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Vanadis (eBook)

Der Schicksalsweg einer Frau

(Autor)

eBook Download: EPUB
2025 | 3., Überarbeitete Fassung
800 Seiten
Null Papier Verlag
978-3-96281-242-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Vanadis - Isolde Kurz
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Neue Deutsche Rechtschreibung Isolde Kurz ist auch heute noch eine ambivalente Schriftstellerin. Schon in jungen Jahren selbstständig als Autorin und Übersetzerin, war sie eine Seltenheit im wilhelminischen Deutschland. Später jedoch geriet sie wegen ihres Schweigens im Dritten Reich und ihrer altmodischen Sprache in Kritik. Hervorzuheben sind ihre Werke 'Vanadis' und 'Florentiner Novellen'. Isolde Kurz wuchs in einem liberalen und an Kunst und Literatur interessierten Haushalt auf. Anfang der 1890er Jahre errang sie erste literarische Erfolge mit Gedicht- und Erzählbänden. Null Papier Verlag

Isolde Maria Klara Kurz (21.12.1853-06.04.1944) war eine deutsche Schriftstellerin und Übersetzerin. Sie wuchs in einem liberalen und an Kunst und Literatur interessierten Haushalt auf. Schon früh wurde sie mit den Schriften der klassischen Antike bekannt und arbeitete in jungen Jahren als Übersetzerin. Anfang der 1890er Jahre errang sie erste literarische Erfolge mit Gedicht- und Erzählbänden.

Isolde Maria Klara Kurz (21.12.1853–06.04.1944) war eine deutsche Schriftstellerin und Übersetzerin. Sie wuchs in einem liberalen und an Kunst und Literatur interessierten Haushalt auf. Schon früh wurde sie mit den Schriften der klassischen Antike bekannt und arbeitete in jungen Jahren als Übersetzerin. Anfang der 1890er Jahre errang sie erste literarische Erfolge mit Gedicht- und Erzählbänden.

Erstes Buch
Erstes Kapitel. Vanadis das Kind
Zweites Kapitel. Märzenlüfte
Drittes Kapitel. Auf der Fehlhalde
Viertes Kapitel. Schwester Eugenie
Zweites Buch
Erstes Kapitel. Iris Florentia
Zweites Kapitel. Wende
Drittes Kapitel. Das Recht der Dämonen
Viertes Kapitel. Die Opferschale
Fünftes Kapitel. Peregrina und Perdita

Erstes Kapitel. Vanadis das Kind


Es war in der Zeit, wo die Frau­en noch lan­ge Haa­re und kur­z­en Ver­stand hat­ten und dem­ge­mäß in der Ver­samm­lung schwei­gen muss­ten, da­für aber von Kü­che und Al­ko­ven aus de­sto herz­haf­ter die Welt re­gier­ten. In je­nen dunklen Ta­gen, die noch gar nicht so fern sind, wie es heu­te schei­nen mag, wuchs auf ei­nem Her­ren­sitz, in nächs­ter Nähe ei­ner süd­deut­schen Kreis­stadt ein klei­nes Mäd­chen auf, das den Na­men Va­na­dis trug. Ihr Va­ter, der My­then­for­scher Hein­rich Folk­wang, hat­te ihr ge­gen den Wi­der­spruch der gan­zen Ver­wandt­schaft die­sen Na­men ge­ge­ben, der bei un­sern Alt­vor­dern so­viel wie Göt­tin oder »Dîs« der Wa­nen be­deu­te­te und ein Zu­na­me der Fre­ya war. Nur ein so ei­gen­bröt­le­ri­scher und son­der­ba­rer Herr wie die­ser Pro­fes­sor Folk­wang, sag­ten die Leu­te, konn­te sich dar­auf ver­stei­fen, ein Kind mit so fremd­ar­ti­gem Na­men ins Le­ben hin­aus­zu­schi­cken. Er war in der Tat ein steif­nacki­ger Ge­lehr­ter, von der Wa­ter­kant ge­bür­tig, der sich durch Schrif­ten und Vor­le­sun­gen mit den Häup­tern sei­ner Zunft ver­feh­det hat­te, wor­über ihm eine aus­sichts­rei­che aka­de­mi­sche Lauf­bahn in die Brü­che ging. Seit dem frü­hen Tod sei­ner ent­zücken­den jun­gen Frau litt er an zeit­wei­li­gen Ge­müts­stö­run­gen, die sich als Men­schen­scheu und Schwer­mut äu­ßer­ten. Da­rum war er, dem Drang nach Ein­sam­keit fol­gend, zu sei­nen Schwie­ger­el­tern, den van der Müh­lens, in das alte Her­ren­haus über­ge­sie­delt, den letz­ten Rest ei­nes ehe­mals um­fang- und er­trag­rei­chen Rit­ter­guts, das der jet­zi­ge Be­sit­zer, dem es durch Hei­rat zu­ge­fal­len war, we­gen Schul­den stück­wei­se ver­kauft und der aus ih­ren al­ten To­ren her­aus­drän­gen­den Stadt als Bau­grund über­las­sen hat­te. Das Haus be­saß schö­ne Ver­hält­nis­se und einen statt­li­chen Auf­gang, war aber äu­ßer­lich ein we­nig her­ab­ge­kom­men, weil die Mit­tel zur In­stand­hal­tung fehl­ten. Da­ge­gen be­wahr­te der Park, den ein al­ter Gärt­ner ver­sah, noch die Erin­ne­rung eins­ti­gen Glan­zes. Da stan­den herr­li­che Baum­grup­pen und stei­ner­ne Göt­ter­fi­gu­ren, die frei­lich ihre Glie­der nicht mehr alle bei­sam­men hat­ten, und de­ren schöns­te, eine Hebe, ne­ben ih­rem So­ckel im Gra­se lag, von Moo­sen über­klet­tert. Was aber die­sen Gar­ten von al­len an­de­ren Gär­ten un­ter­schied, war ein Bäch­lein mit fla­chen Bor­den, das fast in glei­cher Höhe mit dem Ra­sen hin­lief, das An­we­sen in zwei Hälf­ten schnitt, und das den wil­den Kna­ben des Hau­ses Folk­wang, so­lan­ge sie klein wa­ren, eine gern be­nütz­te Ge­le­gen­heit zum Hin­ein­fal­len gab. Ein Brück­lein über­spann­te es und führ­te in den Wald­grund hin­über, das Über­bleib­sel ei­nes be­deu­ten­den Fors­tes, den Herr van der Müh­len bei Geld­knapp­heit nach und nach hat­te schla­gen las­sen. Die­ser einst sehr le­bens­lus­ti­ge Herr kam in der Zeit, wo un­se­re Ge­schich­te be­ginnt – das war in den sech­zi­ger Jah­ren des vo­ri­gen Jahr­hun­derts –, nur noch sel­ten aus sei­nem Zim­mer im obe­ren Stock­werk her­un­ter und glitt als­dann wie sein ei­ge­nes Ge­s­penst durchs Haus. Er war schwach­sin­nig ge­wor­den und ver­gaß im­mer wie­der, dass die lär­men­de Ju­gend un­ten im Gar­ten sei­nes Blu­tes war, wie oft sei­ne noch sehr le­bens­vol­le Ge­mah­lin, die ge­lieb­te Schutz­göt­tin der Kin­der­schar, ihn an die­se Tat­sa­che er­in­ner­te. Nur die klei­ne Va­na­dis kann­te er als sei­ne En­ke­lin. Sie brach­te ihm zu­wei­len einen Strauß Blu­men aufs Zim­mer, wor­über er eine när­ri­sche Freu­de be­zeig­te. Sie war ein ei­ge­nes Ge­schöpf, die klei­ne Va­na­dis oder Vana, wie sie sich sel­ber nann­te. Um sich vor der Wild­heit der Kna­ben, die sie auf Schritt und Tritt be­dräng­ten, zu ret­ten, schuf sie sich eine ei­ge­ne ab­sei­ti­ge Welt. Wenn der Va­ter sei­nen Spa­zier­gang mach­te, schmug­gel­te sie sich in sein Zim­mer, um, was ihr von sei­nen Bü­chern dem Ti­tel oder den Ab­bil­dun­gen nach ver­lo­ckend war, vom Bord zu steh­len, denn sie hat­te viel frü­her als an­de­re Kin­der le­sen ge­lernt. Mit ih­rem Raub flüch­te­te sie un­ter die nie­der­hän­gen­den Zwei­ge ei­ner ge­wal­ti­gen Ze­der, die ihr fern­ab vom To­hu­wa­bo­hu der Brü­der ein häus­li­ches Ob­dach bot, und ver­schlang wahl­los, was sie er­gat­tert hat­te. Sie nann­te die­se Zuf­lucht »Schloss Tron­je« und den um­ge­ben­den Moos­grund mit Le­ber­blüm­chen und Stein­nel­ken den »Gar­ten Im­mer­schön«. Das Ge­le­se­ne er­zähl­te sie der großen Lum­pen­pup­pe, die sie über­all mit sich trug. Sie be­saß zwar Pup­pen in Men­ge, aber sie spiel­te mit kei­ner an­dern. Nur für die­se eine aus Werg und Zeuglap­pen war sie auf den ers­ten Blick er­glüht. Und doch konn­te man nichts Häss­li­che­res se­hen als die­se Pup­pe: Mund, Kinn und Nase wa­ren aus Stoff ge­zupft und ge­näht, die Au­gen be­stan­den aus fla­chen schwar­zen Per­len und fun­kel­ten mit­un­ter ganz schreck­haft, dass das klei­ne Ding ein dä­mo­ni­sches An­se­hen be­kam. Eine rote Müt­ze mach­te sie noch häss­li­cher. Über­dies war sie von den wil­den Grif­fen der Brü­der in der Mit­te ein­ge­knickt, so­dass sie, woll­te man sie frei hal­ten, vorn­über sank. Va­na­dis lieb­te sie ob die­ses Leib­scha­dens nur noch mehr, wie eine Mut­ter ihr kran­kes Kind vor al­len an­dern be­vor­zugt.

Was kommt der Wir­kung gleich, die ein den el­ter­li­chen Gar­ten durch­strö­men­des Was­ser auf die kind­li­che Fan­ta­sie aus­zuü­ben ver­mag! Es war ein be­weg­li­ches Ei­gen­tum in­mit­ten ei­nes un­be­weg­li­chen, es kam und ging ohne Un­ter­lass, war nicht zu hal­ten und war doch im­mer da. In­ner­halb und au­ßer­halb des van der Müh­len­schen Gu­tes hieß die­ses Wäs­ser­lein von je­her nur »der Bach«. Die klei­ne Va­na­dis gab ihm einen Na­men; nach sei­ner lei­sen, sin­gen­den Stim­me nann­te sie ihn das »Bäch­lein Li­ri­li«. Er gab ihr mit sei­nem ei­len­den Gang, der aus dem Un­be­kann­ten kam und ins Un­be­kann­te ging, die sehn­süch­ti­ge Ah­nung der Fer­ne. Wenn sie eine Blu­me hin­ein­warf, so lief sie ju­belnd mit, sah sie die­se dann in dem schma­len Durch­bruch der Mau­er, durch die das Bäch­lein hin­aus­ström­te, ver­schwin­den, so stand sie be­stürzt und trau­rig. Das Emp­fin­den des Unauf­halt­sa­men und Ver­gäng­li­chen war dann un­be­wusst über ihr. Das Bäch­lein Li­ri­li senk­te ihr den ers­ten Keim zu je­nem Fern­weh in die See­le, das im­mer die Hei­mat im Un­er­reich­ba­ren su­chen muss. Das tiefs­te und ge­heims­te Wunsch­ziel des Kin­des war die »Se­li­ge In­sel«. Sie lag ihr im Sinn, seit sie ein­mal ih­ren Va­ter hat­te ge­gen den äl­te­ren Bru­der äu­ßern hö­ren, die Al­ten hät­ten tief im Wes­ten, wo die Son­ne vom Ta­ges­lauf ras­tet, die In­seln der Se­li­gen ge­sucht. Wort und Vor­stel­lung lie­ßen sie nicht mehr los, und die dort ba­den­de Son­ne muss­te sie sich als et­was Leib­haf­tes, wenn auch Un­fass­ba­res, vor­stel­len. Dor­thin ging ihr Sin­nen; mit der Lieb­lings­pup­pe dort zu woh­nen, wo we­der die Un­ar­ten der...

Erscheint lt. Verlag 1.7.2025
Reihe/Serie Klassiker bei Null Papier
Klassiker bei Null Papier
Verlagsort Neuss
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Adel • Adolf Friedrich von Schack • Betrug • Doge • Dogen • Emanuel Geibel • Felix Dahn • Franz von Kobell • Friedrich Bodenstedt • Gondel • Hermann Lingg • Italien • Kaiser • König • Paul Heyse • Robert von Hornstein • Tyrannei • Untergang • Verrat • Wilhelm Heinrich Riehl • Wilhelm Hertz
ISBN-10 3-96281-242-3 / 3962812423
ISBN-13 978-3-96281-242-3 / 9783962812423
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