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Nächte von Fondi (eBook)

Eine Geschichte aus dem Cinquecento

(Autor)

eBook Download: EPUB
2025 | 3., Überarbeitete Fassung
271 Seiten
Null Papier Verlag
978-3-96281-236-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Nächte von Fondi - Isolde Kurz
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Neue Deutsche Rechtschreibung Isolde Kurz ist auch heute noch eine ambivalente Schriftstellerin. Schon in jungen Jahren selbstständig als Autorin und Übersetzerin, war sie eine Seltenheit im wilhelminischen Deutschland. Später jedoch geriet sie wegen ihres Schweigens im Dritten Reich und ihrer altmodischen Sprache in Kritik. Hervorzuheben sind ihre Werke 'Vanadis' und 'Florentiner Novellen'. Isolde Kurz wuchs in einem liberalen und an Kunst und Literatur interessierten Haushalt auf. Anfang der 1890er Jahre errang sie erste literarische Erfolge mit Gedicht- und Erzählbänden. Null Papier Verlag

Isolde Maria Klara Kurz (21.12.1853-06.04.1944) war eine deutsche Schriftstellerin und Übersetzerin. Sie wuchs in einem liberalen und an Kunst und Literatur interessierten Haushalt auf. Schon früh wurde sie mit den Schriften der klassischen Antike bekannt und arbeitete in jungen Jahren als Übersetzerin. Anfang der 1890er Jahre errang sie erste literarische Erfolge mit Gedicht- und Erzählbänden.

Isolde Maria Klara Kurz (21.12.1853–06.04.1944) war eine deutsche Schriftstellerin und Übersetzerin. Sie wuchs in einem liberalen und an Kunst und Literatur interessierten Haushalt auf. Schon früh wurde sie mit den Schriften der klassischen Antike bekannt und arbeitete in jungen Jahren als Übersetzerin. Anfang der 1890er Jahre errang sie erste literarische Erfolge mit Gedicht- und Erzählbänden.

Widmung
Frauen, Ritter, Waffen und Amuren
Die fliehende Nymphe
Fundi, mei Calamitas!

Frauen, Ritter, Waffen und Amuren



Quel se­col fu ben san­to e ben per­fet­to
E quel­la fu la vera età del oro
O fe­li­ci a que’ dì, Fon­di e Tra­jet­to.

Gan­dol­fo Por­ri­no

Aus dem Dun­kel der Vor­zeit bli­cken mich zwei schat­ten­haf­te Ge­stal­ten an, drin­gend, selt­sam be­harr­lich und wol­len nicht wei­chen. Was ver­lan­gen sie von mir? Das ein­zi­ge, was der Tod vom Le­ben ver­lan­gen kann: dass es in die Spei­chen grei­fe und das Rad der Zeit rück­wärts dre­he, da­mit die Son­ne ver­gan­ge­ner Tage sich neu ent­zün­de. Und ihre Ge­schich­te hei­ßen sie mich deu­ten, die halb­ver­schüt­tet zwi­schen den Zei­len der Welt­ge­schich­te steht. Wer­de ich die Kraft ha­ben, ih­rem Ver­lan­gen zu will­fah­ren? Wo mein Licht nicht hin­fällt und mei­ne Ge­sich­te ver­sa­gen, muss ich die al­ten Zeug­nis­se zu Hil­fe ru­fen.

Jetzt fül­len sich die Sche­men mit Blut, sie klei­den sich in die Form, die im Le­ben die ihre war, und mit ih­nen wird ihre gan­ze Um­ge­bung wie­der zur Ge­gen­wart. Ich sehe ein Schloss mit Tür­men und Zin­nen, in die ur­al­te Stadt­mau­er von Fon­di ver­baut. Por­tal, be­haue­ne Fens­te­rum­rah­mun­gen tra­gen den Pracht­stil der Re­naissance, al­les an­de­re ist mit­tel­al­ter­lich streng und düs­ter. Im In­nen­hof Pal­men und Lor­beer­ge­büsch und eine Fon­tä­ne, de­ren Strahl klin­gend in eine an­ti­ke Por­phyr­scha­le fällt. Dar­über der tief­blaue Som­mer­him­mel des Glück­li­chen Kam­pa­ni­ens.

Ne­ben der Fon­tä­ne steht ein Paar, das schöns­te, vor­nehms­te, das die hohe ge­sell­schaft­li­che Stil­kunst des Cin­que­cen­to ge­prägt hat, und bei­de in der Blü­te der Jah­re. Den Jüng­ling mit den dunklen feu­ri­gen Au­gen ken­nen wir, denn Ti­zi­an hat ihn ge­malt. Nur noch schö­ner ist er als auf dem nach­ge­dun­kel­ten Bil­de, er hat den schwar­zen Bart­flaum, der ihm das Düs­te­re gab, bis auf einen bläu­li­chen Schat­ten um das Kinn wie­der ab­ge­nom­men, sein welt­li­ches Ge­wand ist glän­zen­der, das Wehr­ge­henk schmücken un­schätz­ba­re Stei­ne. Es ist der Kar­di­nal im Waf­fen­rock, Ip­po­li­to de’ Me­di­ci, Stolz und Ver­le­gen­heit sei­nes päpst­li­chen Oheims und Ab­gott der Rö­mer. Mit acht­zehn Jah­ren hat man dem hef­tig Sträu­ben­den den Kar­di­nals­hut auf­ge­zwun­gen und seit­dem ver­säumt er kei­ne Ge­le­gen­heit zu be­wei­sen, dass er ihn wi­der Wil­len trägt und dass er zu al­lem eher als zum Schmuck der Kir­che ge­bo­ren ist. Zwar sor­gen sich auch die an­de­ren Mit­glie­der des hei­li­gen Kol­le­gi­ums der Mehr­zahl nach nicht all­zu viel um die geist­li­chen Pf­lich­ten ih­res Stan­des, aber die­ser ver­schmäht so­gar sei­ne äu­ße­ren Ab­zei­chen, und man sieht ihn, die ho­hen Kir­chen­fes­te aus­ge­nom­men, nicht an­ders als in Krie­ger­tracht. Denn nie kann er ver­ges­sen, dass ihm in die Wie­ge der An­spruch an einen Herr­scher­sitz ge­legt war, den jetzt ein An­de­rer ein­nimmt. Ver­geb­lich sucht ihn der Papst durch Ver­lei­hung der höchs­ten Äm­ter mit sei­ner kirch­li­chen Wür­de zu ver­söh­nen. Er hat ihn blut­jung zum Vi­ze­kanz­ler ge­macht und be­traut ihn bei je­der Ge­le­gen­heit mit den eh­ren­volls­ten Le­ga­tio­nen; die größ­ten Staats­ge­schäf­te lässt er durch sei­ne früh­ge­schul­ten Hän­de ge­hen. Um­sonst, des Nef­fen Ab­nei­gung bleibt un­über­wind­lich und er hat kei­nen glü­hen­de­ren Wunsch, als sich der un­er­be­te­nen Ehre bal­digst zu ent­le­di­gen. »Rit­ter, Waf­fen und Amu­ren« fül­len sein Le­ben wie die Ge­sän­ge des Ari­ost. Aber er ge­hört zu den Men­schen, die sich al­les er­lau­ben kön­nen, weil sie wis­sen, dass vollen­de­ter An­stand auch ihr un­ge­wöhn­lichs­tes Tun um­gibt und so­gar ihre Un­ar­ten als Mus­ter fei­ner Le­bens­art er­schei­nen lässt. Der spar­sa­me Cle­mens hat Rie­sen­ein­künf­te auf ihn ge­häuft, die er mit un­nach­ahm­li­cher Groß­ar­tig­keit um sich streut. Da­mit weiß er sich Volk und Adel so zu ver­bin­den, dass nie­mals ein päpst­li­cher Ne­po­te sol­che Macht­fül­le mit sol­cher Be­liebt­heit ver­ei­nigt be­ses­sen hat. Mit sei­nen Jag­den und Waf­fen­spie­len, Thea­ter- und Mu­sik­fes­ten ent­zückt er die Rö­mer nach den ma­ge­ren Jah­ren, die auf die Plün­de­rung Roms ge­folgt sind, denn kein zwei­ter in Eu­ro­pa ver­steht sich auf Re­prä­sen­ta­ti­on wie die­ser me­di­ce­i­sche Jüng­ling, der durch sein Auf­tre­ten so­gar die prunk­vol­le Ma­je­stät von Frank­reich in den Schat­ten ge­stellt und oben­drein be­zau­bert hat. Eine Hof­hal­tung wie die sei­ni­ge gibt es in der gan­zen Welt nicht mehr. Er er­nährt ein Heer von Li­te­ra­ten, Mu­si­kern, Künst­lern, Haupt­leu­ten und Waf­fen­knech­ten, auch von Aben­teu­rern und Schma­rot­zern, denn er sieht so ge­nau nicht zu. Ne­ger sind sei­ne Be­die­nung, und eine Leib­wa­che von Tür­ken, die er sich mit Sorg­falt her­an­ge­bil­det hat, folgt ihm, wo­hin er geht. Sei­ne Pfer­de und Hun­de von edels­ter Zucht wer­den als Se­hens­wür­dig­keit ge­zeigt, sei­ne Gär­ten duf­ten von selt­sa­mer fremd­län­di­scher Flo­ra und große ge­zähm­te Raub­tie­re, mit de­nen er spie­len kann, ge­hen frei dar­in um­her. In sei­nem Palast am Cam­po Mar­zio wim­melt es von far­bi­gen Men­schen al­ler Ras­sen und Zo­nen in den wun­der­sams­ten Trach­ten, die in zwei­und­zwan­zig Spra­chen durch­ein­an­der re­den: Mau­ren und Tscher­kes­sen als Stall­meis­ter und Be­rei­ter, zen­tau­ren­ar­tig mit ih­ren Pfer­den ver­wach­sen und ein je­der ein Fürs­ten­sohn sei­nes Stam­mes, ta­ta­ri­sche Meis­ter­schüt­zen und Lan­zen­wer­fer, Rotäu­te aus Neu-In­di­en mit glat­ten ge­schmei­di­gen Kör­pern und star­ren Schöp­fen, un­über­trof­fen im Schwim­men und Tau­chen und wah­re Wun­der in je­der Art von Kriegs­spiel – er hält sie nicht zur blo­ßen Schau, son­dern zur ei­ge­nen För­de­rung in ih­ren Küns­ten, die er im Wett­ei­fer mit ih­nen be­treibt. Zu­gleich ist die­ses merk­wür­di­ge Haus eine Art Frei­statt mit­ten in Rom, denn wel­cher Mann von Be­deu­tung mit der Ge­rech­tig­keit zer­fällt, der flüch­tet vor Strick oder Schwert zum Kar­di­nal Me­di­ci, bis das Ge­wit­ter vor­über ist und die­ser Ge­le­gen­heit ge­fun­den hat, den Papst mit sei­nem Schütz­ling zu ver­söh­nen. Hier nun steht er, der Held al­ler Aben­teu­er, ge­bän­digt von zwei himm­li­schen Frau­en­au­gen.

Und die Frau? Wir ken­nen sie gleich­falls, denn auch sie hat höchs­te Bild­nis­kunst der Nach­welt er­hal­ten. Es ist Ju­lia Gon­za­ga, ver­wit­we­te Co­lon­na, die Grä­fin von Fon­di und Her­zo­gin von Tra­jet­to, von der Ari­osto sang:


Ju­lia Gon­za­ga, der wo­hin sie im­mer
Den Fuß, die heitren Ster­nen­au­gen kehrt,
Jed­we­de nicht nur weicht an Glanz und Schim­mer,
Nein, sie als neu­ge­sand­te Göt­tin ehrt.1

Trotz ih­rem dunklen Wit­wen­kleid und dem lan­gen brau­nen Schlei­er, der von ih­rem wun­der­ba­ren Haup­te nie­der­fließt, hat die Stim­me der Ge­samt­heit sie für die schöns­te Frau der Erde er­klärt. Aber kann die­ses strah­len­de Ge­schöpf die­sel­be Ju­lia Gon­za­ga sein, die ein...

Erscheint lt. Verlag 1.7.2025
Reihe/Serie Klassiker bei Null Papier
Klassiker bei Null Papier
Verlagsort Neuss
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Adel • Adolf Friedrich von Schack • Betrug • Doge • Dogen • Emanuel Geibel • Felix Dahn • Franz von Kobell • Friedrich Bodenstedt • Gondel • Hermann Lingg • Italien • Kaiser • König • Paul Heyse • Robert von Hornstein • Tyrannei • Untergang • Verrat • Wilhelm Heinrich Riehl • Wilhelm Hertz
ISBN-10 3-96281-236-9 / 3962812369
ISBN-13 978-3-96281-236-2 / 9783962812362
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