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Im Zeichen des Steinbocks (eBook)

Aphorismen

(Autor)

eBook Download: EPUB
2025 | 3., Überarbeitete Fassung
202 Seiten
Null Papier Verlag
978-3-96281-230-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Im Zeichen des Steinbocks - Isolde Kurz
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Neue Deutsche Rechtschreibung Isolde Kurz ist auch heute noch eine ambivalente Schriftstellerin. Schon in jungen Jahren selbstständig als Autorin und Übersetzerin, war sie eine Seltenheit im wilhelminischen Deutschland. Später jedoch geriet sie wegen ihres Schweigens im Dritten Reich und ihrer altmodischen Sprache in Kritik. Hervorzuheben sind ihre Werke 'Vanadis' und 'Florentiner Novellen'. Isolde Kurz wuchs in einem liberalen und an Kunst und Literatur interessierten Haushalt auf. Anfang der 1890er Jahre errang sie erste literarische Erfolge mit Gedicht- und Erzählbänden. Null Papier Verlag

Isolde Maria Klara Kurz (21.12.1853-06.04.1944) war eine deutsche Schriftstellerin und Übersetzerin. Sie wuchs in einem liberalen und an Kunst und Literatur interessierten Haushalt auf. Schon früh wurde sie mit den Schriften der klassischen Antike bekannt und arbeitete in jungen Jahren als Übersetzerin. Anfang der 1890er Jahre errang sie erste literarische Erfolge mit Gedicht- und Erzählbänden.

Isolde Maria Klara Kurz (21.12.1853–06.04.1944) war eine deutsche Schriftstellerin und Übersetzerin. Sie wuchs in einem liberalen und an Kunst und Literatur interessierten Haushalt auf. Schon früh wurde sie mit den Schriften der klassischen Antike bekannt und arbeitete in jungen Jahren als Übersetzerin. Anfang der 1890er Jahre errang sie erste literarische Erfolge mit Gedicht- und Erzählbänden.

Im Zeichen des Steinbocks
Allgemeines vom Menschendasein
Mann und Weib
Aus der Welt des Herzens
Vom Kinde
Ethik und Rhythmus
Geheimnisse
Von der Sprache
Aus Völkerseelen
Vom Genius
Poesie
Kunst und Künstler
Unter Menschen
Allerlei Heilige
Aus der Zeit

Allgemeines vom Menschendasein


Die Welt ist ein Spie­gel, worin ein je­der nur die ei­ge­ne See­le sieht.

Re­det mir nicht vom Zu­fall der Ge­burt! Ist denn die Ge­burt ein Zu­fall? Sie ist das Er­geb­nis der lei­den­schaft­lichs­ten Wahl durch vie­le Jahr­hun­der­te, und im­mer auch ein ent­spre­chen­des Er­geb­nis.

Ah­nen­kult und Ah­nen­stolz ha­ben ih­ren tie­fen Sinn. Es ist nicht gleich­gül­tig, aus wel­chem Blut wir stam­men, denn un­se­re Vor­fah­ren ge­hen im­mer lei­se mit uns durchs Le­ben und fär­ben, uns sel­ber un­be­wusst, all un­ser Tun.

In den großen Schick­sals­stun­den scha­ren sie sich als un­sicht­ba­re Leib­wa­che um uns, wir füh­len ihre ge­mein­sa­men Kräf­te, die uns durch­drin­gen, ohne zu wis­sen, wo­her die­se Kräf­te uns ge­kom­men sind.

Jede mensch­li­che Na­tur ist ein Wi­der­spruch, aus zwei ver­schie­de­nen, häu­fig ge­gen­sätz­li­chen Na­tu­ren zu­sam­men­ge­fügt. Zieht man noch die Ah­nen­rei­he hin­ein, die sich auf­wärts ins Unend­li­che ver­liert, so er­kennt man, dass schon die gan­ze Mensch­heit zur Her­stel­lung des Ein­zel­nen ver­wen­det wor­den ist, wie sich sein Ich ab­wärts ins Unend­li­che spal­ten und sich am Ende wie­der über die gan­ze Mensch­heit ver­tei­len muss, denn Bluts­ver­wand­te sind wir alle. Wo soll­te da Ein­heit des Cha­rak­ters noch her­kom­men? Die gab es im Al­ter­tum, wo die Le­bens­be­din­gun­gen ähn­li­cher und wo die Völ­ker we­ni­ger ge­mischt wa­ren oder das Ge­misch­te gleich­mä­ßi­ger as­si­mi­liert.

Die Ab­hän­gig­keit von der Um­ge­bung ist nur un­be­dingt wahr für den ge­mei­nen Men­schen. Un­ser »Mi­lieu« sind nicht die Spieß­bür­ger, die in ei­ner Stadt mit uns le­ben, son­dern der geis­ti­ge Bo­den, aus dem wir un­se­re Nah­rung zie­hen. Die großen Men­schen al­ler Zei­ten, mit de­nen wir von klein auf ver­keh­ren, die sin­d’s.

Auf­ga­be der ver­fei­ner­ten Selbst­sucht: so­viel Schmerz wie mög­lich aus der Welt schaf­fen, al­les Le­ben­de in sei­nen Ego­is­mus ein­schlie­ßen. Wer Glück zer­stört, wer die Last des Jam­mers auf der Erde ver­mehrt, der darf nicht hof­fen, dass der Luft­druck über sei­nem ei­ge­nen Haupt ge­rin­ger wer­de.

Wahr­haft großes Emp­fin­den zeigt sich nicht dar­in, dass man sich aus­schließ­lich mit großen Din­gen be­schäf­tigt, son­dern dass man auch das Kleins­te dem Gro­ßen an­zu­glie­dern weiß.

Das Gros der Men­schen ist nur in der Ju­gend ge­nieß­bar, nach fünf­und­zwan­zig hört bei den meis­ten die Ent­wick­lung auf, und sie be­gin­nen zu schrump­fen. Des­halb se­hen sie auf ihre Ju­gend zu­rück, als auf eine Zeit hö­he­rer Fä­hig­kei­ten, ein ge­schwun­de­nes Pa­ra­dies. Bei dem be­gab­ten Men­schen steht der Fluss des Wer­dens nie­mals stil­le, und er emp­fin­det sein Ich nicht an­ders, als in der Ju­gend, da­her ihm der Flug der Zeit nicht zum Be­wusst­sein kommt.

Die meis­ten Men­schen sind wie schlecht kon­stru­ier­te Lam­pen, jene bil­li­ge Fa­brik­wa­re, die gleich trü­be bren­nen, so­bald das Öl ein we­nig ge­sun­ken ist. Da­ge­gen gibt es ei­ni­ge we­ni­ge vom Schöp­fer so vor­treff­lich aus­ge­ar­bei­te­te Mecha­nis­men, dass sie durch nichts ver­dor­ben wer­den kön­nen und das glei­che Licht ver­brei­ten, bis der letz­te Trop­fen Öl ver­zehrt, ja bis die letz­te Feuch­tig­keit aus dem Doch­te ge­so­gen ist. Sol­che Men­schen sind Got­tes Hand­ar­beit.

Das In­di­vi­du­um will sich ein­mal ma­ni­fes­tie­ren, ehe es in den Schoß der All­ge­mein­heit zu­rück­kehrt. Bleibt ihm gar kein Mit­tel, sich aus­zu­zeich­nen, so schreibt der All­tags­mensch we­nigs­tens sei­nen Na­men mit ei­ner ge­schmack­lo­sen Be­mer­kung ins Frem­den­buch, da­mit die Nach­fol­gen­den wis­sen, dass er auch da­ge­we­sen.

Geist­lo­se Men­schen kön­nen nicht freu­dig sein, die Ma­te­rie las­tet mit zu schwe­rem Druck auf ih­nen.

Auf tö­rich­te Wün­sche war­tet zu­wei­len eine grau­sa­me Stra­fe: ihre Er­fül­lung.

Der ge­fähr­lichs­te Sturz ist der von ei­nem Luft­schloss her­un­ter. Stark ist, wer sich da­von wie­der er­ho­len kann. Die meis­ten krie­chen mit zer­schmet­ter­ten Glie­dern noch eine Stre­cke wei­ter, bis sie elend lie­gen blei­ben.

Das Le­ben ist ein fort­ge­setz­ter, un­frei­wil­li­ger Tausch­han­del. Wir glau­ben un­ser liebs­tes Gut auf im­mer fest­zu­hal­ten, und schon lan­det, von uns un­be­ach­tet, das Schiff, das es uns ent­füh­ren wird. Und wäh­rend wir ihm hoff­nungs­los nach­star­ren, taucht am fer­nen Ho­ri­zont ein Se­gel auf, das den Er­satz bringt.

Es kommt ein Au­gen­blick, wo auch der Glück­lichs­te voll­kom­men al­lein ist, denn das letz­te Wort auf Er­den hat je­der mit dem ei­ge­nen Kör­per zu re­den.

Nichts cha­rak­te­ri­siert den Men­schen mehr, als das, wo­für er nie­mals Zeit fin­det.

Je­der edle Mensch muss vor­her alt wer­den, ehe er jung wird.

Über­le­gung kann Schur­ken ma­chen, un­be­dach­tes Han­deln macht sie nie. Da­rum flie­gen den im­pul­si­ven Na­tu­ren alle Her­zen ent­ge­gen.

Den Ehr­gei­zi­gen soll man nicht schel­ten. Der Er­folg kann den Men­schen in­ner­lich wei­ter ma­chen. Ver­kann­tes Ver­dienst fällt oft auf eine plum­pe Schmei­che­lei her­ein, die das ver­wöhn­te Glücks­kind ver­ach­tet.

Ein häss­li­ches Mäd­chen wird durch ein Kom­pli­ment ver­führt, das an ei­ner ge­fei­er­ten Schön­heit un­be­ach­tet nie­der­glei­tet.

Es ist nicht zu ver­wun­dern, dass be­schränk­te Men­schen so ei­gen­sin­nig sind. Wem das Den­ken große Mühe macht, der weiß wohl, warum er das ein­mal Auf­ge­nom­me­ne so lan­ge wie mög­lich fest­hält, statt sich gleich ei­ner neu­en Mühe zu un­ter­zie­hen.

Ei­tel­keit macht ge­ziert und un­ru­hig, Selbst­ge­fühl gibt Na­tür­lich­keit und Si­cher­heit.

Dem ober­fläch­li­chen Welt­kind ist ein biss­chen Ei­tel­keit nicht schäd­lich, es ist eben auch nur ober­fläch­lich ei­tel; ei­tel auf klei­ne Ta­len­te oder äu­ße­re Vor­zü­ge. Aber wehe, wenn die Ei­tel­keit sich der ernst­haf­ten, pe­dan­ti­schen Na­tu­ren be­mäch­tigt. Die neh­men es mit der Ei­tel­keit sel­ber ernst­haft und be­zie­hen sie auf die ernst­haf­ten Din­ge, wie Cha­rak­ter, Kennt­nis­se usw. Des­halb steht kei­ne Ei­tel­keit in so üb­lem Ge­ruch, wie Ge­lehr­te­nei­tel­keit.

Die Zeit wird nicht nach der Län­ge, son­dern nach der Tie­fe ge­mes­sen.

Zei­ten, in de­nen wir nichts er­le­ben, sind end­los, wie ein lan­ger, wei­ßer, schat­ten­lo­ser Weg, wor­auf man kei­ner le­ben­den See­le be­geg­net.

Wer je­den Au­gen­blick mit tie­fem Ge­hal­te er­fül­len kann, hat sei­ne Le­bens­span­ne zur Unend­lich­keit er­wei­tert.

Weil die Zeit kei­ne ab­so­lu­te, nur eine re­la­ti­ve Län­ge hat, des­halb ist je­des star­ke Emp­fin­den ewig, auch wenn es nur einen Tag ge­dau­ert hät­te.

Es ist kein Mensch zu be­nei­den, er ste­he...

Erscheint lt. Verlag 1.7.2025
Reihe/Serie Klassiker bei Null Papier
Klassiker bei Null Papier
Verlagsort Neuss
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Adel • Adolf Friedrich von Schack • Betrug • Doge • Dogen • Emanuel Geibel • Felix Dahn • Franz von Kobell • Friedrich Bodenstedt • Gondel • Hermann Lingg • Italien • Kaiser • König • Paul Heyse • Robert von Hornstein • Tyrannei • Untergang • Verrat • Wilhelm Heinrich Riehl • Wilhelm Hertz
ISBN-10 3-96281-230-X / 396281230X
ISBN-13 978-3-96281-230-0 / 9783962812300
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