Novellen in Versen (eBook)
346 Seiten
Null Papier Verlag
978-3-96281-185-3 (ISBN)
Paul Heyse (1830-1914) ist ein Mitglied der Riege deutscher Literaturnobelpreisträger. Er bekam den Preis 1910 als erster deutscher Dichter überhaupt verliehen - Mommsen (1902) war Historiker. Theodor Fontane glaubte 1890, dass Heyse seiner Epoche »den Namen geben« und ein »Heysesches Zeitalter« dem Goetheschen folgen werde. Heyse war Schriftsteller, Dramatiker und Übersetzer. Er pflegte zahlreiche Freundschaften und war auch als Gastgeber berühmt. Viele seiner Novellen siedelte Heyse in seiner Wahlheimat Italien an.
Paul Heyse (1830-1914) ist ein Mitglied der Riege deutscher Literaturnobelpreisträger. Er bekam den Preis 1910 als erster deutscher Dichter überhaupt verliehen – Mommsen (1902) war Historiker. Theodor Fontane glaubte 1890, dass Heyse seiner Epoche »den Namen geben« und ein »Heysesches Zeitalter« dem Goetheschen folgen werde. Heyse war Schriftsteller, Dramatiker und Übersetzer. Er pflegte zahlreiche Freundschaften und war auch als Gastgeber berühmt. Viele seiner Novellen siedelte Heyse in seiner Wahlheimat Italien an.
Die Braut von Cypern.
Erster Gesang.
Zweiter Gesang.
Dritter Gesang.
Vierter Gesang.
Fünfter Gesang.
Sechster Gesang.
Die Brüder.
König und Magier.
Margherita Spoletina.
Urica.
Die Furie.
Rafael.
Michelangelo Buonarotti.
Die Hochzeitsreise an den Walchensee.
Erster Gesang.
Zweiter Gesang.
Dritter Gesang.
Erster Gesang.
Es gibt ein Buch, vor Zeiten viel bewundert,
Bei Niedrigen und Hohen wohlgelitten,
Ein welterfahrener Tröster, dessen hundert
Geschichtlein sanft in Ohr und Herzen glitten,
In unserm höchst anständigen Jahrhundert
Verpönt indes ob allzu freier Sitten,
Ein Lustwald voll der schönsten Abenteuer,
Nur, wie die Sage geht, nicht ganz geheuer.
Doch Stellen gibt’s in dem verrufenen Hain,
Die selbst der lieben Jugend ungefährlich.
Von Belladonnen sind die Wiesen rein,
Der Weg für guten Wandel unbeschwerlich;
Kein schnöder Faun grins’t unverschämt darein,
Der strengen Mütter Aufsicht wird entbehrlich,
Und lose Vögel plaudern von Geschichten,
Zwar auch verliebt, doch zügellos mitnichten.
Solch ein Geschichtlein – wenn ihr lauschen wollt –
Gelüstet mich, dass ich im Reim erzähle.
O wären meine Verse helles Gold
Zu würd’ger Fassung diesem Lichtjuwele!
Nie ward der Schönheit Huldigung gezollt
Andächtiger von einer Dichterseele,
Nie hat Boccaz sich höheren Flugs erhoben –
Doch still! Ich will erzählen – ihr mögt loben!
Der Ort ist Cypern, jenes Sonnen-Eiland,
Um das ein Sagenmeer melodisch brandet;
Die Heimat Fortunats, wo kläglich weiland
Der beiden Söhne Lebensschiff gestrandet;
Auch edle Ritter, glühend für den Heiland,
Sind öfter hier, als nötig war, gelandet.
Wer kennt nicht Zyperkatzen, Zyperweine
Und Venus Cypria mit ihrem Haine!
»Zeit: die poetische!« wie Hebbel sagt,
Und schwerlich meint er die maschinenreiche,
Die sich als überklug und alt verklagt,
Macht sie auch noch die jüngsten dummen Streiche.
Indes, so leidlich sie mir sonst behagt,
Zuweilen lohnt sich’s, dass man ihr entweiche
Zu Menschen in verschollene Zeitenfernen,
Die noch das Leben nicht aus Büchern lernen.
Auf Cypern also und vor grauen Jahren
Gab’s einen Kaufmann, reich an Geld und Gut,
Dem stets bewahrt vor Stürmen und Korsaren
Manch wackres Schiff sich schaukelt’ auf der Flut.
Und doch die liebsten seiner Güter waren
Ihm seine Söhne, frisch an Seel’ und Blut.
Ergötzt uns ja zumeist von allen Gaben
Was wir nächst Gott uns selbst zu danken haben.
Nur Einer war zu seinem Gram geboren,
Der Schönste zwar, und doch sein steter Kummer.
Jedwede Mühe schien an ihm verloren,
Den trägen Geist zu rütteln aus dem Schlummer.
Er ging umher, wie mit verschlossnen Ohren,
Verschlossnem Mund ein Tauber und ein Stummer,
Und musst’ er einem ja ein Wörtlein gönnen,
Hätt’ ihn ein Kind an Witz beschämen können.
Er hieß Galeso. Doch bei allen Leuten
War’s Brauch, dass sie ihn nur Cimone hießen.
Dies dunkle Wort weiß ich euch nicht zu deuten,
Da ich des Cyprischen mich nie beflissen.
So was wie »Tölpel« wird es wohl bedeuten;
Boccaccio sagt es auch, der muss es wissen.
Genug, mit diesem Namen rief man ihn,
Der ihm durchaus nicht ehrenrührig schien.
Der Vater selbst ergab sich in sein Los,
Von vieren einen dummen Sohn zu haben.
Am Ende ward er wirklich auch zu groß,
Zu hoffen auf noch unentdeckte Gaben.
Er sprach ihn also von dem Lehrer los.
Der Frucht erzielt an seinen andern Knaben,
Und dessen Kunst im Schreiben, Rechnen, Lesen
Nur bei dem Jüngsten gar umsonst gewesen.
Denn allzu rasch hat Eines angeschlagen:
Der Kinderzucht ultima ratio
So gut in jenen, wie in unsern Tagen.
Cimone, zwar in allen Künsten roh,
Begriff die eine schnell, die Kunst zu schlagen,
Und übte sie an seinem Lehrer so,
Dass dieser wackre, vielerfahrne Mann
Im Schüler bald den Meister sich gewann.
Was war zu tun? Man musst’ ihn laufen lassen,
Ein Füllen, dem der Zaum nicht anzuheften.
Die Brüder gingen längst auf fernen Straßen
Der Bildung nach, den Weibern, den Geschäften.
Cimone blieb daheim und schlug gelassen
Die Tage, Wochen, Jahre tot nach Kräften.
Doch sonst unschädlich tat er Niemand weh,
Und hasste nichts, als nur das Abece.
Zwar schien er auch von Liebe nichts zu wissen;
Den Vater liebt’ er kaum, Gott nicht zu sehr,
Sich selbst am wenigsten. Denn abgerissen
Mit wirren Haaren ging er stets umher.
Sein Samtrock war, kaum angeschafft, zerschlissen,
Und ein Barett besaß er bald nicht mehr.
Der Vater, ihm den Unfug zu verleiden,
Ließ endlich ihn wie seine Knechte kleiden.
Das war ihm eben recht. Von da an blieb er
Ganz aus den Mauern weg der dumpfen Stadt.
Ein Leben gleich dem ärmsten Bauer trieb er,
Schlief auf dem Stroh, aß sich am Herde satt.
Sein Vater hatt’ ein Landgut, wo der Cyper
Auf Felsen reift’ an wohlgeschirmter Statt,
Maisfelder wogten und Orangengärten
Ihm Schatten, Blüt’ und Frucht zugleich bescherten.
Da braucht’ es Arme, und im Arm Cimone’s
War Mark genug, um viere zu beschämen.
Kein Knecht vermaß sich, mit des Herrensohnes
Gewalt’ger Muskelkraft es aufzunehmen.
Er pflegte jedem Tagewerk, obschon es
Oft nicht das feinste war, sich zu bequemen,
Als tät’s ihm Not, den Übermut der Kräfte
Zu bändigen durch knechtische Geschäfte.
Mit einem Faustschlag fällt’ er jedes Tier,
Dass ihm der Schädel tödlich schütterte,
Und wenn sich losgemacht ein junger Stier,
Der hörnerwetzend Freiheit witterte,
Cimone fing ihn ein im Waldrevier,
Riss ihn zu Boden, dass er zitterte,
Dann führt’ er ihn nach Haus, pfiff seinen Hunden
Und wandert’ auf die Jagd für lange Stunden.
Denn fast vergaß ich, etwas liebt sein Herz:
Die beiden Rüden, die ihn stets umsprangen.
Bald nahm er sie und warf sie himmelwärts,
Um am Genick sie wieder aufzufangen,
Bald, hingelagert, hatt’ er seinen Scherz,
Wenn wütend sie auf seiner Brust sich rangen,
Und hetzte laut die ungetümen Bestien;
Es schien im Mindsten nicht ihn zu beläst’gen.
Doch auch ein nützlicher Vergnügen fand sich
Für ihn und sie: den stolzen Hirsch zu jagen.
Ein Wölflein auch, ein Luchs und Eber stand sich
Nicht wohl dabei, mit ihnen es zu wagen.
So kam mein junger Wildling in die Zwanzig
Und schien dem Weltlauf wenig nachzufragen,
Von des Gedankens Blass nicht angekränkelt,
Doch desto breitrer Brust und schlank geschenkelt.
Nun war’s im Juni, eines Nachmittags,
Wo Tier’ und Menschen große Glut betäubte.
Das müde Meer, im Sonnendunste lag’s,
Kein Lüftchen ging, das eine Welle sträubte.
Im tiefen Wald anstatt des Vogelschlags
Klang nur der Bach, der von der Klippe stäubte,
Dem Hirsche, dem Cimon den Rest gegeben,
War heut der Tod bequemer als das Leben.
Sein Jäger, sonst ein Freund von Vierzehnendern,
Heut schilt er selbst auf den...
| Erscheint lt. Verlag | 1.7.2025 |
|---|---|
| Reihe/Serie | 99 Welt-Klassiker | 99 Welt-Klassiker |
| Verlagsort | Neuss |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
| Schlagworte | Adel • Adolf Friedrich von Schack • Betrug • Doge • Dogen • Emanuel Geibel • Felix Dahn • Franz von Kobell • Friedrich Bodenstedt • Gondel • Hermann Lingg • Italien • Kaiser • König • Robert von Hornstein • Tyrannei • Untergang • Verrat • Wilhelm Heinrich Riehl • Wilhelm Hertz |
| ISBN-10 | 3-96281-185-0 / 3962811850 |
| ISBN-13 | 978-3-96281-185-3 / 9783962811853 |
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