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Frühlingsstürme (eBook)

Komplettausgabe
eBook Download: EPUB
2025 | 3., Überarbeitete Fassung
449 Seiten
Null Papier Verlag
978-3-96281-080-1 (ISBN)

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Frühlingsstürme - Nataly Von Eschstruth
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Neue Deutsche Rechtschreibung Nataly von Eschstruth war eine deutsche Schriftstellerin und eine der populärsten und berühmtesten Erzählerinnen der Gründerzeit. Null Papier Verlag

Nataly von Eschstruth (1860-1939) war eine deutsche Schriftstellerin und eine der populärsten und berühmtesten Erzählerinnen der Gründerzeit. In ihren unterhaltsamen Romanen schilderte sie eingängig das Leben einer höflichen Gesellschaft, wie sie es aus eigener Erfahrung gelernt hatet.

Nataly von Eschstruth (1860-1939) war eine deutsche Schriftstellerin und eine der populärsten und berühmtesten Erzählerinnen der Gründerzeit. In ihren unterhaltsamen Romanen schilderte sie eingängig das Leben einer höflichen Gesellschaft, wie sie es aus eigener Erfahrung gelernt hatet.

Widmung
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
VII.
VIII.
IX.
X.
XI.
XII.
XIII.
XIV.
XV.
XVI.
XVII.
XVIII.
XIX.
XX.
XXI.
XXII.
XXIII.
XXIV.
XXV.
XXVI.
XXVII.

I.


Die Sonn­tags­glo­cken läu­te­ten.

Tie­fe Stil­le lag über den Stra­ßen der Haupt­stadt, aber nicht die fried­li­che, er­qui­cken­de Fei­er­tags­ru­he, wie sie voll hei­li­ger Klar­heit über Wald und Flur aus­ge­brei­tet liegt, son­dern eine dump­fe Re­gungs­lo­sig­keit, ein Schwei­gen, wie das­je­ni­ge schwers­ter Er­schöp­fung, wie eine Tod­mü­dig­keit, wel­che mit halb­of­fe­nen Au­gen in blei­er­nen Schlaf sinkt. –

Glü­hend heiß brü­te­te die Mit­tags­son­ne auf dem Häu­ser­meer, – je­der Mau­er­qua­der schi­en un­er­träg­li­che Hit­ze aus­zu­strö­men, kein Hauch, – höchs­tens eine schwü­le Duft­wo­ge von Brand- und Gas­ge­ruch, von all dem wi­der­li­chen Ge­misch un­ge­sun­der Aus­düns­tun­gen, wel­che im Um­kreis die Groß­stadt­luft schwän­gern.

Die Drosch­ken­pfer­de ste­hen mit tief ge­neig­ten Köp­fen re­gungs­los im Schat­ten, selbst der Fut­ter­beu­tel hängt schlaff und noch halb­ge­füllt an den Mäu­lern, sie träu­men me­lan­cho­lisch vor sich hin, und nur dann hebt sich müde lau­schend ein Ohr am Kop­fe, wenn der Kut­scher das ge­wal­ti­ge Bier­glas mit bei­den Hän­den hebt und einen lan­gen, gie­ri­gen Zug tut. –

Blas­se, mat­t­äu­gi­ge Ge­stal­ten schlei­chen von Tür zu Tür, – an den Kel­ler­trep­pen lie­gen und kau­ern elen­de Kin­der, wel­che selbst zum spie­len zu müde sind und mit zwin­kern­dem Blick an den Haus­rie­sen em­por­star­ren, de­ren grell­be­strahl­te Mau­ern mit den ver­häng­ten Fens­ter­rei­hen die Au­gen blen­den, dass sie schmer­zen. –

Und hier ist noch ein bes­se­res Stadt­vier­tel, die ele­gan­te­re Ge­gend, wo die Fa­brik­schorn­stei­ne noch nicht auf­ra­gen, wo Plät­ze mit be­staub­ten An­la­gen die ein­för­mi­gen Häu­ser­rei­hen un­ter­bre­chen und klei­ne Vor­gär­ten sich hier und da als wohl­tu­en­de Ab­wechs­lung zu dem schier schmel­zen­den As­phalt vor­schie­ben.

Es ist eine gute Ge­gend, aber doch nicht das »Ge­heim­rats­vier­tel«, wo prun­ken­de Vil­len den Stadt­park säu­men und lu­xu­ri­öse Gär­ten hin­ter ho­hen Gold­git­tern eine Idyl­le in­mit­ten der Pro­sa end­lo­ser Stein­wüs­te zau­bern! –

Und den­noch ste­hen auch sie jetzt leer und ver­las­sen, le­dig­lich ein Er­ho­lungs­plätz­chen der Por­tiers und da­heim­ge­blie­be­nen Die­ner­schaft, de­ren rei­che Ge­bie­ter sich an den Strand der See oder in die Wal­des­schat­ten des Hoch­ge­bir­ges flüch­te­ten, um in ele­gan­tem Bad zu ver­ges­sen, dass zu Hau­se in der Re­si­denz das Ther­mo­me­ter von Tag zu Tag hö­her steigt, so hoch, dass die Wirt­schaf­te­rin in ih­rem Wo­chen­be­richt mit der ver­zwei­fel­ten Kla­ge schließt: »Es ist kaum zu er­tra­gen!« –

Wer dem Mo­lochra­chen die­ses Häu­ser­mee­res ent­rin­nen kann, der enteilt, und manch seuf­zen­der Fa­mi­li­en­va­ter bringt schwe­re Op­fer, um Weib und Kind wäh­rend der Fe­ri­en­zeit in Licht und Luft hin­aus zu ret­ten. Da bleibt kaum noch eine Fa­mi­lie zu­rück, – selbst für die Ärms­ten gibt es Fe­ri­en­ko­lo­ni­en, wo Wal­des­schat­ten und See­luft Leib und See­le er­qui­cken. Wohl dem, wel­cher rei­sen kann, wel­chen we­der Pf­licht noch Ar­mut un­ter die­se Blei­dä­cher bannt! –

Lang­sam, den Kopf nach­denk­lich ge­senkt, schritt ein halb­wüch­si­ger Kna­be durch die sen­gen­de Glut der Stra­ße. Groß und schlank auf­ge­schos­sen, ein we­nig vorn­über ge­neigt, wie ein jun­ger Stamm, wel­chem noch die Kraft fehlt, sich mar­kig auf­zu­re­cken, die Glie­der eckig und et­was un­be­hol­fen in der Be­we­gung, zeig­te er den­noch in sei­nem gan­zen Äu­ßern und We­sen die gute Kin­der­stu­be, in wel­cher er groß ge­wor­den.

Der An­zug war ein­fach, aber ta­del­los, und gut­sit­zen­de Hand­schu­he be­wie­sen, dass ihr jun­ger Trä­ger es ge­wohnt war, äu­ße­ren For­men zu ge­nü­gen.

Sei­ne Au­gen, groß und tief­blau, von dun­keln Wim­pern be­schat­tet und sehr ener­gisch ge­zeich­ne­ten Brau­en über­wölbt, blick­ten ernst, bei­na­he kum­mer­voll aus dem blas­sen, groß­ge­schnit­te­nen Ge­sicht, wel­ches trotz sei­nes ju­gend­li­chen Aus­se­hens den­noch den Ein­druck ei­nes ernst­den­ken­den, ge­reif­ten Man­nes mach­te.

Es lag ein fei­ner Lei­dens­zug um die Lip­pen, wel­chen nur die Er­fah­rung und der vol­le Ernst des Le­bens in jun­ge Ge­sich­ter schnei­den kann.

Mehr denn je trat er in dem farb­lo­sen Ant­litz her­vor, als der Se­kun­da­ner tief auf­at­mend in den hoch­ge­wölb­ten, mit der mo­der­nen Ele­ganz der Groß­stadt aus­ge­stat­te­ten Haus­flur trat, an des­sen De­cke rei­cher Stuck sei­ne ver­gol­de­ten Mus­ter zeig­te, und Öl­ge­mäl­de an den Wän­den auf zier­li­che Blatt­pflan­zen­ar­ran­ge­ments nie­der­blick­ten.

Hier war es kühl! Hier konnn­te man et­was auf­at­men, und wenn die Luft auch noch im­mer er­sti­ckend auf die Lun­gen fiel und durch die ver­schlos­se­nen En­tree­tü­ren ein häss­li­cher Ge­ruch von Kam­pher und Naph­tha­lin drang, es war doch nicht die ner­ven­mor­den­de Glut, wel­che die Stra­ßen und süd­lich ge­le­ge­nen Zim­mer un­er­träg­lich mach­te!

Der jun­ge Mann seufz­te tief auf, nahm das klei­ne Ge­bet­buch aus der rech­ten in die lin­ke Hand, und fuhr mit dem ein­fa­chen, wei­ßen Ta­schen­tuch, in des­sen Ecke je­doch ein ele­gan­tes Mo­no­gramm un­ter sie­ben­za­cki­ger Kro­ne von flei­ßi­gen Hän­den er­zähl­te, über die feucht­per­len­de Stirn. – Es lag et­was Ge­mes­se­nes, bei­na­he Pe­dan­ti­sches in sei­nem We­sen, et­was Um­ständ­li­ches, was ihn äl­ter er­schei­nen ließ, als er war. Müde, mit bei­na­he schlep­pen­den Schrit­ten stieg er die tep­pich­be­leg­ten Stu­fen em­por – eine Trep­pe – noch eine – und aber­mals eine. – Mecha­nisch schweif­te sein Blick über die Tür­schil­der, an wel­chen er vor­bei­sch­ritt. – Meist gute Na­men – ein Oberst a. D. – ein Bau­meis­ter – ein Sa­ni­täts­rat – ein Haupt­mann – glück­li­che Men­schen, – sie sind alle fort­ge­reist! – Hin­aus in die schö­ne, – som­mer­li­che, – herr­li­che Got­tes­welt voll Harz­duft und Vo­gel­fang, voll Wel­len­rau­schen und See­wind – ach, dass auch er die Arme aus­brei­ten und mit vol­len Lun­gen ein­mal durch­at­men könn­te! – So wie frü­her in je­nen bes­se­ren Zei­ten, wo auch bei ih­nen all­jähr­lich die Kof­fer ge­packt wur­den, wo er auf die Ber­ge stei­gen und im Dü­nen­sand wüh­len konn­te! O se­li­ge Erin­ne­rung! Was gäbe er dar­um, könn­te sie noch ein­mal wie­der­kom­men, noch ein­mal Wahr­heit wer­den!

Mit weh­mü­ti­gem Lä­cheln bleibt er ste­hen und ruht einen Au­gen­blick aus. Ja, auch für ihn wäre es eine Wohl­tat! Aber wie ger­ne wür­de er den­noch dar­auf ver­zich­ten, könn­te er nur für sein so heiß­ge­lieb­tes, her­zi­ges Müt­ter­chen solch’ eine Er­ho­lung schaf­fen! – Für ihn wäre es nur eine Er­qui­ckung. Aber für sie wäre es neu­er Le­ben­so­dem, für sie ist es eine Not­wen­dig­keit! –

Mit bei­na­he bit­te­rem Aus­druck mus­tert er das ele­gan­te Trep­pen­haus. Wa­rum müs­sen sie in der teu­ren...

Erscheint lt. Verlag 1.7.2025
Reihe/Serie Klassiker bei Null Papier
Klassiker bei Null Papier
Verlagsort Neuss
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Schlagworte Hedwig Courths-Mahler • Heimat • Heimatroman • Herzschmerz • Liebesroman • Schnulze
ISBN-10 3-96281-080-3 / 3962810803
ISBN-13 978-3-96281-080-1 / 9783962810801
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