Die Kinder von Wyla (eBook)
336 Seiten
boox-verlag
978-3-906037-35-6 (ISBN)
Rolf W. Johannsmeier hat 20 Jahre als Theaterregisseur, Autor und Schauspieler an deutschen Bühnen oder für deutsche Rundfunk- und Fernsehanstalten gearbeitet, bevor er als spätberufener Vater einer jungen Familie in die Schweiz auswanderte und wieder in seinen ursprünglichen Beruf als Volksschullehrer zurückgekehrt ist. Derweil konnte er das Theater doch nicht ganz lassen und gründete mit seiner Frau mammagena theaterproduktion, mit der sie einige Erfolge feiern konnten. Eines der erfolgreichen Stücke war: Herr Lehmann - Ein Berner in Berlin (Uraufführung 2009 im Schlachthaustheater Bern) mit dem Berner Singer-Songwriter Trummer in der Hauptrolle. Kinder von Wyla ist sein siebtes Buch, aber sein erster Roman. Ein zweiter (Rabbi) wurde gerade fertig, in der Schweiz erschien zuletzt von ihm Die Liebe in den Zeiten Zuckerbergs in der BUND-Anthologie All you need is lov im OFFIZIN Verlag, Zürich 2015. Rolf W. Johannsmeier wurde 1950 in Dortmund geboren.
Rolf W. Johannsmeier hat 20 Jahre als Theaterregisseur, Autor und Schauspieler an deutschen Bühnen oder für deutsche Rundfunk- und Fernsehanstalten gearbeitet, bevor er als spätberufener Vater einer jungen Familie in die Schweiz auswanderte und wieder in seinen ursprünglichen Beruf als Volksschullehrer zurückgekehrt ist. Derweil konnte er das Theater doch nicht ganz lassen und gründete mit seiner Frau mammagena theaterproduktion, mit der sie einige Erfolge feiern konnten. Eines der erfolgreichen Stücke war: Herr Lehmann – Ein Berner in Berlin (Uraufführung 2009 im Schlachthaustheater Bern) mit dem Berner Singer-Songwriter Trummer in der Hauptrolle. Kinder von Wyla ist sein siebtes Buch, aber sein erster Roman. Ein zweiter (Rabbi) wurde gerade fertig, in der Schweiz erschien zuletzt von ihm Die Liebe in den Zeiten Zuckerbergs in der BUND-Anthologie All you need is lov im OFFIZIN Verlag, Zürich 2015. Rolf W. Johannsmeier wurde 1950 in Dortmund geboren.
TEIL 116
Wie das kleine Schweizerdorf Wyla entstand17
1.Rosa25
2.Mutterschwester Furchtlose Blume28
3.Der Angriff der Ogallala32
Wie der Jonathan "Dütsch" lernte und wieder verlernte35
4.Bern38
5.Der Geburtstag42
Wie der Joseph laufen gelernt hatte45
6.Angriff der Killerkäfer48
7.Das Geheimnis53
Wie der Glatzenwilli in die Schweiz gekommen war57
8.Ein Dorf in Europa61
9.Der Lüthifranz66
Wie die Mammagena in die Schweiz kam71
10.Johnny Gitarre74
11.Indianerinnen79
12.Die Geschichte vom Sandwich85
Wie die Rosa dann endlich auch mal spricht88
13.Der Fussballgeburtstag90
Wie die Luna nicht in Wyla blieb99
14.Fussball ist Leben103
15.Das Imkergespenst108
16.Das Haus der Bienen115
17.Hau weg den Dreck120
Wie die Kinder von Wyla einen Bauernpalast gewannen124
18.Heimatland130
TEIL 2134
19.Hier ist Rosa135
20.Keine Rosa Zeiten140
Wie die Petermüllers den Heimatzweifel nie verlieren143
21.Der Alptraum149
Wie aus den kleinen Kindern grosse werden158
22.Die grosse Welt161
23.Bauernfussball165
Wie die Kinder (und Erwachsenen) von Wyla "gebodigt" wurden170
24.Wilde Kerle Wyla174
25.Das Tor zur Welt180
Wie einmal die Krise kam191
26.Die Reise196
27.Das weite Land201
28.Störtebeker207
29.Naziwikinger211
30.Das Traumkind217
Wie der Willi und seine Mammagena ausgewandert und doch nicht angekommen sind223
TEIL 3232
31.Rosas Zeiten233
32.Shyla238
Wie einmal die Könige von Wyla starben243
33.Die Schule des Lebens247
34.Die Hundeflüsterin251
Wie der Willi noch einmal Schüler sein durfte258
35.Keinen Plan260
36.Fussballameise264
37.Balotelli werden267
38.Django273
39.Tango281
Wie der Willi eine Rossnatur brauchte286
40.Marco Polo289
41.Hoch hinaus295
42.Sorry …305
43.Himmel über Köln311
Wie die Petermüllers den Schluss vertagen323
44.No borders – no nations!327
Wie das kleine Schweizerdorf Wyla entstand
Vor langer, langer Zeit, als es dem Gott der Geschichte so gefiel, entstand das Schweizer Mittelland. Lange noch bevor der Mensch auftauchte. Und das ging so:
Afrika brach ab an der Ostküste von Eurasien, ein Graben entstand durch diesen Bruch und das Meer in der Mitte, das Mittelmeer, das eigentlich von den Küsten Nordafrikas bis zum Schwarzwald und den Vogesen reichte, wurde zusammengedrückt.
Beim ersten Druck entstanden Sardinien und Korsika, beim zweiten Druck entstanden aus der Erdkruste die Alpen, mit granitschwarzem Fels, der eigentlich der Boden des Urmittelmeeres war.
Dahinter, vom Wallis bis zum Schwarzwald, entstand ein flaches Meer, eine tropische Lagune, in der sich alle Saurier dieser Welt tummelten. Das Jura-Meer, in dem sich der vierzig Tonnen schwere Brontosaurier mühelos bewegen konnte, weil das Wasser seinen Megabauch trug.
Nach dem Jura-Meer wurde das ganze Zeitalter benannt: Jura – wie die Roger Federer Kaffeemaschine und in Hollywood der Jurassic Parc.
Vierzig Millionen Jahre Herrschaft der Saurier, bis ein dritter Druck auch noch dieses Flachmeer zusammenschob und sich aus dem Sand und dem Kalk der Lagune das Jura-Gebirge erhob: Mit vielen Fossilien, riesigen Saurierabdrücken auf senkrechten Felswänden aus Kalksand, die man heute noch, in Solothurn auf dem Weissenstein, bewundern kann.
So entstand das Schweizer Mittelland, oder besser die Schweiz, denn entgegen manchen Mutmassungen sind neunundneunzig Prozent der Schweizer keine Nachfahren von Friedrich Schillers Wilhelm Tell (der, wie man unschwer erkennen kann, ein Nachfahre des Ötzis war und, weil Schiller damals in Thüringen lebte, den Thüringer Nachnamen Tell trug), sondern Bewohner der Ebene zwischen Alpen und Jura, Gebirge, die sich im Halbkreis und wie eine Mondsichel gekrümmt, vom Mont Blanc bis zum Gotthard, schützend um das Flachland legen.
Des Mittellandes eben.
Sie waren alle Gallier mit Namen wie Asterix und Obelix (keine Germanen) oder Ligurer (Italiener) und lebten dort vor zweitausend Jahren, als die barbarischen Totschläger-Germanen namens Alemannen immer näherkamen.
Orgetorix, ein mutiger Schweizer, schlug vor, dass alle 250‘000 Gallier – oder Helvetier – aus dem Mittelland, der Rhone entlang, nach Süden auswandern, bis ans Mittelmeer, wo es auch viel wärmer wäre und wo eh viele von ihnen herkämen. Sie versuchten es.
Auf halbem Weg stoppte sie Cäsar mit seinen Legionen. So viele Legionäre hatte er, wie sie Einwohner insgesamt waren. Er würde alle totschlagen, wenn sie nicht wieder zurückgingen. Wenn sie das allerdings täten, würden seine Legionen sie immer schützen gegen die Barbaren, er würde die Schweiz zum Modell-Land machen für Europa – sicher vor Barbaren, reich an Städten, Amphitheatern und Kultur. Sie wollten überleben und kehrten zurück.
So wurde die Schweiz 1. römisch-italienisch, 2. städtisch und 3. Bollwerk gegen die Alemannen mit ihren schrecklichen Dialekten.
Allerdings – nach vierhundert Jahren war der Spass vorbei, dann kamen die «Dütschä», die Alemannen, brannten die Städte nieder, bauten aus den Stadtmauern Burgen, terrorisierten das Volk auf dem Land und zwangen es so lange, nicht mehr italienisch-römisch, sondern ihren germanischen Kauderwelsch zu sprechen, bis sie es für ihre eigene Sprache hielten. Die Berner das Bern-Deutsch, die Walliser das Walliser-Deutsch usw.
Die Abneigung gegen die «Dütschä» ist bis heute geblieben, auf die Sprache, die sie mitbrachten, ist man allerdings stolz. «Schwiizer-Dütsch»! Im Gegensatz zu «Dütsch-Dütsch» …
Auch der bayrische Herr auf Schloss Landsberg war eigentlich ein «Dütschä», wie man schon am Namen merkt, in seiner Herrschaft lag der kleine Weiler Wyla … Jeremias Gotthelf hat viel von diesen Zwingherren erzählt, und wie sie die kleinen Dörfer quälten. Darunter Wyla: Ein Dorf wie jedes andere, nicht weiter erwähnenswert, bis auf den Bauern V., der sei «än guetä Chaib» (hat er natürlich nicht so geschrieben, denn er schrieb Schriftdeutsch, aber so gemeint). Und der Ururenkel vom Bauern V. wird in unserer Geschichte auch noch eine Rolle spielen …
Wyla ist ein kleines siebenhundert Seelen Dorf, das erste, wenn man den Kanton Bern durch den Wyla Wald befährt, der ihn vom Kanton Solothurn trennt. Im Wald steht seit Neuestem ein Schild: Vorderes Emmental. Zum Tal gehören natürlich Berge, aber hier sind weit und breit keine zu sehen, nur die Alpen, ganz hinten, am südöstlichen Horizont, Richtung Oberwyla, mehr als dreissig Kilometer entfernt, und der Jura, näher, am nordwestlichen.
Aber die Emme gibt es, am Dorfrand, und Gotthelf hat die Wut der Flut der Emme bei Hochwasser sehr eindrücklich beschrieben, ein wahrer Tsunami war das, mit einer fünf Meter hohen Flutwelle, ausgerissenen Bäumen, kaputten Häusern, aufgedunsenen Kuhleichen und vielen toten Menschen, der alle paar Jahre das Emmental heimsuchte …
Der tiefere Teil des Dorfes war immer wieder unter Wasser, eben weil die Emme als wilder Gebirgssturz-bach oben in den Alpen entspringt und bei plötzlicher Schneeschmelze so viel Wasser produziert wie der Rhein. Als sie dann endgültig gedämmt worden war, vor hundert Jahren, entstanden dort zuerst wegen der Wasserkraft, später wegen der Abwässer, grosse Fabriken, in denen Papier oder Tuch hergestellt und bedruckt wurde, mit riesigen, welteinmaligen Textildruckmaschinen.
Das Dorf wurde durch die Landstrasse nach Bern geteilt – auf der höheren Seite blieb es Bauerndorf wie eh und je …
Hunderte Arbeiter zogen mit ihren Familien nach Wyla auf der tieferen Emme-Seite und bauten winzige Häuschen, eines bescheidener als das andere, aber alle eigene Häuser, während das alte Dorf mit den grossen, prachtvollen Hochstuthäusern, gebaut auf kleinen Hügeln gegen das Hochwasser (wie die grossen Farmen der Südstaatler in Amerika), umgeben von fruchtbaren Feldern, weiter vor sich hin glänzte und der Stolza l l e rwar …
Als aber vor mehr als zwanzig Jahren die Grenzen sich in Europa öffneten und die Arbeit eine weltweite Ware wurde, war sie in Wyla plötzlich zu teuer. Der Fabrikherr baute die welteinmaligen Textildruckmaschinen ab, vermietete und verkaufte sie nach Ägypten und Pakistan, und bald gab es keine Arbeit mehr für die Dorfbewohner auf der tieferen Emme-Seite in Wyla.
Sie und ihre Kinder blieben aber trotzdem, denn es gefiel ihnen so gut, das Leben auf dem Land. Sie wollten nicht zurück in ihre Vorstädte, und sie bauten ihren Kindern und sich selbst den ersten Abenteuerspielplatz weit und breit, und eine eigene Badi im Wald, und suchten sich eben Arbeit woanders …
Damals, vor mehr als zwanzig Jahren, fing es wieder an, dass die Leute überall in Europa sich auf den Weg machten und Arbeit woanders suchten, dort, wo man sie brauchte, und das kleine Wyla rieb sich die Augen und stellte fest: Es lag ja auch in Europa und zwar genau in der Mitte …
Und so kam vor fünfzehn Jahren, an einem Sommerabend ein merkwürdiges Gefährt aus dem Land der «Dütschä» in Wyla an, während die Jugend des Dorfes, wie gewohnt auf der schönen alten Seite, zwischen dem alten und dem neuen Schulhaus, rumhing und «Seich» machte: Ein riesiger Möbelwagen aus Köln.
Er hielt vor einem der eindrucksvollen zweihundert Jahre alten Hochstuthäuser. Möbelpacker stiegen aus, und aus dem kleinen französischen Begleitfahrzeug, ebenfalls mit Kölner Nummer, stieg eine schöne, junge, blonde Frau, die eher ein wenig wie aus Los Angeles als aus Köln wirkte, mit einem Baby auf dem Arm. Ihr kahlköpfiger, nicht mehr ganz so junger, bebrillter Begleiter hielt einen weissblonden, schüchternen, bleichen dreijährigen Jungen an der Hand, der durch den Mund atmete, mit leicht geöffneten Lippen, sich vorsichtig hinter das Bein seines Papas schob und die Szenerie misstrauisch beobachtete.
Die Dorfjugend unterbrach den «Seich», der Kölner Kahlkopf entbot ein aufgeräumtes, fröhliches und unbedingt viel zu lautes «Grüss Gott miteinander!» in die Runde, das bestimmt schweizervolkstümlich gemeint und doch so verräterisch fremd war …
«Schiissdräck – diä Dütschä», entfuhr es, leise natürlich, und unhörbar für die ankommenden Gäste, einem der jungen «Giälä», alle lachten und antworteten, um dieses Lachen fremdenfreundlich zu gestalten, laut und im Chor: «Grüässäch mitenang!»
So waren denn die «Dütschä», die schon längst aus dem Schloss Landsberg, oder allen anderen Emmentaler Burgen und Schlössern hatten ausziehen müssen, doch wieder hier in Wyla angekommen …
Dies ist also die Geschichte einer kleinen Kölner Familie, die es...
| Erscheint lt. Verlag | 1.5.2018 |
|---|---|
| Illustrationen | Philipp Guntern |
| Verlagsort | Urnäsch |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Briefe / Tagebücher |
| Schlagworte | Ballett • Bauernpalast • Bern • Deutschland • Eishockey • Emmental • Fussball • Heimat • Köln • Komiker • Landhockey • Mammagena • Schauspieler • Schweiz • Seldwyla • Theater • Wyla |
| ISBN-10 | 3-906037-35-5 / 3906037355 |
| ISBN-13 | 978-3-906037-35-6 / 9783906037356 |
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