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Gänseliesel (eBook)

Heimatroman
eBook Download: EPUB
2025 | 3., Überarbeitete Fassung
496 Seiten
Null Papier Verlag
978-3-96281-083-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Gänseliesel - Nataly Von Eschstruth
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Neue Deutsche Rechtschreibung Nataly von Eschstruth war eine deutsche Schriftstellerin und eine der populärsten und berühmtesten Erzählerinnen der Gründerzeit. Null Papier Verlag

Nataly von Eschstruth (1860-1939) war eine deutsche Schriftstellerin und eine der populärsten und berühmtesten Erzählerinnen der Gründerzeit. In ihren unterhaltsamen Romanen schilderte sie eingängig das Leben einer höflichen Gesellschaft, wie sie es aus eigener Erfahrung gelernt hatet.

Nataly von Eschstruth (1860-1939) war eine deutsche Schriftstellerin und eine der populärsten und berühmtesten Erzählerinnen der Gründerzeit. In ihren unterhaltsamen Romanen schilderte sie eingängig das Leben einer höflichen Gesellschaft, wie sie es aus eigener Erfahrung gelernt hatet.

Erstes Kapitel.
Zweites Kapitel.
Drittes Kapitel.
Viertes Kapitel.
Fünftes Kapitel.
Sechstes Kapitel.
Siebentes Kapitel.
Achtes Kapitel.
Neuntes Kapitel.
Zehntes Kapitel.
Elftes Kapitel.
Zwölftes Kapitel.
Dreizehntes Kapitel.
Vierzehntes Kapitel.
Fünfzehntes Kapitel.
Sechzehntes Kapitel.
Siebenzehntes Kapitel.
Achtzehntes Kapitel.
Neunzehntes Kapitel.
Zwanzigstes Kapitel.
Einundzwanzigstes Kapitel.
Zweiundzwanzigstes Kapitel.
Dreiundzwanzigstes Kapitel.
Vierundzwanzigstes Kapitel.
Fünfundzwanzigstes Kapitel.
Sechsundzwanzigstes Kapitel.

Erstes Kapitel.



»Ihr Gäns­chen, dass ih­r’s alle wisst,
Die Lie­sel eu’­re Kön’­gin ist –
Gik – Gak – juch! – –«

Wei­te, wo­gen­de Korn­fel­der, rot­blü­hen­des Hai­de­land und bräun­li­che Step­pe, be­grenzt und durch­schnit­ten von end­lo­ser Kie­fern­wal­dung, eben­so me­lan­cho­lisch wie der Him­mel, wel­cher sich in ein­för­mi­gem Re­gen­grau, oder in wol­ken­los strah­len­der Som­mer­bläue, mit fern, fern ver­schwim­men­dem Ho­ri­zon­te dar­über spannt, wer kennt sie nicht, die­se ei­gen­ar­tig nor­di­sche Land­schaft, so arm an bun­ter und reiz­vol­ler Ab­wechs­lung, und den­noch eine zau­ber­vol­le, trä­nen­lä­cheln­de Poe­sie? Kei­ne Berg­kup­pe, kein ma­le­ri­sches Fel­sen­haupt strebt zum Him­mel, mei­len­weit schweift der Blick über die Ebe­ne, flach und ein­sam hin­ge­streckt, aus­drucks­los wie ein schla­fend An­ge­sicht. Aber dort, weit hin am Wal­dessaum, da leuch­tet und blitzt es plötz­lich auf wie ein zit­tern­des Sil­ber­band, da dehnt sich hell­kräu­seln­de Flut brei­ter und brei­ter vor un­serm Blick, ein schil­fum­kränz­ter See ist es, der tief ver­bor­gen zwi­schen Wald und Hai­de sein träu­me­ri­sches Lied von der Sehn­sucht rauscht. – – –

Juni war es, die Ro­sen blüh­ten. Die Luft schi­en zu zit­tern, so heiß und klar war sie, und ver­such­te es der Wind, die trä­ge Schwin­ge zu rüh­ren, so trug er nur schwü­le Duft­wo­gen her­zu, de­ren sü­ßer Atem ihm sel­ber den Sinn be­rausch­te, dar­um sank er kraft­los her­nie­der in die Lin­den­blü­ten und reg­te sich nicht mehr.

Am klei­nen Bach ent­lang, mit­ten durch brei­te Klee­fel­der und Kar­tof­fe­lä­cker, schritt ein jun­ges Mäd­chen. Ein grob­ge­floch­te­ner Gar­ten­hut, eine ver­bli­che­ne Band­schlei­fe als ein­zi­gen, un­gra­zi­ösen Schmuck tra­gend, hüll­te Stirn und Au­gen in Schat­ten und saß recht nach­läs­sig auf dem schlan­ken Köpf­chen, von wel­chem zwei köst­lich di­cke, gold­blon­de Flech­ten et­was wirr und zer­zaust über den Rücken hin­gen. Ein schlich­tes Kat­tun­kleid rausch­te steif­ge­stärkt um die zier­li­che Fi­gur, auf zwei große, der­b­le­der­ne Schu­he nie­der­fal­lend, wel­che ihre wuch­ti­gen Nä­gel­spu­ren tief in dem lo­cke­ren Sand­bo­den zu­rück­lie­ßen. Die sonn­ver­brann­te Hand führ­te ein um­fang­rei­ches But­ter­brot zum Mun­de, lang­sam und be­hag­lich, ab­wech­selnd mit den köst­li­chen Herz­kir­schen, wel­che auf brei­tem Kohl­blatt, wohl­ge­hü­tet auf dem ge­bo­ge­nen Arm la­gen. Zeit­wei­se blieb die jun­ge Dame ste­hen, blick­te sin­nend auf den Klee und bog mit der plum­pen Schuh­spit­ze die grü­nen Blät­ter aus­ein­an­der, lan­ge ver­geb­lich. End­lich beug­te sie sich has­tig vor, so eif­rig, dass die Kir­schen über die Hand in den Weg­sand roll­ten, und so in­ter­es­sirt, dass sie die Flücht­lin­ge gar nicht be­merk­te. »Ein Vier­blatt! End­lich!« klang es ju­belnd von den Lip­pen, »na, Mon­sieur Frie­del, jetzt mach’ die Au­gen auf! Bin ich im­mer noch ein Pech­vo­gel? Hier hab’ ich’s ja, das Glück, und wenn ich’s Dir ge­zeigt habe, esse ich’s auf. Gre­te sagt, das müs­se man, wenn’s wirk­lich Gu­tes brin­gen soll!«

Das But­ter­brot zwi­schen den Zäh­nen hal­tend, griff die Spre­che­rin vor­sich­tig in die dickab­ste­hen­de Klei­der­ta­sche, warf einen schnel­len Blick hin­ter sich auf den Weg und zog als­dann ein klei­nes, alt­mo­disch ge­bun­de­nes Büch­lein her­vor, einen Au­gen­blick hielt sie es nach­denk­lich zwi­schen den Fin­gern. »Hm, ich will auf­schla­gen, welch ein Glück mir die­ses Klee­blatt bringt«, über­leg­te sie mit rei­zend wich­ti­gem Zug um den klei­nen Mund, klapp­te lang­sam das Buch aus­ein­an­der und schau­te atem­los auf das Ge­druck­te un­ter ih­rem Dau­men. »Sah ein Knab’ ein Rös­lein stehn, Rös­lein auf der Hai­den«, las sie fei­er­lich, mit ei­ner Stim­me und Be­to­nung, wel­che Ham­lets Geist alle Ehre ge­macht ha­ben wür­de, las pflicht­ge­treu bis zu Ende und seufz­te tief auf, »half ihm doch kein Weh und Ach! Ich dan­ke für solch ein Glück! Un­sinn mit die­sem Ge­dicht, von wem ist es denn ei­gent­lich? Aha, Goe­the, also doch et­was Schö­nes, – – ich ver­ste­he es viel­leicht nur nicht recht!« so press­te es sich mur­melnd zwi­schen Zäh­nen und But­ter­brot her­vor, und die jun­ge Dame leg­te das Vier­blatt be­hut­sam zwi­schen die Blät­ter in Goe­thes Ge­dich­te und ver­senk­te das Bänd­chen wie­der in die ge­wal­ti­ge Tie­fe der Klei­der­ta­sche.

In be­schleu­nig­tem Tem­po schritt sie wei­ter, brach sich eine schlan­ke Wei­den­ru­te vom Ba­chu­fer und köpf­te mut­wil­lig die wei­ßen Schafgarb­dol­den, wel­che über­hoch am Feld­saum wu­cher­ten; die ro­ten Lip­pen spitz­ten sich, in ver­geb­li­chem Ver­such »Gau­de­a­mus igi­tur« zu pfei­fen, die­weil ihre Ge­dan­ken wie­der bei Pas­tors Frie­del weil­ten, und die­ser Herr Stu­dio­sus und be­sag­tes Lied ein un­zer­trenn­li­cher Be­griff wa­ren. Der Weg lenk­te jetzt von dem Ba­che seit­wärts auf eine große Wie­se, durch­duf­tet von dem köst­li­chen Heu, wel­ches in ho­hen Hau­fen dar­in auf­ge­türmt lag, und durch­schnit­ten von der san­di­gen Fahr­stra­ße, wel­che auf der an­de­ren Sei­te be­reits von hoch­stäm­mi­ger Kie­fern­wal­dung be­grenzt wur­de.

An dem fla­chen Gras­rain die­ser Stra­ße saß Bär­bel, die klei­ne Gän­sehir­tin. Die Son­ne schi­en gol­den auf ihr nuß­brau­nes Haar, wel­ches in ab­ste­hen­dem Knöt­chen auf dem Kopf­wir­bel auf­ge­bun­den war, schi­en auf den ge­bräun­ten Na­cken und die hart­ge­ar­bei­te­ten Hän­de, in wel­chen sich das An­ge­sicht barg, um di­cke, bit­te­re Trä­nen durch die Fin­ger zu wei­nen.

»Ei, Bär­bel, was heulst Du denn?« klang es plötz­lich ne­ben ihr, und ein leich­ter Ger­ten­klapps auf das ge­senk­te Haupt ließ die Klei­ne er­schro­cken auf­schau­en. »Hat Dir Je­mand ’was ge­tan?«

Mit blödem Blick starr­te Bär­bel aus den rot­ge­wein­ten Au­gen, seufz­te tief auf und schüt­tel­te weh­mü­tig den Kopf: »Ach nä, gnä’ Frö­len, mir hät Keen’s wat to Leed dohn! äwerst roh­ren1 möt ick doch!«

»Döm­lich Dirn, wo kannst’ Di for nix so hev­ven!« klang es voll wohl­ge­mein­ten Tros­tes zu­rück; »wist’ un­sen lee­ven Herr­got int’ Rä­gen­wet­ter pfu­schen? Gliek seggst mi, wat di an­kom­men is.«

Bär­bel wisch­te krampf­haft mit dem Han­drücken über das trä­nen­über­ström­te Ge­sicht. »Ach, gnä’ Frö­len, min’ oarm Mud­ding – –«

»Man tau! was is mit se?«

»Se is sit­n’ poar Da­gen all krank und tau Bed, un’ het Fe­ver2 seggt de Doc­tor – – und min lütt Swes­tern un de Brau­der sin nu ganz ohn’ Up­sicht, un Keens do, wat min Mod­der waar­ten kan!« rang es sich schluch­zend von Bär­bels Lip­pen. »Ach le­ver God, ick mächt woll gi­ern do sin!«

»Oll Dös­kopp! wor­üm gehst denn nich, un sitzt all dar?« war die un­zwei­deu­ti­ge, has­tig her­vor­ge­sto­ße­ne Ant­wort; »gliek gehst to Hus!«

»Ach, ik ging so gi­ern – äwerst de Gös!!« Und Bär­bel warf einen ver­zwei­fel­ten Blick über ihre schnat­tern­den Un­tert­ha­nen. »Ik möt jo bi dat Dei­vels­viech blie­ven, Frö­len Jo­se­phi­ning!«

Das gnä­di­ge Fräu­lein sah eben­falls be­trof­fen drein.

»Do hest recht, wat...

Erscheint lt. Verlag 1.7.2025
Reihe/Serie Klassiker bei Null Papier
Klassiker bei Null Papier
Verlagsort Neuss
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Hedwig Courths-Mahler • Heimat • Heimatroman • Herzschmerz • Liebesroman • Schnulze
ISBN-10 3-96281-083-8 / 3962810838
ISBN-13 978-3-96281-083-2 / 9783962810832
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