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Leuchtfeuer der Liebe (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
384 Seiten
CORA Verlag
978-3-7337-6853-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Leuchtfeuer der Liebe - Susan Wiggs
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Columbia River, 1876: Mit letzter Kraft erreicht die junge Mary Dare nach einem Schiffsunglück den Strand, wo sie von Jesse Morgan gefunden und gerettet wird. So sehr sich der verschlossene Leuchtturmwärter auch gegen die Stimme seines Herzens wehrt - dem Zauber der schönen Irin kann er nicht widerstehen! Und Mary, die das Feuer hinter Jesses kühler Fassade sehr wohl spürt, erwidert sein Verlangen heiß. Am liebsten möchte sie mit ihm für immer in der Geborgenheit des Leuchtturms leben. Sie ahnt nicht, dass ihr eigenes Schicksal bereits unlösbar mit Jesses tragischer Vergangenheit verknüpft ist ...



<p>Susan Wiggs hat an der Harvard Universität studiert und ist mit gleicher Leidenschaft Autorin, Mutter und Ehefrau. Ihre Hobbys sind Lesen, Reisen und Stricken. Sie lebt mit ihrem Mann, ihrer Tochter und dem Hund auf einer Insel im nordwestlichen Pazifik.</p>

2. KAPITEL

Panik überflutete ihn in mächtigen, Schwindel erregenden Wellen. Wieso er? Wieso jetzt? Eine Fremde und ihr ungeborenes Kind zu retten war das Letzte, worauf er vorbereitet war.

Aber er war gezwungen, sie zu retten. Seit zwölf Jahren widmete er als Leuchtturmwärter sein Leben der Überwachung dieser tückischen Gewässer. Ihm blieb keine andere Wahl.

Mit weit ausholenden Schritten stieg er den gewundenen Pfad zur Warte hinauf, stürmte den flachen Hang auf der anderen Seite des Felsplateaus hinunter zum Waldrand, wo das Haus des Leuchtturmwärters stand. Das Gewicht des beinahe leblosen Körpers zerrte an seinen Armen. Er nahm zwei Holzstufen zur Veranda auf einmal und stieß die Haustür mit der Schulter auf.

Er trug die Frau in eine Kammer neben der Küche und legte sie aufs Bett. Die jahrelang unbenutzte Matratze mit dem vergilbten Drillichbezug roch muffig. Er kramte in einem hohen Schrank und fand ein paar alte gesteppte Quilts und eine karierte Wolldecke.

Er deckte die Frau zu, versuchte, ihr Wasser und Whiskey einzuflößen, doch die Flüssigkeit lief ihr aus den Mundwinkeln. Sie war ohne Bewusstsein.

Er hastete hinaus auf die Holzveranda und läutete die große Messingglocke, um Magnus Jonsson und seine Frau Palina zu alarmieren, deren Haus eine Viertelmeile entfernt im Wald lag. Er stocherte die ersterbende Glut im Küchenherd auf, legte Holz nach und stellte einen Wasserkessel auf. Danach ging er wieder in die Kammer.

Er musste ihr die nasse Kleidung ausziehen. Er musste sie berühren. Widerstrebend schlug er die Decken zurück. Seine Finger zitterten leicht, als er ihr nasses Haar zur Seite streifte und die Knopfleiste am Hals fand.

Eine Frau zu entkleiden war für Jesse etwas Ungewohntes geworden. Gleichzeitig erschien es ihm unerträglich vertraut.

Er biss die Zähne zusammen und öffnete die Knöpfe. Sie war immer noch ohne Bewusstsein, spürte nichts von seinen ungelenken Bemühungen, als er ihr einen Ärmel abstreifte, dann den zweiten, sie danach aus dem nassen Wollkleid schälte und es auf den Boden warf.

Darunter trug sie ein schlichtes Hemd, das einst weiß gewesen war. Ihre Brüste und ihr gewölbter Leib zeichneten sich deutlich unter dem dünnen, nassen Stoff ab. Er deckte sie zu und streifte ihr das Hemd unter der Decke ab. Auch ohne sie anzusehen, spürte er ihre weiblichen Rundungen und ihre glatte Haut.

Ihre Haut fühlte sich Besorgnis erregend kalt an.

In seiner Aufgeregtheit zerriss er das Hemd, während er es ihr nach unten zog, dann warf er es zum Kleid auf den Boden. Er zog ihr die Decken bis zum Hals hoch, schlug sie an den Seiten ein und stand auf.

Er zitterte an allen Gliedern.

In der Küche füllte er Flaschen und Kannen mit heißem Wasser und stellte die Gefäße nah an ihren Körper, um sie zu wärmen. Danach lehnte er sich gegen die roh gezimmerte Bretterwand und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Geschafft. Doch der schwierige Teil lag noch vor ihm.

Das Haus des Leuchtturmwärters war weniger ein Heim als eine Notunterkunft. Das einstöckige Holzhaus mit einem offenen Speicherraum am Waldrand reichte für Jesses Zwecke vollauf, der keine Ansprüche stellte, nur das Nötigste zum Überleben brauchte. Doch nun, im Licht der Morgensonne, das durch das Ostfenster auf die leblose Gestalt im Bett fiel, wirkte es klein, eng und schäbig.

Die Kammer neben der Küche war dafür gedacht, einen bettlägerigen Kranken zu beherbergen, um die Pflege zu erleichtern. In all den Jahren, die Jesse hier wohnte, war sie bislang unbewohnt geblieben.

Bis jetzt.

Die Frau lag reglos unter den Decken. Ihr Gesicht war bleich, ihr Ausdruck friedlich, ihr nasses rotes Haar von Salzwasser verklebt. Eine zierliche Hand lag unter dem Kinn. Ihre zarten Lider waren von hauchdünnen blauen Äderchen durchzogen.

Ich bin am Leben. Ich glaube, das ist ein Wunder.

Die Worte, die sie unten am Strand gehaucht hatte, gingen ihm durch den Sinn. Aus den kurzen Sätzen hatte er einen Akzent herausgehört, einen Singsang, den er nicht einordnen konnte. Sie hatte die Augen nicht geöffnet.

Er hätte gerne gewusst, welche Farbe ihre Augen hatten.

„Wer bist du?“, raunte er heiser. „Wer, zum Teufel, bist du?“

Dornröschen. Ihr Bett sollte in einer sonnendurchfluteten, von Rosen umrankten Laube stehen, sie sollte nicht in einer grob gezimmerten Bettstatt mit einer durchgelegenen Strohmatratze liegen. Sie sollte von einem Märchenprinzen geweckt werden, nicht von Jesse Kane Morgan.

Er wandte sich ab. Sie anzusehen schmerzte ihn wie der Blick in die gleißende Sommersonne. Es wäre besser für alle, wenn sie das Bewusstsein nicht wiedererlangte und in den Tod hinüberdämmerte und nie erfuhr, wer sie dem Meer entrissen hatte.

Zugleich aber drängte es ihn, auf die Knie zu sinken, die Frau bei den Schultern zu nehmen und sie anzuflehen, am Leben zu bleiben.

Er begann, in der Kammer hin und her zu wandern, und fragte sich, wo die Jonssons so lange blieben. Während er versuchte, seine Ungeduld zu zähmen, sah Jesse sein Haus mit anderen Augen, so wie ein Fremder es sehen würde. Grob gezimmerte Holzmöbel, eine einfache Wanduhr, deren langes Pendel die Zeit mit unerbittlicher Verlässlichkeit maß. Die Fensterläden waren geöffnet, um die Morgensonne einzulassen. Palina hatte sich erboten, Vorhänge zu nähen, Jesse aber hatte nichts übrig für Rüschen und Spitzen.

An der Längsseite des Wohnraums stand ein Regal voller Bücher. Romane von Dumas, Flaubert, Dickens. Essays und Erzählungen von Emerson und Thoreau. Als Jesse die Welt hinter sich gelassen hatte, hatte er seine Bücher als einzigen Besitz in die Einsamkeit mitgenommen. Er war ein unersättlicher Leser, floh beim Lesen in eine Scheinwelt. In den ersten Jahren nach der Tragödie hatte er sich an seine Bücher geklammert wie an einen Rettungsanker. Die geschwätzigen Stimmen der Romanfiguren hatten die Leere in seinem Kopf ausgefüllt und den Schrei des Grauens seiner Seele erstickt. Die Bücher hatten ihn davor bewahrt, wahnsinnig zu werden.

Auf Regalbrettern in der Küche standen Krüge, Kannen und Töpfe der Größe nach geordnet wie Zinnsoldaten. Den großen Eisenherd putzte und schwärzte er seit vielen Jahren in regelmäßigen Abständen.

Jahre, die er nicht zählen wollte.

Die Ungeduld trieb ihn wieder auf die Veranda. Er riss heftig am Juteseil, was nicht nötig gewesen wäre, da Magnus’ und Palinas gedämpfte Stimmen bereits durch den dichten Wald, der die Leuchtturmstation von Cape Disappointment umgab, zu hören waren. Der Waldboden war mit braunen Tannennadeln gepolstert und dämpfte ihre Schritte. Sie redeten lebhaft in ihrer isländischen Muttersprache wie gute Freunde, die sich nach langer Trennung wieder gefunden hatten.

Jesse wunderte sich immer wieder über die harmonische Beziehung der Eheleute, die sich auch nach dreißig gemeinsam verbrachten Jahren noch so viel zu sagen hatten. Sie hatten einen beinahe erwachsenen, geistig leicht behinderten Sohn, Erik, den sie abgöttisch liebten. Stark wie ein junger Stier und einsilbig, machte auch Erik sich auf der Station nützlich.

Die Jonssons tauchten an der Wegbiegung aus dem Wald auf. Die Morgensonne, die durch die Äste der hohen Kiefern und Fichten schien, ließ die Gesichter der beiden Alten aufleuchten, die lächelnd winkten, während sie ihre Schritte beschleunigten.

Magnus Jonsson hatte den mächtigen Brustkasten und die breiten Schultern eines Fischers, der sein Leben damit verbracht hatte, Netze auszuwerfen und Winschen hochzukurbeln. Nach einem Unfall, bei dem er die linke Hand verlor, hatte er den Beruf aufgegeben. Die meisten Männer in seiner Situation hätten auch den Mut verloren und wären gestorben, Magnus aber hatte einen unbeugsamen Lebenswillen und war wieder genesen.

Palina, obwohl kräftig gebaut, wirkte neben ihrem kraftstrotzenden Ehemann beinahe unscheinbar. Sie hatte helle Augen und große, vorstehende Zähne. Hinter ihren ruhigen Gesichtszügen verbarg sich offensichtlich ein scharfer Verstand und eine lebhafte Fantasie.

„Guten Morgen, Jesse“, grüßte sie mit einem leichten Singsang in der Stimme. „Sieh nur! Odin hat uns heute wieder einen prachtvollen Morgen beschert.“ Bei ihrer weit ausholenden Armbewegung über die sonnendurchflutete Lichtung und die idyllische Pferdeweide am Hang geriet ihr orangefarbener Schal ins Flattern.

„Aegirs Atem hat die Wolken vertrieben und den Nebel aufgesaugt“, fügte Magnus hinzu.

Jesse nickte seinen Morgengruß. Er hatte sich an die ständigen Anspielungen der beiden auf Sagen und heidnische Gottheiten gewöhnt.

„Das ist aber noch nicht alles, was der Morgen uns beschert hat“, brummelte er, stieß die Tür auf und ließ die beiden eintreten. Dann ging er durch Wohnraum und Küche voraus in die hintere Kammer.

Als die Jonssons die Frau im Bett entdeckten, blieben sie wie angewurzelt stehen und fassten sich an den Händen.

„Hamingjan góoa“, murmelte Magnus. „Was hat das zu bedeuten?“

„Sie wurde an Land gespült.“ Jesse war verlegen, wie damals in seiner Kindheit, als er ein Geschenk bekommen hatte, das er nicht haben wollte. Was sagte man in einem solchen Fall?

Danke.

Aber er war nicht dankbar. Keineswegs.

„Sie lebt noch“, fügte er unbeholfen hinzu.

Palina beugte sich bereits über die Frau wie eine Glucke über ihr Küken. Jesse trat näher. „Oder etwa nicht?“

„Ja, ja. Sie lebt, aber sie ist halb...

Erscheint lt. Verlag 24.10.2017
Reihe/Serie Historical Präsentiert
Historical Präsentiert
Historical Präsentiert
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Abenteuerlich • Adlig • bücher für frauen • Cora • cora bücher • cora historical • cora liebesromane • cora neuerscheinungen • cora romane • Cora Verlag • cora verlag kindle • eBook • ebook liebesroman • Frauenroman • Historische Liebesromane • historisch roman • Liebesgeschichte • Liebesroman • Romantische Bücher • Sexy • Sommer der Liebe
ISBN-10 3-7337-6853-1 / 3733768531
ISBN-13 978-3-7337-6853-9 / 9783733768539
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