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Das Berghotel 152 (eBook)

Auf dem Weg durch die Klamm
eBook Download: EPUB
2017 | 1. Aufl. 2017
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-5489-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das Berghotel 152 - Verena Kufsteiner
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'Johann?' Flehend ruft Anika gegen das ohrenbetäubende Rauschen des Wildbachs an. 'Johann, kannst du mich hören?'
Nichts. Nur das Tosen des Wildbachs.
Anika schluchzt auf. Eben noch sind sie fröhlich auf dem Pfad durch die Klamm gelaufen, als es Johann plötzlich die Beine weggezogen hat. Mit einem Aufschrei ist ihr Freund in die Tiefe gestürzt, und der sprudelnde Wildbach hat ihn mitgerissen.
Beim Versuch, ihm zu helfen, ist auch Anika ausgerutscht, konnte sich aber an einem Felsen festhalten. Da harrt sie nun, auf diesem kleinen Felsvorsprung. Es ist kalt, der Regen fällt unaufhörlich vom Himmel, und schon jetzt spürt sie ihre Finger kaum noch. Bald wird es dunkel, und Anika kann nur beten, dass man ihr Verschwinden beim Abendessen im Berghotel bemerkt. Wenn nicht, dann sind sie verloren ...

Wer sagte, der Herbst hätte keinen schönen Seiten? In Innsbruck hatte er die auf jeden Fall.

Wenn das Licht der tief stehenden Sonne zwischen den Häusern der Altstadt hindurchfiel und skurrile Muster auf die Wege zauberte. Wenn sich die bunt gefärbten Wälder vor dem leuchtenden Weiß des schneebedeckten Hausbergs abhoben. Und wenn die Besitzer der Straßencafés Wärmestrahler aufstellten, damit ihre Gäste die letzten milden Sonnenstrahlen dieses Jahres noch im Freien genießen konnten. Dann wusste Anika Mattersberger, dass sie an dem Ort lebte, für den sie bestimmt war.

Anika liebte es, frühmorgens am Ufer des Inn entlang zu joggen und dabei dem Rauschen des Flusses zu lauschen. In ihrer Mittagspause kaufte sie sich in einem der zahlreichen Lokale in der Innenstadt ein Marillen-Hörnchen und einen Verlängerten, setzte sich damit eine Weile auf eine Bank am Ufer und schaute dem bunten Treiben ihrer Heimatstadt zu.

Langweilig wurde es hier nie. Jeden Tag kamen zahlreiche Touristen aus nah und fern, um die Hofburg und das Goldene Dachl zu besichtigen. Die Altstadt bot genügend Ziele, um einen Tag wie im Flug vergehen zu lassen.

Erst gegen Abend wurde es ruhiger auf den Straßen. Dann verlagerte sich das Leben nach drinnen, in die Restaurants und Theater. Der Nebel tastete sich vom Fluss aus durch die Gassen, und die Straßenlaternen sprangen an und erhellten den Passanten den Heimweg.

In einem gepflegten Jugendstilhaus, nur einen Steinwurf vom Inn entfernt, lud ein Schild zum Eintreten ein. Brautmoden-Bartl, stand über der Tür. Hier gab es alles rund um den großen Tag zu kaufen: von Brautkleidern und Smokings über blaue Strumpfbänder bis hin zu Servietten mit aufgestickten Tauben und bezaubernden Figuren für die Hochzeitstorte.

Das Ladengeschäft nahm die gesamte untere Etage des Hauses ein. Der Hochzeitsausstatter war ein Geheimtipp unter den Brautpaaren, weil das Angebot umfangreich und die Beratung kompetent und freundlich war.

»Gleich Feierabend.« Anika warf einen Blick auf ihre Armbanduhr und stieß einen Seufzer aus.

Ihre Füße brannten wie Feuer! Warum hatte sie sich heute Morgen nur für die nagelneuen Pumps entschieden und nicht bedacht, dass die Schuhe noch nicht eingelaufen waren? Zugegeben, süß sahen sie aus. Das marineblaue Leder war mit weißen Nähten verziert und passte wunderbar zu ihrem Kleid im Empirestil mit der hoch angesetzten Taille. Die dunkle Farbe bildete einen reizvollen Kontrast zu ihren hellblonden Haaren. Trotzdem hätte Anika jetzt fast alles für ein Paar bequeme Korksandalen gegeben. Es fühlte sich an, als würden ihre Füße aus den Schuhen bluten.

Anika biss die Zähne zusammen und hob einen der Kartons hoch, die an diesem Tag geliefert worden waren und neue Brautschleier enthielten. Dabei erhaschte sie eine Bewegung aus dem Augenwinkel. Eine Maus sauste über den Parkettboden!

»Igitt!« Anika stieß einen kleinen Schrei aus und riss die Augen auf.

Der Nager verschwand hinter dem Regal, in dem mit Perlen bestickte Handtaschen für die Braut hinter Glas ausgestellt wurden. Anscheinend hatte sie die Maus bei einem Schläfchen gestört!

Die Maus muss verschwinden, dachte Anika. Sie sucht wohl ein warmes Plätzchen für den Winter, aber hier im Laden kann sie net bleiben. Der Chef würde einen Anfall bekommen, wenn er sie entdecken würde. Ich muss sie unbedingt aufstöbern.

Der Ladeninhaber, Bartl Wenninger, war ein stattlicher Mann um die sechzig, der vor mehr als vierzig Jahren das Geschäft zusammen mit seiner Frau gegründet hatte. Seit ihrem Tod leitete er den Laden allein und hatte sich Anika als Hilfe geholt. Inzwischen gehörte sie fest zum Team. Ihr Chef hatte ihr angeboten, den Laden zu übernehmen, wenn er in den Ruhestand ging. Diese Chance wollte sie sich nicht entgehen lassen. Sie hatte viele Pläne für das Geschäft – und für mögliche Niederlassungen in anderen Städten.

An einer Wand waren Fotos festgepinnt, die auf unterschiedlichen Hochzeiten mit einer Sofortbildkamera geschossen worden waren. Die Bilder ersetzten natürlich keinen professionellen Fotografen, waren jedoch als Erinnerung für die Gäste ein nettes Extra, das gut ankam.

Hinter Anika bimmelte die Glocke über der Ladentür hell.

»Bin gleich bei Ihnen!«

Anika bemerkte eine Bewegung zu ihrer Linken. Die Maus flitzte am Ladentisch hoch, erklomm das Glas mit den Hochzeitsmandeln – und purzelte im nächsten Augenblick hinein. »Hab ich dich!« Anika schnappte sich einen der Kataloge und legte ihn auf das Glas. Damit war die Maus gefangen und der Frieden im Geschäft gesichert.

Aufatmend drehte sich Anika um. In der nächsten Sekunde machte ihr Herz einen verräterischen Satz, als sie ihren Freund erkannte.

Johann Sterzl war ein Mann, nach dem sich die Frauen umdrehten: groß, sportlich und mit einem sanften Funkeln in den Augen, das einer Frau alles versprach. Seine dunklen Haare waren kurz geschnitten. Er trug Jeans und ein Sakko, unter dem ein Hemdkragen hervorblitzte.

»Hallo, Spatzerl.« Er beugte sich über die Theke und drückte ihr ein Busserl mitten auf den Mund.

»Doch net bei der Arbeit, Johann!« Erschrocken blickte sie sich um. Ihr Chef sah es nicht gern, wenn sie im Laden privaten Besuch erhielt.

»Keine Bange. Ich hab deinen Chef gerade gehen gesehen. Wir sind also allein im Laden.«

»Für einen Journalisten besitzt du ein ziemlich gutes detektivisches Gespür.«

»Das ist in meinem Beruf manchmal net verkehrt.« Johann seufzte leise. »Wo wir gerade bei der Arbeit sind: Ich muss unser geplantes Abendessen heute leider absagen. Der Chef hat mich kurzfristig zu einem Abendtermin eingeteilt.«

»Verstehe. Morgen also?«

»Auf jeden Fall«, versprach er und lächelte.

»Warum hast du dir die Mühe gemacht, deswegen extra herzukommen? Du hättest mich auch anrufen können, um abzusagen. Das wär schneller gegangen.«

»Stimmt, aber dann hätte ich das hier net tun können.« Er schlang die Arme um sie und zog sie an sich.

Dann küsste er sie liebevoll, und Annikas Gefühle wurden gehörig durcheinandergewirbelt. Sie schmiegte sich an ihren Freund und vergaß sekundenlang alles um sich herum. Erst als draußen die ersten Regentropfen gegen das Schaufenster trommelten, lösten sie sich wieder voneinander.

»Heute werden wohl keine Kunden mehr kommen«, stellte Anika atemlos fest. »Wenn wir net essen gehen, werd ich gleich den Laden abschließen, heimgehen und mich mit einem Buch in die Badewanne legen.«

»Das hört sich nach einem tollen Plan an. Ich würde dir liebend gern den Rücken einseifen und massieren.«

»Du arbeitest ja lieber«, zog sie ihn auf.

»Von lieber kann keine Rede sein«, brummte er. »Was hältst du davon, wenn ich nach meinem Termin zu dir komme und dich abtrockne?« Seine Stimme war ein wenig rauer als sonst und verriet, dass er weit mehr im Sinn hatte.

Zärtlich strich er mit der Daumenkuppe über ihre empfindliche Halsbeuge, und Anika rieselte eine wohlige Gänsehaut über den Körper. Es war beinahe beängstigend, wie leicht er sie erobern konnte. Johann hatte die Macht, sie mit seinen Händen und Lippen in ein wildes Herzklopfen zu verwandeln, das nur noch eins begehrte: ihn!

»Also?«, hakte er nach und ließ seine Lippen seiner Hand folgen.

Anika erschauerte und beugte den Hals noch ein wenig weiter, um ihm mehr Raum zu verschaffen.

»Das würde mir gefallen«, flüsterte sie.

»Dann ist das abgemacht. Du ahnst gar net, wie gern ich bei dir bleiben würde, aber ich muss leider schon wieder weiter.« Johann tupfte ihr einen Kuss auf die Stirn. »Sag mal, was hast du eigentlich mit Micky vor?« Er deutete auf das Glas neben der Registrierkasse, das ihrem Besucher zur Falle geworden war.

Die Maus saß inmitten der Süßigkeiten und knabberte an einer Hochzeitsmandel herum. Dabei blickte sie sich aus schwarzen Knopfaugen um.

»Ich werd den Kleinen mitnehmen und irgendwo am Flussufer aussetzen«, entschied Anika. »Ich bring es net über mich, ihm etwas zu tun.«

»Du hast ein gutes Herz.«

»Guck ihn dir doch an. Er ist gerade im Mäusehimmel. So viele Mandeln. Davon erzählt er vermutlich noch seinen Kindern und Enkeln.« Anika blickte lächelnd hoch und begegnete dem Blick ihres Freundes, der sie versonnen ansah. »Was ist?«

»Eine Frau wie dich könnte man heiraten, weißt du das?«

Sie lachte leise. »Weil ich Mäuse rette?«

»Weil du stark, bodenständig und klug bist. Und weil du mich dazu bringst, der beste Mensch sein zu wollen, der ich sein kann. Für dich!« Johann fasste nach ihrer Hand. »Ich mein es ernst: Lass uns heiraten.«

»Heiraten? Du meinst das wirklich ernst, oder?« Überrumpelt sah sie ihn an. Sie waren seit zwei Jahren zusammen, aber bisher hatten sie noch nicht darüber gesprochen, einen Schritt weiterzugehen. Und das wollte sie auch nicht. »Mei, Johann …«

»Es ist das Richtige, Anika. Wir beide passen perfekt zueinander. Wir können uns ein Haus kaufen und eine Familie gründen. Ich liebe dich! Früher konnte ich mir nie vorstellen, mich für ein ganzes Leben an eine Frau zu binden. Und jetzt? Jetzt kann ich mir nimmer vorstellen, ohne dich zu leben. Ich weiß endlich, wo mein Herz hingehört: nämlich zu dir! Geht’s dir net auch so?«

Anika schwieg, während sie hoffte, er würde nicht bemerken, wie sich ihre Nackenhärchen bei dem Gedanken an eine Ehe aufstellten. Solange...

Erscheint lt. Verlag 28.10.2017
Reihe/Serie Das Berghotel
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
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ISBN-10 3-7325-5489-9 / 3732554899
ISBN-13 978-3-7325-5489-8 / 9783732554898
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