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Jerry Cotton Sonder-Edition 72 (eBook)

Alaska-Teufel

(Autor)

eBook Download: EPUB
2018 | 1. Aufl. 2018
80 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-5922-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jerry Cotton Sonder-Edition 72 - Jerry Cotton
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Wo immer Geld in rauen Mengen zu verdienen ist, da ist das Syndikat zur Stelle. Es ging um ein neuentdecktes Uranvorkommen in Alaska. Als die nichtsahnenden Eigentümer ihren Landbesitz mit den wertvollen Bodenschätzen nicht gleich verkaufen wollten, half das Syndikat mit gezielten Morden nach. Erst als Phil und ich dazwischenfunkten, schlug die Stunde der Alaska-Teufel!

1

Am 4. Mai stieg im südlichen Manhattan ein bärtiger Mann aus einem Taxi. Der Portier des Conan Building traute seinen Augen nicht, als er die ungewöhnliche Erscheinung in diesem vornehmen Geschäfts- und Büroviertel entdeckte.

Der Mann trug derbe Stiefel, eine fleckige Cordhose und über dem karierten Baumwollhemd eine offen stehende, pelzgefütterte Joppe. Auf dem kantigen Schädel saß eine Bärenfellmütze. Ein dichter schwarzer Vollbart verbarg sein Kinn. Die großen Hände waren von dicken Schwielen bedeckt, durch die sich tiefe, blutschimmernde Risse zogen. In der Linken schleppte er einen Seesack, in der Rechten hielt er einen modernen Karabiner.

»Stopp, Mister«, sagte der hünenhafte Portier in seiner goldschimmernden, dunkelblauen Uniform. »Das hier ist ein Bürohaus, und zwar ein ziemlich vornehmes. Kein Filmstudio. In der Aufmachung können Sie hier nicht rein.«

Auf den Gehsteigen flanierten schmuckbehangene Damen und Geschäftsleute in maßgeschneiderten City-Anzügen. Selbst der letzte Bürobote trug hier Schlips und Kragen. Der Bärtige beobachtete den Passantenverkehr ein paar Sekunden lang aus verengten Augen.

Dann drehte er sich dem Portier wieder zu, der fast zwei Köpfe größer war. Trotzdem sagte er gelassen zu dem Riesen: »Geh aus dem Weg, du Lackaffe!«

Der Portier holte tief Luft. Als er mit beiden Pranken zugreifen wollte, stieß ihm der Bärtige den Lauf des Karabiners hart in den Bauch. Der Portier krümmte sich und rang ächzend nach Luft. Der Bärtige war längst in der großen Halle verschwunden.

Das Liftmädchen in der grünen Pagenuniform erschrak sichtlich, denn plötzlich erschien ein bärtiger Kerl mit einem Gewehr bei ihr. Vier Männer mit Aktentaschen schoben sich eilig zum nächsten Fahrstuhl hin.

»Was ist?«, fragte der Bärtige ruhig. »Fahren wir nicht? Sechsunddreißigste Etage.«

Das Liftmädchen drückte eilig die Knöpfe. Der Mann lehnte sich gegen die Wand und stützte sich auf den Lauf seines Karabiners. Fast zwanzig Jahre lang hatte er Strapazen und Entbehrungen ertragen. Jetzt hatte ihm das Schicksal seinen Tribut gezahlt. Jetzt gehörte er bereits zu den reichsten Männern der Welt. Denn nur er wusste, wo ein ungeheures Vermögen lag und nur darauf wartete, ans Tageslicht gezerrt zu werden.

Das Fahrstuhlmädchen blickte ihm erleichtert nach, als er im Vorzimmer der Makleragentur Henson & Richards verschwand. Dort regierte Corry Lane, eine üppige Blondine mit scharfblickenden Augen. Sie war erst vierundzwanzig Jahre alt, aber man sah ihr an, dass sie das Leben kannte. In jeder Beziehung.

»Ist der Bürgerkrieg wieder ausgebrochen?«, fragte sie nach einem kalt prüfenden Blick auf den Bärtigen. »Tut mir leid, Mister. So kann ich Sie unmöglich einem unserer Gentlemen melden. Die andere Kundschaft würde ja in Ohnmacht fallen.«

Es war nicht zu erkennen, ob sie der Bärtige überhaupt gehört hatte. Er sah sich suchend um. Auf dem Schreibtisch der Blonden standen Telefon und Gegensprechanlage. Eine Ledercouch zog sich an einer Wand hin. Außer der Tür, durch die er gerade hereingekommen war, gab es nur noch eine einzige andere, die aus rötlichem Edelholz bestand und keine Aufschrift zeigte. Der Bärtige stiefelte mit seinem Gepäck darauf zu.

»He«, rief die Blonde zornig. »Sie können doch nicht einfach …« Atemlos hastete sie um den Schreibtisch herum und trippelte ihm nach. Sie holte ihn trotz ihres engen Rocks und der hohen Absätze ein und stellte sich ihm in den Weg.

»So geht das aber nicht, Mister!«, zischte sie mit blitzenden Augen. »Besucher für Mister Henson müssen angemeldet sein.«

Der Mann stellte den Seesack hin. Er drückte ihr die schwielige Linke vors Gesicht und gab ihr einen Stoß. Sie stürzte rückwärts auf die Couch. Der Mann griff wieder nach dem prall vollgestopften Segeltuchsack.

»Solange ich mit Mister Henson rede, werden wir nicht gestört«, sagte er mit einer ruhigen Stimme, in der keinerlei Gefühlsbewegung mitklang. Und dann drehte er auch schon den Türknauf.

Randolph P. Henson blickte von dem Makler-Fachblatt auf, das er gerade durchblätterte. Seine buschigen Brauen zogen sich zusammen. Dem sonnengebräunten Gesicht des fünfzigjährigen Maklers war anzusehen, dass er ausgedehnte Ferien von der City in Miami Beach oder Key West verbrachte. Sein sandfarbener Anzug musste ein Monatsgehalt für einen Büroangestellten verschlungen haben.

»Was soll das heißen, Mister?«, fragte er mit einer tiefen, sonoren Stimme. »Ich empfange Besucher nur nach Anmeldung.«

»Das hat die aufgetakelte Puppe da draußen auch schon gesagt«, brummte der Bärtige und marschierte respektlos über den chinesischen Teppich auf den blitzenden Stahlrohrschreibtisch zu. »Da werden Sie eben mal eine Ausnahme machen. Oder haben Sie kein Interesse an einem großen Geschäft? Dann gehe ich eben zu einem anderen.«

Die Gegensprechanlage summte. »Es tut mir sehr leid, Mister Henson«, quarrte die aufgeregte Stimme der Sekretärin. »Aber der Mann hat mich einfach zur Seite gestoßen. Ich …«

»Schon gut, Miss Lane«, erwiderte Henson. »Beruhigen Sie sich! Unser … unser Besucher scheint ein wenig raue Manieren zu haben. Schon gut.«

Henson wollte die Gegensprechanlage wieder ausschalten, unterließ es aber. Vielleicht war dieser Bursche mit seinem Gewehr ein gefährlicher Psychopath. Dann konnte es nicht schaden, wenn die Sekretärin hörte, was hier vor sich ging. Vielleicht konnte sie im Notfall Hilfe herbeiholen.

Henson zog die Hand von der Schaltertaste zurück und wies auf den Besuchersessel vor seinem Schreibtisch. »Na schön, Mister. Wenn Sie nun einmal hier sind, können Sie sich auch setzen. Ein paar Minuten habe ich Zeit. Können Sie sich kurz fassen?«

»Ich will keine Parlamentsrede halten«, knurrte der Bärtige und nestelte an dem Seesack. Er griff hinein und brachte einen Gesteinsbrocken zum Vorschein. »Da!«, sagte er und packte den Brocken geräuschvoll auf Hensons Schreibtisch. »Da! Sehen Sie sich das an!«

So ganz verrückt kann er nicht sein, dachte Henson und betrachtete den Klumpen von allen Seiten. Ein paar glitzernde Adern im Gestein verrieten ihm gar nichts. Er war Grundstücks- und Häusermakler, kein Geologe.

»Was ist das?«, fragte er deshalb. »Vielleicht Gold?«

»Gold!«, wiederholte der Bärtige verächtlich. »Für ein verdammtes bisschen Gold würde ich den Brocken nicht viertausend Meilen weit mit mir herumschleppen.«

»Was ist es dann?«

»Das werden Sie noch erfahren. Vorher beantworten Sie mir mal ein paar Fragen: Haben Sie Interesse an einem Riesengeschäft?«

»An Geschäften habe ich immer Interesse«, antwortete Henson ruhig. Er hatte inzwischen vergessen, dass seine Sprechanlage eingeschaltet war. »Und an großen Geschäften habe ich ein großes Interesse. Zufrieden?«

»Kommt drauf an. Können Sie Geld auftreiben?«, fragte der Bärtige.

»Wofür?«

»Investitionskosten. Ein paar Millionen.«

»Haben Sie Millionen gesagt?«

»Verdammt, Sie haben mich doch verstanden. Also können Sie – oder können Sie nicht? Dann brauchen wir nicht miteinander unsere Zeit zu verplempern.«

»Ich habe das Geld fürs Brookner Building aufgetrieben«, meinte Henson schlicht.

»Sagt mir nichts.«

»Das Brookner Building ist ein sechsundsiebzigstöckiger Wolkenkratzer mit viertausend Firmen und neuntausend Angestellten. Geschäfte, Büros, ein Theater, ein Hallenbad, ein paar Cafés und so weiter. Als genügend Mietinteressenten zusammen waren, hatte ich die Geldgeber in sechs Wochen.«

»Hm«, brummte der Bärtige. »Hört sich gut an. Na schön. Wo dieser Brocken herstammt, liegt ein ungeheures Vermögen. Ich habe mit meinen beschränkten Mitteln die Größe nur ungefähr feststellen können. Wahrscheinlich ist es mehr. Aber ich garantiere für wenigstens zwei Milliarden Dollar, Mister. Nicht Millionen. Ich habe zwei Milliarden gesagt …«

***

Sechs Wochen später empfing der Makler Randolph P. Henson kurz nach der Mittagszeit einen Besucher, den seine Sekretärin als Johnny Smith ankündigte. Henson rümpfte die Nase. Johnny Smith! Wenn man sich schon einen falschen Namen zulegt, dachte er, sollte man sich etwas Besseres einfallen lassen als ausgerechnet den gebräuchlichsten Vornamen in Verbindung mit dem häufigsten Familiennamen. Das riecht ja drei Meilen gegen den Wind nach Unechtheit.

Ein kleiner, dicklicher Mann kam herein, der um vierzig Jahre alt sein musste. Obgleich er völlig kahlköpfig war, wirkte sein Gesicht sehr jugendlich. Er trug einen unauffälligen blauen Anzug. Aber trotz seines freundlichen Lächelns umgab ihn eine gleichsam eisige Atmosphäre. Henson empfand sie sofort. Unwillkürlich runzelte er die Stirn.

»Guten Tag, Sir«, sagte der Besucher mit einer weichen, unmännlich wirkenden Stimme. »Ich bin Smith. Johnny Smith. Sie hatten mich angefordert, nicht wahr?«

Als würde einem eine schleimige Schnecke über die Haut kriechen, dachte Henson und spürte, wie sich seine Kopfhaut vor Ekel zusammenzog.

»Nehmen Sie Platz, Mister Smith«, rang er sich widerstrebend ab. »Sie … äh … Sie sind informiert worden, worum es geht?«

Smith setzte sich und verbeugte sich im Sitzen. Sein schleimiges Gehabe wurde noch eine Nuance weicher. »Ich weiß bestens Bescheid, Sir. Ein Doppelauftrag, sozusagen. Ich habe feste Preise, wie Sie ja wissen. Fünfzig Prozent im Voraus, der Rest nach getaner Arbeit, wenn ich das mal so ausdrücken soll. Ähm! Da wäre...

Erscheint lt. Verlag 13.2.2018
Reihe/Serie Jerry Cotton Sonder-Edition
Jerry Cotton Sonder-Edition
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Al Capone • alfred-bekker • Anna Basener • Bahnhofsroman • Bastei • Bestseller • Cora • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste-fälle • gman • G-Man • Groschenheft • Hamburg • Heft • Heftchen • Heftchen-Roman • Heftroman • Heft-Roman • Horst-Bosetzky • international • Jerry Cotton • Kindle • Klassiker • Krimi • Krimiautoren • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • Krimis • krimis&thriller • letzte fälle • martin-barkawitz • Mira • nick-carter • Polizeiroman • Pulp • Pulp Ficition • Reihe • Romanheft • Roman-Heft • schwerste fälle • schwerste-fälle • serial content • Serial Novel • Serial Novels • Serie • Serien • Seriennovellen • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • Spannungsroman • stefan-wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • uksak • Wegner
ISBN-10 3-7325-5922-X / 373255922X
ISBN-13 978-3-7325-5922-0 / 9783732559220
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