John Sinclair 2068 (eBook)
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-5928-2 (ISBN)
Iris Baker wurde verfolgt. Von ihrem Ehemann. Und der war ein professioneller Kaltmacher, ein Auftragskiller!
Das an sich war schon schlimm genug. Aber was Iris Baker noch mehr entsetzte, war die Tatsache, dass ihr Mann vor einiger Zeit von der Polizei erschossen worden war. Er war gestorben, dann war seine Leiche spurlos verschwunden, und jetzt verfolgte er seine junge Witwe.
Die wusste sich nicht anders zu helfen, als sich an meine Freundin, die Privatdetektivin Jane Collins, zu wenden. So kamen auch Suko und ich ins Spiel und erfuhren schließlich von der Mörderhölle!
Die Detektivin hörte die Antwort, und ihr blieb zunächst die Luft weg. Sie lehnte sich zurück und spürte die Lehne des Stuhls in ihrem Rücken. Im Moment wollte sie nichts erwidern, sie blickte sich um und stellte fest, dass innerhalb des kleinen Lokals alles normal war. Die runden Tische waren nur zur Hälfte besetzt, und vor der Tür stand die Bedienung, eine ältere Frau, und rauchte.
»Haben Sie das gehört, Miss Collins?«
»Habe ich.«
Iris Baker schnaufte. »Und? Was sagen Sie dazu?«
»Kennen Sie den Verfolger?«
»Und ob ich den kenne.«
Jane horchte auf. »Aha. Wer ist es denn?«
»Mein Mann, Jane.« Iris beugte sich vor und hätte beinahe die Wasserflasche umgestoßen. Dann wurde sie konkreter. »Aber mein Mann ist seit drei Monaten tot!«
Jane Collins hatte schon bei der ersten Antwort gestutzt und tat es jetzt erst recht. Sie wusste, dass es eigentlich nicht wahr sein konnte, aber sie dachte auch daran, was sie schon alles erlebt hatte. Und das nicht nur in ihrem Job als Detektivin, sondern auch mit ihrem Freund, dem Geisterjäger John Sinclair. Da hätte man schon manches Mal den Verstand verlieren können.
Jane atmete tief ein. Dabei strich sie die blonden Haare zurück. Dann sagte sie: »Ich habe mich nicht verhört? Sie haben gesagt, dass Ihr Mann tot ist, richtig?«
»Richtig.«
»Und jetzt haben Sie ihn gesehen?«
»Das stimmt auch.«
Jane nickte und sah für einen Moment auf ihre Hände. »Ich muss mal nachfragen und …«
»Ja, tun Sie das.«
»Okay. Wenn ich Sie so anschaue, dann sehe ich eine noch junge Frau. Wie war das mit Ihrem Mann? War er schon älter?«
»Sie meinen, weil er gestorben ist?«
»Ja.«
Iris Baker schüttelte den Kopf. »Nein … oder ja. So ähnlich. Er war keine vierzig Jahre alt, als man ihn erschoss.«
Jane Collins zuckte zusammen. »Erschoss? Habe ich das richtig gehört?«
»Haben Sie.«
»Und warum wurde er erschossen?«
»Das kann ich Ihnen sagen, Jane. Weil er selbst so etwas wie ein Killer war. Damit verdiente er sein Geld. Aber einmal hat er nicht aufgepasst. Da lief er in eine Falle. Man hat nicht lange gefackelt und ihn erschossen. Es waren Polizisten einer Sondereinheit. Er kam aus einer Bank, hatte dort Geld abgeholt. Ich weiß nicht, wie die Polizisten auf ihn gekommen sind, jedenfalls haben sie ihn erwartet. Es hat eine kurze Warnung gegeben. Als Harold zur Pistole griff, schossen sie ihn nieder.«
Jane Collins nickte, bevor sie fragte: »Wussten Sie denn, wer er war? Hatten Sie eine Ahnung von seinem Job?«
Die Frau mit den braunen Locken schüttelte den Kopf. »Nein, ich wusste nichts. Das müssen Sie mir glauben. Ich habe immer gedacht, dass er als Vertreter für Badezimmerartikel arbeitet. Das ist auch wohl der Fall gewesen, aber es war zugleich auch eine gute Tarnung, das muss man wohl so sehen.«
»Aber jetzt ist er wieder da.«
»Ich habe ihn gesehen, Jane. Nicht nur einmal.«
»Okay. Und wo war das?«
Iris Baker verdrehte die Augen. »Was soll ich dazu sagen? Eigentlich überall. Auf der Straße, dann nahe meiner Wohnung und einmal im Kino. Da saß er in meiner Nähe. Ich habe den Eindruck, als würde er mich verfolgen, um herausfinden, was ich so treibe.«
»Als Toter?«
»Ja, auch wenn Sie spotten, das ist so.«
»Nein, nein ich spotte nicht. Ich denke nur nach.«
»Dann lassen Sie mich an Ihren Gedanken teilhaben.«
»Gut, Iris. Ihr Mann wurde erschossen. Was ist danach passiert?« Jane wurde konkreter. »Wie wurde er bestattet? Hat man ihn verbrannt?«
»Das wollte man.«
»Aber …?«
Iris Baker schlug sich die Hände vors Gesicht. Jane gönnte ihr die Pause. Nach einigen Sekunden war sie wieder okay. »Er war nicht mehr da, Jane.«
»Wieso?«
»Verschwunden!«
»Die Leiche war weg?«
»Genau. Und man hat sie auch nicht mehr gefunden. Bis ich ihn dann wieder gesehen habe. Es war mein Mann, aber man kann nicht sagen, dass er tot war. Er lebte. Er konnte sich bewegen. Er war mir auf der Spur, und ich empfand seine Anwesenheit als Bedrohung.«
»Das kann ich mir denken.«
»Und was sagen Sie dazu, Jane?«
Die Detektivin lächelte. »Was soll ich dazu sagen? Was wollen Sie hören? Sicherlich die Wahrheit, aber die habe ich auch nicht gepachtet.«
»Dann glauben Sie mir nicht?«
Jane hob die rechte Hand und winkte ab. »Das, meine Liebe, habe ich nicht gesagt. Ich bin nur ein Mensch, der das Für und Wider gegeneinander abwägt.«
Iris Baker nickte. »Das bleibt Ihnen unbelassen. Nur habe ich Sie mir nicht grundlos ausgesucht. Ich habe mich beraten lassen, und man hat Sie mir empfohlen.«
»Aha. Und wer war das?«
»Ach, das war eine Bekannte, die über eine Freundin Ihren Namen gehört hat. Und jetzt sitzen wir hier zusammen. Ihr Ruf ist gut, und es heißt, dass Sie sich auch um ungewöhnliche oder besondere Fälle kümmern. Und dieses hier sehe ich als einen solchen an.«
Jane nickte. »Fassen wir zusammen. Sie haben also Ihren verstorbenen Mann gesehen?«
»Noch mal – ja.«
»Und seine Leiche ist verschwunden, aber Sie gehen davon aus, dass er tot war.«
»So ist es.«
»Und jetzt ist der Tote wieder da. Er ist praktisch lebendig geworden, sage ich mal.«
»Da kann ich nicht widersprechen.«
»Und wenn ich Sie danach frage, ob es ein Mann gewesen ist, der Ihrem einfach nur sehr ähnlich sah?«
»Auf keinen Fall.« Die Augen der Frau leuchteten. »Auf seiner Stirn hat er eine Narbe. Sie sieht aus wie ein schmaler roter Strich. Und die war bei diesem Verfolger auch vorhanden.« Iris ballte die Hände zu Fäusten. »Es … es … gab die Narbe.«
»Alles klar. Dann würde ich gern von Ihnen wissen, wohin sich Ihr Mann gewendet haben könnte. Auch als Rückkehrer muss er ja irgendwo die Füße hochlegen, um es mal salopp zu sagen.«
»Die Frage kann ich Ihnen nicht beantworten. Ich weiß nur, dass es ihn gibt und er mich noch längst nicht losgelassen hat. Er zeigt sich immer wieder. Er ist plötzlich da und dann wieder verschwunden. Da kann man ihn mit einem Phantom vergleichen.«
»Gut. Soweit alles klar. Und was wollen Sie jetzt von mir? Was kann ich für Sie tun?«
»Mich beschützen, Jane.«
Die Detektivin musste lachen. »Wie haben Sie sich das denn vorgestellt, bitte?«
»Da werden wir doch sicher eine Lösung finden.«
Jane schüttelte den Kopf. »Da wäre ich mir nicht so sicher. Was Sie da verlangen, das ist …« Jane sagte nicht, was es war, denn Iris Bakers Handy meldete sich.
Sie holte das flache Gerät hervor und entschuldigte sich bei Jane. Dann drückte sie es gegen ihr linkes Ohr. Jane trank einen Schluck von ihrem inzwischen kalt gewordenen Kaffee. Sie spülte mit Wasser nach und warf dann einen Blick auf die ihr gegenübersitzende Iris Baker.
Die saß da und war totenblass geworden. Sie wollte etwas sagen, bewegte auch die Lippen, aber sie brachte kein Wort hervor, so geschockt war sie.
Das Handy rutschte in ihrer Hand nach unten. Sie konnte es soeben noch fangen. Die Leichenblässe blieb dabei in ihrem Gesicht, und es hatten sich auch Schweißperlen auf ihrer Stirn gebildet.
Jane Collins schüttelte den Kopf. »He, Iris, was haben Sie? Was ist los?«
»Der … der … Anruf«, flüsterte sie.
»Ja, was ist mit ihm.«
»Das war … das war er. Mein toter Mann!«
***
Jane Collins sagte erst mal nichts, denn das war besser so. Sie schloss die Augen, atmete durch und hörte ein Schluchzen. Als sie Augen wieder öffnete, presste Iris Baker ihre Hände gegen das Gesicht, schluchzte und schüttelte den Kopf.
»Iris …?« Jane hatte leise gesprochen, doch sie war offenbar gehört worden, denn die Frau ließ die Hände sinken und hob den Blick an. »Sind Sie sicher?«
»Ja. Und wie! Ich … ich … kenne seine Stimme. Die hat keiner nachgemacht. Das war er.«
»Okay. Und was hat er gesagt?«
»Ha! Was schon? Dass ich ihm gehöre. Dass ich nur nicht daran denken soll, ihm zu entkommen. Ich wäre keine Witwe. Er will mich holen. Er will mich an seiner Seite haben.«
Jane Collins wusste, dass sich so etwas nicht gut anhörte. Da konnte ein Mensch schon einen Schock bekommen. So musste es auch bei Iris Baker gewesen sein.
»Hat er noch etwas zu Ihnen gesagt?«
»Nein, das hat gereicht. Ich weiß jetzt, was mir blüht.«
»Sie rechnen damit, dass er etwas von Ihnen will und Sie zu sich holt, oder?«
»Haben Sie eine andere Idee?«
»Im Moment nicht.«
»Da haben wir es.« Iris Baker starrte gegen die Tischplatte. Dabei schluchzte sie und sagte mit leiser Stimme: »Es gibt für mich keine Rettung.«
Jane wartete einen Moment, bevor sie darauf etwas sagte: »Nun ja, Sie sollten es nicht so pessimistisch sehen. Ich denke, dass wir schon etwas für Sie tun können.«
»Wir?«
»Ja, Iris. Was Sie mir da gesagt haben, das darf nicht nur bei mir bleiben. Ich werde es weitergeben, und ich denke, dass Sie sich mal mit einem bestimmten Menschen unterhalten sollten.«
»Mit wem denn?«
»Er heißt John Sinclair, arbeitet bei Scotland Yard und ist jemand, dem Sie hundertprozentig vertrauen können.«
»Meinen Sie?«
»Ja, das kann ich Ihnen schwören.«
»Gut,...
| Erscheint lt. Verlag | 27.2.2018 |
|---|---|
| Reihe/Serie | John Sinclair |
| Verlagsort | Köln |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Horror |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
| Schlagworte | 2017 • 2018 • Abenteuer • Anna Basener • Bahnhofsroman • Barry Belmondo • Bastei • Bestseller • Cora • Dämonenjäger • Der Geisterjäger • Deutsch • Die Abenteurer • eBook • eBooks • Extrem • Frauen • Geisterjäger • Groschenheft • grusel-geschichten • Grusel-Roman • Heft • Heftchen • Heftchen-Roman • Heftroman • Heft-Roman • Horror • Horror-Roman • Horror-Thriller • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Klassiker • Krimi • Kurzgeschichten • Lovecraft • Männer • Mark Hellmann • Mira • Paranomal • Professor Zamorra • Psycho • Pulp • Pulp Ficition • Romanheft • Roman-Heft • serial content • Serial Novel • Serial Novels • Serie • Serien • Seriennovellen • Slasher • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Tony Ballard • Top • Walking Dead |
| ISBN-10 | 3-7325-5928-9 / 3732559289 |
| ISBN-13 | 978-3-7325-5928-2 / 9783732559282 |
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