Im Zeichen des Steinbocks (eBook)
202 Seiten
Null Papier Verlag
978-3-96281-230-0 (ISBN)
Isolde Maria Klara Kurz (21.12.1853-06.04.1944) war eine deutsche Schriftstellerin und Übersetzerin. Sie wuchs in einem liberalen und an Kunst und Literatur interessierten Haushalt auf. Schon früh wurde sie mit den Schriften der klassischen Antike bekannt und arbeitete in jungen Jahren als Übersetzerin. Anfang der 1890er Jahre errang sie erste literarische Erfolge mit Gedicht- und Erzählbänden.
Isolde Maria Klara Kurz (21.12.1853–06.04.1944) war eine deutsche Schriftstellerin und Übersetzerin. Sie wuchs in einem liberalen und an Kunst und Literatur interessierten Haushalt auf. Schon früh wurde sie mit den Schriften der klassischen Antike bekannt und arbeitete in jungen Jahren als Übersetzerin. Anfang der 1890er Jahre errang sie erste literarische Erfolge mit Gedicht- und Erzählbänden.
Im Zeichen des Steinbocks
Allgemeines vom Menschendasein
Mann und Weib
Aus der Welt des Herzens
Vom Kinde
Ethik und Rhythmus
Geheimnisse
Von der Sprache
Aus Völkerseelen
Vom Genius
Poesie
Kunst und Künstler
Unter Menschen
Allerlei Heilige
Aus der Zeit
Allgemeines vom Menschendasein
Die Welt ist ein Spiegel, worin ein jeder nur die eigene Seele sieht.
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Redet mir nicht vom Zufall der Geburt! Ist denn die Geburt ein Zufall? Sie ist das Ergebnis der leidenschaftlichsten Wahl durch viele Jahrhunderte, und immer auch ein entsprechendes Ergebnis.
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Ahnenkult und Ahnenstolz haben ihren tiefen Sinn. Es ist nicht gleichgültig, aus welchem Blut wir stammen, denn unsere Vorfahren gehen immer leise mit uns durchs Leben und färben, uns selber unbewusst, all unser Tun.
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In den großen Schicksalsstunden scharen sie sich als unsichtbare Leibwache um uns, wir fühlen ihre gemeinsamen Kräfte, die uns durchdringen, ohne zu wissen, woher diese Kräfte uns gekommen sind.
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Jede menschliche Natur ist ein Widerspruch, aus zwei verschiedenen, häufig gegensätzlichen Naturen zusammengefügt. Zieht man noch die Ahnenreihe hinein, die sich aufwärts ins Unendliche verliert, so erkennt man, dass schon die ganze Menschheit zur Herstellung des Einzelnen verwendet worden ist, wie sich sein Ich abwärts ins Unendliche spalten und sich am Ende wieder über die ganze Menschheit verteilen muss, denn Blutsverwandte sind wir alle. Wo sollte da Einheit des Charakters noch herkommen? Die gab es im Altertum, wo die Lebensbedingungen ähnlicher und wo die Völker weniger gemischt waren oder das Gemischte gleichmäßiger assimiliert.
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Die Abhängigkeit von der Umgebung ist nur unbedingt wahr für den gemeinen Menschen. Unser »Milieu« sind nicht die Spießbürger, die in einer Stadt mit uns leben, sondern der geistige Boden, aus dem wir unsere Nahrung ziehen. Die großen Menschen aller Zeiten, mit denen wir von klein auf verkehren, die sind’s.
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Aufgabe der verfeinerten Selbstsucht: soviel Schmerz wie möglich aus der Welt schaffen, alles Lebende in seinen Egoismus einschließen. Wer Glück zerstört, wer die Last des Jammers auf der Erde vermehrt, der darf nicht hoffen, dass der Luftdruck über seinem eigenen Haupt geringer werde.
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Wahrhaft großes Empfinden zeigt sich nicht darin, dass man sich ausschließlich mit großen Dingen beschäftigt, sondern dass man auch das Kleinste dem Großen anzugliedern weiß.
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Das Gros der Menschen ist nur in der Jugend genießbar, nach fünfundzwanzig hört bei den meisten die Entwicklung auf, und sie beginnen zu schrumpfen. Deshalb sehen sie auf ihre Jugend zurück, als auf eine Zeit höherer Fähigkeiten, ein geschwundenes Paradies. Bei dem begabten Menschen steht der Fluss des Werdens niemals stille, und er empfindet sein Ich nicht anders, als in der Jugend, daher ihm der Flug der Zeit nicht zum Bewusstsein kommt.
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Die meisten Menschen sind wie schlecht konstruierte Lampen, jene billige Fabrikware, die gleich trübe brennen, sobald das Öl ein wenig gesunken ist. Dagegen gibt es einige wenige vom Schöpfer so vortrefflich ausgearbeitete Mechanismen, dass sie durch nichts verdorben werden können und das gleiche Licht verbreiten, bis der letzte Tropfen Öl verzehrt, ja bis die letzte Feuchtigkeit aus dem Dochte gesogen ist. Solche Menschen sind Gottes Handarbeit.
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Das Individuum will sich einmal manifestieren, ehe es in den Schoß der Allgemeinheit zurückkehrt. Bleibt ihm gar kein Mittel, sich auszuzeichnen, so schreibt der Alltagsmensch wenigstens seinen Namen mit einer geschmacklosen Bemerkung ins Fremdenbuch, damit die Nachfolgenden wissen, dass er auch dagewesen.
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Geistlose Menschen können nicht freudig sein, die Materie lastet mit zu schwerem Druck auf ihnen.
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Auf törichte Wünsche wartet zuweilen eine grausame Strafe: ihre Erfüllung.
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Der gefährlichste Sturz ist der von einem Luftschloss herunter. Stark ist, wer sich davon wieder erholen kann. Die meisten kriechen mit zerschmetterten Gliedern noch eine Strecke weiter, bis sie elend liegen bleiben.
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Das Leben ist ein fortgesetzter, unfreiwilliger Tauschhandel. Wir glauben unser liebstes Gut auf immer festzuhalten, und schon landet, von uns unbeachtet, das Schiff, das es uns entführen wird. Und während wir ihm hoffnungslos nachstarren, taucht am fernen Horizont ein Segel auf, das den Ersatz bringt.
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Es kommt ein Augenblick, wo auch der Glücklichste vollkommen allein ist, denn das letzte Wort auf Erden hat jeder mit dem eigenen Körper zu reden.
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Nichts charakterisiert den Menschen mehr, als das, wofür er niemals Zeit findet.
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Jeder edle Mensch muss vorher alt werden, ehe er jung wird.
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Überlegung kann Schurken machen, unbedachtes Handeln macht sie nie. Darum fliegen den impulsiven Naturen alle Herzen entgegen.
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Den Ehrgeizigen soll man nicht schelten. Der Erfolg kann den Menschen innerlich weiter machen. Verkanntes Verdienst fällt oft auf eine plumpe Schmeichelei herein, die das verwöhnte Glückskind verachtet.
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Ein hässliches Mädchen wird durch ein Kompliment verführt, das an einer gefeierten Schönheit unbeachtet niedergleitet.
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Es ist nicht zu verwundern, dass beschränkte Menschen so eigensinnig sind. Wem das Denken große Mühe macht, der weiß wohl, warum er das einmal Aufgenommene so lange wie möglich festhält, statt sich gleich einer neuen Mühe zu unterziehen.
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Eitelkeit macht geziert und unruhig, Selbstgefühl gibt Natürlichkeit und Sicherheit.
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Dem oberflächlichen Weltkind ist ein bisschen Eitelkeit nicht schädlich, es ist eben auch nur oberflächlich eitel; eitel auf kleine Talente oder äußere Vorzüge. Aber wehe, wenn die Eitelkeit sich der ernsthaften, pedantischen Naturen bemächtigt. Die nehmen es mit der Eitelkeit selber ernsthaft und beziehen sie auf die ernsthaften Dinge, wie Charakter, Kenntnisse usw. Deshalb steht keine Eitelkeit in so üblem Geruch, wie Gelehrteneitelkeit.
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Die Zeit wird nicht nach der Länge, sondern nach der Tiefe gemessen.
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Zeiten, in denen wir nichts erleben, sind endlos, wie ein langer, weißer, schattenloser Weg, worauf man keiner lebenden Seele begegnet.
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Wer jeden Augenblick mit tiefem Gehalte erfüllen kann, hat seine Lebensspanne zur Unendlichkeit erweitert.
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Weil die Zeit keine absolute, nur eine relative Länge hat, deshalb ist jedes starke Empfinden ewig, auch wenn es nur einen Tag gedauert hätte.
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Es ist kein Mensch zu beneiden, er stehe...
| Erscheint lt. Verlag | 1.7.2025 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Klassiker bei Null Papier | Klassiker bei Null Papier |
| Verlagsort | Neuss |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
| Schlagworte | Adel • Adolf Friedrich von Schack • Betrug • Doge • Dogen • Emanuel Geibel • Felix Dahn • Franz von Kobell • Friedrich Bodenstedt • Gondel • Hermann Lingg • Italien • Kaiser • König • Paul Heyse • Robert von Hornstein • Tyrannei • Untergang • Verrat • Wilhelm Heinrich Riehl • Wilhelm Hertz |
| ISBN-10 | 3-96281-230-X / 396281230X |
| ISBN-13 | 978-3-96281-230-0 / 9783962812300 |
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