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Jerry Cotton Sonder-Edition 65 (eBook)

Heroin auf nackter Haut

(Autor)

eBook Download: EPUB
2017 | 1. Aufl. 2017
80 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-5432-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jerry Cotton Sonder-Edition 65 - Jerry Cotton
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Suman Tschan stammte aus Manila, Hongkong oder Japan - weiß der Teufel, woher! Ihre Augen waren unergründlich, ihr Gesicht von maskenhafter Schönheit. Sie war unsere wichtigste Zeugin im Fall der Rauschgiftschmuggler, die Heroin auf nackter Haut transportierten. Als sie mir Kaffee anbot, spürte ich eine seltsame Spannung. Ich beugte mich über die Tasse - und atmete den Geruch von bitteren Mandeln, den Duft von Zyankali ...

2

Der Lärm im Trockendock war ohrenbetäubend. Die Felicitas hatte einen Maschinenschaden gehabt, der irgendetwas mit einer der beiden Schraubenwellen zu tun hatte, und aus Gründen, die ausschließlich die Fachwelt beurteilen konnte, war die Reparatur nur im Trockendock zu machen. Für mich als Laien sah es imponierend aus, wie der große Schiffsrumpf in dem riesigen Stahlkasten stand.

Über eine Art Brücke gelangten Ian McDouglas und ich an Deck des großen Frachters. Ein Mann mit aufgerollten Hemdsärmeln und ölverschmierten Fäusten lehnte an der Reling, starrte hinab auf die am Heck arbeitenden Leute, die von hier oben wie Spielzeugmännchen aussahen, und bedachte uns dann mit einem forschenden Blick.

»Das ist Pete Swornee«, erklärte McDouglas, »mein Erster Ingenieur. Na, was machen die Arbeiten, Pete?«

»Morgen Abend fertig, glaube ich. Ich habe die Burschen auf Trab gebracht.«

McDouglas lachte polternd. »Der gute, alte Swornee! Fühlt sich nicht wohl, wenn er nicht dauernd jemanden auf Trab bringen kann. Ist aber gut. Die Kerle, die heute ehrliche Schiffsplanken unter ihren Plattfüßen haben, sind keine Seeleute mehr. Heiliger Klabautermann! Ich warte nur auf den Tag, wo auf jedem Pott einer von der Gewerkschaft mitfährt und bei Windstärke zehn die Arbeitszeiten stoppt.«

Der Ingenieur mochte um die dreißig sein. Er war untersetzt, hatte eine stämmige und muskulöse Gestalt und die Sorte Bartwuchs, die fünf Minuten nach dem Rasieren schon wieder die ersten blauschwarzen Schatten ins Gesicht zieht. Unter den dicken schwarzen Augenbrauen standen die dunklen Augen zu eng beisammen. Ich hatte nicht das Gefühl, dass Swornee ein Mann war, mit dem man leicht auskommen konnte.

Er musterte mich unverhohlen und streifte den Kapitän noch einmal mit einem forschenden Blick, als wolle er den Grad seiner Trunkenheit richtig abschätzen.

»Was wollen Sie denn hier, Mann?«, fragte er dann frech.

Ich warf McDouglas einen warnenden Blick zu, während ich wie im Schmerz fragte: »Muss ich dem Ersten Ingenieur Rechenschaft ablegen, wenn ich mit dem Kapitän zusammen an Bord gehen will, Ian?«

McDouglas hielt sich mit einer Hand an der Reling fest. Jetzt grinste er zufrieden. Mit polterndem Gelächter zeigte er auf mich.

»Den schaffst du nicht, Swornee!«, sagte er. »Du nicht! Den kannst du nicht auf Trab bringen. Haha, haha, haha! Tut mir direkt gut, mal einen zu finden, den du nicht schaffst, Pete. Der hat nämlich mich geschafft. Was sagst du jetzt, hm? Kannst du dir vorstellen, dass ich seine Pfote nicht auf die Platte gekriegt habe? Und der legt meine Pranke nach ’ner halben Minute hin wie einen ausgespuckten Priem. Was sagst du dazu, Pete? So ein verfluchter Mistkerl, so einer ist das. Und jetzt geh’n wir beide in meine Kajüte und trinken Kaffee. Einen Kaffee, den der alte McDouglas selbst brauen wird. Das wird ein Kaaaaaffeeeee!«

Er stieß sich von der Reling ab und tänzelte singend auf einen Niedergang zu. Ich folgte ihm. Und wenn ich mich auch nicht umdrehte, so hatte ich doch das unleugbare Gefühl, dass uns Swornee nachsah, bis wir die Stufen hinabgeklettert und in einem schmalen Kajütengang gelangt waren.

Weit entfernt hörte man von irgendwo aus dem Inneren dieses gewaltigen Eisenleibs das Dröhnen und Hämmern der Arbeiter. Ich folgte dem Kapitän, der mich durch ein Gewirr von Gängen, Passagen, Auf- und Niedergängen schließlich bis zu seiner Kajüte brachte. Ein Blick durch das Bullauge zeigte mir, dass wir uns zwei Etagen – wenn man solche Landrattenausdrücke auf einem Schiff verwenden darf – über dem Deck befanden. Ich konnte die Stelle sehen, wo Swornee gestanden hatte, aber er war nicht mehr da.

»Moment«, erklärte McDouglas feierlich und verschwand wieder.

Irgendwo in der Nähe hörte ich ihn pfeifen und mit Geschirr klappern. Er holte zwei Tassen, ging wieder hinaus, brachte Milch und Zucker, ging abermals und erschien nach einigen Minuten mit einer Kaffeekanne, die für einen Zug Marine-Infanterie ausgereicht hätte. Der Duft eines steifen Mokkas kitzelte angenehm meine Nase. McDouglas schenkte ein. Er ließ sich in einen festgeschraubten Sessel plumpsen und schnüffelte genießerisch an seiner Tasse, bevor er die dickflüssige schwarze Brühe schlückchenweise trank.

»Also gut«, sagte er plötzlich, als er seine Tasse geleert hatte. »Irgendwelche verdammten Schweinehunde schmuggeln auf meinem Schiff Rauschgift. Mir will’s zwar nicht in den Kopf, aber, na gut, nehmen wir mal an, Sie wissen, was Sie sagen.«

Ich nickte.

»Ich habe das Kapitänspatent für Große Fahrt jetzt seit sechzehn Jahren. In all diesen Jahren ist nich ’n Flecken auf meine Weste geraten. Ich bin sauber in jeder Hinsicht. Meine Leute brauchen keine verfaulten Kartoffeln zu fressen und nicht drei Wochen lang Pökelfleisch. Dafür sorgt der alte McDouglas höchstpersönlich. Unser Moses ist nicht der Blitzableiter für besoffene Vollmatrosen. Auf meinem Schiff geht es anständig zu.«

Ich wollte etwas erwidern, doch der Kapitän redete weiter.

»Und jetzt kommen Sie daher, klatschen meine Pranke auf die Tischplatte, fuchteln mit ’nem Schießeisen vor meiner Nase herum und erklären, auf meinem Schiff wird Rauschgift geschmuggelt. Na gut. Ich versuche ja, ganz ruhig zu bleiben. Aber der Teufel und die neunschwänzige Katze sollen die verdammten Schweinehunde holen, die mein Schiff zu so was benutzen! Denen demoliere ich die dreckigen Visagen, dass sie sich selbst für ’nen wildfremden Eskimo halten, wenn sie einen Spiegel sehen. Denen …«

»Okay, Kapitän«, fiel ich ihm ins Wort. »Wir sind überzeugt davon, dass Sie eine weiße Weste anhaben. Sonst hätten wir Sie nicht ins Vertrauen gezogen. Wir haben natürlich Erkundigungen über Sie eingezogen, bevor ich losging, um mit Ihnen zu sprechen.«

»Erkundigungen?«, fragte er verdutzt, während er seine Tasse erneut füllte. »Wo denn? Bei meiner Reederei?«

»Nein«, sagte ich wahrheitsgemäß. »Uns stehen da andere Möglichkeiten zur Verfügung. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Niemand weiß, dass sich das FBI für Ihre Person und Ihren Ruf als Kapitän interessiert hat. Aber wir haben erfahren, was wir wissen wollten, nämlich, dass Sie ein unbescholtener Mann sind. Nun tun Sie mir endlich den Gefallen und zügeln Sie Ihr schottisches Temperament!«

Der Mann machte eine wegwerfende Bewegung.

»Um die Burschen zu finden, die mit Ihrem Schiff Heroin pfundweise in die Staaten einschmuggeln, brauchen wir Ihren Verstand, Ihre Verschwiegenheit und Ihre Beobachtungsgabe. Ihre Wutanfälle nützen uns gar nichts. Im Gegenteil. Sie würden nur die Pferde scheu machen, bevor wir sie an der Leine haben.«

Er wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. Seine Augen waren blutunterlaufen. Ich war mir immer noch nicht darüber im Klaren, wie sehr er eigentlich betrunken war oder wie wenig.

Aber nach allem, was wir herausgefunden hatten, seit wir ihn beobachten ließen – und das praktisch von dem Augenblick an, da er seinen Fuß auf amerikanischen Boden gesetzt hatte –, war er zwei Tage und drei Nächte nicht mehr aus dem Anzug gekommen. Er hatte gegessen, unheimliche Mengen getrunken, lautstark gesungen, mit einer jungen Frau herumgeschäkert, wieder gegessen, getrunken und so weiter. Immer in dieser Reihenfolge. Ob er mehr als sechs Stunden in drei Nächten geschlafen hatte, war ungewiss. Denn unsere Leute von der Überwachungsabteilung hatten natürlich nicht dauernd neben ihm gestanden.

»Hm«, knurrte er. »Meine Rage ist wohl nicht das richtige Mittel, diese verdammten Kielraumratten aufzuspüren. Leuchtet mir ein. Na gut. Dann schlagen Sie mal was Vernünftiges vor!«

»Beantworten Sie mir erst mal ein paar Fragen.«

»Schießen Sie los.«

»Wie lange haben Sie Ihre Mannschaft schon?«

»Unterschiedlich. Der Älteste ist mein Erster Steuermann. Fährt schon seit sechs Jahren mit mir. Hat ’ne nette Frau und drei Kinder in Glasgow. Ich bin Taufpate von seinem Jüngsten. Dann kommt mein Zweiter Offizier. Fährt seit vier Jahren mit mir. Hat unter mir das Offizierspatent gemacht. Ist ein Seemann, wie er sein soll.«

Ich sah ein, dass auf diesem Weg nichts zu machen war. Damit konnten wir Tage zubringen. Es war besser, wenn wir uns über das Hafenamt eine Liste der Besatzung besorgen ließen und die Leute dann mit unseren Methoden überprüften.

»Sie kamen durch den Panamakanal«, sagte ich. »Woher?«

»Ceylon. Da haben wir Tee aufgenommen. In Hongkong Spielwaren. Von Taiwan sechzigtausend Büchsen Ananas. Und schließlich in Japan vierhundertsechzig Kisten mit Kameras.«

»Natürlich alles ordnungsgemäß verzollt, mit Einfuhrgenehmigungen und allem Drum und Dran?«

»Darauf können Sie Gift nehmen. Glauben Sie, ich könnte hier meine Ladung löschen, wenn der Papierkrieg nicht in Ordnung wäre?«

»Nein, das glaube ich nicht, Kapitän. Können Sie mir die Empfänger Ihrer Fracht nennen?«

»Klar kann ich das. Den Tee kriegt Holsman & Bros. Für die bringe ich zweimal jährlich Tee aus Ceylon herüber. Uralte Export-Import-Firma. Na ja, was man in Amerika eben uralt nennen kann.«

Ich schrieb mir den Firmennamen auf. »Wohin kommen die Spielwaren?«, fragte ich.

»Campbell. Spielwagengroßhandlung. Bezieht den billigen Kram aus Hongkong seit zwei Jahren. Das war meine fünfte Fracht für ihn. Schickt mir jedes Mal zwei Stunden vor dem Ablegen einen Kasten deutsches Bier. Netter Kerl, aber zu gutmütig.«

»Wieso?«, hakte...

Erscheint lt. Verlag 7.11.2017
Reihe/Serie Jerry Cotton Sonder-Edition
Jerry Cotton Sonder-Edition
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Al Capone • alfred-bekker • Anna Basener • Bahnhofsroman • Bastei • Bestseller • Cora • Deutsch • eBook • E-Book • eBooks • erste-fälle • gman • G-Man • Groschenheft • Hamburg • Hamburg-Krimi • Heft • Heftchen • Heftchen-Roman • Heftroman • Heft-Roman • Horst-Bosetzky • international • Jerry Cotton • Kindle • Klassiker • Krimi • Krimiautoren • Krimi-Bestseller • Krimi Bestseller 2017 • Krimi-deutsch • Krimi kindle • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • kriminalroman bestseller 2017 • kriminalroman-deutsch • kriminalroman kindle • krimi neuerscheinungen 2017 • Krimis • krimis&thriller • Krimi-Serie • Krimi-Thriller • letzte fälle • martin-barkawitz • Mira • nick-carter • Polizeiroman • Pulp • Pulp Ficition • Reihe • Romanheft • Roman-Heft • schwerste-fälle • serial content • Serial Novel • Serial Novels • Serie • Serien • Seriennovellen • Soko-Hamburg • spannend • spannende Krimis • Spannungsroman • stefan-wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thriller • uksak • Wegner • wegners schwerste fälle
ISBN-10 3-7325-5432-5 / 3732554325
ISBN-13 978-3-7325-5432-4 / 9783732554324
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