Zum Hauptinhalt springen
Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de

Der Bergdoktor 1897 (eBook)

Die Wandlung des Kranzthalers
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Aufl. 2017
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-5689-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Bergdoktor 1897 - Andreas Kufsteiner
Systemvoraussetzungen
1,99 inkl. MwSt
(CHF 1,90)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Der Kranzthaler ist einer der größten und reichsten Bauern im Tal von St. Christoph, überaus fleißig und geschäftlich ein Fuchs. Sein Leben besteht nur aus Arbeit, sonst interessiert ihn nichts mehr seit damals ...

Ja, es gab vor einigen Jahren eine schlimme Tragödie auf dem Kranzthaler-Hof. Doch der Bauer hat jedem strikt verboten, darüber zu sprechen. Er will nie mehr daran erinnert werden, wozu Menschen fähig sind.

Doch irgendwann holt einen die Vergangenheit immer ein. Für Michael Kranzthaler geschieht dies an dem Tag, als der Bergdoktor ihn um eine Blutprobe bittet ...

St. Christoph lag abseits von Hektik und Lärm in einem stillen Seitental des berühmten Tiroler Zillertals. Nur eine schmale Bergstraße, die sich in vielen Serpentinen aufwärts schlängelte, führte in den Ort, dessen Menschen bodenständig und fest verwurzelt auf der Scholle ihrer Heimat waren.

Sechs Berge umgaben das Dorf wie steinerne Wächter. Der Höchste, der Feldkopf, grüßte weit ins liebliche Land hinein. Eine Kabinenbahn verkehrte in der warmen Jahreszeit zum Gipfel, wo man in der Feldkopfhütte einkehren und zünftig speisen konnte. Außerdem befand sich dort droben ein Wetterturm mit meteorologischer Beobachtungsstation.

Neben dem Feldkopf ragte der Hexenstein empor, mit zwei schrundigen Gipfeln und umgeben vom Krähenwald, einem gesunden Mischwald, der in westlicher Richtung vom Hörnlewald begrenzt wurde. Hier fand sich das Frauenhorn, neben dem der nur schwer zu besteigende Aschenkegel seinen Platz hatte. Der Rautenstein schließlich bildete mit dem flachen Tafelberg Beerenhalde die letzte Erhebung im steinernen Kabinett.

So geschützt vor Wind und Wetter, war St. Christoph für die Landwirtschaft prädestiniert. Viele stolze Erbhöfe fanden sich im Dorf und auch in den Weilern außerhalb. Das freie Tiroler Bauerntum hatte hier starke Wurzeln.

Einer der schönsten Höfe gehörte seit fünf Generationen der Familie Kranzthaler. Am Ortsrand gelegen, von großen landwirtschaftlichen Flächen umgeben, beeindruckte der Hof im traditionellen Gebirgsstil.

Über eine schmale Privatstraße, die von schlanken Ulmen gesäumt war, erreichte man das große Haupthaus mit den zahlreichen Nebengebäuden. Das tief gezogene, mächtige Schindeldach, die reich beschnitzten Holzbalkone sowie Fensterrahmen und die Haustür aus massiver Eiche machten aus dem Hof ein wahres Schmuckstück.

Der kunstvoll gepflasterte Wirtschaftshof, Gesindehaus, Remise, Ställe und Scheunen bildeten ein Ensemble, das schon an einen Gutsbetrieb erinnerte.

Alles war gepflegt und sprach von andauerndem Wohlstand, der über die Generationen gemehrt worden war. Doch erst in den letzten Jahren war der Erbhof tatsächlich zu dem geworden, was er nun war: ein Beispiel für unermüdlichen Fleiß und selten vorkommende Geschäftstüchtigkeit.

Vor über dreißig Jahren hatte der damalige Jungbauer Dominik Kranzthaler geheiratet und den Grundstein für die spätere Entwicklung gelegt, wenn auch noch ohne es zu ahnen.

Die hübsche Hoftochter Ursula Greiner aus Hochbrunn, dem Nachbarort, hatte Dominiks Herz gestohlen. Zwei Buben hatte sie ihrem stolzen Mann in die Wiege gelegt, und der hatte gemeint, das Glück gepachtet zu haben.

Doch wenige Tage vor ihrem dreißigsten Geburtstag war die Bäuerin tödlich verunglückt. Mitten im Winter war sie von der schneeglatten Fahrbahn abgekommen und in die Feldkopfklamm gestürzt.

Der Bauer war lange Zeit untröstlich gewesen. Der schwere Verlust schien ihm das Herz gebrochen zu haben, am Leben hatte er keinen Gefallen mehr gefunden. Über Monate hatte er dem Enzian zugesprochen und sich im rauschigen Zustand zu seiner Ursula gewünscht.

Die beiden Buben, damals erst sieben und drei Jahre alt, hatte die Magd Erna Hölzl in ihre Obhut genommen. Die energische Person war den kleinen Halbwaisen eine gute Ersatzmutter gewesen und hatte es schließlich mit beharrlicher Strenge auch geschafft, den Bauern wieder zur Besinnung zu bringen.

Michael und Frank waren herangewachsen, hatten sich allerdings in völlig verschiedene Richtungen entwickelt.

»Wie Feuer und Wasser sind die Buben«, hatte der Bauer oft seufzend gesagt und damit den Nagel auf den Kopf getroffen.

Michael, der Ältere, war klug, ernst und sensibel. Er hing mit inniger Liebe an Erna und auch am Vater. Alles wollte er diesem recht machen, denn der Bauer sollte stolz auf ihn sein.

Als Jahrgangsbester hatte er die Matura geschafft, und das Studium der Agrarwissenschaft, das sich anschloss, hatte er mit Auszeichnung beendet. Er wurde zu einem tüchtigen Bauern und zeigte zudem einen Sinn fürs Geschäftliche, der auch seinen Vater sehr beeindruckte. Trotzdem blieb der Kranzthaler seinem Ältesten gegenüber sein Leben lang reserviert und kritisch, während er Frank fest ins Herz geschlossen hatte.

Der jüngere Kranzthaler war ein fescher Hallodri ohne Tiefgang. Mit der verwegenen, blonden Haartolle und den schimmernden, blauen Augen eroberte und brach er jedes Mädchenherz. Er war faul und konnte sich nur schwer auf etwas konzentrieren. In der Schule hatte er versagt. Und was er mit seinem Leben anfangen sollte, schien er nicht so recht zu wissen. Ging es aber ans Feiern und Poussieren, dann war er zur Stelle.

Obwohl Frank seinem Vater nie wirkliche Freude machte, liebte dieser ihn doch wider jede Vernunft mit alles verzeihender Innigkeit. Es mochte daran liegen, dass der Bursche seiner früh verstorbenen Mutter so ähnlich sah und auch ihre liebenswürdige Art geerbt hatte. Was immer er verbockte, der Alte deckte es mit dem Mantel der Liebe zu.

Michael ärgerte sich oft über diese Ungerechtigkeit. Erna stand zu dem Jungbauern und redete seinem Bruder beständig ins Gewissen. Doch je älter die Brüder wurden, desto größer wurde auch die Kluft zwischen ihnen. Und der Altbauer frönte mit einer gewissen Niedertracht weiter seiner ungerechten Haltung.

Mit Mitte zwanzig verliebte Michael sich in die grazile Bauerntochter Christa Schwalm aus Hochbrunn. Bis dahin hatte er kein Madel angeschaut und sich deswegen ständig den Spott und die höhnischen Kommentare seines Bruders anhören müssen. Auch der Vater schlug in diese Kerbe, nannte seinen eigenen Sohn einen »Deppen, Spätzünder und Flohfänger, der eine Kuh net von einem Madel unterscheiden kann.«

Als Michael dann die bildschöne Christa heimbrachte, bekam sein Vater große Augen. Der Schwalm war kein armer Mann, Christas zwei ältere Schwestern hatten mit saftiger Mitgift geheiratet. Das schmeckte dem Bauern, und er zollte seinem Älteren zum ersten Mal im Leben verhalten Respekt.

Frank respektierte Michaels Wahl nicht, im Gegenteil. Er machte sich einen Spaß daraus, dem Bruder heimlich das Madel zu stehlen. Christa log er das Blaue vom Himmel herunter und lockte sie mit einem Ausbruch aus der Enge des Heimattals.

»Wir reisen durch die Welt und schauen uns alles an, was uns reizt. Und wo es uns am besten gefällt, da bleiben wir. Der Michael wird mich auszahlen, dann haben wir genug Geld, um uns ein schönes Leben zu machen«, behauptete er leichthin.

Christa hatte mit einem schlechten Gewissen zu kämpfen, denn Michael bedeutete ihr viel. Doch letztlich war sie Franks Verführungskünsten erlegen und hatte mit ihm am Tag vor der Verlobungsfeier den Erbhof auf Nimmerwiedersehen verlassen.

Michael hatte diesen Schlag lange nicht verkraften können. Zunächst hatte er alles versucht, um Christa zu finden und heimzuholen. Doch vergeblich. Schließlich musste er sich damit abfinden, dass er sie verloren hatte. An den eigenen Bruder.

Der Verrat lastete schwer auf der Seele des Jungbauern. Erna versuchte, ihn zu trösten, ihm wieder Mut zu machen. So, wie sie einst seinen Vater aufgerichtet hatte nach dem frühen Tod der Mutter. Doch Michael war untröstlich.

Das Verhalten des Altbauern trug außerdem dazu bei, dass der Bursche fast am Leben verzweifelte. Der Kranzthaler fand fadenscheinige Ausreden, er nahm Frank in Schutz und drehte es sogar so, als ob Michael selbst schuld sei an der ganzen Misere.

Das ohnehin angespannte Verhältnis zwischen Vater und Sohn verschlechterte sich zusehends. Oft stritten sie tagelang oder schwiegen sich nur mit bösen Mienen an. Die Atmosphäre auf dem Erbhof war vergiftet, da konnte Erna noch so viel zwischen den Streithähnen vermitteln.

Nach und nach verhärtete sich das Herz des Jungbauern. Der unsägliche Schmerz, der ihn so lange gequält hatte, wandelte sich zu Verbitterung und Ablehnung allem und jedem gegenüber. Er wollte keinem Menschen mehr vertrauen, um nicht wieder verletzt zu werden. Nur die alte Erna fand noch Zugang zu ihm, aber ihr Einfluss auf Michael wurde immer geringer.

Dann starb der Altbauer am Schlag und hinterließ einen Sohn, dessen Herz zu keiner Regung mehr fähig war. Trübsinnig starrte Michael am Tag der Beerdigung in die Grube, unfähig zu trauern.

Von diesem Moment an gab es für Michael Kranzthaler nur noch eins: Arbeit. Sein ohnehin stark entwickelter Fleiß wurde zur bestimmenden Eigenheit seines Charakters. Er brachte den Erbhof zu neuer Blüte und schaffte es innerhalb weniger Jahre, den größten und schönsten Besitz im Tal von St. Christoph sein Eigen nennen zu können. Doch um welchen Preis …

***

Fünf Jahre waren nun vergangen seit jenem schicksalhaften Tag, an dem Christa Schwalm ihren Verlobten ohne ein Wort verlassen hatte, um mit seinem Bruder auf und davon zu gehen.

Michael Kranzthaler war einer der erfolgreichsten Großbauern im Tal von St. Christoph geworden. Sein Tag schien mehr als vierundzwanzig Stunden zu haben, bedachte man das Pensum, das er täglich schaffte. Auf dem Hof entging ihm nichts, er achtete darauf, dass jeder seine Pflicht erfüllte und keine Arbeit liegen blieb.

Neben der Hofführung war er zudem ständig in Geschäften unterwegs. Er kaufte und verkaufte Land, hatte seine Finger im Viehhandel und im Handel mit Landmaschinen und verschenkte keinen Cent an Subventionen, wenn sie ihm zustanden.

Bei aller Geschäftstüchtigkeit setzte er allerdings nie auf windigen Handel und mied krumme Wege. Seine Gewinne redlich zu erwerben,...

Erscheint lt. Verlag 5.12.2017
Reihe/Serie Der Bergdoktor
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Alpen • Anna Basener • Arzt • Arztroman • Arztromane • arztroman ebook • arztromane deutsch • arztromane kindle • arztromane kindle deutsch • arztromane kindle ebooks • Arztserie • Arzt-Serie • Baccara • Bahnhofsroman • Bastei • Berg • Bergdoktor • Berge • Bergpfarrer • Bergroman • Bestseller • Bianca • Cora • Der Bergdoktor • Der Bergpfarrer • Deutsch • Dirndl • Doktor • Dr. • dr daniel • Dr. Daniel • dr laurin • Dr. Laurin • dr norden • Dr. Norden • Dr Stefan Frank • Dr. Stefan Frank • eBook • eBooks • feel good • feelgood • Frauenroman • Gefahr • Glück • Groschenheft • Hedwig Courths Mahler • Hedwig Courths-Mahler • Heft • Heftchen • Heftchen-Roman • Heftroman • Heft-Roman • Heimat • Heimatroman • heimatroman berge • Heimatromane • Heimatromane kindle • heimatromane kindle ebook • Hilfe • Historical • Hoffnung • Julia • Kelter • Kindle • Klassiker • Klinik • Landarzt • Leidenschaft • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesroman • Liebesromane • Mira • Patient • Pulp • Pulp Ficition • Rettung • Romanheft • Roman-Heft • romantisch • Schön • serial content • Serial Novel • Serial Novels • Serie • Serien • Seriennovellen • Stefan Frank • Tiffany • Toni-Hüttenwirt • Western • wohlfühlen • Wohlfühlroman
ISBN-10 3-7325-5689-1 / 3732556891
ISBN-13 978-3-7325-5689-2 / 9783732556892
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Ohne DRM)

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich