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Die Leute von Seldwyla (eBook)

Novellen
eBook Download: EPUB
2025 | 3., Überarbeitete Fassung
668 Seiten
Null Papier Verlag
978-3-96281-296-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Leute von Seldwyla - Gottfried Keller
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Neue Deutsche Rechtschreibung Die Leute von Seldwyla ist ein zweiteiliger Novellenzyklus des Schweizer Dichters Gottfried Keller. Erster Band - Pankraz, der Schmoller - Romeo und Julia auf dem Dorfe - Frau Regel Amrain und ihr Jüngster - Die drei gerechten Kammacher - Spiegel, das Kätzchen. Ein Märchen Zweiter Band - Kleider machen Leute - Der Schmied seines Glückes - Die mißbrauchten Liebesbriefe - Dietegen - Das verlorne Lachen Null Papier Verlag

Gottfried Keller (19.07.1819-15.07.1890) war ein Schweizer Dichter und Staatsbeamter. Man kann ohne Zweifel sagen, dass Gottfried Keller der wichtigste Autor der Schweiz im 19. Jahrhundert war. Wegen eines Dummejungenstreiches von einer höheren Schulbindung oder gar einem Studium ausgeschlossen, fand der Halbwaise über den Umweg der Lehre zum Landschaftsmaler doch noch zur Literatur. Er hinterlässt ein großes Werk an Gedichten, Dramen, Novellen und Romanen.

Gottfried Keller (19.07.1819–15.07.1890) war ein Schweizer Dichter und Staatsbeamter. Man kann ohne Zweifel sagen, dass Gottfried Keller der wichtigste Autor der Schweiz im 19. Jahrhundert war. Wegen eines Dummejungenstreiches von einer höheren Schulbindung oder gar einem Studium ausgeschlossen, fand der Halbwaise über den Umweg der Lehre zum Landschaftsmaler doch noch zur Literatur. Er hinterlässt ein großes Werk an Gedichten, Dramen, Novellen und Romanen.

Erster Band
Pankraz, der Schmoller
Romeo und Julia auf dem Dorfe
Frau Regel Amrain und ihr Jüngster
Die drei gerechten Kammmacher
Spiegel, das Kätzchen – Ein Märchen
Zweiter Band
Kleider machen Leute
Der Schmied seines Glückes
Die missbrauchten Liebesbriefe
Dietegen
Das verlorene Lachen

Erster Band


Seld­wy­la be­deu­tet nach der äl­te­ren Spra­che einen won­ni­gen und son­ni­gen Ort, und so ist auch in der Tat die klei­ne Stadt die­ses Na­mens ge­le­gen ir­gend­wo in der Schweiz. Sie steckt noch in den glei­chen al­ten Ring­mau­ern und Tür­men wie vor drei­hun­dert Jah­ren und ist also im­mer das glei­che Nest; die ur­sprüng­li­che tie­fe Ab­sicht die­ser An­la­ge wird durch den Um­stand er­här­tet, dass die Grün­der der Stadt die­sel­be eine gute hal­be Stun­de von ei­nem schiff­ba­ren Flus­se an­ge­pflanzt, zum deut­li­chen Zei­chen, dass nichts dar­aus wer­den sol­le. Aber schön ist sie ge­le­gen, mit­ten in grü­nen Ber­gen, die nach der Mit­tag­sei­te zu of­fen sind, so­dass wohl die Son­ne her­ein­kam, aber kein rau­es Lüft­chen. Des­we­gen ge­deiht auch ein ziem­lich gu­ter Wein rings um die alte Stadt­mau­er, wäh­rend hö­her hin­auf an den Ber­gen un­ab­seh­ba­re Wal­dun­gen sich hin­zie­hen, wel­che das Ver­mö­gen der Stadt aus­ma­chen; denn dies ist das Wahr­zei­chen und son­der­ba­re Schick­sal der­sel­ben, dass die Ge­mein­de reich ist und die Bür­ger­schaft arm, und zwar so, dass kein Mensch zu Seld­wy­la et­was hat und nie­mand weiß, wo­von sie seit Jahr­hun­der­ten ei­gent­lich le­ben. Und sie le­ben sehr lus­tig und gu­ter Din­ge, hal­ten die Ge­müt­lich­keit für ihre be­son­de­re Kunst, und wenn sie ir­gend­wo hin­kom­men, wo man an­de­res Holz brennt, so kri­ti­sie­ren sie zu­erst die dor­ti­ge Ge­müt­lich­keit und mei­nen, ih­nen tue es doch nie­mand zu­vor in die­ser Han­tie­rung.

Der Kern und der Glanz des Vol­kes be­steht aus den jun­gen Leu­ten von etwa zwan­zig bis fünf-, sechs­und­drei­ßig Jah­ren, und die­se sind es, wel­che den Ton an­ge­ben, die Stan­ge hal­ten und die Herr­lich­keit von Seld­wy­la dar­stel­len. Denn wäh­rend die­ses Al­ters üben sie das Ge­schäft, das Hand­werk, den Vor­teil oder was sie sonst ge­lernt ha­ben, das heißt sie las­sen, so­lan­ge es geht, frem­de Leu­te für sich ar­bei­ten und be­nut­zen ihre Pro­fes­si­on zur Be­trei­bung ei­nes treff­li­chen Schul­den­ver­kehrs, der eben die Grund­la­ge der Macht, Herr­lich­keit und Ge­müt­lich­keit der Her­ren von Seld­wyl bil­det und mit ei­ner aus­ge­zeich­ne­ten Ge­gen­sei­tig­keit und Ver­ständ­nis­in­nig­keit ge­wahrt wird; aber wohl­ge­merkt, nur un­ter die­ser Ari­sto­kra­tie der Ju­gend. Denn so­wie ei­ner die Gren­ze der be­sag­ten blü­hen­den Jah­re er­reicht, wo die Män­ner an­de­rer Städt­lein etwa an­fan­gen, erst recht in sich zu ge­hen und zu er­star­ken, so ist er in Seld­wy­la fer­tig; er muss fal­len las­sen und hält sich, wenn er ein ganz ge­wöhn­li­cher Seld­wy­ler ist, fer­ner am Orte auf als ein Ent­kräf­te­ter und aus dem Pa­ra­dies des Kre­di­tes Ver­sto­ße­ner, oder wenn noch et­was in ihm steckt, das noch nicht ver­braucht ist, so geht er in frem­de Kriegs­diens­te und lernt dort für einen frem­den Ty­ran­nen, was er für sich selbst zu üben ver­schmäht hat, sich ein­zu­knöp­fen und steif auf­recht zu hal­ten. Die­se keh­ren als tüch­ti­ge Kriegs­män­ner nach ei­ner Rei­he von Jah­ren zu­rück und ge­hö­ren dann zu den bes­ten Ex­er­zier­meis­tern der Schweiz, wel­che die jun­ge Mann­schaft zu er­zie­hen wis­sen, dass es eine Lust ist. An­de­re zie­hen noch an­der­wärts auf Aben­teu­er aus ge­gen das vier­zigs­te Jahr hin, und in den ver­schie­dens­ten Welt­tei­len kann man Seld­wy­ler tref­fen, die sich alle da­durch aus­zeich­nen, dass sie sehr ge­schickt Fi­sche zu es­sen ver­ste­hen, in Aus­tra­li­en, in Ka­li­for­ni­en, in Texas wie in Pa­ris oder Kon­stan­ti­no­pel.

Was aber zu­rück­bleibt und am Orte alt wird, das lernt dann nach­träg­lich ar­bei­ten, und zwar jene krab­be­li­ge Ar­beit von tau­send klei­nen Din­gen, die man ei­gent­lich nicht ge­lernt, für den täg­li­chen Kreu­zer, und die al­tern­den ver­arm­ten Seld­wy­ler mit ih­ren Wei­bern und Kin­dern sind die em­sigs­ten Leut­chen von der Welt, nach­dem sie das er­lern­te Hand­werk auf­ge­ge­ben, und es ist rüh­rend an­zu­se­hen, wie tä­tig sie da­hin­ter her sind, sich die Mit­tel­chen zu ei­nem gu­ten Stück­chen Fleisch von ehe­dem zu er­wer­ben. Holz ha­ben alle Bür­ger die Fül­le, und die Ge­mein­de ver­kauft jähr­lich noch einen gu­ten Teil, wor­aus die große Ar­mut un­ter­stützt und ge­nährt wird, und so steht das alte Städt­chen in un­ver­än­der­li­chem Kreis­lauf der Din­ge bis heu­te. Aber im­mer sind sie im gan­zen zu­frie­den und mun­ter, und wenn je ein Schat­ten ihre See­le trübt, wenn etwa eine all­zu hart­nä­cki­ge Geld­klem­me über der Stadt weilt, so ver­trei­ben sie sich die Zeit und er­mun­tern sich durch ihre große po­li­ti­sche Be­weg­lich­keit, wel­che ein wei­te­rer Cha­rak­ter­zug der Seld­wy­ler ist. Sie sind näm­lich lei­den­schaft­li­che Par­tei­leu­te, Ver­fas­sungs­re­vi­so­ren und An­trag­stel­ler, und wenn sie eine recht ver­rück­te Mo­ti­on aus­ge­heckt ha­ben und durch ihr Groß­rats­mit­glied stel­len las­sen oder wenn der Ruf nach Ver­fas­sungs­än­de­rung in Seld­wy­la aus­geht, so weiß man im Lan­de, dass im Au­gen­bli­cke dort kein Geld zir­ku­liert. Da­bei lie­ben sie die Ab­wech­se­lung der Mei­nun­gen und Grund­sät­ze und sind stets den Tag dar­auf, nach­dem eine Re­gie­rung ge­wählt ist, in der Op­po­si­ti­on ge­gen die­sel­be. Ist es ein ra­di­ka­les Re­gi­ment, so scha­ren sie sich, um es zu är­gern, um den kon­ser­va­ti­ven frömm­li­chen Stadt­pfar­rer, den sie noch ges­tern ge­hän­selt, und ma­chen ihm den Hof, in­dem sie sich mit ver­stell­ter Be­geis­te­rung in sei­ne Kir­che drän­gen, sei­ne Pre­dig­ten prei­sen und mit großem Geräusch sei­ne ge­druck­ten Trak­tät­chen und Be­rich­te der Ba­se­ler Mis­si­ons­ge­sell­schaft um­h­er­bie­ten, na­tür­lich ohne ihm einen Pfen­nig bei­zu­steu­ern. Ist aber ein Re­gi­ment am Ru­der, wel­ches nur halb­wegs kon­ser­va­tiv aus­sieht, stracks drän­gen sie sich um die Schul­leh­rer der Stadt, und der Pfar­rer hat ge­nug an den Gla­ser zu zah­len für ein­ge­wor­fe­ne Schei­ben. Be­steht hin­ge­gen die Re­gie­rung aus li­be­ra­len Ju­ris­ten, die viel auf die Form hal­ten, und aus häk­li­chen Geld­män­nern, so lau­fen sie flugs dem nächst­woh­nen­den So­zia­lis­ten zu und är­gern die Re­gie­rung, in­dem sie den­sel­ben in den Rat wäh­len mit dem Feld­ge­schrei: Es sei nun ge­nug des po­li­ti­schen For­men­we­sens und die ma­te­ri­el­len In­ter­es­sen sei­en es, wel­che al­lein das Volk noch küm­mern könn­ten. Heu­te wol­len sie das Veto ha­ben und so­gar die un­mit­tel­bars­te Selbst­re­gie­rung mit per­ma­nen­ter Volks­ver­samm­lung, wozu frei­lich die Seld­wy­ler am meis­ten Zeit hät­ten, mor­gen stel­len sie sich über­mü­det und bla­siert in öf­fent­li­chen Din­gen und las­sen ein hal­b­es Dut­zend alte Still­stän­der, die vor drei­ßig Jah­ren fal­liert und sich seit­her still­schwei­gend re­ha­bi­li­tiert ha­ben, die Wah­len be­sor­gen; als­dann se­hen sie be­hag­lich hin­ter den Wirts­h­aus­fens­tern her­vor die Still­stän­der in die Kir­che schlei­chen und la­chen sich in die Faust, wie je­ner...

Erscheint lt. Verlag 1.7.2025
Reihe/Serie Klassiker bei Null Papier
Klassiker bei Null Papier
Verlagsort Neuss
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Freischärler • Kanton • Lyrik • Malerei • Schweiz • Stadtschreiber • Vormärz • Zürich
ISBN-10 3-96281-296-2 / 3962812962
ISBN-13 978-3-96281-296-6 / 9783962812966
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