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Gift à la carte (eBook)

Ein köstlicher Fall für Charlotte Trinkwasser
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Aufl. 2018
401 Seiten
beTHRILLED (Verlag)
978-3-7325-5404-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Gift à la carte - Emma Lagies Whitman
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Giftige Gaumenfreuden in Berlin

Das Boutique-Hotel Peterhof: eine kulinarische Top-Adresse am Potsdamer Platz. Berliner Politprominenz geht hier ein und aus, die Speisekarte ist legendär, die Gästeliste auch. Umso brisanter, dass die Fernsehschauspielerin Jana Matzow ausgerechnet hier an ihrem Tisch zusammenbricht, nachdem sie Eier royale bestellt hat, eine der Spezialitäten des Hauses. Charlotte Trinkwasser, eine pragmatische Ex-Managerin zu Besuch in der Hauptstadt, wird am Nebentisch zufällig Zeugin des unappetitlichen Vorfalls - und tritt in Aktion. Bald ist klar, dass die Schauspielerin keineswegs Opfer eines Küchen-Malheurs wurde. Aber wem galt der kulinarische Anschlag? Mit viel Witz, Charme und Hartnäckigkeit schaut Charlotte Trinkwasser hinter die Kulissen des Hotels und entdeckt, dass nicht nur die Atmosphäre im Peterhof vergiftet ist ...

Ein Roman für Krimifans, Gourmets und Globetrotter: Miss Marple ist wieder da - charmanter, durchtriebener, gewitzter denn je!

Dieser Krimi ist in einer früheren Ausgabe unter dem Titel »Eier royale: Die Trinkwasser Hospitality GmbH« erschienen.



Kapitel 1


Eine schwierige Farbe – Gelb, denkt Charlotte Trinkwasser.

Wespen, Feuersalamander und Erdnattern gehen ihr durch den Kopf, Zitronen, Lebensgefahrschilder an Hochspannungskästen. Ihre Freundin Doris, stilistisch eigenwillig, trägt in der warmen Jahreszeit manchmal Sachen in dieser schreienden, unvorteilhaften Farbe, die einen ungesund aussehen lässt, wenn man keinen südlichen Teint hat. Was für eine absurde Inneneinrichtung … – soll das die Laune der Gäste heben? Was sie anbelangt, geht das schief. Sie weiß nicht, wo sie hinsehen soll bei all dem Gelb, und hat ein Gefühl, als würde es sie an Armen und Beinen jucken.

Charlotte sitzt an ihrem ersten Abend in Berlin – es ist noch vor acht – im Restaurant Newa des Peterhofs, eines Boutiquehotels in einer Nebenstraße des Potsdamer Platzes. Sie hat vor dem Essen ein Glas Ruinart in der Lobby bestellt und fühlt sich nach den Anstrengungen der Anreise aus München und des Auspackens und Einrichtens ihres Zimmers im achten Stock matt, zugleich aber erleichtert und entspannt, fast in Urlaubsstimmung – wäre das irritierende Gelb nicht. Sie überlegt mit der aufgeschlagenen Speisekarte in der Hand, wie zugkräftig es wohl ist, ein Lokal wie das Newa, ihres Wissens (das sich aus einem oberflächlichen, reichlich bebilderten Reiseführer speist) von Feinschmeckern und Politikern frequentiert, komplett in der Farbe blühender Narzissen zu dekorieren. Der Lack der Wände cadmiumgelb, Bestuhlung und Tischdecken, Platzteller, die ledernen Umschläge der Speisekarten, lüsterartige Deckenlampen aus ineinander verschobenen Kunststoffovalen, Siebzigerjahre-Retro. Servietten, kuriose Keramikschälchen für Salz und Pfeffer, die unfertig aussehen, wie im Kindergarten gebastelt. Schließlich die Blumen: je Vase eine gelbe Nelke. Es macht einen … unruhig. Doch. Nervös. Schlafen könnte sie in so einer Umgebung nicht. Dennoch spürt sie – ihre letzte Mahlzeit, ein belegtes Brötchen mit Brie, getrockneten Tomaten und zwei traurigen Salatblättern am Flughafen München liegt fast acht Stunden zurück – Appetit, Hunger geradezu. Immerhin spielen sie angenehme Musik, Saint-Saëns, das Aquarium aus dem Karneval der Tiere, ein hübsches lautmalerisches Stück, dessen feine Glasharmonikaklänge sie an das Perlen von Sekt erinnern.

» … dann haben wir heute Heilbutt«, sagt die Kellnerin, eine junge Frau, fast noch ein Mädchen, die sich als Vanessa vorgestellt hat. »Aus Neufundland.«

Charlotte gibt ihre Überlegungen zu den Vor- und Nachteilen einer monochromen Welt auf und konzentriert sich auf das bevorstehende Abendessen. »Das ist vielleicht das Richtige für mich«, sagt sie und schaut auf. »Ich esse viel Fisch. Was stellen Sie mit Ihrem Heilbutt an?«

»Die Küche dünstet ihn und serviert den Butt mit Stampf von Süßkartoffeln und Petersilienwurzeln. Dazu reichen wir Hollandaise und Lachskaviar. Vom Wildlachs aus Norwegen.«

»Das klingt verführerisch, Stampf ist immer gut. Hmm.« Charlottes Augen überfliegen ein weiteres Mal die Speisekarte. »Ach, wissen Sie was, Vanessa – ich mache es anders. Ich nehme Ihre Seezunge. Die hat vielleicht etwas Eleganteres als so ein oller Butt.«

Vanessa setzt ihr verständnisvolles Gästelächeln auf. Whatever.

»Lassen Sie uns Folgendes machen: Seien Sie so gut, und bringen Sie mir als Vorspeise diesen gebratenen Zwei-Minuten-Thunfisch, den Sie so leidenschaftlich angepriesen haben, mit Gänseleber und … wie ging das weiter? Sie haben es eben appetitlicher gesagt, als ich es kann.«

»›Thunfischrouleau‹. So hat unser Küchenchef die Kreation getauft. Thunfischrouleau in einer Kruste aus Himalajasalz und angeröstetem Borneo-pfeffer, mit Gänseleber und Cassisschaum.«

»Es zergeht einem beim Zuhören auf der Zunge. Nicht irgendein Salz aus dem Salzstock im Harz, nein – aus dem Himalaja muss es kommen und der Pfeffer aus der Südsee. Also wirklich. In was für Zeiten leben wir? Ist Salz nicht gleich Salz? – Huch, was steht hier, was kostet das? 34 Euro für Ihr Röllchen, kann das sein? Für eine Vorspeise?«

Vanessa streicht sich eine Strähne aus der Stirn, deutet Charlottes Bemerkung als Scherz und überprüft lächelnd mit einem Bleistift in der Hand ihre Notizen. »Die Gänseleber«, sagt sie schließlich. »Es ist keine gestopfte – so etwas bieten wir nicht mehr an, obwohl es sie immer noch gibt, aus Frankreich und Ungarn –, aber Gänseleber … eben köstlich und kostspielig. Und Gelbflossenthun ist natürlich eine Spezialität.«

»Dann wird es sicher sehr gut schmecken.«

»Sehr«, sagt Vanessa mit einem Zögern; Charlotte ahnt, das Vanessa das Gericht noch nicht selbst gekostet hat. »Anschließend dann die Seezunge, karamelisiertes Artischockencoulis und das Gratin à la Russe. Ich werde Ihnen den Fisch am Tisch auslösen, ist das recht?«

»Fabelhaft.«

»Haben Sie schon einen Blick in unsere Weinkarte geworfen?«

»Habe ich, und ich habe gesehen, dass Sie Cloudy Bay führen. Mein liebster Weißwein, der muss es heute sein. Ein wunderbarer Wein meiner Meinung nach.«

»Absolut. Er wird bei uns oft bestellt. Die Gäste aus Asien trinken fast keinen anderen Weißen, die Chinesen und Japaner. Und erst die Russen! Cloudy Bay muss dort Kult sein. Ein Glas oder eine ganze Flasche?«

79 Euro, was soll’s, an einem Tag wie diesem. »Wenn sie gut gekühlt ist, auch eine Flasche. Ich werde heute wahrscheinlich nur ein oder zwei Gläser trinken, aber Sie können den Rest sicher für mich in Verwahrung nehmen? Morgen Mittag oder morgen Abend wird ein Sauvignon blanc noch halbwegs frisch und trinkbar sein. Ich bleibe Ihnen ja ein paar Tage erhalten.«

»Selbstverständlich. Wir haben niedliche Filzmanschetten, die hängen wir mit Ihrem Namen um den Flaschenhals und stellen den Wein hinten kühl. Das machen wir bei allen Gästen so, die länger bleiben. Die klassische Schule, wie früher im Schweizer Sanatorium. Ein Wasser?«

»Still. Eine kleine Flasche reicht, das ist mir genug.«

»Sehr wohl.«

»Und Vanessa«, flüstert Charlotte vertraulich, »lassen Sie uns als Nachspeise Ihr Piña-colada-Parfait im Auge behalten. Aber das mache ich davon abhängig, wie die Welt nach der Seezunge aussieht. Vermutlich bin ich dann mehr als gestärkt. – Ach, da hat einer fotografiert. Es hat geblitzt.«

Vanessa dreht sich im Stehen um.

»Ist jemand Berühmtes bei Ihnen zu Gast?«, fragt Charlotte. »Ein Star vielleicht oder ein Politiker? Drüben scheint Aufregung zu herrschen – Ihre Kollegen schauen hektisch.« Sie weist mit dem Kinn auf einen Tisch am gegenüberliegenden Ende des Speisesaals.

»Sie erkennen sie, oder nicht? Hinten die Dame mit den vielen Armreifen?«

»Ehrlich gesagt: nein. Welche Dame meinen Sie?«

»An dem Tisch genau hinter mir, wo eben geblitzt wurde. Wo jetzt mein Kollege steht. Ich mag nicht hinsehen, Frau Trinkwasser. Erkennen Sie sie?«

»Und – wer immer diese Dame ist, man sollte sie kennen? Eine Berliner Prominente?«

Vanessa lächelt. »Man muss sie nicht kennen. Aber sie ist bekannt. Sehr sogar. Eine Schauspielerin.«

»Ah, ich hätte es mir denken können. Jemand aus dem Fernsehen. Sehen Sie, daran wird es liegen: Ich schaue so gut wie kein fern, und die Illustrierten, in denen diese berühmten Leute gezeigt werden, sind mir zu … dämlich einfach. Ich lese viel, muss ich dazu sagen, jeden Tag eigentlich, aber andere Sachen. Vernünftiges. Wie dem auch sei – wer ist also diese aufregende Person? Verraten Sie mir ihren Namen?«

Vanessa ziert sich oder tut so. »Eigentlich … ach, es ist bei uns im Haus immer eine sensible Sache wegen der Diskretion. Aber Ihnen kann ich es wohl sagen, Sie sehen ja, wie sich alle Köpfe zu ihr umdrehen. Es ist kein Geheimnis, dass sie heute im Peterhof isst.«

»Machen Sie sich keine Sorgen. Ich kann Ihnen versichern, dass ich die junge Dame anschließend nicht um ein Autogramm bitten und auch sonst in keiner Weise belästigen werde, was hoffentlich auf Gegenseitigkeit beruht. Umbringen will ich sie auch nicht. Ich kenne sie ja nicht einmal.«

»Da bin ich beruhigt, Frau Trinkwasser«, sagt Vanessa. »Mordattacken im Speisesaal sorgen meiner Erfahrung nach immer wieder für Unruhe und ungemütliche Momente. Das würde uns allen den Abend nicht verschönern.«

»Ihrer Erfahrung nach?« Charlotte schmunzelt. Kess, denkt sie. Nicht auf den Mund gefallen. Der derbe Berliner Charme.

»Es ist natürlich Jana Matzow. Sie ist wirklich bekannt.«

»Matzow, Matzow … mit preußisch ow, nicht? Hm. Ich muss passen. Nie gehört. Für welche Rollen ist sie berühmt? Im Kino?«

»Fernsehen. Sie spielt die Chefärztin in der Körper-Serie. Frau Dr. Hanne Pilmar. Oder spielte, eigentlich. Im Sommer hatten sie die letzte Staffel, die fünfte, dann wurde die Serie abgesetzt. Was Jana Matzow seitdem macht, weiß ich nicht genau.«

»Mir völlig unbekannt … – Körper. So, so, so. Lebende und tote mutmaßlich. Entschuldigen Sie meine Ahnungslosigkeit. Ich muss Ihnen weltfremd vorkommen.«

»Ist nicht schlimm.«

»Das freut mich. Es ist meiner Erfahrung nach, wenn ich das anfügen darf, immer gut, für etwas schlichter gehalten zu werden, als man ist.«

»Macht ja nichts. Aber Sie können mir glauben, Frau Trinkwasser, Jana Matzow kennt wirklich jeder.«

»Sie ist eine attraktive Frau. Sehr nett anzuschauen. Sie wirkt sympathisch – aus der Ferne betrachtet jedenfalls. Man sieht den Menschen ihr Gemüt ja nicht immer an. In den Schönsten verstecken sich mitunter die problematischsten Persönlichkeiten, habe ich festgestellt.«

»Nee, die nicht,...

Erscheint lt. Verlag 27.3.2018
Reihe/Serie Kulinarische Krimis
Kulinarische Krimis
Kulinarische Krimis
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Schlagworte 20. - 21. Jahrhundert • Berlin • Cay Radermacher • cherringham • Cosy Crime • Cozy Crime • Delikatessen • Detektiv • Deutsche Krimis • Deutschland • Ellen Barksdale • Ermittler • Essen • Gourmet • Janet Laurence • Jean-Luc Bannalec • Juwelen • Kommissar • Krimi • Kriminalroman • Krimi ohne Blut • Krimis • Lokalkrimi • Martin Walker • Mary L. Longworth • matthew costello • M. C. Beaton • Miss Marple • Mord • Mörder • Mördersuche • Mystery Bücher • Mystery Romane • Nancy Atherton • neil richards • Polizei • Polizeiruf • Polizist • rätselhaft • Regionaler Krimi • Regionalkrimi • Schmuck • Serienkrimi (Serienermittler) • Sophie Bonnet • Spannung • Spannungsroman • Tante Dimity • Tatort • Tea • Tee • Tee? Kaffee? Mord! • Thriller • Urlaub • Verbrechen • weibliche Ermittlerin
ISBN-10 3-7325-5404-X / 373255404X
ISBN-13 978-3-7325-5404-1 / 9783732554041
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