Jerry Cotton Sonder-Edition 67 (eBook)
80 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-5555-0 (ISBN)
Sie versteckten sich hinter Kapuzen, wenn sie ihre Anschläge gegen farbige Mitbürger begingen. Denn sie waren ebenso feige wie grausam. Der Südstaaten-Marshal rief das FBI zu Hilfe. Uns als sie Moira, die junge Frau mit den wunderschönen Augen, entführten, nahmen wir den Kampf auf. Den Kampf gegen den brennenden Hass des Ku-Klux-Klans!
1
Der Kerl zerrte die dunkelhäutige junge Frau hinter sich her ins Gebüsch hinein. Die junge Farbige wehrte sich aus Leibeskräften und schrie, aber es half ihr alles nichts. Der Mann war kräftig und brutal …
Kino, dachte Billy Rodgers verächtlich, während er sich auf seinem gepolsterten Sessel räkelte und auf die Leinwand starrte. So was gibt’s doch nur im Film. Was die sich alles ausdenken!
Billy legte den Arm um die Schulter seiner Freundin.
Sie war eine junge Farbige – genau wie die junge Frau auf der Leinwand …
***
Am Dienstag beschloss Joe Dillan, US-Marshal für den Gerichtsbezirk Sotherville, nicht mehr länger zu warten. Er bat das Fernamt um die Vermittlung eines dringenden Dienstgesprächs mit dem Justizministerium. Morgens um 9:32 Uhr kam die Verbindung mit Washington zustande. Damit war Dillans Schicksal besiegelt.
Adams von der Bürgerrechtsabteilung des Justizministeriums nahm den Anruf entgegen. Nach seinen stenografischen Notizen hatte das kurze Gespräch folgenden Wortlaut:
»Hallo, Adams. Hier spricht Dillan aus Sotherville. Ich will, weiß Gott, nicht den Teufel an die Wand malen. Aber Sie können meinen Stern als Federal Marshal haben, wenn sich hier nicht eine Hexenküche zusammenbraut. Nun brennen sie wieder. Nacht für Nacht lodert an irgendeiner Ecke dieses schönen, verfluchten Landes das Feuerkreuz in den schwarzen Himmel. Der Klan marschiert, furchtlos wie immer, gefährlicher als je zuvor. In Midstown ist ein vorwitziger farbiger Junge verschwunden. Ich wette, dass wir seine zerschundenen und gefolterten Knochen eines Tages in einem Baggerloch finden werden. In Devensworth und in Malcolm City haben sie die Fenster von katholischen Geschäftsleuten mit brennenden Pechfackeln eingeworfen – und zufällig war gerade das Feuerwehrauto unterwegs.«
»Ich verstehe.«
»Im Appleton haben sie einen alten jüdischen Gemeindevorsteher um ein Haar ertränkt. Die Meldungen dieser Art häufen sich. Täter gibt es nirgends. Die Polizei findet angeblich keine Spuren. Aber wenn sich in einem Gebiet, in dem es tausendzweihundert erwachsene weiße Männer gibt, tausendsiebenhundert mit Fackeln und Kapuzen zum nächtlichen Mummenschanz zusammenfinden, wo kann da schon die Polizei sein? Ich sage Ihnen in aller Deutlichkeit …«
Weiter kam Joe Dillan nicht. Adams in Washington hörte nur noch ein gewaltiges Krachen in der Leitung. Dann blieb es still. Und Adams fröstelte plötzlich.
***
Sie waren beide nicht älter als fünfundzwanzig. Cameron wog reichlich, Morraine knapp zweihundert Pfund. Da sie nicht übermäßig groß waren, wirkten sie mit ihrem Gewicht stämmig und kräftig. Cameron hatte blondes, Morraine schwarzes Haar, aber sie trugen es beide kurz geschoren. Auf ihren Köpfen saßen die breitkrempigen Hüte, die von der County Police Sotherville allgemein getragen wurden.
»Warum machst du dein Fenster nicht auch noch auf?«, fragte Cameron. »Etwas Durchzug kann nicht schaden.«
Schweigend öffnete Morraine sein Fenster.
»Jetzt möchte ich in Alaska sein«, fuhr Cameron fort. »Wo es Schnee gibt und glasklare, bitterkalte Winterluft.«
»Die in Alaska möchten jetzt bei uns sein«, brummte Morraine und schob seinen Revolver zurück ins Gürtelholster. »Der Mensch ist nie zufrieden mit dem, was er hat.«
Ihr Funksprechgerät gab plötzlich knarrende Töne von sich. Cameron und Morraine waren an das Gerät gewöhnt und verstanden die Stimme des County Sheriffs sofort.
»Wagen sechzehn«, rief es aus dem Lautsprecher. »Wagen sechzehn, melden!«
Morraine griff nach dem Mikrofon mit der Spiralschnur. »Hallo, Sheriff?«, sagte er. »Hier ist Morraine. Ich sitze mit Cameron im Wagen sechzehn. Was gibt’s denn?«
»Wo seid ihr gerade?«, quäkte die undeutliche Stimme aus dem Lautsprecher.
Morraine zögerte einen Augenblick. Nachdem er einen raschen Blick mit seinem Partner getauscht hatte, erwiderte er: »Wir sind auf der vierunddreißig, kurz vor der Kreuzung mit der zweiunddreißig. Warum?«
»Weiß der Teufel, was los ist. Mich hat gerade irgendein Knilch aus Washington angerufen. Vom Justizministerium. Er sagt, er habe gerade mit Dillan telefoniert. Auf einmal mitten im Gespräch habe es gekracht, und seither hat Dillan keinen Ton mehr gesagt. Wir sollen nachsehen, was passiert ist.«
»Was soll schon passiert sein? Die Verbindung wird eben abgerissen sein.«
»Habe ich auch gesagt, Morraine. Aber für die Burschen vom Justizministerium wollen wir uns mal Mühe geben. Niemand soll uns was nachsagen können. Also fahrt hin und seht euch Dillan an. Er soll den Heini in Washington wieder anrufen, damit die dort beruhigt sind.«
»Okay, Sheriff. Wir fahren sofort los.«
Morraine hakte das Mikrofon in den Bügel zurück. »Los, wenden«, befahl er Cameron. »Du hast es gehört.«
»Schön«, brummte Cameron. »Sehen wir eben nach. Wenn’s der Sheriff sagt!« Während er mit dem Wenden beschäftigt war, fragte er gedehnt: »Warum hast du gelogen, als du unseren Standort angegeben hast?«
»Weil wir um die Zeit sonst immer da sind, wo ich gesagt habe. Der Sheriff muss nicht unbedingt wissen, dass wir eine kleine Verzögerung hatten.«
»Nein«, stimmte Cameron zu. »Das muss er nicht unbedingt wissen. Die Vorgesetzten müssen sowieso nicht immer alles wissen.«
Cameron gab Gas. Sie befanden sich auf einem Straßenabschnitt, wo die Geschwindigkeit auf fünfundsiebzig Meilen begrenzt war. Als die Tachonadel an die achtzig heranpendelte, fragte Cameron: »Rotlicht? Sirene?«
Morraine überlegte einen Augenblick, dann schüttelte er den Kopf. »Nein. Wozu? Wir haben nur etwas von einer abgerissenen Telefonverbindung gehört. Da wird’s doch auf eine Minute nicht ankommen. Und wir wollen keinen Verkehrsunfall riskieren.«
»Okay.«
Die Straße zog sich fast schnurgerade durch die sanft gewellte Landschaft. Weiter links tauchten die Häuser von Sotherville auf. Aber die Straße berührte die Stadt nicht, sondern führte südlich an ihr vorbei. Im Grunde war Sotherville eine Kleinstadt, aber da es die einzige Stadt mit mehr als dreitausend Einwohnern in einem Umkreis von sechzig Meilen war, hatten sich County-Verwaltung, Polizei und Gerichtsbarkeit dort niedergelassen. Cameron war hier geboren, während Morraine aus dem zwölf Meilen entfernten Malcolm City stammte, einem Nest, das trotz seines hochtrabenden Namens kaum tausend Einwohner zählte.
Hinter Sotherville beschrieb die Bundesstraße 32 eine weit geschwungene Kurve nach Norden. Im Kurvenbogen lag die Tankstelle von Billy Rodgers.
»Sieh dir das an«, knurrte Morraine.
»Was?«, fragte Cameron und starrte geradeaus.
»Rechts, hinter der Zapfsäule!«
Cameron wandte den Blick. Sechs knallrot gestrichene Zapfsäulen standen in einer Reihe. Davor parkte ein alter gelber Ford, dessen Fahrertür weit offen war. Hinter der letzten Zapfsäule aber stand Billy Rodgers in seinem roten Overall und hielt eine junge Frau an sich gepresst. Er küsste sie.
»Der Saukerl schmust mit einer Niggerhure!«, knurrte Cameron und musste sich zwingen, seine Aufmerksamkeit wieder der Fahrbahn zuzuwenden. »Kennst du das Miststück? Kennst du sie, Mitch?«
»Ich muss sie schon mal gesehen haben«, erwiderte Morraine, kletterte auf den Sitz und starrte durch das Rückfenster.
Das verliebte Pärchen schien den Streifenwagen nicht bemerkt zu haben. Immer noch eng umschlungen stand es im Schatten der Zapfsäulen. Der schlanke Körper des milchkaffeebraunen Mädchens schmiegte sich zärtlich an den jungen Mann.
»Ich schreibe mir das Kennzeichen auf«, sagte Morraine und zog sein Notizbuch. »Das werden wir bald herausgefunden haben, wer die ist. Diese Niggerbande wird immer frecher.«
»Ob der Sheriff weiß, mit wem sein sauberer Herr Sohn da flirtet?«
Morraine zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Kannst ihn ja mal fragen.«
»Na, ich weiß nicht. Vielleicht meint der Sheriff, das gehe uns nichts an.«
»Fahr langsamer! Die Abzweigung kommt gleich.«
Cameron trat gehorsam aufs Bremspedal. Er setzte den Blinker, ordnete sich zur Mitte hin ein und bog schließlich nach links auf einen Weg, der nicht asphaltiert war. Ihr Wagen zog eine lange Staubfahne hinter sich her. Rechts und links reihten sich endlos Ahornbäume aneinander. Hinten am Horizont ragte der breite Buckel des Red Horn Hill empor. Sein Nadelwaldbestand ließ den Berg aus dieser Entfernung blau erscheinen.
Ungefähr eine Meile von der Bundesstraße entfernt lag ein weißes zweistöckiges Holzhaus am Weg. Ein kiesbestreuter Pfad führte vom Weg quer durch einen Garten mit vielen Rosensträuchern zur Veranda. Cameron und Morraine ließen den Streifenwagen stehen und gingen auf das hübsche Gebäude mit seinen grün gestrichenen Fensterläden zu.
Am linken Pfeiler, der das Dach der Veranda trug, hing ein Metallschild mit der Inschrift United States Marshal of Sotherville. Die beiden Polizisten beachteten das Schild nicht, sondern stapften gewichtig die Holzstufen der Veranda hinauf. Vor der Tür verhielten sie ihren Schritt. Cameron hob die Hand und klopfte mit den Knöcheln der Faust gegen den Türrahmen.
Im Garten zwitscherten ein paar Vögel. Ein Eichhörnchen hing plötzlich am rechten Verandapfeiler und lugte neugierig um die Ecke. Ebenso schnell, wie es aufgetaucht war, verschwand es wieder nach oben.
»Niemand da«, sagte Morraine und grinste. »Ein Glück, dass wir zwei Mann...
| Erscheint lt. Verlag | 5.12.2017 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Jerry Cotton Sonder-Edition | Jerry Cotton Sonder-Edition |
| Verlagsort | Köln |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Krimi / Thriller / Horror ► Krimi / Thriller |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
| Schlagworte | 2017 • 2018 • Abenteuer • Al Capone • alfred-bekker • Anna Basener • Bahnhofsroman • Bastei • Bestseller • Cora • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste-fälle • gman • G-Man • Groschenheft • Hamburg • Hamburg-Krimi • Heft • Heftchen • Heftchen-Roman • Heftroman • Heft-Roman • Horst-Bosetzky • international • Jerry Cotton • Kindle • Klassiker • Krimi • Krimiautoren • Krimi-Bestseller • Krimi Bestseller 2017 • Krimi-deutsch • Krimi kindle • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • kriminalroman bestseller 2017 • kriminalroman-deutsch • kriminalroman kindle • krimi neuerscheinungen 2017 • Krimis • krimis&thriller • Krimi-Serie • Krimi-Thriller • letzte fälle • martin-barkawitz • Mira • Neuerscheinung • Neuerscheinungen • nick-carter • Polizeiroman • Pulp • Pulp Ficition • Reihe • Romanheft • Roman-Heft • schwerste fälle • schwerste-fälle • serial content • Serial Novel • Serial Novels • Serie • Serien • Seriennovellen • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • Spannungsroman • stefan-wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • uksak • Wegner • wegners schwerste fälle |
| ISBN-10 | 3-7325-5555-0 / 3732555550 |
| ISBN-13 | 978-3-7325-5555-0 / 9783732555550 |
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