Zum Hauptinhalt springen
Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de

Nataly von Eschstruth – Gesammelte Werke (eBook)

Romane und Geschichten
eBook Download: EPUB
2025 | 3., Überarbeitete Fassung
4273 Seiten
Null Papier Verlag
978-3-96281-101-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Nataly von Eschstruth – Gesammelte Werke - Nataly Von Eschstruth
Systemvoraussetzungen
1,99 inkl. MwSt
(CHF 1,90)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Neue Deutsche Rechtschreibung Nataly von Eschstruth war eine deutsche Schriftstellerin und eine der populärsten und berühmtesten Erzählerinnen der Gründerzeit. Null Papier Verlag

Nataly von Eschstruth (1860-1939) war eine deutsche Schriftstellerin und eine der populärsten und berühmtesten Erzählerinnen der Gründerzeit. In ihren unterhaltsamen Romanen schilderte sie eingängig das Leben einer höflichen Gesellschaft, wie sie es aus eigener Erfahrung gelernt hatet.

Nataly von Eschstruth (1860-1939) war eine deutsche Schriftstellerin und eine der populärsten und berühmtesten Erzählerinnen der Gründerzeit. In ihren unterhaltsamen Romanen schilderte sie eingängig das Leben einer höflichen Gesellschaft, wie sie es aus eigener Erfahrung gelernt hatet.

Der Irrgeist des Schlosses
Der Stern des Glücks
Der verlorene Sohn
Die Bären von Hohen-Esp
Die Erlkönigin
Frühlingsstürme
Gänseliesel
Hazard
Hofluft
Jung gefreit
Katz' und Maus
Frieden
Index

1.



Die Blü­te fiel, mir blieb der schar­fe Dorn,
Noch im­mer aus der Wun­de quillt das Blut;
Es sind das Weh, die Sehn­sucht und der Zorn
Mein ein­zig Gut.

Gei­bel.

Es war im Juni. Blen­den­de Son­nenglut lag auf dem weit ge­dehn­ten Häu­ser­kom­plex der Ka­det­ten­an­stalt, flim­mernd, wie ein un­ab­seh­ba­res Strah­len­netz, wel­ches mit tau­send fei­nen Gold­ma­schen Him­mel und Erde um­spon­nen hält. Die jun­gen Gar­ten­an­la­gen stan­den matt und welk, ein­zel­ne Schmet­ter­lin­ge hin­gen an den Blu­men, und die Flie­gen blitz­ten wie über­mü­ti­ge Ge­dan­ken durch die Luft, eben­so bunt und schil­lernd wie der Son­nen­staub, in wel­chem sie sich tum­mel­ten. Hin­ter dem Haupt­ge­bäu­de dehn­te sich der Reit­platz aus, da war Schat­ten.

»Durch die Mit­te der Bahn chan­giert!« klang die Sum­me des un­ter­rich­ten­den Ka­val­le­rie­of­fi­ziers. Er ließ die Reit­peit­sche sin­ken, stemm­te die Arme in bei­de Sei­ten und ließ die er­hitz­ten Pfer­de an sich vor­über de­fi­lie­ren. Mit glü­hen­dem Ge­sicht führ­ten die jun­gen Rei­ter das Ma­nö­ver aus, mit fast pein­li­cher Ge­nau­ig­keit, und den­noch war kein ein­zi­ger bei der Sa­che. Zur Sei­te des Plat­zes näm­lich, dicht an der Bar­riè­re, stand ein klei­ner Kreis sehr ele­gan­ter Zuschau­er; die hohe, im­po­san­te Ge­stalt ei­nes Herrn mit dem Band des ei­ser­nen Kreu­zes im Knopf­loch, mit weißem Schnurr­bart und hel­len Hand­schu­hen, und ihm zur Sei­te die Frau Ma­jo­rin, sei­ne Ge­mah­lin, klein, kor­pu­lent, mit der Lor­gnet­te vor den Au­gen.

»Dag­mar!« wand­te sie sich plötz­lich mit stren­gem Blick zur Sei­te, »geh’ von dem Ge­län­der her­un­ter! Du bist nicht al­lein hier!«

Dag­mar war ein Back­fisch­chen, gra­zi­ös, ko­kett, von Kopf bis zu Fü­ßen rosa. Die klei­ne Nase mit ih­rem ke­cken, auf­wärts stre­ben­den Spitz­chen wand­te sich halb zur Sei­te. »Da un­ten sehe ich nichts, Tan­te!« rief sie mit leicht ge­fal­te­tem Münd­chen, »und Frie­da und Herr von San­gers ste­hen ja vor mir!« Und ohne nur die min­des­te No­tiz von dem miss­bil­li­gen­den Ge­sicht der Ma­jo­rin zu neh­men, rück­te sie sich noch über­mü­ti­ger auf ih­rem Sitz zu­recht und warf die wil­den Kraus­haa­re in den Na­cken zu­rück.

»Sa­gen Sie mir doch, Herr von San­gers, wer ist je­ner ent­setz­lich häss­li­che Mensch dort auf dem Schim­mel!« lach­te sie plötz­lich laut auf, ihre tief­dun­keln Au­gen zu dem jun­gen Küras­sier­of­fi­zier he­bend, wel­cher lä­chelnd mit dem Blick der Rich­tung folg­te, die ihm die klei­ne Hand un­ge­niert an­gab, »nein, das ist ja haar­sträu­bend! Wie eine Lei­che sieht er aus und hängt auf dem Pfer­de wie ein Ham­pel­mann! Ha­ha­ha! Fritz!« Und sie wand­te sich jäh zu ei­nem rot­wan­gi­gen, zehn­jäh­ri­gen Kna­ben zu­rück, wel­cher dicht hin­ter ihr stand: »Dass Du mir nie­mals solch einen Rit­ter von der trau­ri­gen Ge­stalt ab­gibst, sonst ver­leug­ne ich Dich bei Gott vor al­ler Welt!«

»Da kannst Du ru­hig sein, Dag­mar!« schüt­tel­te Fritz mit weg­wer­fen­dem Na­se­rümp­fen den Kopf, »ich glau­be, wir Bei­de rei­ten jetzt schon bes­ser wie all’ die Kerls da zu­sam­men!«

»Aber Kin­der, bit­te, me­na­giert Euch!« wand­te sich die Ma­jo­rin mit stra­fen­dem Bli­cke um, und auch Frie­da schüt­tel­te ganz ver­le­gen ihr acht­zehn­jäh­ri­ges Blond­köpf­chen und sag­te in ent­schul­di­gen­dem Flüs­ter­ton zu Herrn von San­gers: »Die bei­den Klei­nen sind gar zu wild, das kommt von dem ewi­gen Land­auf­ent­halt bei uns; ich bin recht ban­ge, wie Fritz sich hier ein­le­ben wird!«

Der schö­ne Of­fi­zier strich lä­chelnd sei­nen glän­zen­den Schnurr­bart. »Un­be­sorgt, mein gnä­di­ges Fräu­lein, las­sen Sie den klei­nen Vet­ter erst ein paar Mo­na­te bei uns sein, und Sie wer­den Ihre Freu­de er­le­ben, wel­che Wun­der das Ka­det­ten­korps be­wirkt. – Wie be­fah­len Sie, Fräu­lein Dag­mar?«

»Ich be­fahl, dass Sie mir nun end­lich sa­gen, wer je­nes jun­ge Scheu­sal auf dem Schim­mel ist!« klang es mit grau­sa­mer Be­to­nung von den fri­schen Lip­pen und Dag­mar zupf­te ko­kett an der dun­kel­ro­ten Rose, wel­che, weit­hin leuch­tend, in ih­rem Knopf­loch stak, »jetzt kommt er eben hier an­ge­rit­ten, der drit­te – hei­li­ger Lau­ren­ti­us, wenn er doch ein­mal her­un­ter­fie­le!« Und mit hel­lem Ge­läch­ter strich sie das schwe­re Haar aus der Stirn und häm­mer­te aus­ge­las­sen mit dem spit­zen Stie­fel­ha­cken ge­gen die höl­zer­ne Bar­riè­re.

»Bit­te, nicht so laut, Fräu­lein Dag­mar!« raun­te ihr San­gers mit leicht­ge­fal­te­ter Stirn zu, »Graf Ech­ters­loh ist un­ser zu­künf­ti­ger Molt­ke, klug, streb­sam, sehr brav und tüch­tig.«

»Aber häss­lich! Häss­lich über alle Be­grif­fe!« Laut und scharf klang die Stim­me Dag­mars über den Platz, ein spöt­ti­scher Aus­druck um­spiel­te ihre ro­ten Lip­pen, fest und groß haf­te­ten ihre Au­gen auf dem Ge­sicht des Ka­det­ten, ein fast her­aus­for­dernd trot­zig mo­quan­ter Blick, wel­cher je­doch den Zau­ber des pi­kan­ten Ge­sichts eher er­höh­te als ver­nich­te­te.

Wie von ei­nem Dolch ge­trof­fen schrak Graf Ech­ters­loh em­por, mo­men­tan ruh­te Auge in Auge, je­der Bluts­trop­fen wich aus sei­nen an und für sich schon sehr blei­chen, groß­ge­schnit­te­nen Zü­gen, starr wie das Ant­litz ei­nes To­ten schau­te er zu ihr her­über.

»In ab­ge­kürz­tem Tem­po Ga­lopp – Marsch!« klang das Kom­man­do des Of­fi­ziers dicht ne­ben ihm. Der Schim­mel zuckt auf, mit jä­her Be­we­gung setzt er sich in das ra­sche Tem­po sei­ner Vor­gän­ger, und Graf Ech­ters­loh, über­rascht, ver­wirrt, wie aus tie­fem Traum er­wa­chend, sucht schwan­kend die Balan­ce zu hal­ten – um­sonst, mit schnel­ler Wen­dung kün­digt der Schim­mel den Ge­hor­sam und sein Rei­ter fliegt vorn­über in schwe­rem Sturz aus dem Sat­tel.

»Nun ha­ben Sie ja Ihren Wil­len ge­habt, Fräu­lein Dag­mar«, flüs­ter­te San­gers zwi­schen den Zäh­nen, und ein fast fins­te­rer Blick streift die Klei­ne, wel­che mo­men­tan leicht er­blei­chend auf das her­ren­los da­hin­tra­ben­de Pferd starrt. »Das hät­te leicht recht schlimm ab­lau­fen kön­nen. Aber Gott sei Dank, un­ser bra­ver Se­lek­ta­ner scheint sich nicht er­heb­lich ver­letzt zu ha­ben! Sie schei­nen sehr viel Ge­wicht auf das Äu­ße­re zu le­gen, Fräu­lein von der Ropp, für Sie exis­tiert nur die Schön­heit?«

»Na­tür­lich!« Dag­mar warf ihr rei­zen­des Köpf­chen in den Na­cken: »Es gibt drei Din­ge auf der Welt, wel­che mir ver­hasst sind: Käl­te, Dun­kel­heit und häss­li­che Ge­sich­ter, und wenn Ihr Graf Ech­ters­loh auch ein wah­rer Aus­bund von Klug­heit und Geist wäre, er ist für mei­ne Be­grif­fe ein Mon­strum von Häss­lich­keit, und das ge­nügt, um ihn für mich aus dem Re­gis­ter der Exis­tie­ren­den zu strei­chen!«

»Du über­treibst, Dag­mar«, warf Frie­da mild ein, »es ist nur sei­ne auf­fal­lend blei­che Ge­sichts­far­be, wel­che ihn auf den ers­ten Blick un­schön er­schei­nen lässt, sei­ne ein­zel­nen Züge sind nicht häss­lich, im Ge­gen­teil, sie sind fast zu re­gel­mä­ßig aus­ge­prägt für das ha­ge­re Ge­sicht!«

»Ge­sicht! Wie kann man einen sol­chen To­ten­kopf nur Ge­sicht nen­nen!« zuck­te die Klei­ne ge­ring­schät­zend die...

Erscheint lt. Verlag 1.7.2025
Reihe/Serie Gesammelte Werke bei Null Papier
Gesammelte Werke bei Null Papier
Verlagsort Neuss
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Hedwig Courths-Mahler • Heimat • Heimatroman • Herzschmerz • Liebesroman • Schnulze
ISBN-10 3-96281-101-X / 396281101X
ISBN-13 978-3-96281-101-3 / 9783962811013
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Das Ende der Welt. Roman

von Sabine Ebert

eBook Download (2025)
Knaur eBook (Verlag)
CHF 18,55