Katz' und Maus (eBook)
223 Seiten
Null Papier Verlag
978-3-96281-095-5 (ISBN)
Nataly von Eschstruth (1860-1939) war eine deutsche Schriftstellerin und eine der populärsten und berühmtesten Erzählerinnen der Gründerzeit. In ihren unterhaltsamen Romanen schilderte sie eingängig das Leben einer höflichen Gesellschaft, wie sie es aus eigener Erfahrung gelernt hatet.
Nataly von Eschstruth (1860-1939) war eine deutsche Schriftstellerin und eine der populärsten und berühmtesten Erzählerinnen der Gründerzeit. In ihren unterhaltsamen Romanen schilderte sie eingängig das Leben einer höflichen Gesellschaft, wie sie es aus eigener Erfahrung gelernt hatet.
Widmung
Im Johanniskloster.
Die Holzenburg.
Katz' und Maus.
Das Rätsel.
Die Werra-Fuhrt.
Gudula.
Das Kräutlein Wohlverleih.
Ich fürcht' mich nicht!
Et dimitte nobis debita nostra!
Die Glockenblume.
Der Steg.
Der Katzenritter.
Behüt' Dich Gott!
Am Rhein.
Ros' âne dorn – ein tube sunder gallen!
Ein Wiedersehen.
Rheinab!
Der Dombaumeister.
Die Beichte.
Im Johanniskloster.
»Nun so redet!« sprach Abt Wunfried,
Griff bedächtig nach dem Humpen,
Neigte sich, warf einen schnellen
Blick in seine Purpurtiefe,
Wo die grellen Lichtreflexe
Funken gleich im Weine tanzten,
Hob ihn an die schmalen Lippen
Und tat einen knappen Zug. –
Gegenüber an der Tafel,
Vor dem unberührten Becher
Saß, dem diese Worte galten,
Finsterblickend, stahlgewappnet,
Robert von dem Frankensteine,
Den man auch nach seinen streichen
Rings den »wilden« Junker nannte.
Seinen langen, blonden Schnurrbart
Zornig in den Fingern zwirbelnd,
Düstern Blick zum Abte schickend,
Schlug er mit der Rechten dröhnend
Auf die eich’ne Tafelplatte
Und rief hastig: »Ja, beim schwarzen
Höllenfürst und allen Teufeln,
Reden will ich, Abt Wunfriedus,
Und Ihr sollt der Rede staunen!
Haben sich die Lästerzungen
Hier im Kloster Sanct Johannis,
Mich verketzernd, eingenistet,
Dass Ihr mich wie einen Schandbub’,
Beichte heischend, vor Euch ladet?«
Hob das ernste, bleiche Antlitz
Abt Wunfriedus und sprach ruhig:
»Fein bedächtig, Junker Robert!
Wisst, dass ich Euch hergerufen
Unterm scheine alter Freundschaft,
Einer Zwiesprach hier zu pflegen,
Nicht um Euer Tun zu richten;
Ihr hingegen führet Reden,
Die ein friedliches Beraten
Schier unmöglich machen. – Demut
Heisch’ ich hier als Euer Priester,
Offenheit als Freund und Oheim.
Ist’s Geheimnis denn geblieben,
Was in Kreuzburg vorgefallen?
Soll allein in Sanct Johannis
Niemand ahnen, was im Lande
Weit schon über Türing’s Grenzen
Kecklich alle Spatzen pfeifen?
Und wie wisst Ihr, ob ich’s glaube;
Ob ich nicht in schweren sorgen
Ängstlich forschte, ob dies Schrecknis
Nicht geschah de gravi causa?
Seid Ihr schuldig, Junker Robert,
Sanct Johannes mög’s verhüten –
Wer vermöchte eh’r denn Wunfried
Eure Seel’ zu absolvieren?
Drum erzählt mir ohne Zaudern
Und genau, dass jeglich Wörtlein
Auf das Kreuz Ihr könnt beschwören,
Wie Ihr streit bekamt zu Kreuzburg!«
Heftig an der Lippe nagend,
Starrt der Junker auf den Boden,
Wo auf weiß gefegten Dielen
Sich die langen Schatten malten;
Dann erhob er jach das Antlitz,
Dieses freie, finster kühne,
Wetterbraune Männerantlitz,
Und so hob er an zu sprechen:
»Hab’ gesündigt, Abt Wunfriedus,
Doch so schwer nicht, als Ihr meinet;
Wisst ja, heißes, ungestümes,
Trotz’ges Blut der Frankensteiner
Schäumet hinter meinen Schläfen,
Und so kommt es – weiß der Satan! –
Gar zu leicht, dass mir die Adern
Zornhoch auf der Stirne schwellen.
Bös gemeint ist’s niemals, Wunfried,
Ist nur so, wie’s unser Herrgott
Auch dem jungen Most beschieden,
Der erst gährt und schäumt und dränget,
Eh’ er sich, zu Gold geläutert,
In den besten Wein verwandelt!
Wisst, ich habe keine Mutter,
Keine Schwester, keine Base,
Bin als wie ein herrnlos Füllen,
Zwischen Männern aufgewachsen
Und entbehrte jeden Zuspruchs.
Also ward ich, was ich bin nun,
Frei empor geschossen Stämmlein,
Dessen wilde Sauersprossen
Keine zarte Hand gereutet,
Guter Art, doch arg verwahrlost,
Seine Kräfte fälschlich nutzend
Und nach allen Seiten kecke
In die lust’ge Freiheit strebend!
Also höret. – War mit Hermann,
Herrn von Treffurt und zu Beilstein,1
Wohl befreundet und verbrüdert,
Wenn mich gleich sein tückisch Wesen,
Seine falsche Schleichermiene
Oft auf’s grimmigste verdrossen.
Dennoch war ich stets in Frieden
Mit ihm Handels einig worden,
Seine Nähe meistens meidend,
Wie man eklen Spinnen ausweicht.
Nun geschah es, dass Herr Hermann
Plötzlich ein Gelüst verspüret,
Sein Ererbtes zu vergrößern
Und die Grenzen seines Lehnes
Längs der Werra zu erweitern.
Schon seit grauen Jahren sitzen
Die von Frankenstein zu Salzung,
Bis ich jüngst mir zum Ergötzen,
Hier am Petersberg bei Wartburg,
Meinen Mittelstein erbaute.2
Solches nutzte der von Treffurt,
Und er hob an, mich zu kirren,
Ihm die wenig Hufen Landes,
So am Werra-Ufer laufen
Und auf Salzungen verbrieft sind,
Frankensteinisches Ganerbe,
Einzutauschen oder gegen
Baare Münze zu verkaufen.
Ich sann hin und her und dachte,
Dass der Landstrich zu entbehren,
Wenngleich er zum besten Acker
Zählte, den ich je besessen;
Tat’s dem Treffurt auch zu Liebe,
Denn ich wollt’ ihn nicht zum Feinde;
Doch verkaufen gegen Baares
Wollt’ ich ungern. – Nun hat Hermann
Dicht gelegen meinen Forsten
Einen Flecken, heißet: ›Haynich‹3
Dahinein verlor manch’ Wild sich,
Wenn ich’s in den Bergen hetzte,
Und verleidet’ mir das Jagen.
Darum sprach ich: ›Tausch’ die Hufen
Gegen jenen Flecken Haynich,
Lass sie schätzen und vergleich’ es
Dann gerecht mit meinem Acker!‹
Ihm gefiel’s, und also wurden
Schnell wir unsres Handels einig,
Setzten fest auch Tag und Stunde,
Wo wir uns in Kreuzburg treffen
Wollten, Alles zu verbriefen. –
War auch zur bestimmten Stunde
Hermann Treffurt und sein Bruder,
Jener rote Fuchs von Beilstein
Mit dem Hinkefuß, Herr Henno,
Und sein Beistand, Hinz von Naetter,
In Stadt Kreuzburg eingeritten.
Fast zu gleicher Zeit mit ihnen
Traf auch ich ein. Mir zur Seite
Ritt mein wackrer Trautgeselle,
Treusch von Buttlar, der zu Schweinsberg
Bei dem alten Guntram Schencke
Mit mir Knappendienste übte,
Und der jetzt mit seiner Hausfrau,
Vom Geschlechte der von Malsburg,
Auf dem Brandenfelsen sitzet.
Wie wir uns bei heitrem Mahle
Nun versammeln, und Herr Henno
Hundert Sprüchlein, oder mehr noch,
Hercitiert, den Krug zu leeren,
Wie er ließ die Gäste leben,
Jeden Einzelnen mit Namen,
Fürst und Landsherr, unsre Vesten
Die hochwürd’ge Cleriseia
Und zum Scherz Frau Aventiure
Und die holde Kön’gin Minne,
Kurz – wie er stets Vorwand suchte,
Weinesglut aus unserm Becher
In die Köpfe zu verpflanzen, –
Ja, da darf’s nicht Wunder nehmen,
Dass wir, höchlichst aufgeheitert,
Endlich von der Tafel schieden,
Um den Tauschcontract zu schließen,
Den ein Schreiberlein, Claus Pfeiffer,
Während dessen aufgesetzet.
Henno nimmt das Schreiben jetzo
Und beginnt vor allen Zeugen
Laut den Inhalt zu verlesen;
War just so, wie wir’s bestimmten:
Meine Hufen für den Haynich.
Buttlar hört’s gleich mir und nicket,
Hermann nickt und sagt: ›Herzbruder,
Bist Du diesen Brief zufrieden?‹
Und ich antwort’: ›so mir Gott helf’,
Ja, ich bin es, Hermann Treffurt!‹
Und… nun soll ich’s durchseh’n,...
| Erscheint lt. Verlag | 1.7.2025 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Klassiker bei Null Papier | Klassiker bei Null Papier |
| Verlagsort | Neuss |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
| Schlagworte | Hedwig Courths-Mahler • Heimat • Heimatroman • Herzschmerz • Liebesroman • Schnulze |
| ISBN-10 | 3-96281-095-1 / 3962810951 |
| ISBN-13 | 978-3-96281-095-5 / 9783962810955 |
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