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Die Erlkönigin (eBook)

Eine Heimatgeschichte
eBook Download: EPUB
2025 | 3., Überarbeitete Fassung
218 Seiten
Null Papier Verlag
978-3-96281-077-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Erlkönigin - Nataly Von Eschstruth
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Neue Deutsche Rechtschreibung Nataly von Eschstruth war eine deutsche Schriftstellerin und eine der populärsten und berühmtesten Erzählerinnen der Gründerzeit. Null Papier Verlag

Nataly von Eschstruth (1860-1939) war eine deutsche Schriftstellerin und eine der populärsten und berühmtesten Erzählerinnen der Gründerzeit. In ihren unterhaltsamen Romanen schilderte sie eingängig das Leben einer höflichen Gesellschaft, wie sie es aus eigener Erfahrung gelernt hatet.

Nataly von Eschstruth (1860-1939) war eine deutsche Schriftstellerin und eine der populärsten und berühmtesten Erzählerinnen der Gründerzeit. In ihren unterhaltsamen Romanen schilderte sie eingängig das Leben einer höflichen Gesellschaft, wie sie es aus eigener Erfahrung gelernt hatet.

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Das Mond­licht glänzt auf der Groß­mut­ter weißem Schei­tel. Dro­ben in den Lin­den­zwei­gen duf­tet’s und blüht’s, surr­t’s und summ­t’s, und streift die Blu­mens­ter­ne her­ab auf die lau­schen­den Blond­köpf­chen. Groß­müt­ter­chen aber er­zählt:

»Es war ein­mal ein Kö­nigs­sohn, der wuss­te nicht, was die Lie­be war. Er lehn­te an dem Mar­mor­fens­ter sei­nes Nord­land­schlos­ses und blick­te hin­aus in die tan­zen­den Schnee­flo­cken und frag­te sie um Rat, aber die schüt­tel­ten die wei­ßen Ge­sicht­chen und sto­ben da­von. Da­rauf blick­te er em­por zu den Wol­ken, die mit mäch­ti­gen Flü­geln über die Schlos­stür­me flo­gen, seufz­te tief auf und rief: ›Ihr Kin­der des Sturm­winds, wisst ihr viel­leicht, wo ich die Lie­be fin­de?‹ Aber die Wol­ken wa­ren düs­ter und stumm, und zo­gen in wil­der Hast zu ih­rem Mut­ter­haus, dem klüf­ti­gen Ge­birg, des­sen Schei­tel die Pfos­ten des Him­mels trägt. ›Ich weiß, wo die Lie­be ist!‹ sag­te ein schüch­ter­ner Son­nen­strahl, sich durch das Ge­wölk steh­lend, ›hier oben ist es zu kalt und ein­sam, hier wohnt nur die Me­lan­cho­lie mit ih­ren trä­nen­feuch­ten Wan­gen, und der Sturm ent­blät­tert die Rose, ehe sich ihr vol­ler Kelch er­schloss, die Lie­be aber will Glut und Blü­ten, die Lie­be will Licht und Zau­ber­pracht. Komm! Fol­ge mir zur Wie­ge der Poe­sie, atme den Duft der flüs­tern­den Mu­sen­hai­ne, be­krän­ze Dein Haupt mit ih­rem Lor­beer, und küs­se die Lip­pen, de­ren See­le ein Lied glü­hends­ten Emp­fin­dens ist, bli­cke em­por zu dem leuch­ten­den Him­mels­dom, ver­sin­ke in dem Auge, des­sen Rät­sel­nacht das Ge­heim­nis des Glückes birgt, und Du hast die Lie­be ge­fun­den, die Lie­be im Glan­ze des Lichts!‹ Da fass­te Sehn­sucht das Herz des nor­di­schen Prin­zen, er stürm­te da­von durch Schnee und Eis, und wan­der­te ohne Rast und Ruh, bis er das Land der Son­ne fand! Aber die Glut blen­de­te sein Auge, der Blü­ten­duft be­täub­te ihn, und der Klang der Man­do­li­ne trieb ihm Trä­nen un­ver­stan­de­nen We­hes in die Au­gen, der Him­mel blitz­te und fun­kel­te wie ein stol­zes Auge, das kein Mit­leid kennt, und die Lip­pen mit ih­rem Hauch der Lei­den­schaft ver­gif­te­ten sein Herz­blut, wähn­te er. Da lag er in­mit­ten der pa­ra­die­si­schen Pracht, un­ter blü­hen­dem Ge­zweig und ju­beln­der Vo­gel­schar wie ein Ver­schmach­ten­der, wel­cher die Hän­de ge­gen die Brust presst und seufzt: ›nur einen Hauch der fri­schen Nord­lands­luft!‹ Heim­weh quäl­te ihn und trieb ihn aus dem Land des Glückes, in wel­chem er ver­geb­lich nach Lie­be ge­sucht! Da braus­te von neu­em der Sturm der Hei­mat um des Jüng­lings auf­at­men­de Brust, da schäum­te und don­ner­te das Meer um die ein­sa­men Klip­pen, und den­noch sproß­te an den Zwei­gen das ers­te teu­re Ei­chen­grün! Auf­ju­belnd schlang der Kö­nigs­sohn die Arme um den deut­schen Baum und brei­te­te sich nach dem mäch­ti­gen Turm­bau sei­nes Va­ter­hau­ses aus, und wie er dann vor­wärts­stür­mend die knos­pen­den Zwei­ge aus­ein­an­der biegt, da steht er plötz­lich wie ge­bannt vor der schlan­ken Maid, wel­che ihm laut­lo­sen Schrit­tes ent­ge­gen­tritt. Von ih­rem Schei­tel fließt ei­tel Son­nen­gold, ihr wei­ßer Na­cken leuch­tet wie die Myr­then­blü­te des Sü­dens und in den Au­gen strahl­te ein tief­blau­er Him­mel lä­cheln­der Un­schuld. Der Kö­nigs­sohn aber fühlt es wie einen Schau­er sü­ßer An­dacht durch sei­ne See­le we­hen, und wie er klop­fen­den Her­zens nä­her tritt, tief und glück­se­lig in die­ses treue Auge schaut, da ju­belt er voll won­ni­gen Ent­zückens: ›Ja, das bist Du, o Lie­be!‹«

Groß­mut­ter schwieg. Mit glän­zen­dem Blick lausch­te die En­ke­lin, aber das klei­ne Blond­köpf­chen auf dem Schoß der Al­ten war lei­se her­ab­ge­sun­ken, die sei­de­nen Wim­pern mal­ten lan­ge Schat­ten auf die ro­si­gen Wan­gen und laut­los er­hob sich die Er­zäh­le­rin, um den klei­nen Schlä­fer drin­nen im Forst­haus auf wei­che Kis­sen zu bet­ten.

Im Schat­ten der Lin­de stand Nor­bert und blick­te noch un­ver­wandt nach der mond­hel­len Front des Förs­ter­hau­ses, in des­sen Tür Groß­mut­ter so­eben ein­trat. »Ja, das bist Du, o Lie­be!« klang es vor sei­nen Ohren, und er strich lang­sam mit der Hand die vol­len Haar­lo­cken aus der Stirn. Er hat­te sie also ge­fun­den!

»Nor­bert!« flüs­ter­te ein fri­sches Stimm­chen ne­ben ihm, »gehst Du noch nicht mit uns her­ein? es ist schon spät, Va­ter wird gleich nach Hau­se kom­men, und dann müs­sen wir Alle im Bett­chen lie­gen.«

»Du bist auch noch ein klei­nes Mäd­chen, das zei­tig zur Ruhe muss!« ent­geg­ne­te der jun­ge Mann mit dem Stolz ei­nes Pri­ma­ners, »ich blei­be noch auf und wer­de dem On­kel durch den Wald ent­ge­gen ge­hen; gute Nacht, Änn­chen!«

Änn­chen stell­te sich auf die Fuß­spit­zen und reich­te mit den klei­nen Ar­men in die Höhe, um sie zärt­lich um sei­nen Hals zu schlin­gen, »Gute Nacht, Nor­bert«, und ein herz­haf­ter Kuss krönt den Ab­schied, »musst mich aber mor­gen früh ge­wiss auf­we­cken, wenn Du fort willst! – ja?«

»Ei ver­steht sich!« nickt der Vet­ter, sich wie­der zu vol­ler Höhe em­por rich­tend, »und wenn ich dann von mei­nen Rei­sen zu­rück­kom­me, brin­ge ich Dir schö­ne Mu­scheln und einen Pa­pa­gei mit!«

Änn­chen jauchz­te lei­se auf, und husch­te hier­auf wie ein hel­ler Mond­strahl über den Kies­platz in das Förs­ter­haus. – Nor­bert aber über­leg­te noch einen Au­gen­blick, dann schritt er ge­dan­ken­voll in den stil­len Wald hin­ein.


»… und siehst Du nicht dort
Erl­kö­nigs Töch­ter am düs­te­ren Ort?«

Die Bu­chen­zwei­ge flüs­ter­ten ganz lei­se, als sprä­chen sie im Traum. Der Wald­weg war breit und moo­sig, ma­le­ri­sches Ge­stein bau­te sich hier und da zur Sei­te auf, um­nickt von schlan­ken Far­ren­blät­tern, oder über­wu­chert von groß­blätt­ri­gen Brom­beer­ran­ken, wel­che sich in dich­tem Ge­wirr an den Ab­hän­gen hin­zo­gen. Die He­cken­ro­sen blüh­ten und der Duft ver­steck­ter Wald­blu­men weh­te süß und schmeich­le­risch durch die laue Som­mer­nacht; ein Flö­ten, Zir­pen und Ra­scheln ging durch die Laub­hol­zwip­fel, und fern im Tal lock­te noch eine Nach­ti­gall in den Ha­sel­nuß­stau­den.

Nor­bert schritt lang­sam bergab; »Un­sinn mit den Mär­chen!« dach­te er und pfiff kopf­schüt­telnd eine un­kla­re Me­lo­die vor sich hin, »Lie­be! bah, was geht mich Lie­be an!« und er stimm­te mit sei­ner vol­len Ba­ri­ton­stim­me an: »Lieb­chen ade! schei­den tut weh, mor­gen da geht’s in die wo­gen­de See!«

Das Mond­licht flim­mer­te wie Ne­bel­duft um die dun­keln Tan­nen­häup­ter, ein Nacht­schmet­ter­ling strich mit schwer­fäl­li­gem Flü­gel quer über den Weg, und aus dem Tal kam fri­scher Wind­zug, wel­cher die Grä­ser der Hal­de wie See­wel­len auf- und nie­der­wo­gen ließ. Der Wald ward licht und hör­te mit rau­schen­der Ei­chen­front plötz­lich auf. Ein en­ges Tal zog sich am Fuß der An­hö­he hin, durch­schnit­ten von den spru­deln­den Wel­len ei­nes Ge­wäs­sers, der Nie­der­kleen, de­ren aus­ge­spül­te Wie­se­nu­fer von sil­ber­nen Er­len und Wei­den be­schat­tet wur­den. Man sah die Stäm­me wie dunkle Ge­stal­ten aus dem grau­en Ne­bel­meer tau­chen, aben­teu­er­lich und selt­sam, wie klei­ne, buck­li­ge Gno­men, oder...

Erscheint lt. Verlag 1.7.2025
Reihe/Serie Klassiker bei Null Papier
Klassiker bei Null Papier
Verlagsort Neuss
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Hedwig Courths-Mahler • Heimat • Heimatroman • Herzschmerz • Liebesroman • Schnulze
ISBN-10 3-96281-077-3 / 3962810773
ISBN-13 978-3-96281-077-1 / 9783962810771
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