardo.

„Natürlich! Das weiß doch jedes Kind, dass man nicht mit einem Stock in einem Wespennest herumstochern kann!“

„Sie haben mich gestochen!“, stellte Leonardo fest. Er fand mehrere rote Stellen – vor allem an den Armen – die jetzt mehr und mehr anschwollen.

Leonardo kühlte sie im Wasser.

Carlo untersuchte sich und atmete dann erleichtert auf. „Nichts abbekommen!“, stellte er fest.

Sie stiegen beide triefnass aus dem Wasser. Leonardo lief barfuß, aber Carlo trug Schuhe und die quietschten jetzt bei jedem Schritt. So setzte er sich und schüttete das Wasser aus ihnen heraus. „Das wird Ärger geben, wenn ich so nach Hause komme“, meinte er. „Was glaubst du wohl, wie teuer diese Schuhe waren!“

In dem Dorf Vinci, aus dem die beiden Freunde stammten, war Carlo eine Ausnahme, denn die meisten anderen Kinder trugen im Sommer keine Schuhe. Aber Carlos Vater war Kaufmann und reich genug, um es sich leisten zu können, dass sein Sohn die Schuhe auch im Sommer abnutzte.

„Lass uns in die Sonne gehen, damit wir trocknen“, schlug Leonardo vor.

„Ein toller Vorschlag!“

„Weißt du vielleicht einen besseren? Lass uns auf die Höhenwiese gehen. Bis zum Abend scheint da die Sonne hin und wahrscheinlich sind wir bis dahin auch wieder trocken!“

„Wir vielleicht“, gab Carlo zu. „Aber meine Schuhe nicht.“

„Da fällt uns sicher auch noch was ein...“

„Eine gute Ausrede wäre nicht schlecht. Du hast doch immer so tolle Einfälle, Leonardo! Vielleicht kannst du dir bei dieser Sache ja auch mal ein bisschen Mühe geben und deinen Grips anstrengen. Schließlich hast du mich ja in den ganzen Schlamassel hineingezogen.“

Pitschnass liefen sie zur Höhenwiese, wo die Sonne auch am Abend noch am längsten schien. Man konnte von dort aus die ganze Umgebung überblicken.

Das Gras war ziemlich braun und vertrocknet. Außerdem hatten wohl Schafe die Wiese vor kurzem erst abgegrast, sodass an vielen Stellen schon der Boden zum Vorschein kann. Leonardo und Carlo fanden schließlich einen Platz, an dem sie sich niederlassen konnten. Leonardo betastete vorsichtig die Wespenstiche, die er davongetragen hatte. Die schwollen jetzt immer mehr an und schmerzten, wenn man sie nur leicht berührte.

„Selber schuld“, sagte Carlo. „Wie kann man auch nur so bescheuert sein und Wespen reizen?“

„Ich dachte, einen Versuch wäre es wert!“

„Na ja, du siehst ja jetzt, was du davon hast!“

„Danke! So mitfühlend wünscht man sich Freunde!“, erwiderte Leonardo.

„Hast du vielleicht auf mich Rücksicht genommen? Die Wespen haben mich genauso angegriffen! Für die waren wir nämlich beide die Angreifer, die ihr Heim vernichten wollten!“

„Du hast ja nichts abbekommen!“, hielt Leonardo seinem Freund entgegen.

„Ja, aber das ist reine Glücksache gewesen!“

Ein wenig schimpften sie sich noch gegenseitig an.

Dann herrschte eine ganze Weile Schweigen. Leonardos Gedanken waren schon gar nicht mehr bei dem Wespennest. Nur die schmerzenden Stiche erinnerten ihn immer wieder daran. Ansonsten dachte er über die Bratenwendemaschine nach, die er zu konstruieren versucht hatte. Ein Windrad sollte durch die vom Feuer aufsteigende Warmluft angetrieben werden und den Bratenspieß drehen. Je heißer das Feuer, desto schneller drehte sich dann der Spieß, sodass es eigentlich nicht mehr vorkommen konnte, dass der Braten anbrannte.

Aber es hatten sich beim Bau des Bratenwenders Schwierigkeiten ergeben, die Leonardo nicht vorhersehen konnte. Erstens war sein Großvater, bei dem er lebte, ärgerlich gewesen, weil Leonardo den Bratenspieß an sich genommen und im dreckigen Pferdestall damit herumgebastelt hatte und zweitens war das Windrad, das er aus Holz gefertigt hatte, zu schwer gewesen. Es drehte sich einfach nicht, weil der warme Luftzug nicht stark genug war.

Ich werde mir da etwas...

Erscheint lt. Verlag 4.7.2018
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Kinder- / Jugendbuch
ISBN-10 3-7389-1884-1 / 3738918841
ISBN-13 978-3-7389-1884-7 / 9783738918847
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)
Größe: 222 KB

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Das Ende der Welt. Roman

von Sabine Ebert

eBook Download (2025)
Knaur eBook (Verlag)
CHF 18,55