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Zigeunermädchen (eBook)

Historischer Roman

(Autor)

eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
368 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-98367-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Zigeunermädchen -  Farina Eden
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Große Gefühle in einem dunklen Kapitel der Geschichte: ein historischer Roman voller Faktenkenntnis und gegen Diskrimierung   Im 19. Jahrhundert kannte die Liebe nicht nur Standesgrenzen. »Zigeunermädchen« arbeitet die Ausgrenzung der Roma in einem hautnahen, gefühlvollen historischen Roman auf.   Das schlimme Wort »Zigeuner« sät Furcht vor dem anderen in den Herzen der Preußen, es führt zu Hass und Verfolgung. Doch inmitten der Dunkelheit keimt ein kleines Licht der Hoffnung: Kaufmannstochter Maria verliebt sich in den Roma Kaló und weiß schon bei der ersten Begegnung, dass diese Verbindung unter keinem guten Stern steht. Dennoch will sie um ihre Liebe kämpfen, mit Kaló und ihrem gemeinsamen ungeborenen Kind ein neues Leben beginnen. Die Rache der ehrbaren Bürger lässt allerdings nicht lange auf sich warten.  Der Titel »Zigeunermädchen« spielt auf Diskrimierung und grausamer Ausgrenzung an. Genau deshalb hat ihn Autorin Farina Eden gewählt. Ihr historischer Liebesroman legt den Finger in diese klaffende Wunde der Ungerechtigkeit und erzählt auch ein Stück aus der eigenen Familiengeschichte der Autorin. Ein spannender historischer Roman über das Schicksal der Roma im Preußen des 19. Jahrhunderts   Farina Edens Vorfahren waren ebenfalls Roma. Auch sie entstammt in entfernter Linie einer Liebesbeziehung zwischen zwei Menschen, denen die Gesellschaft keine Chance gab. Damit wird »Zigeunermädchen« umso authentischer und steht für ein Kapitel in der Geschichte, das in der öffentlichen Diskussion noch längst nicht aufgearbeitet ist.  Ein Frauenroman für Geist, Herz und Seele  Die Autorin begeistert mit genau recherchierten Frauenfiguren, die sich in ihrer historischen Welt gegen alle Konventionen stellen - und damit perfekte Vorbilder für starke, selbstbewusste Weiblichkeit im Heute sind. 

Farina Eden, 1977 in Berlin geboren, entdeckte bereits als Kind ihre Begeisterung für Bücher und begann früh mit dem Schreiben. Nach Schule und Abitur fand sie einen Weg, die Leidenschaft fürs Schreiben mit ihrem Beruf zu verbinden. Sie studierte Deutsch und Englisch und unterrichtet heute an einer Realschule in Baden-Württemberg. Historischer Roman, Liebesroman, Jugendbuch oder Kurzgeschichten - Farina Eden ist in vielen Genres zuhause. 

1977 in Berlin geboren, entdeckte Farina Eden bereits als Kind ihre Begeisterung für Bücher und begann früh mit dem Schreiben. Nach Schule und Abitur fand sie einen Weg, die Leidenschaft fürs Schreiben mit ihrem Beruf zu verbinden. Sie studierte Deutsch und Englisch und unterrichtet heute an einer Realschule in Baden-Württemberg, wo sie gemeinsam mit Mann und Tochter lebt. Kreativität kennt keine Grenzen. Genau das ist der Grund, warum sich die Autorin bisher weder auf ein Genre, noch auf eine Zielgruppe festlegen wollte. Historischer Roman, Jugendbuch, Krimi oder Kurzgeschichten – die Autorin schreibt nieder, was sie nicht mehr loslässt.

Prolog


Herbst 1848


Er hörte sie. Drei, vielleicht vier Männer. Ihre Stimmen wurden lauter. Er verharrte bewegungslos, jedes Knacken der kleinen Äste unter ihm konnte sein Ende bedeuten. Sie kamen näher. Das Gesicht gegen den Boden gedrückt, schloss er die Augen. Er hatte sich hinter einem entwurzelten Baum in einem Erdloch verkrochen und hastig mit Blättern und Zweigen bedeckt. In den dunklen, schmutzigen Kleidern würde er nur schwer auszumachen sein. Seine Schläfen pochten, und er wagte kaum zu atmen. Für einen kurzen Moment überlegte er, ob er wohl mit den Männern fertig würde, falls sie ihn fänden, doch schnell verwarf er diesen Gedanken wieder. Seit Wochen hatte er nichts Nahrhaftes mehr gegessen. Wie dürre Äste lugten seine Arme aus den Kleidern heraus, und wie Äste würden die Angreifer sie zerbrechen. Er lauschte. Plötzlich hörte er ihre Stimmen hinter sich. Er presste das Gesicht fester gegen den Boden. Es roch modrig feucht, nach Pilzen und frischem Regen. Konzentrier dich, ermahnte er sich. Der Erste von ihnen war über den Baumstamm gesprungen, hinter dem er kauerte, und rannte den bewaldeten Hügel hinab. Drei weitere Männer folgten. Er zwang sich dazu, in seinem Versteck zu bleiben. Vielleicht kamen sie ja nicht auf den Gedanken, sich umzusehen.

»Sie müssen hier irgendwo sein.«

»Teilen wir uns auf.«

Zu zweit liefen die Männer in jeweils entgegengesetzte Richtungen. Er schloss die Augen und atmete durch. Als er sie wieder öffnete, war seine Hoffnung dahin. Weniger als dreißig Schritte entfernt hatte sich einer der Verfolger umgedreht und starrte ihn hasserfüllt an. Kaló blieb keine andere Wahl. Er sprang auf, kletterte über den Baumstamm und rannte den Hügel wieder hinauf. So muss sich ein gehetztes Reh fühlen, schoss es ihm durch den Kopf.

Er sah sich um. Die Männer hatten Mühe, ihm zu folgen, der Weg bergauf war weit schwieriger für sie. Erneut brüllten sie sich etwas zu. Er entwischte ihnen, denn sie waren zu träge, um mit seinen flinken Füßen Schritt halten zu können.

»Dann nehmen wir uns eben erst diese Vettel vor!«

Er hörte ihre Schreie und blieb abrupt stehen. Statt sich in Sicherheit zu bringen, fiel er auf die Knie und sackte zusammen. Auf allen Vieren kroch er zurück in ihre Richtung. Sie hatten sich um sie geschart, begierig darauf, über sie herzufallen. Ihn hatten sie offenbar völlig vergessen. Ungesehen kletterte er auf einen Baum. Von oben erkannte er, dass er sich nicht getäuscht hatte.

Die Männer schubsten sie zwischen sich hin und her und brachten sie mitsamt dem Bündel auf ihrem Arm zu Fall. Mit dem Körper federte sie den Aufprall des Neugeborenen ab. Seine kleine Schwester war unverletzt, doch der Sturz hatte sie erschreckt, und sie begann zu brüllen.

»Bitte lasst uns gehen. Wir verschwinden. Versprochen.«

Er hörte das Flehen in der Stimme seiner Mutter, und hätte er an ihren Gott geglaubt, wäre nun wohl der richtige Zeitpunkt gewesen, um zu beten. Stattdessen schloss er die Augen und hoffte, dass sie Mitleid haben würden.

»Natürlich verschwindet ihr. Auf Nimmerwiedersehen!«

Der Mann, den er für den Anführer hielt, trat mit seinem dreckigen Stiefel auf die Brust seiner Mutter. Dann fuhr er mit dem Fuß unter das Bündel und holte aus. Seine Schwester flog im hohen Bogen durch die Luft und landete in einiger Entfernung im Moos. Ihr Kreischen wurde schrill und überschlug sich. Die Männer lachten. Es klang wie das grausame Wiehern einer wild gewordenen Bestie.

»Und jetzt zu dir, meine Schöne!«

Kalós Hände zitterten. Er überlegte fieberhaft, wie er seiner Mutter helfen konnte. Er musste etwas tun. Doch was konnte ein Zwölfjähriger schon ausrichten gegen vier gestandene Männer? Sein Herzschlag schwoll an wie der Trommelwirbel auf einem Schlachtfeld. Trotz seiner Unterlegenheit sprang er vom Ast und stürmte auf den Anführer zu. Das Geschrei seiner kleinen Schwester mischte sich in das Lachen der Männer, die ihn feixend beobachteten.

Mit aller Kraft rammte er dem Mann seinen Kopf in die Seite. Der taumelte, fing sich aber sofort wieder und stimmte in das Gelächter ein. Dann wurde er still und holte aus. Mit der flachen Hand schlug er Kaló ins Gesicht. Die Wucht der Ohrfeige ließ ihn zu Boden stürzen. Er blickte in die Runde und erkannte die unverhohlene Grausamkeit in den Gesichtern der Männer. In den Augen des Anführers spiegelte sich die pure Mordlust. »Kümmert euch um die beiden Bälger. Ich übernehme das Weib!«

»Bitte verschont meine Kinder!«

»Sag nicht, du hattest die Hoffnung, diese Bastarde aufwachsen zu sehen!« Der Mann lachte laut, während er sich hinunterbeugte. Dann zückte er einen Dolch und schnitt Kalós Mutter mit einem Ruck das Kleid auf. Entblößt lag sie vor den johlenden Männern.

Kaló spürte die Tränen, die ihm übers Gesicht rannen. Der Anführer nestelte an seiner Hose, die anderen Männer lachten noch immer, und Kaló nutzte die Gelegenheit, um sich aufzurappeln. Mit einem schnellen Satz sprang er auf den Rücken des Mannes, biss ihm in die Schulter und krallte sich in seine Brust. Der Angreifer schrie auf.

»Elender Schandbalg!«

In der nächsten Sekunde packten ihn zwei Pranken an den Armen und zerrten ihn weg. Der Anführer warf den Kopf in den Nacken und stieß ein schmerzerfülltes Zischen aus. Dann riss er ein Stück Stoff vom Kleid der Mutter ab und drückte es auf die Bisswunde.

»Bringt es zu Ende!«, forderte er seine Männer auf. »Und vergesst das kreischende Bündel nicht!«

Die Fäuste der Männer prasselten auf ihn nieder. Kaló hob die Arme, um seinen Kopf zu schützen, doch einer der drei riss sie wieder herunter und hielt sie fest, während die anderen beiden weiter auf ihn eindroschen. Aus den Augenwinkeln sah er noch, wie der Anführer über seine Mutter herfiel. Kein Laut kam über ihre Lippen. Stattdessen blickte sie starr in den Himmel.

Irgendwann knickten Kalós Beine ein wie getrocknete Zweige. Zusammengekrümmt lag er auf dem Boden. Seine Lider schwollen zu, die Bilder vor seinen Augen verschwammen. Dann verlor er das Bewusstsein.

 

Als er wieder zu sich kam, war es still. Er wollte sich aufrichten, doch sein Körper gehorchte ihm nicht. Schwindel zwang ihn zurück auf das feuchte Laub. Suchend blickte er sich um und sah seine Mutter in einiger Entfernung liegen. Er kroch zu ihr hinüber. Erleichtert erkannte Kaló, dass sich ihre Brust hob und senkte.

Erneut versuchte er, sich aufzurichten. Der Schmerz in seinen Gliedern raubte ihm den Atem. Er presste die Lippen fest aufeinander, legte sich neben sie und blickte sie von der Seite an. Ihre Worte waren nur ein Flüstern.

»Hörst du?«

»Was?«, fragte er ebenso leise zurück.

»Die Stille des Himmels.«

Er drückte sein Gesicht gegen das seiner Mutter, die Tränen dazwischen spürte er nicht mehr. Erst als er sie mit den übrig gebliebenen Stofffetzen zu bedecken versuchte, sah er, dass der Dolch des Anführers seitlich zwischen ihren Rippen steckte. Lautlos schlug er die Hand vor den Mund und unterdrückte einen Schrei.

»Halt durch. Vater findet uns!«

Seine Mutter antwortete nicht. Sie wandte ihm ihr Gesicht zu und ließ ihren Blick liebevoll auf ihm ruhen. Ihr Atem wurde flacher. Sie hatte keine Kraft mehr, um zu sprechen. Erst als er sich auf die Ellbogen stützte und sein Ohr an ihre Lippen legte, verstand er ihr Flüstern.

»Danke, dass dein liebes Gesicht das Letzte ist, was ich sehen darf.«

Durch den Tränenschleier hindurch sah Kaló, wie seine Mutter die Augen schloss. Er rollte sich zusammen und zog ihren schlaffen Arm fest um sich.

Wie lange er dort kauerte, wusste er nicht. Er wartete darauf, dass die Männer zurückkommen und beenden würden, was sie begonnen hatten. Doch das würde wohl nicht passieren, denn sicher hielten sie auch ihn für tot. Er schmeckte das Blut in seinem Mund und betastete vorsichtig sein geschwollenes Gesicht. Die Schläge hatten ihm die linke Wange aufgerissen, und auch der Rest seines Körpers glühte vor Schmerz. Kaló wünschte sich nichts mehr, als die Augen schließen zu können und einfach zu sterben.

Es war bereits dunkel, als er die Stimme seines Vaters durch den Wald hallen hörte. Zum Zeitpunkt des Überfalls hatte der mit seinem jüngsten Sohn Holz gesammelt. Er war zu weit entfernt gewesen, um seiner Frau und dem Säugling helfen zu können. Alles, was er noch tun konnte, war seinen Zweitgeborenen und sich in Sicherheit zu bringen. Nun war er zurückgekehrt, um Frau und Kinder zu suchen.

Kaló blinzelte und wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht. Erst jetzt konnte er erkennen, dass sein Vater nach dem kleinen Bündel im Moos griff, es hochhob und dann mit weit aufgerissenem Mund auf die Knie sank. Er presste seine tote Tochter fest an sich und brauchte einige Sekunden, bevor er auf Kaló zu taumelte. Er legte den Säugling auf die Brust seiner toten Frau und setzte sich neben sie auf den Boden. Dann nahm er Kaló in die Arme und weinte lautlos.

Oktober 1855


Das alles hatte Kaló schon unzählige Male erlebt. Er war jetzt älter, schneller. Er hängte sie ohne Schwierigkeiten ab. Und als die grausigen Erinnerungen von ihm Besitz ergreifen wollten, schüttelte er auch sie ab und lauschte in den Wald hinein. Alles, was er hörte, waren...

Erscheint lt. Verlag 1.2.2018
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte 19. Jahrhundert • Abenteuer • Historischer Liebesroman Bestseller • Historischer Roman • Intrigen • Junge Frau • Zigeuner
ISBN-10 3-492-98367-7 / 3492983677
ISBN-13 978-3-492-98367-9 / 9783492983679
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