Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de

Gebrandmarkt (eBook)

Die wahre Geschichte des Rassismus in Amerika

(Autor)

eBook Download: PDF | EPUB
2017 | 1. Auflage
604 Seiten
C.H.Beck (Verlag)
978-3-406-71231-9 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
Systemvoraussetzungen
14,99 inkl. MwSt
(CHF 14,65)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Wenn Sie Amerikaner sind und schwarz, dann ist ihre Chance, von der Polizei erschossen zu werden, höher als wenn sie weiß sind. 21-mal höher. Obwohl die USA sich rühmen, ein post-rassistisches Land zu sein und sogar einen farbigen Präsidenten gewählt haben, sitzt der Rassismus tief. Dieses zornige Buch ist die Geschichte einer nationalen Schande – so intensiv, dass es weh tut.
In einer rasanten Tour de Force erzählt der junge amerikanische Historiker Ibram X. Kendi die wahre Geschichte des Rassismus in Amerika – von den Puritanern bis zu Black Lives Matter. Er zeigt, dass der Rassismus nicht nur aus den trüben Quellen von Ignoranz und Hass aufsteigt, sondern von Anfang an dazu diente, Diskriminierung zu rechtfertigen und plausibel zu machen. Sein Buch führt uns durch eine erschreckende Geschichte voller Gewalt, Dummheit und Arroganz. Die Vorstellung, dass Schwarze minderwertig sind und selber schuld an ihrer schlechten Lage, hat sich so tief in die kulturelle DNA der Vereinigten Staaten eingeschrieben, dass der Rassismus bis heute allgegenwärtig ist – das ist die bittere Bilanz dieses brillanten Buches.

<br>Ibram X. Kendi Ibram X. Kendi ist Professor und Direktor des Center for Antiracist Research an der Boston University. 2016 erhielt er für "Gebrandmarkt" den National Book Award. 2020 wählte das Time Magazine ihn zu den «100 most influential people» des Jahres.

Cover 1
Titel 3
Zum Buch 605
Über den Autor 605
Impressum 4
Widmung 5
Inhalt 7
Prolog 9
Teil I Cotton Mather 23
1. Menschliche Rangordnung 25
2. Ursprünge rassistischer Ideen 32
3. Ankunft in Amerika 41
4. Seelen retten, nicht Körper 58
5. Jagd auf Schwarze 69
6. Die große Erweckung 78
Teil II Thomas Jefferson 89
7. Aufklärung 91
8. Schwarze zum Vorzeigen 105
9. Gleich geschaffen 118
10. Verbesserung durch Selbstverbesserung 135
11. Dicke Hintern 151
12. Kolonisation 159
Teil III William Lloyd Garrison 175
13. Schrittweise Gleichstellung 177
14. Tierhaft oder zivilisiert 194
15. Seele 208
16. Die drohende Krise 219
17. Der Große Befreier 232
18. Bereit für die Freiheit? 241
19. Die Rekonstruktion der Sklaverei 254
20. Die Rekonstruktion der Schande 268
Teil IV W. E. B. Du Bois 283
21. Den Süden erneuern 285
22. Schrecken des Südens 292
23. Schwarze Verräter 304
24. Große weiße Hoffnungen 320
25. Die Geburt einer Nation 333
26. Überzeugung durch die Medien 349
27. Der Old Deal 362
28. Freiheit der Marke 377
29. Massiver Widerstand 394
Teil V Angela Davis 407
30. Bürgerrechte 409
31. Black Power 422
32. Law and Order 440
33. Reagans Drogen 454
34. Die Neuen Demokraten 472
35. Die Neuen Republikaner 489
36. Zu 99,9 Prozemt gleich 503
37. Der außergewöhnliche Neger 517
Epilog 532
Dank 548
Anmerkungen 551
Personenregister 598

Prolog


Jeder Historiker schreibt zu einem bestimmten geschichtlichen Zeitpunkt und ist von dessen Auswirkungen betroffen. Mein Zeitpunkt, der Zeitpunkt dieses Buches, fällt mit den Tötungen unbewaffneter Menschen durch Polizeibeamte zusammen, die man in den Medien zum Teil in Echtzeit miterleben konnte, und mit der plötzlich zunehmenden Bedeutung der Bewegung #BlackLivesMatter im Verlauf von Amerikas stürmischsten Nächten. Irgendwie schaffte ich es, dieses Buch zu schreiben, während Trayvon Martin und Rekia Boyd und Michael Brown und Freddie Gray und die Charleston 9 und Sandra Bland litten und starben; ihr Leiden und ihr Tod sind das Resultat der amerikanischen Geschichte und der rassistischen Ideen in den Köpfen der Menschen, genau wie dieses Buch der Geschichte rassistischer Ideen das Resultat dieser Todesfälle ist.

Zwischen 2010 und 2012 war nach staatlichen Statistiken die Wahrscheinlichkeit, von der Polizei getötet zu werden, in der Gruppe der jungen schwarzen Männer einundzwanzigmal höher als in der Gruppe der jungen weißen Männer. Das noch viel zu wenig dokumentierte und zu wenig analysierte ethnisch bedingte Missverhältnis bei den verschiedenen Gruppen der weiblichen Opfer tödlicher Polizeigewalt könnte sogar noch größer sein. Staatliche Daten zeigen, dass die durchschnittliche Finanzkraft weißer Haushalte die durchschnittliche Finanzkraft schwarzer Haushalte sage und schreibe um das Dreizehnfache übersteigt; und die Wahrscheinlichkeit eines Gefängnisaufenthalts ist bei Schwarzen fünfmal höher als bei Weißen.[1]

Doch diese Statistiken sind kaum überraschend. Die meisten Amerikaner sind sich wahrscheinlich dieser ethnischen Ungleichheiten bei Polizeimorden, bei den Vermögensverhältnissen und den Gefängnisaufenthalten – in fast jedem Bereich der Gesellschaft der Vereinigten Staaten – bewusst. Unter ethnischer Ungleichheit verstehe ich, dass ethnische Gruppen statistisch nicht gemäß ihrem Anteil an der Bevölkerung repräsentiert sind. Wenn Schwarze 13,2 Prozent der US-Bevölkerung ausmachen, dann sollten etwa 13 Prozent der Amerikaner, die von der Polizei getötet werden, und etwa 13 Prozent der Amerikaner, die im Gefängnis sitzen, Schwarze sein, und sie sollten über etwa 13 Prozent der privaten Finanzkraft des Landes verfügen. Aber heute sind die Vereinigten Staaten weit entfernt von ethnischer Gleichheit. Afroamerikaner besitzen 2,7 Prozent des nationalen Vermögens und machen 40 Prozent der inhaftierten Bevölkerung aus. Das sind ethnische Unterschiede, und ethnische Unterschiede sind älter als die Vereinigten Staaten.[2]

2016 feierten die USA ihren 240. Geburtstag. Doch sogar schon bevor Thomas Jefferson und die anderen Gründerväter die Unabhängigkeit erklärten, stritten sich Amerikaner heftig über ethnische Ungleichheit, über die Ursachen ihrer Existenz und ihres Fortbestehens und über die Gründe dafür, dass weiße Amerikaner als Gruppe statistisch gesehen erfolgreicher waren als schwarze Amerikaner. Historisch gesehen hat es in dieser hitzigen Debatte drei Seiten gegeben. Eine Gruppe, nennen wir sie Segregationisten oder Anhänger der Rassentrennung, hat die Schwarzen selbst für die ethnische Ungleichheit verantwortlich gemacht. Eine zweite Gruppe, nennen wir sie Anti-Rassisten, verwies auf ethnische Diskriminierung. Eine dritte Gruppe, nennen wir sie Assimilationisten, hat versucht, Argumente für beide Seiten zu finden. Diese Gruppe sagte, dass die Schwarzen selbst und die ethnische Diskriminierung schuld seien an der bestehenden Ungleichheit. In der aktuellen Debatte über die Polizeimorde waren alle drei Seiten vertreten. Die Segregationisten haben das rücksichtslose kriminelle Verhalten der Schwarzen angeprangert, die von den Polizisten getötet wurden. Michael Brown war ein monströser, bedrohlicher Dieb; deshalb hatte Darren Wilson allen Grund, ihn zu fürchten und zu töten. Die Anti-Rassisten gaben dem rücksichtslos rassistischen Verhalten der Polizei die Schuld. Das Leben dieses dunkelhäutigen Achtzehnjährigen hatte für Darren Wilson keine Bedeutung. Die Assimilationisten haben versucht, beiden Seiten recht zu geben. Sowohl Wilson wie auch Brown verhielten sich wie verantwortungslose Kriminelle.

Diese drei Argumentationsansätze, die man in den letzten Jahren hören konnte, werden sich in meinem Buch ständig wiederholen. Fast sechs Jahrhunderte lang mussten antirassistische Ideen gegen zwei Hauptströmungen rassistischer Vorstellungen kämpfen: segregationistische und assimilationistische. Die Geschichte rassistischer Ideen, die Sie hier lesen, ist die Geschichte dieser drei verschiedenen Stimmen – der Segregationisten, der Assimilationisten und der Anti-Rassisten –, die auf ihre je eigene Weise ethnische Ungleichheit zu erklären versuchten und Gründe dafür ins Feld führten, warum Weiße immer auf der Gewinnerseite blieben und Schwarze immer verloren.

Der Titel Gebrandmarkt stammt aus einer Rede, die ein Abgeordneter aus Mississippi, Jefferson Davis, am 12. April 1860 vor dem amerikanischen Senat hielt. Bald darauf sollte Davis Präsident der Südstaaten sein. In seiner Rede erhob er Einspruch gegen ein Gesetz zur Finanzierung von Bildung für Schwarze in Washington, D. C. «Diese Regierung wurde nicht von Negern und nicht für Neger geschaffen», sondern «von weißen Männern für weiße Männer», belehrte er seine Kollegen. Das Gesetz gründe auf der falschen Vorstellung von rassischer Gleichstellung, erklärte er. Die «Ungleichheit der weißen und der schwarzen Rasse» sei «ein Brandmal von Geburt an».[3]

Es überrascht kaum, dass Jefferson Davis schwarze Menschen als biologisch verschieden und weißen Menschen unterlegen ansah – und schwarze Haut als einen hässlichen Stempel auf der schönen weißen Fläche «normaler» menschlicher Haut – und dieser schwarze Stempel war das Zeichen der immerwährenden Minderwertigkeit des Negers. Es fällt nicht schwer, diese Art segregationistischen Denkens als offensichtlich rassistisches Denken zu bestimmen – und zu verurteilen. Und doch gab es viele prominente Amerikaner mit sehr guten Absichten, die assimilationistisch dachten und mit diesem Denken ebenfalls rassistischen Überzeugungen über die Minderwertigkeit von Schwarzen den Weg bereiteten. Wir erinnern uns gern an den glorreichen Kampf der Assimilationisten gegen ethnische Diskriminierung, aber wir scheuen davor zurück, davon zu reden, dass sie auf sehr wenig glorreiche Art das angeblich minderwertige schwarze Verhalten für ethnische Ungleichheit verantwortlich machten. Sie akzeptierten die biologische ethnische Gleichheit und verwiesen gleichzeitig auf die Umwelt – das heiße Klima, Diskriminierung, Kultur und Armut – als Ursachen des minderwertigen schwarzen Verhaltens. Wenn man sie nach einer Lösung fragt, sind sie der Meinung, dass der hässliche schwarze Stempel ausradiert werden und minderwertiges schwarzes Verhalten unter günstigen Bedingungen durchaus zu Höherem entwickelt werden kann. Daher propagieren Assimilationisten die Übernahme von weißen kulturellen Merkmalen und/oder körperlichen Idealen durch Schwarze. In seiner wegweisenden Arbeit über die Beziehung zwischen Schwarzen und Weißen, die nach der einhelligen Meinung fast aller Forscher ein starker Impuls für die Bürgerrechtsbewegung gewesen ist, schreibt der schwedische Ökonom und Nobelpreisträger Gunnar Myrdal 1944: «Es ist für die amerikanischen Neger als Individuen und als Gruppe von Vorteil, sich der amerikanischen Kultur zu assimilieren und jene Wesenszüge anzunehmen, die von den dominanten weißen Amerikanern hochgeschätzt werden.» In seinem Buch An American Dilemma erklärt er, dass «die amerikanische Negerkultur in praktisch all ihren Abweichungen … als eine verzerrte Entwicklung oder ein pathologischer Daseinszustand der allgemeinen amerikanischen Kultur» anzusehen sei.[4]

Doch es gibt und es gab immer auch eine anhaltende Strömung von antirassistischem Denken in diesem Land, das jene assimilationistischen und segregationistischen Strömungen infrage stellte und für die Wahrheit hoffen ließ. Anti-Rassisten sagen schon lange, dass ethnische Diskriminierung den Anfängen Amerikas aufgestempelt war, was erklärt, warum ethnische Ungleichheit seit damals besteht. Anders als Segregationisten und Assimilationisten erkennen Anti-Rassisten an, dass die unterschiedliche Beschaffenheit von Haut, Haar, Verhaltensweisen und kulturellen Eigenheiten von Schwarzen und Weißen sich auf dem gleichen Niveau befindet und sie gleich sind in ihrer Verschiedenheit. Wie die legendäre schwarze...

Erscheint lt. Verlag 19.10.2017
Übersetzer Heike Schlatterer, Susanne Röckel
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Historische Romane
Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Allgemeines / Lexika
Reisen
Geisteswissenschaften Geschichte Regional- / Ländergeschichte
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Amerika • Diskriminierung • Geschichte • Polizei • Rassismus • Schwarze • USA • Vereinigte Staaten
ISBN-10 3-406-71231-2 / 3406712312
ISBN-13 978-3-406-71231-9 / 9783406712319
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
PDFPDF (Wasserzeichen)
Größe: 4,2 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: PDF (Portable Document Format)
Mit einem festen Seiten­layout eignet sich die PDF besonders für Fach­bücher mit Spalten, Tabellen und Abbild­ungen. Eine PDF kann auf fast allen Geräten ange­zeigt werden, ist aber für kleine Displays (Smart­phone, eReader) nur einge­schränkt geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür einen PDF-Viewer - z.B. den Adobe Reader oder Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür einen PDF-Viewer - z.B. die kostenlose Adobe Digital Editions-App.

Zusätzliches Feature: Online Lesen
Dieses eBook können Sie zusätzlich zum Download auch online im Webbrowser lesen.

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 3,8 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Zusätzliches Feature: Online Lesen
Dieses eBook können Sie zusätzlich zum Download auch online im Webbrowser lesen.

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Stadtspaziergänge auf den Spuren berühmter Hannoveranerinnen

von Barbara Fleischer

eBook Download (2022)
Lehmanns Media (Verlag)
CHF 14,65