John Sinclair Sonder-Edition 67 (eBook)
80 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-5851-3 (ISBN)
In Cannes befreite er eine Millionärstochter aus den Händen von Kidnappern. In einer New Yorker Superdisco nahm er es mit drei Raubmördern gleichzeitig auf. In St. Moritz rettete er vier Menschen aus einer defekten Seilbahn.
Er war der Star des Jetsets. Wenn Damiano Fulgera auftrat, begannen die Herzen der Frauen höherzuschlagen, und die Männer schauten neidisch drein.
Bis er nach einem von ihm manipulierten Flugzeugabsturz seine Rechnung für die Taten präsentierte. Geld wollte er nicht - dafür Blut!
Die Stimme des Mannes mit dem etwas dicklichen Gesicht klang beinahe gleichgültig, aber Sandra Ceur, die junge Frau aus Paris, wusste, dass der Sprecher es tödlich ernst meinte.
»Wenn dein Vater nicht zahlt, machen wir dich einen Kopf kürzer.«
Sandra schloss für einen Moment die Augen. Sie dachte daran, wie die beiden Männer sie vor dem Haus ihrer Freundin geschnappt und in einem Wagen entführt hatten. Erst am Zielort war sie wieder richtig zur Besinnung gekommen. Wo sie steckte, wusste sie nicht. Es musste eine alte Baracke sein oder ähnliches. Weit jedenfalls waren sie nicht gefahren. Wahrscheinlich befanden sie sich noch in Cannes.
Zwei Tage lag das zurück. Das Ultimatum lief in wenigen Stunden ab.
Zwei Millionen Francs lautete die Forderung.
Für Sandras Vater kein Problem, er verdiente mit seinen Jachten, die er verlieh und baute, genug, aber sie fragte sich, ob er bereit war zu zahlen, denn der alte Ceur galt in der Branche als einer der ganz Harten.
Es war ein zweiter Mann im Raum. Er roch nach einem scheußlichen Rasierwasser und hielt sich stets in Sandras Rücken auf. Sie hatte ihn kaum gesehen, nur gespürt, denn seine Finger waren wie Gummischnüre über ihren Körper geglitten und hatten sie an den intimsten Stellen berührt.
Auch jetzt hörte sie wieder seine Schritte, sodass sie die Augen öffnete, aber nicht wagte, sich umzudrehen. Stattdessen starrte sie den Kerl mit dem dicklichen Gesicht an, der sie lauernd und abschätzend betrachtete und grinste.
Als der Rasierwasserduft Sandras Nase erreichte, wusste sie, dass der Typ direkt hinter ihrem Stuhl stand, auf dem sie gefesselt saß. Sie war keine besonders hübsche junge Frau, aber sehr liebenswert und gefällig. Das blonde Haar trug sie kurz geschnitten. Nur im Nacken war es etwas länger geblieben. So liefen heutzutage viele junge Frauen herum.
Und da waren sie wieder. Diese widerlichen Gummifinger. Sie strichen über die Schultern, als wollte sie der Kerl auf diese Art und Weise auf das Kommende vorbereiten.
Sandra trug zwar eine Bluse, aber die war von den Gummifingern längst geöffnet worden. Sie schüttelte sich, als die Pranken über ihre Brüste fuhren.
Kühl und schweißnass war die Haut auf den Innenflächen der Pranken.
»Moment«, sagte der Kerl vor ihr. Er saß hinter der dicken Platte einer alten Tischlerbank und wirkte so wie jemand, der hinter einem Schreibtisch Platz genommen hatte.
Die Hände verharrten auf der Stelle.
Der Typ mit dem feisten Gesicht schob den Arm über die Platte und schnappte sich die Brille der Gefangenen, die darauf lag.
»Schau her, Mademoiselle.« Immer wenn er etwas vorhatte, setzte er dieses gemeine Lächeln auf. »Sieh hin, ich werde dir etwas zeigen.« Er hatte das letzte Wort kaum ausgesprochen, als er mit einem Ruck die Brille in zwei Hälften zerbrach. Das Horn zerknackte.
Bei diesem Geräusch fuhr die Gefangene zusammen.
»So wie ich diese Brille zerbrochen habe, werde ich dein Leben zerbrechen, falls in zwei Stunden die Geldscheine nicht zwischen meinen Fingern knistern. Hast du verstanden?«
Sandra konnte vor Angst nicht einmal nicken.
Hinter ihr zog der Parfümierte die Nase hoch. »Ich kann das erledigen. Ich werde sie erst …, und dann nehme ich die Klinge.«
»Wir werden losen.«
»In Ordnung.«
Sandra wäre nicht in der Lage gewesen, nur ein Wort zu sagen. Stattdessen starrte sie das Telefon auf der Drehbank an. Sie wusste, dass ein dritter Kerl zu den beiden gehörte. Er lauerte draußen und würde Bescheid geben, wo das Geld übergeben werden sollte.
Falls sich der alte Ceur dazu entschloss.
Doch der Apparat schwieg. Er würde weiterhin schweigen, dessen war sich Sandra bewusst. Sie kannte ihren Vater. Er versuchte alles aus eigener Kraft zu erledigen und nahm er so gut wie keine Rücksicht auf die Familie.
»Du kannst weitermachen«, sagte der Kerl an der Bank. »Ich schaue dir gern zu.« Er lachte dreimal kurz und heiser. Dabei strich er mit einer Hand über sein schütteres graues Haar. Es war so gekämmt, dass es einen Großteil seiner Kahlköpfigkeit verdeckte.
Und die Hände setzten ihre Wanderung fort. Der jungen Frau jagten Schauer über den Rücken.
Plötzlich verharrten die Hände, und der Mann vor ihr setzte sich steif hin. Beide Männer schienen etwas gehört oder gesehen zu haben, wovon die junge Frau nichts mitbekommen hatte.
»Geh zur Tür!«
Der Befehl hatte dem Parfümierten gegolten, der seine Hände aus dem weiten Blusenausschnitt nahm, sich drehte und mit lautlosen Schritten im Hintergrund des Raums verschwand. Dass er mit einer geschmeidigen Bewegung ein feststehendes Messer aus einer Gürtelscheide zog, konnte die junge Frau nicht sehen.
Der mit dem schwammigen Gesicht hüstelte leicht. Ein Zeichen seiner Nervosität. Da nur durch ein Fenster Licht sickerte und die anderen durch Vorhänge verdeckt wurden, griff der Kidnapper an der Drehbank zu einer Stablampe und leuchtete an Sandra vorbei. Er wollte seinen Partner genau im Lichtkegel haben.
Das war leicht.
Der Mann stand bereits einen halben Schritt vor der Tür. Er wollte mit der freien Hand den Schlüssel ins Schloss schieben, als es geschah.
Von der anderen Seite her wurde die Tür mit einer immensen Wucht aufgestoßen. Der Parfümierte konnte nicht mehr ausweichen, und so knallte sie dem hinterlistigen Messerstecher ins Gesicht.
Diesen Treffer hätte wohl der härteste Catcher nicht verdaut.
Heulend fuhr er zurück. In seinem Gesicht vermischten sich Blut und Tränen miteinander, die Schmerzen schienen den Schädel zu zerreißen, und als er auf die Knie sackte, seine Hände gegen das Gesicht presste, dachte er nicht mehr an die Klinge.
Sandra Ceur kamen die folgenden Vorgänge wie ein Albtraum vor.
Der Mann mit dem dicken Gesicht schoss hinter dem drehbankähnlichen Schreibtisch in die Höhe. Waren seine Hände bisher leer gewesen, hatte sich dies geändert. Ein Waffenlauf schaute aus seinen Fäusten hervor.
Und diese Waffe spuckte Feuer. Mit einer Beweglichkeit, die man dem Kerl kaum zugetraut hätte, sprang er auf die Drehbank und feuerte in die Tiefe.
Er streute die Kugeln, die gegen den Boden oder das Mauerwerk hieben und denjenigen trafen, der eingedrungen war.
Ein hoher Schrei durchzitterte den Raum. Im nächsten Augenblick sah Sandra einen maskierten Mann an ihrem Stuhl vorbeistolpern. Er trug einen dunklen Anzug und eine Kapuze auf dem Kopf. Bestimmt hatten ihn mehrere Geschosse getroffen. Dass er sich noch auf den Beinen hielt, glich einem kleinen Wunder.
Den Tisch erreichte er nicht. Auf ihm stand nach wie vor der Mann mit der MP, deren Mündung auf den zwischen Stuhl und Tisch zusammenbrechenden Eindringling wies, der auf dem Bauch liegen blieb und sich nicht mehr rührte.
Bestimmt war er tot.
Sandra und ihr Kidnapper dachten das Gleiche.
Nur sprach es der Kerl aus. »Da hat dein Alter wohl den Falschen geschickt, um dich rauszuholen. Nicht bei mir, nicht bei uns. Wir sind um eine Klasse besser.« Erst jetzt sprang er auf den Boden, kümmerte sich aber nicht um seinen Partner, sondern ging auf den Maskierten zu.
Neben ihm blieb er stehen, bückte sich, packte den anderen am Kragen und wollte ihn hochhieven.
Der »Tote« kam ihm zuvor. Urplötzlich wurde er verdammt lebendig und ebenso gefährlich.
Aus dem Mund der jungen Frau löste sich ein überraschter Schrei, als sie sah, dass der angeblich Tote etwas Blitzendes in der rechten Hand hielt, mit dem er pfeilschnell zustieß.
Der blitzende Gegenstand fuhr unter dem Waffenarm des Kidnappers hinweg und traf voll.
Die Stablampe lag am Boden. Durch einen Zufall war sie so gefallen, dass ihr Lichtstrahl den Kidnapper erreichte und einen hellen Streifen in dessen Gesicht warf.
Der Ausdruck in seinem Gesicht war Staunen. Schnell aber wechselte er. Plötzlich zeichnete der Schmerz seine Züge.
Der Kerl musste innerlich verbrennen, anders konnte sich Sandra den Ausdruck nicht erklären. Aber er fiel nicht. Nur die Maschinenpistole rutschte ihm aus den Fingern und landete mit einem dumpfen Laut auf dem Boden.
Rückwärts ging der Kidnapper. Als er mit dem Rücken gegen das Mittelding aus Schreibtisch und Drehbank stieß, glich diese Berührung einer Initialzündung.
Beinahe im Zeitlupentempo drehte er sich zur Seite, streckte in einer unsinnig wirkenden Bewegung seinen Arm aus und blieb unbeweglich liegen. Unter seinem Körper sickerte eine immer größer werdende Blutlache hervor.
Der Maskierte drehte sich um. Um Sandra kümmerte er sich nicht. Er trat an den zweiten Kidnapper heran, stieß ihn mit dem Fuß an, sodass der Kopf des Mannes herumrollte und der andere in dessen Gesicht schauen konnte, das kaum noch Ähnlichkeit mit dem eines Menschen hatte.
Der Fremde hob nur die Schultern. Dann wandte er sich der gefesselten Sandra zu.
Ihre Angst war plötzlich verschwunden. Sie hatte das Gefühl, als würde der Mann unter der seidig schimmernden Kapuze lächeln, zumindest bewegte sich der Stoff vor seinem Mund.
Auch als die Messerklinge in die Nähe ihres Körpers geriet, verspürte sie keine Furcht. Sie schlug einen blitzenden Kreisbogen, als der Fremde mit geschickten Schnitten die Fesseln der jungen Frau durchtrennte.
Sandra Ceur war frei.
Und sie wäre vor Schwäche gefallen, hätte sie der Fremde nicht gestützt. Sein Griff war fest, aber er schmerzte nicht. Dieser Mann besaß eine ungewöhnliche Kraft.
Als wäre sie ein...
| Erscheint lt. Verlag | 23.12.2017 |
|---|---|
| Reihe/Serie | John Sinclair Sonder-Edition | John Sinclair Sonder-Edition |
| Verlagsort | Köln |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Horror |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
| Schlagworte | 2017 • 2018 • Abenteuer • Anna Basener • Bahnhofsroman • Barry Belmondo • Bastei • Bestseller • Cora • Dämonenjäger • Der Geisterjäger • Deutsch • Die Abenteurer • eBook • eBooks • Extrem • Frauen • Geisterjäger • Groschenheft • grusel-geschichten • Grusel-Roman • Grusel-serie • Heft • Heftchen • Heftchen-Roman • Heftroman • Heft-Roman • Horror • horror deutsch • horror deutsch kindle • Horror-Roman • Horrorroman deutsch • Horror-Serie • Horror-Thriller • horror thriller deutsch • john Sinclair • Julia-meyer • Kindle • Klassiker • Krimi • Krimi-Bestseller • Krimi-deutsch • Krimi kindle • krimi neuerscheinungen 2017 • Krimi-Thriller • Kurzgeschichten • Lovecraft • Männer • Mark Hellmann • Mira • Neuerscheinung • Neuerscheinungen • Paranomal • Professor Zamorra • Psycho • Pulp • Pulp Ficition • Romanheft • Roman-Heft • serial content • Serial Novel • Serial Novels • Serie • Serien • Seriennovellen • Slasher • spannend • Splatter • Stephen-King • Terror • Thriller • Thriller-Serie • Tony Ballard • Top • Walking Dead |
| ISBN-10 | 3-7325-5851-7 / 3732558517 |
| ISBN-13 | 978-3-7325-5851-3 / 9783732558513 |
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