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Isolde Kurz – Gesammelte Werke (eBook)

Romane und Geschichten

(Autor)

eBook Download: EPUB
2025 | 3., Überarbeitete Fassung
4477 Seiten
Null Papier Verlag
978-3-96281-251-5 (ISBN)

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Isolde Kurz – Gesammelte Werke - Isolde Kurz
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Neue Deutsche Rechtschreibung Isolde Kurz ist auch heute noch eine ambivalente Schriftstellerin. Schon in jungen Jahren selbstständig als Autorin und Übersetzerin, war sie eine Seltenheit im wilhelminischen Deutschland. Später jedoch geriet sie wegen ihres Schweigens im Dritten Reich und ihrer altmodischen Sprache in Kritik. Hervorzuheben sind ihre Werke 'Vanadis' und 'Florentiner Novellen'. Isolde Kurz wuchs in einem liberalen und an Kunst und Literatur interessierten Haushalt auf. Anfang der 1890er Jahre errang sie erste literarische Erfolge mit Gedicht- und Erzählbänden. Mit Index Null Papier Verlag

Isolde Maria Klara Kurz (21.12.1853-06.04.1944) war eine deutsche Schriftstellerin und Übersetzerin. Sie wuchs in einem liberalen und an Kunst und Literatur interessierten Haushalt auf. Schon früh wurde sie mit den Schriften der klassischen Antike bekannt und arbeitete in jungen Jahren als Übersetzerin. Anfang der 1890er Jahre errang sie erste literarische Erfolge mit Gedicht- und Erzählbänden.

Isolde Maria Klara Kurz (21.12.1853–06.04.1944) war eine deutsche Schriftstellerin und Übersetzerin. Sie wuchs in einem liberalen und an Kunst und Literatur interessierten Haushalt auf. Schon früh wurde sie mit den Schriften der klassischen Antike bekannt und arbeitete in jungen Jahren als Übersetzerin. Anfang der 1890er Jahre errang sie erste literarische Erfolge mit Gedicht- und Erzählbänden.

Biografie
Aus meinem Jugendland
Widmung
Vorwort
Lebensmorgen
Tante Berta und die Schwabenstreiche
Umzug nach Kirchheim
Das alte Tübingen
Die Heidenkinder
Ein Fluchtversuch
Von Ihr. Nachklänge des tollen Jahres. Das rote Album.
1866
Die Geburt der Tragödie
Vorfrühling
Ein Notelfer. Russische Freunde
Ein französischer Revolutionär. Jugendeseleien
1870
Rigi Regina
Besuch in Frankreich
Bedrängnisse
Der Brand und die Flamme. Hat der Mann ein Seelenleben?
Der 10. Oktober
Wieder bei den Griechen
Unzeitgemäßes und was es für Folgen hatte
München
Letzte Tage in der Heimat
Der Despot
Die Nacht im Teppichsaal
Widmung
Der Wanderer
Die Mär von der schönen Galiana
Wie die Florentiner Pisa behüteten
Die Verdammten
Die Dame von Forli
Das brennende Herz
Die Pilgerfahrt nach dem Unerreichlichen
Erstes Kapitel – Sternenstunde
Zweites Kapitel – Mutterrecht
Drittes Kapitel – Kindesseele und Überwelt
Viertes Kapitel – Das Gestirn des Vaters
Fünftes Kapitel – Noch einmal die Jugendstadt
Sechstes Kapitel – Florenz
Siebtes Kapitel – Der Weg
Achtes Kapitel – Unser Thole
Neuntes Kapitel – Die Villa mit dem Granatbaum
Zehntes Kapitel – Durchbruch
Elftes Kapitel – Wie Wasser von Klippe zu Klippe geworfen
Zwölftes Kapitel – Lebensmitte
Dreizehntes Kapitel – Wir begründen ein Weltbad
Vierzehntes Kapitel – Sonnenwende
Fünfzehntes Kapitel – Das Verglimmen
Sechzehntes Kapitel – Vorboten
Siebzehntes Kapitel – Im Weltbrand
Achtzehntes Kapitel – Den Du nicht verlässest
Die Stadt des Lebens
Lorenzo il Magnifico
Der mediceische Musenhof
La Bella Simonetta
Der Brutus der Mediceer
Bianca Cappello
Die Stunde des Unsichtbaren
Die vom Berge Latmos
Fatum?
Der Iettatore – Eine vergessene Geschichte
Das Bildnis der Unbekannten
Der alte Schrank
Fluchgold
Florentiner Novellen
Die Humanisten
Die Vermählung der Toten
Der heilige Sebastian
Florentinische Erinnerungen
Widmung
Die stille Königin
Agli Allori
Edgar Kurz – Ein Lebensbild
Alfred Kurz – Nachruf
Adolf Hildebrand – Zu seinem sechzigsten Geburtstage
In den Marmorbergen – I. Carrara
In den Marmorbergen – II. Serravezza.
Eine Tochter Octavio Piccolomini's
Erdbebenerinnerungen
Blütentage in Florenz
Hermann Kurz
Widmung
Vorwort
Einleitung
Des Dichters Jugendjahre
Nachlese aus den Gedichten der Maulbronner Zeit
Das blaue Genie
Erste Schaffensperiode
Beziehungen zu Mörike
Der Dichterkreis um Alexander von Württemberg
Schwarz-rot-gold
Das Brunnowsche Haus
Heirat
In der Frone der Freiheit
Neue Schaffensperiode
Unsere Kinderstube
Oberesslingen
Der Fremdling
Treue
Letzte Lebensjahre.
Im Zeichen des Steinbocks
Im Zeichen des Steinbocks
Allgemeines vom Menschendasein
Mann und Weib
Aus der Welt des Herzens
Vom Kinde
Ethik und Rhythmus
Geheimnisse
Von der Sprache
Aus Völkerseelen
Vom Genius
Poesie
Kunst und Künstler
Unter Menschen
Allerlei Heilige
Aus der Zeit
Italienische Erzählungen
Schuster und Schneider
Mittagsgespenst
Pensa
Die Glücksnummern
Erreichtes Ziel
Ein Rätsel
Nächte von Fondi
Widmung
Frauen, Ritter, Waffen und Amuren
Die fliehende Nymphe
Fundi, mei Calamitas!
Phantasien und Märchen
Haschisch.
Der geborgte Heiligenschein.
Sternenmärchen.
Die goldenen Träume.
König Filz.
Vom Leuchtkäfer, der kein Mensch werden wollte.
Vanadis
Erstes Buch
Zweites Buch
Von dazumal
Es und ich.
Nachbars Werner
Das Vermächtnis der Tante Susanne.
Werters Grab.
Der Reisesack.
Der Aktiengarten.
Die Reise nach Tripstrill.

Lebensmorgen


Es hat einen tie­fen Reiz für das geis­ti­ge Ich, sei­nen ei­ge­nen An­fän­gen nach­zu­spü­ren. Wann und wie ist von die­sem Be­wusst­sein, das spä­ter die gan­ze Welt des Sei­en­den, des Ge­we­se­nen und gar noch des Künf­ti­gen um­span­nen möch­te, der ers­te Fun­ke auf­ge­däm­mert? Die täg­li­che Um­ge­bung, in die wir hin­ein­ge­bo­ren wur­den, lässt kaum einen be­wuss­ten Ein­druck zu­rück, sie ist uns das Selbst­ver­ständ­li­che ge­we­sen, auch sind es nicht Per­so­nen, son­dern Din­ge, die uns zu­erst die Vor­stel­lung der Au­ßen­welt als mit uns im Ge­gen­satz be­find­lich ge­ben.

Am An­fang mei­ner Erin­ne­run­gen steht ein Rad. Die­se frü­he­s­te Ge­dächt­niss­pur hat sich mir in mei­nem acht­zehn­ten Le­bens­mo­nat ein­ge­gra­ben. Es war ein mit grü­nem Schlamm be­han­ge­nes, ver­wit­ter­tes Mühl­rad, das sich in ei­nem ei­len­den Schwarz­wald­bach dreh­te. Ich hielt es für den großen Garn­has­pel un­se­rer Jo­se­phi­ne, wor­aus ich schlie­ßen muss, dass mir die­ser schon eine ganz ge­läu­fi­ge Vor­stel­lung war, aber wann ich sei­ner be­wusst wur­de, weiß ich nicht. Das Rad war also nicht das ers­te, ich müss­te viel­leicht sa­gen: im An­fang war der Has­pel; al­lein nun stut­ze ich wie der Dok­tor Faust bei der Bi­bel­über­set­zung: ich kann den Has­pel so hoch un­mög­lich schät­zen. Es müs­sen noch an­de­re Er­kennt­nis­se in Men­ge vor und mit dem Has­pel ge­we­sen sein, je­doch sie sind auf ewig un­ter die Schwel­le mei­nes Be­wusst­seins hin­ab­ge­taucht, und das Mühl­rad steht als ers­ter si­che­rer Mei­len­stein auf mei­ner Le­bens­stra­ße. Ich zap­pel­te also vom Arm des Kin­der­mäd­chens her­un­ter, um den ver­meint­li­chen Has­pel aus dem Was­ser zu lan­gen – die Grö­ßen­ver­hält­nis­se wa­ren mir noch nicht auf­ge­gan­gen – und ich setz­te durch die­se Ab­sicht das Mäd­chen in be­rech­tig­tes Er­stau­nen, denn sie trug mich schleu­nig hin­weg, wo­bei ich mei­ne Miss­bil­li­gung durch Schrei­en und Tre­ten aufs leb­haf­tes­te äu­ßer­te. Die­ses Mäd­chen hieß Jus­ti­ne, sie war bei der gleich­na­mi­gen Hel­din des Weih­nachts­fun­des, den mein Va­ter um jene Zeit schrieb, Pate ge­stan­den, und der Auf­tritt spiel­te auf ei­ner moos­be­wach­se­nen Stein­brücke in dem klei­nen Schwarz­wald­bad Lie­ben­zell, die ich bei ei­nem vor we­ni­gen Jah­ren dort ab­ge­stat­te­ten Be­such auf der Stel­le wie­der er­kann­te.

Die­sel­be Jus­ti­ne, die, bei­läu­fig ge­sagt, erst vier­zehn Jah­re alt war, mir aber als eine sehr ehr­wür­di­ge Per­sön­lich­keit er­schi­en, trug mich ein­mal in eine Schmie­de, wo ru­ßi­ge Män­ner tief in­nen um lo­dern­des Feu­er han­tier­ten. Ich sah sie mit un­be­schreib­li­chem Ent­set­zen und hielt sie für Teu­fel. Wie aber kam der Teu­fel, von dem ich nie ge­hört hat­te, in mei­ne Vor­stel­lung? Ich weiß es nicht und kann nur an­neh­men, dass der Teu­fel zu den an­ge­bo­re­nen Be­grif­fen ge­hört. Ich schrie und sträub­te mich ge­wal­tig, als es in die­se Höl­le ging, und als gar ei­ner der Schwar­zen – es war, wie ich spä­ter er­fuhr, der Va­ter des Mäd­chens – sich mir ver­bind­lich nä­hern woll­te, ließ ich je­nes im gan­zen Ort be­kann­te Ge­schrei er­tö­nen, wor­an mich der Nacht­wäch­ter stra­ßen­weit zu er­ken­nen pfleg­te, dass das Mäd­chen ei­ligst mit mir das Wei­te such­te. Ich konn­te mich üb­ri­gens da­mals schon ganz gut ver­ständ­lich ma­chen, denn ich sprach, wie man mir er­zähl­te, schon im ers­ten Le­bens­jahr zu­sam­men­hän­gend. Mein um elf Mo­na­te äl­te­res, sonst sehr be­gab­tes Brü­der­chen Ed­gar lern­te es erst an mei­nem Bei­spiel. Aber wahr­schein­lich hät­te er es eben­so früh wie ich ge­konnt und ließ sich nur durch ir­gend­ein in­ne­res Hemm­nis die Zun­ge bin­den, denn er war ein wun­der­li­ches, äu­ßerst schwie­rig ver­an­lag­tes klei­nes Men­schen­kind, dem mei­ne grö­ße­re Un­be­fan­gen­heit eben­so nütz­lich war wie mir sein schon ent­wi­ckel­te­rer Ver­stand.

Mein nächs­ter blei­ben­der Ein­druck war ein frisch­ge­fal­le­ner Schnee in den Stra­ßen von Stutt­gart, den ich mit in­ni­ger Freu­de für Streu­zu­cker an­sah. Dann aber kam eine Stun­de un­ver­ge­ss­li­chen Jam­mers. Un­se­re Jo­se­phi­ne, das ge­lieb­te Erb­stück aus dem groß­vä­ter­li­chen Hau­se, hat­te mich im Wä­gel­chen auf den Schloss­platz ge­führt und war un­ter der so­ge­nann­ten Ehren­säu­le, die auf ei­nem, wie mir schi­en, him­mel­ho­hen Un­ter­bau eine Grup­pe von Stein­fi­gu­ren trägt, mit mir an­ge­fah­ren. In ei­ner die­ser Ge­stal­ten glaub­te ich un­se­re Mut­ter zu er­ken­nen und rief sie er­schro­cken an her­ab­zu­kom­men. Da sie sich nicht reg­te, schrie ich im­mer ängst­li­cher und fle­hen­der mein »Ma­ma­le, komm lun­ter«. Die­ses star­re, stei­ner­ne Da­ste­hen flö­ßte mir eine ban­ge Furcht, ein wach­sen­des Grau­en ein, ich be­gann zu ah­nen, dass es ein Ent­rückt­sein ge­ben kön­ne, wo kein Ruf die ge­lieb­te See­le mehr er­reicht. In mei­nen Jam­mer misch­te sich noch ein dunkles Schuld­ge­fühl, als ob die­ses Un­glück die Stra­fe für ir­gend­ei­ne von mir be­gan­ge­ne Un­bot­mä­ßig­keit wäre, ich brach in ein fürch­ter­li­ches Weh­ge­schrei aus und blieb für alle Trös­tun­gen taub, wäh­rend man mich schrei­end die gan­ze Kö­nigs­tra­ße ent­lang nach Hau­se führ­te, wo erst der le­ben­di­ge An­blick der für ver­lo­ren Be­wein­ten mir den Frie­den wie­der­gab.

Und dann sehe ich in eben die­ser Kö­nigs­tra­ße eine brau­ne ein­flü­ge­li­ge Ei­chen­tür mit mes­sin­ge­ner Klin­ke, die so nied­rig stand, dass ich sie mit ei­ni­ger Mühe ge­ra­de er­rei­chen und auf­drücken konn­te. Sie führ­te in einen Bäcker­la­den, den wir Kin­der täg­lich auf un­se­rem Spa­zier­gang mit Jo­se­phi­ne be­such­ten. Dort durf­te je­des von uns sich ein schmack­haf­tes Back­werk, eine so­ge­nann­te »See­le«, sel­ber vom Tisch lan­gen. Ei­nes Ta­ges kam Ed­gar mit sei­ner Wahl nicht zu­stan­de. Wel­che See­le man ihm an­bot, es war im­mer nicht die rech­te. Er wur­de dar­über sehr schwer­mü­tig und er­klär­te im­mer­zu: ’s Her­ze­le will was und ’s Her­ze­le kriegt nix. Als Jo­se­phi­ne nach vie­len ver­geb­li­chen Ver­su­chen, ihn zu be­frie­di­gen, end­lich mit uns den La­den ver­ließ, ver­wan­del­te sich sein Gram in lau­ten Jam­mer, und wäh­rend wir an­de­ren freu­dig un­se­re See­len ver­zehr­ten, er­fuhr es die gan­ze Kö­nigs­tra­ße hin­ab je­der Vor­über­ge­hen­de, dass das Her­ze­le et­was woll­te und nichts be­kam. Da­heim er­goss sich der Ent­täu­schungs­schmerz in einen Strom von Trä­nen, bis Jo­se­phi­ne ih­ren Lieb­ling still bei­sei­te nahm und ihm die heim­lich ein­ge­steck­te See­le reich­te. Er ver­zehr­te sie be­frie­digt und sag­te dann: ’s Her­ze­le will noch mehr.

In mein drit­tes Le­bens­jahr fällt die ers­te Be­kannt­schaft mit dem Dich­ter Lud­wig Pfau, der als po­li­ti­scher Flücht­ling in Pa­ris leb­te und nun zu heim­li­chem Be­su­che nach Stutt­gart ge­kom­men war. Es ver­kehr­ten zwar vie­le Freun­de in...

Erscheint lt. Verlag 1.7.2025
Reihe/Serie Gesammelte Werke bei Null Papier
Gesammelte Werke bei Null Papier
Verlagsort Neuss
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Adel • Adolf Friedrich von Schack • Betrug • Doge • Dogen • Emanuel Geibel • Felix Dahn • Franz von Kobell • Friedrich Bodenstedt • Gondel • Hermann Lingg • Italien • Kaiser • König • Paul Heyse • Robert von Hornstein • Tyrannei • Untergang • Verrat • Wilhelm Heinrich Riehl • Wilhelm Hertz
ISBN-10 3-96281-251-2 / 3962812512
ISBN-13 978-3-96281-251-5 / 9783962812515
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