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Florentinische Erinnerungen (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2025 | 3., Überarbeitete Fassung
336 Seiten
Null Papier Verlag
978-3-96281-224-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Florentinische Erinnerungen - Isolde Kurz
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Neue Deutsche Rechtschreibung Isolde Kurz ist auch heute noch eine ambivalente Schriftstellerin. Schon in jungen Jahren selbstständig als Autorin und Übersetzerin, war sie eine Seltenheit im wilhelminischen Deutschland. Später jedoch geriet sie wegen ihres Schweigens im Dritten Reich und ihrer altmodischen Sprache in Kritik. Hervorzuheben sind ihre Werke 'Vanadis' und 'Florentiner Novellen'. Isolde Kurz wuchs in einem liberalen und an Kunst und Literatur interessierten Haushalt auf. Anfang der 1890er Jahre errang sie erste literarische Erfolge mit Gedicht- und Erzählbänden. Null Papier Verlag

Isolde Maria Klara Kurz (21.12.1853-06.04.1944) war eine deutsche Schriftstellerin und Übersetzerin. Sie wuchs in einem liberalen und an Kunst und Literatur interessierten Haushalt auf. Schon früh wurde sie mit den Schriften der klassischen Antike bekannt und arbeitete in jungen Jahren als Übersetzerin. Anfang der 1890er Jahre errang sie erste literarische Erfolge mit Gedicht- und Erzählbänden.

Isolde Maria Klara Kurz (21.12.1853–06.04.1944) war eine deutsche Schriftstellerin und Übersetzerin. Sie wuchs in einem liberalen und an Kunst und Literatur interessierten Haushalt auf. Schon früh wurde sie mit den Schriften der klassischen Antike bekannt und arbeitete in jungen Jahren als Übersetzerin. Anfang der 1890er Jahre errang sie erste literarische Erfolge mit Gedicht- und Erzählbänden.

Widmung
Die stille Königin
Agli Allori
Edgar Kurz – Ein Lebensbild
Alfred Kurz – Nachruf
Adolf Hildebrand – Zu seinem sechzigsten Geburtstage
In den Marmorbergen – I. Carrara
In den Marmorbergen – II. Serravezza.
Eine Tochter Octavio Piccolomini's
Erdbebenerinnerungen
Blütentage in Florenz

Die stille Königin


Sie sitzt auf ih­rem Blu­men­thron im Lor­beer­schat­ten, das Zep­ter mit der Li­lie in der Hand, und spie­gelt ihr schick­sals­vol­les, aber un­ver­welkli­ches An­ge­sicht in dem träu­men­den Arno, Fio­ren­za, die stil­le Kö­ni­gin. Wer kann sie se­hen, ohne ihr zu hul­di­gen? Sie nimmt lä­chelnd dei­nen Tri­but ent­ge­gen, aber sie lä­chelt an dir vor­über, denn sie sieht dich nicht, sie sieht nur die Schat­ten­bil­der des Ver­gan­ge­nen. Die stil­le Kö­ni­gin denkt ewig nur sich selbst. Sie träumt, als ob Gest­ri­ges Heu­te wäre. Sie weiss nicht, dass sie längst ihre Kro­ne ver­lo­ren hat und nur noch Ro­sen auf dem Haup­te trägt, dass jetzt and­re Thro­ne auf­ge­rich­tet ste­hen und and­re Kö­ni­gin­nen mit lau­te­rem Pom­pe ver­ehrt wer­den. Nie­mand wagt ihr das zu sa­gen, denn alle, die zu ihr kom­men, eh­ren ih­ren Traum. Die Eti­ket­te ver­bie­tet, an ih­rem Hofe von an­derm als von den Zei­ten ih­res Glan­zes zu re­den. Alle ita­lie­ni­schen Städ­te ha­ben ja gros­se, über­wäl­ti­gen­de Erin­ne­run­gen, aber Flo­renz war die Haupt­stadt von Ge­nie­land, die Wie­ge der wie­der­ge­bo­re­nen Men­sch­lich­keit; nur ein­mal, im Lauf der Welt­ge­schich­te, dort an den Ufern des Ilys­sos, sah die Son­ne eine, die schö­ner war. Da­rum macht kein Ruhm von heu­te ihre Pul­se schla­gen. Man sagt ihr: »Fio­ren­za, heu­te Nacht ist Ar­nold Böck­lin in dei­nen Mau­ern ge­stor­ben.« – Sie ant­wor­tet: »Ich habe ihn nicht ge­kannt.« – »Aber er war ein gros­ser Ma­ler, Fio­ren­za!« – »Auch Leo­nar­do ist tot und war ein grös­se­rer.« – Fast eben­so un­be­wegt steht sie un­ter ih­ren ita­lie­ni­schen Schwes­tern. Was soll Fio­ren­za er­schüt­tern nach al­lem, was über sie sel­ber hin­ge­gan­gen ist? In ih­rem Her­zen gibt es kei­nen Raum mehr für and­rer Freu­den und Schmer­zen. Nicht ein­mal das Ri­sor­gi­men­to hat sie bis in die Wur­zeln ih­res Seins durch­rüt­telt. Von Aspro­mon­te rief es her­über: »Ga­ri­bal­di hat für die Frei­heit ge­blu­tet!« Sie ant­wor­te­te aus dem Traum: »Ihr woll­tet sa­gen: Fer­ruc­cio.«

Fio­ren­za hat ein Recht, so stil­le zu sein, denn ihre See­le ist müde. In ih­rer Ju­gend ist es an­ders ge­we­sen. Es gab eine Zeit, wo Dan­te sie mit ei­ner Schwer­kran­ken ver­glich, die durch He­rum­wäl­zen ihre Pein zu lin­dern sucht. Da­mals war sie un­be­stän­dig wie eine Dir­ne und ei­fer­süch­tig wie eine Ra­sen­de. Rings um die schö­ne Fio­ren­za her durf­te nichts andres schön sein. Die Nach­bar­städ­te wur­den zer­drückt und zer­tre­ten, je nä­her, de­sto grös­ser der Hass; die Mut­ter­stadt Fie­so­le muss­te zu­erst dran glau­ben. Am ärgs­ten aber trieb sie’s im ei­ge­nen Hau­se. Ge­fähr­lich war sie und grau­sam, sie wuss­te selbst nicht, was sie tat, wenn der Dä­mon sie be­herrsch­te. Ihre Edels­ten zer­fleisch­te sie, um ih­nen heis­se Trä­nen nach­zu­wei­nen. Sie schöpf­te alle Lüs­te aus und wand sich dann ver­zückt un­ter den Geis­sel­hie­ben des Buss­pre­di­gers; doch als die Neu­heit ih­ren Reiz ver­lor, sprang sie auf und rief die Hen­ker über ihn! Aber alle ihre Sün­den hat sie sich ver­zie­hen, alle Ver­bre­chen hat sie durch Wer­ke und Ta­ten ge­sühnt, nur ei­nes nicht. Ihr grös­ster Ruhm ist ihre ewi­ge Schmach ge­blie­ben. Mit ei­nem im­mer na­gen­den Wurm im Her­zen blickt sie nach je­nem Gra­be in Ra­ven­na, das ihr nie ge­hö­ren soll.

Dan­te! Man kann nicht von Fio­ren­za spre­chen, ohne dass sein Schat­ten her­an­tritt. Der blos­se Klang ih­res Na­mens zieht ihn her. Kei­ner von al­len hat mit so maass­lo­ser Lei­den­schaft an ihr ge­han­gen wie die­ser. Da­für ist sie ihm auch auf ewig ver­fal­len und mit ihr die gan­ze ita­lie­ni­sche Kul­tur. Wo ist je ein and­rer Dich­ter so zum De­spo­ten sei­nes Vol­kes ge­wor­den? Für die Spra­che, die er sei­nen Stam­mes­ge­nos­sen schenk­te, müs­sen sie seit Jahr­hun­der­ten die Mon­tur sei­nes Geis­tes tra­gen. Je­des neue Ge­schlecht fin­det ihn an der Schwel­le des Da­seins und emp­fängt von ihm Form und Rich­te. Seit dem Tre­cen­to zer­glie­dern und er­klä­ren sie ihn un­er­müd­lich und kom­men doch nie mit ihm zu Ende. Je tiefer man ein­dringt in ita­lie­ni­sches We­sen, de­sto mehr emp­fin­det man sei­ne All­ge­gen­wart. Gar nicht zu re­den von dem of­fe­nen Diens­te, den ihm die gros­se ita­lie­ni­sche Kunst ge­weiht hat – auch noch aus den ver­bor­gens­ten Win­keln wie dem sym­bo­li­schen Schmuck­werk der Me­di­ce­er­ka­pel­len ent­zif­fert jetzt die For­schung ver­steck­te stei­ner­ne Dan­te-Zi­ta­te her­aus. Wäre der Alig­hieri ein deut­scher Dich­ter, so hät­te man wahr­schein­lich längst die schöns­ten Tei­le aus sei­nem Wer­ke zu Nutz und From­men der Le­se­bü­cher und Antho­lo­gi­en her­aus­ge­bro­chen und den Rest der Li­te­ra­tur­ge­schich­te über­ant­wor­tet. An­ders der zeit­lo­se Ita­lie­ner. Nicht nur, dass ihm die li­te­ra­ri­schen Um­sturz­ge­lüs­te der ger­ma­ni­schen Völ­ker völ­lig fremd sind (ein An­ren­nen ge­gen die Rie­sen­ge­stalt Dan­tes, wie es so oft ge­gen Goe­the und Sha­ke­s­pea­re ver­sucht wur­de, gäl­te der Na­ti­on schlecht­weg als Sa­kri­le­gi­um, das nie ver­zie­hen wür­de) – auch die ab­ge­stor­be­nen Tei­le sei­nes He­ros will die fa­na­ti­sche Lie­be des Ita­li­e­ners nicht op­fern. Es mag ein Feh­ler sein, denn es hin­dert am Fort­schrei­ten; aber liebt man einen Dich­ter, wenn man ihn nicht fa­na­tisch liebt? Der Aus­län­der ahnt gar nicht, bis zu wel­chem Mas­se die gan­ze ita­lie­ni­sche Kul­tur mit Dan­te durch­setzt ist. Kein Pro­vinz­blätt­chen schreibt sei­nen Leit­ar­ti­kel, kein Schul­jun­ge sei­nen Auf­satz ohne Dan­te; selbst ein Koch­buch, das auf sich hält, will einen Dan­te-Vers an der Stir­ne tra­gen. An den Wort­klöt­zen der Di­vi­na Com­me­dia beis­sen sich schon die Kin­der ihre Milch­zäh­ne aus, und den­noch – das ist das Un­er­hör­te – wird Dan­te nie­mals ab­ge­dro­schen. Die Zeit­fer­ne ver­mehrt nur sein Ge­wicht: Dan­te ist den Ita­li­e­nern das Ab­so­lu­te ge­wor­den. Der Dan­te-Kult ent­bin­det sie in ih­ren Au­gen von je­der Ver­pflich­tung ge­gen die an­dern Gros­sen. Sie le­sen kei­nen Ho­mer, kei­nen Sha­ke­s­pea­re, kei­nen Goe­the. »Wir ha­ben ja den Alig­hieri.« Soll man sie für die­ses Über­mass ver­göt­tern­der Pie­tät lo­ben oder ta­deln? Müs­si­ge Fra­ge. Der gros­se Hyp­no­ti­seur hält sie in sei­nen Höl­len­t­rich­tern fest, weil er der Stär­ke­re ist. Was tut’s, dass sei­ne Wel­t­an­schau­ung tot ist, dass uns­re Kul­tur sich nicht mehr in ihr spie­gelt, und dass un­ser Emp­fin­den sich vor ihr ent­setzt? Die Rei­che, die er ge­schaf­fen hat, be­ste­hen. Sie sind mit so wü­ten­der Ge­walt ins Da­sein ge­ris­sen, dass alle Wel­len der Zeit sich an ih­nen bre­chen. Er war viel­leicht die zwin­gends­te See­le, die je ge­lebt hat. Das Wel­tall schuf er sich neu nach sei­nem Be­darf. So wie er hat nie ein Mensch über den Tod hin­aus ge­hasst und ge­liebt. Er wei­det sich wie sei­ne höl­li­schen Fol­ter­knech­te an den Mar­tern, in die er sei­ne längst ver­stor­be­nen Fein­de ge­bannt hat, und er­schau­ert mit al­len Lie­bes­schau­ern sei­ner ers­ten Ju­gend beim An­blick der ver­klär­ten Bea­tri­ce. So kann auch ihm der Tod...

Erscheint lt. Verlag 1.7.2025
Reihe/Serie Klassiker bei Null Papier
Klassiker bei Null Papier
Verlagsort Neuss
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Adel • Adolf Friedrich von Schack • Betrug • Doge • Dogen • Emanuel Geibel • Felix Dahn • Franz von Kobell • Friedrich Bodenstedt • Gondel • Hermann Lingg • Italien • Kaiser • König • Paul Heyse • Robert von Hornstein • Tyrannei • Untergang • Verrat • Wilhelm Heinrich Riehl • Wilhelm Hertz
ISBN-10 3-96281-224-5 / 3962812245
ISBN-13 978-3-96281-224-9 / 9783962812249
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