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Der verlorene Sohn (eBook)

Heimatroman
eBook Download: EPUB
2025 | 3., Überarbeitete Fassung
402 Seiten
Null Papier Verlag
978-3-96281-071-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der verlorene Sohn - Nataly Von Eschstruth
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Neue Deutsche Rechtschreibung Nataly von Eschstruth war eine deutsche Schriftstellerin und eine der populärsten und berühmtesten Erzählerinnen der Gründerzeit. Null Papier Verlag

Nataly von Eschstruth (1860-1939) war eine deutsche Schriftstellerin und eine der populärsten und berühmtesten Erzählerinnen der Gründerzeit. In ihren unterhaltsamen Romanen schilderte sie eingängig das Leben einer höflichen Gesellschaft, wie sie es aus eigener Erfahrung gelernt hatet.

Nataly von Eschstruth (1860-1939) war eine deutsche Schriftstellerin und eine der populärsten und berühmtesten Erzählerinnen der Gründerzeit. In ihren unterhaltsamen Romanen schilderte sie eingängig das Leben einer höflichen Gesellschaft, wie sie es aus eigener Erfahrung gelernt hatet.

I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.
X.
XI.
XII.
XIII.
XIV.
XV.
XVI.
XVII.
XVIII.
XIX.
XX.
XXI.
XXII.
XXIII.
XXIV.
XXV.
XXVI.
XXVII.
XXVIII.

I.


Man nann­te sie einen wun­der­li­chen Cha­rak­ter. – Vie­le be­haup­te­ten, sie sei un­lie­bens­wür­dig und kalt­her­zig, we­ni­ge nah­men sie in Schutz und ver­si­cher­ten, hin­ter ih­rem küh­len, schrof­fen We­sen ber­ge sich ein tie­fes Ge­fühl, ein war­mes und großes Emp­fin­den, wel­ches je­doch ängst­lich ver­steckt wer­de, wie ein Licht un­ter dem Schef­fel.

Wer in sei­nem El­tern­hau­se nur mi­li­tä­ri­sche Prä­zi­si­on, Kom­man­dos und sol­da­ti­schen Drill ge­wöhnt sei, müs­se ja jede wei­che­re und zärt­li­che­re Re­gung des Her­zens als Ge­fühls­du­se­lei und lä­cher­li­che Sen­ti­men­ta­li­tät er­ach­ten.

Fräu­lein Mal­wi­ne von Ries sei das Eben­bild des Va­ters, ein Sol­dat in Mäd­chen­klei­dern. Was Pf­licht­ge­fühl, Ehre, Recht­schaf­fen­heit be­deu­te, sei ihr voll be­wusst, aber die Pas­sio­nen ih­rer Al­ters­ge­nos­sin­nen, ein ly­ri­sches Ge­dicht zu le­sen, abends an dem ge­öff­ne­ten Fens­ter in Len­zes­duft und Mon­den­schein hin­aus zu schwär­men, ein Ball­kleid ent­zückend und ein to­tes Vö­gel­chen zum Herz­bre­chen trau­rig zu fin­den, die­se schwär­me­ri­schen An­wand­lun­gen sei­en ihr ge­ra­de­zu un­ver­ständ­lich und wohl auch in tiefs­ter See­le zu­wi­der.

Ob Fräu­lein Mal­wi­ne sich wohl je­mals ver­lie­ben kön­ne und wer­de?

Man lä­chel­te bei die­sem Ge­dan­ken eben­so un­gläu­big wie bei dem fan­tas­ti­schen Plan ei­nes Stern­for­schers, zwi­schen Mars und Erde einen re­gel­rech­ten Mei­nungs­aus­tausch zu be­werk­stel­li­gen.

Fräu­lein Mal­wi­ne als Braut! – welch eine Iro­nie auf all die lieb­li­chen Tra­di­tio­nen, wel­che sich mit die­sem Wor­te ver­knüp­fen!

Wenn man das große, breit­schul­te­ri­ge Mäd­chen mit der stram­men Hal­tung, den knap­pen, wohl­ge­drill­ten Be­we­gun­gen, dem et­was großen Kopf mit dem frischwan­gi­gen Ge­sicht, aus wel­chem die Grau­au­gen so un­sag­bar nüch­tern und tief ernst blick­ten, – wenn man die­ses Mäd­chen voll ei­ser­nen Flei­ßes wirt­schaf­ten und zwi­schen Kochtöp­fen, Be­sen und Waschwan­ne han­tie­ren sah, dann kam es selbst dem fan­ta­sie­be­gab­tes­ten Men­schen nicht in den Sinn, sich Fräu­lein von Ries als ko­sen­de, won­nig bli­cken­de, in­nig an­schmie­gen­de Herz­liebs­te zu den­ken!

Wie hät­te der so her­be und re­si­gnier­te Mund wohl Wor­te der Lie­be und Zärt­lich­keit fin­den, wie hät­te er sich wohl voll be­ben­den Ent­zückens in süßem Kus­se hin­ge­ben kön­nen! Wie hät­ten die­se, wohl schön und edel ge­form­ten, aber doch so fest und rück­sichts­los zu­grei­fen­den Hän­de in hol­der Tän­de­lei durch ei­nes Jüng­lings Lo­cken strei­chen, sei­ne Rech­te voll lieb­li­cher Ban­gig­keit schutz­hei­schend um­schlie­ßen kön­nen!

Solch eine Idee war ein­fach lä­cher­lich, und dar­um kam sie auch kei­nem Men­schen, ob­wohl ein­mal ein ganz jun­ger Leut­nant bei dem An­blick der ho­hen, im­po­nie­rend statt­li­chen Er­schei­nung in dem blei­far­be­nen Sei­den­kleid jäh­lings aus­ge­ru­fen hat­te: »Don­ner­wet­ter! Die wäre ei­gent­lich eine Frau für einen kom­man­die­ren­den Ge­ne­ral! Wenn die einen so von oben bis un­ten mus­tert, fährt ei­nem schon ganz un­will­kür­lich der Dau­men an die Ho­sen­naht!«

»Hm – so übel nicht!« nick­te sein Nach­bar lä­chelnd, »sie wür­de ihre Di­vi­sio­nen si­cher eben­so gut im Zuge ha­ben, wie da­heim ih­ren Haus­halt! Fräu­lein Mal­wi­ne ist frag­los ein Edel­stein – aber doch ein et­was un­ge­schlif­fe­ner, eben­so wie ihr Va­ter, der hü­nen­haf­te Pen­sio­när dort, mit dem blau­ro­ten Ge­sicht, dem for­schen wei­ßen Schnauz­bart und der dröh­nen­den Bass­s­tim­me! So ur­an­stän­dig, vor­nehm den­kend und vor­treff­lich der Mann zeit­le­bens ge­we­sen ist, – eine ge­wis­se Här­te und Schroff­heit hat er nie über­wun­den, und eben­so er­geht es der Toch­ter! Ein fa­mo­ser Cha­rak­ter, – man kann Häu­ser auf sie bau­en, aber kühl bis ans Herz hin­an – und im Kom­man­die­ren sehr viel leis­tungs­fä­hi­ger als im Ko­sen!«

So hat­te man schon über sie ge­ur­teilt, als sie noch ein ganz jun­ges Mäd­chen war und ihre ers­ten Bäl­le be­such­te.

Sie sprach we­nig, kurz an­ge­bun­den und an­schei­nend sehr gleich­gül­tig, da­bei sah sie den Be­tref­fen­den mit den kla­ren, kal­ten Au­gen an, als er­tei­le sie ihm einen stren­gen Ta­del.

Es sah aus, als tan­ze sie nur aus Pf­licht­ge­fühl, weil es ein Ball nun mal so mit sich brin­ge. Wenn sie ein­mal nicht tanz­te, war es ihr eben­falls gleich­gül­tig. Sie stand dann hoch und stolz auf­ge­rich­tet und blick­te über die lus­tig wir­beln­de Men­ge hin­weg, als woll­te sie sa­gen: »Ihr scheint sämt­lich ver­rückt zu sein! Was für einen mo­ra­li­schen Zweck und Sinn hat die­ses ein­fäl­ti­ge Im-Krei­se-He­rum­dre­hen?«

Und dann setz­te sie sich in die Nähe ih­rer Mut­ter, ei­ner wort­kar­gen, blas­sen Frau, wel­che un­heil­bar an tiefer Er­bit­te­rung krank­te, weil ihr Gat­te es nicht zum Ex­zel­len­zen­ti­tel ge­bracht, und un­ter­hielt sich mit den al­ten Da­men sehr un­ter­rich­tet und sehr ehr­bar über Markt­prei­se, schlech­te Dienst­bo­ten und er­prob­te Kochre­zep­te, sehr un­be­küm­mert, ob sie dar­über die schöns­ten Tän­ze ver­säum­te und die Ko­til­lon­sträuß­chen im Sti­che ließ.

»Sie ist die ge­bo­re­ne alte Jung­fer!« schüt­tel­te selbst Frau von Ries den Kopf, und nur der Va­ter zog die Brau­en noch strup­pi­ger zu­sam­men und sprach grob: »Blöd­sinn! – Mal­wi­ne ist das ein­zi­ge Frau­en­zim­mer, wel­ches sich an­stän­dig be­nimmt und nicht nach den Män­nern an­gelt! Da­rum wird sie die ein­zi­ge sein, wel­che mal eine gute Hei­rat tut!«

»Das wäre!« hohn­lä­chel­te die Frau Oberst und sah ver­bit­ter­ter und sau­er­töp­fi­scher drein als sonst. »Von nichts – wird nichts. Aus Lie­be nimmt sie kei­ner und um des Gel­des wil­len auch nicht! Mei­ne arme Mal­wi­ne müss­te eben nicht mein Kind sein, wenn sie Glück ha­ben soll­te! – Das ist nie bei uns zu Hau­se ge­we­sen, das hat uns ewig stief­müt­ter­lich be­han­delt! Wenn ich al­lein be­den­ke, wie sie dir da­mals den Ab­schied ins Haus ge­schickt ha­ben! Ohne al­len Grund! Ohne jede Ver­an­las­sung! Dein Re­gi­ment war das bes­te im gan­zen Korps … sie muss­ten dich zum Ge­ne­ral ma­chen, wenn es noch Ge­rech­tig­keit im mi­li­tä­ri­schen Le­ben gäbe …«

Herr von Ries hob mit dro­hen­dem Blick das graue Haupt. »Him­mel­kreuz­don­ner­wet­ter! Schon wie­der die alte Li­ta­nei! Ich sage dir, dass ich ab­so­lut kein Stra­te­ge bin, dass ich im Ma­nö­ver die Bri­ga­de ganz nie­der­träch­tig, ganz un­ter al­ler Kri­tik ge­führt habe! Potz Wet­ter noch eins, ich hät­te mich sel­ber zum Teu­fel ge­jagt! – Eins schickt sich eben nicht für alle, ich habe nie Ta­lent zum Sol­da­ten ge­habt! Jä­ger hät­te ich wer­den sol­len, Forst­mann – aber der Va­ter steck­te mich ins Korps. Habe mir red­lich Mühe ge­ge­ben, durch Fleiß und Ei­fer das Feh­len­de zu er­set­zen, – aber wo nichts ist, hat der Kai­ser das Recht ver­lo­ren! Dan­ken muss ich, dass sie mir noch ein Re­gi­ment ge­ge­ben ha­ben!...

Erscheint lt. Verlag 1.7.2025
Reihe/Serie Klassiker bei Null Papier
Klassiker bei Null Papier
Verlagsort Neuss
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Hedwig Courths-Mahler • Heimat • Heimatroman • Herzschmerz • Liebesroman • Schnulze
ISBN-10 3-96281-071-4 / 3962810714
ISBN-13 978-3-96281-071-9 / 9783962810719
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