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Jerry Cotton Sonder-Edition 62 (eBook)

Du musst sterben, Lady!

(Autor)

eBook Download: EPUB
2017 | 1. Aufl. 2017
80 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-5328-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jerry Cotton Sonder-Edition 62 - Jerry Cotton
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Als unser Freund und Kollege Special Agent William T. Bolden nach Hause kam, präsentierte sich ihm ein Bild, dass er für den Rest seines Lebens nicht mehr loswerden sollte: Seine Frau lag im Wohnzimmer, ihr Kleid zerfetzt, ihr erstarrtes Gesichts eine Maske des Schmerzes und der Angst. Gangster hatten sie zu Tode geprügelt wie ein räudiges Tier! Für Bolden zerbrach eine Welt, und er kannte nur noch ein Ziel: Rache an den Mördern zu üben, die ihm das Wertvollste genommen hatten. Er gab Mr High die Marke und den Dienstausweis zurück und machte sich auf die Jagd!

1

»Ja, bitte?«, fragte die junge Frau.

Er vor der Tür gab keine Antwort. Er drängte Ann ins Haus und schlug die Tür mit dem Absatz hinter sich zu.

Der Mann war gut sechs Fuß groß, breit und ein Schwergewichtler. Er hatte ein vierkantiges Gesicht, einen schiefstehenden Mund mit einer Narbe auf der rechten Oberlippe und deformierte Ohren.

»Du bist die Frau von FBI Special Agent Bolden, eh?«, fragte der Kerl.

Ann wich ängstlich zurück, hastete dann durch das geräumige Wohnzimmer und riss den Telefonhörer hoch. »Vermittlung!«, rief sie, nachdem sie die Null gewählt hatte. »Hallo, Vermittlung!«

Auf ihrer schlanken Schulter erschien plötzlich eine grobe Hand mit schmutzverkrusteten Fingernägeln. Ann sah die kurzen, klobigen Finger wie in Großaufnahme.

Aus dem Hörer drang eine ferne weibliche Stimme.

Aber Ann konnte die Anfrage der Telefonvermittlung nicht mehr beantworten. Die Hand auf ihrer Schulter griff mit der Gewalt einer stählernen Zange zu. Ann wurde zurückgerissen, verlor das Gleichgewicht und stürzte über den Schaukelstuhl.

Der Mann packte die Zuleitung zum Telefon und riss sie mitsamt der Anschlussdose mit einem einzigen Ruck aus der Wand. Hörer und Apparat polterten vor dem Kamin auf den Boden.

Ann war vor Entsetzen erstarrt. Sie wollte mit der ganzen Kraft ihrer Lungen schreien, aber sie vermochte es nicht.

Die nach hinten gehende Verandatür wurde von außen geöffnet. Im Türrahmen erschien ein noch sehr junger Mann in einem dunkelblauen Anzug. Auf den ersten Blick hin war er so etwas wie eine elegante Erscheinung.

»Oh!«, sagte Ann erleichtert. »Bitte, helfen Sie mir!«

Der Mann im dunkelblauen Anzug gab jedoch keine Antwort. Er lehnte sich gegen den Pfosten der Verandatür und beobachtete die Frau.

Ann Bolden spürte, wie ihr die Kehle trocken wurde. In aufkommender Panik warf sie sich herum. Diese beiden Kerle gehörten zusammen! Ann fühlte einen eisernen Reif von Angst um ihre Brust, der ihr fast den Atem nahm. Ihr Blick irrte umher. Wohin konnte sie fliehen?

»Dein Pech, dass du mit einem verdammten Schnüffler verheiratet bist«, grunzte der große Kerl und packte mit der Linken grob in ihr Haar, während er ihr gleichzeitig den Handrücken der Rechten ins Gesicht schlug.

Blut schoss aus Anns Nase. Angst und Schmerz brachten sie schier um den Verstand. Sie rang um Luft, versuchte zur Treppe zu kommen, die ins obere Stockwerk führte.

Der Gangster erwischte sie mit der Rechten im Genick.

Ann öffnete weit den Mund, um zu schreien. Ein Faustschlag traf sie rechts am Unterkiefer und trieb sie mit mörderischer Wucht quer durch das Zimmer. Als sie an der Wand zusammenbrach, sah sie verschwommen, wie der Kerl mit grinsendem Gesicht erneut auf sie zukam und sich bückte.

Der Junge in der Verandatür sah mit steinernem Gesicht zu. Weder seine lässige Haltung noch sein unbewegter Ausdruck hatten sich verändert. Nur seine Augen verrieten, dass er nicht so gleichmütig war, wie er tat. Die Pupillen hatten sich verengt und glitzerten.

»Du musst sterben, Lady«, sagte er.

Es klang wie ein endgültiges Urteil.

***

FBI Special Agent William T. Bolden sah auf seine Uhr. Es war sechs nach fünf am Nachmittag. Die Sonne stand bereits tief, und nur noch die Spitzen der Wolkenkratzer empfingen ihren rotgoldenen Schein. Spätestens in zwei Stunden musste die Dunkelheit kommen.

Bolden schloss die Tür seines Dienstwagens ab, überquerte den breiten Gehsteig und betrat das Café. An der fünfzehn Yards langen Bar war kein einziger Hocker frei. Angestellte aus den Büros der Nachbarschaft saßen vor den Cocktails, die sie sich nach einem anstrengenden Arbeitstag gönnten, um sich ein paar Minuten zu entspannen oder das Ende der Rushhour abzuwarten. Es war der gleiche Grund, der Bolden veranlasst hatte, aus dem Wagen zu steigen.

Für die unter normalen Umständen keine zwanzig Minuten währende Fahrt bis zum Distriktgebäude hätte er im Augenblick wenigstens vierzig Minuten gebraucht. Außerdem verspürte er das dringende Bedürfnis nach einem starken Kaffee und ein paar Minuten Einsamkeit, in der er sich ein paar Probleme noch einmal in aller Ruhe durch den Kopf gehen lassen konnte.

»Hallo«, sagte eine sonore Männerstimme.

Bolden hatte an einem runden Ecktisch Platz genommen und sah auf. »Sieh mal an!«, sagte er leise.

Der Mann vor ihm war ungefähr zwischen vierzig und fünfzig. Er war mittelgroß und trug einen dunkelgrauen Anzug. Das ovale Gesicht unter dem mausgrauen Haar war sonnengebräunt.

Ohne Boldens Erlaubnis auch nur durch eine Geste einzuholen, zog er sich einen Stuhl zurecht und setzte sich zu ihm.

»Einen Kaffee«, sagte Bolden zu der weißblonden Serviererin, die gleichzeitig mit dem unerwarteten Besucher herangekommen war.

»Mir auch«, sagte der Grauhaarige.

In Boldens Gesicht zuckte kein Muskel, obgleich ihn diese Begegnung wirklich überraschte.

»Sie sind Bolden, nicht wahr?«, fragte ihn der andere.

»Und Sie sind Rickfield«, erwiderte Bolden gelassen.

»Stimmt. Sie sind einer der Special Agents des FBI, habe ich recht?«

»Ja.«

»Sie schleichen seit ein paar Wochen hier durch die Gegend. Warum?«

Bolden schüttelte den Kopf. »Ich schleiche nicht. Ich gehe. Ganz gewöhnlich wie alle normalen Menschen.«

»Streiten wir uns nicht um Worte!«

»Es gibt überhaupt nichts, Rickfield, über das ich mit Ihnen streiten möchte.«

Die Augenbrauen des Grauhaarigen schoben sich über der Nasenwurzel zusammen, sodass sie nur noch von einer steilen Falte getrennt waren. »Wie gut«, sagte er bedeutsam.

Bolden erwiderte nichts. Er zahlte seinen Kaffee, der gerade gebracht wurde. Während er passende Münzen für den Preis und ein kleines Trinkgeld hinlegte, warf der andere achtlos eine Dollarnote hin und deutete mit einer knappen Handbewegung an, dass er auf Wechselgeld verzichtete. Die Serviererin bedankte sich und entfernte sich.

»Nun steigen Sie endlich von Ihrem hohen Ross, verdammt noch mal!«, knurrte Boldens Gegenüber. »Tun Sie nicht so verdammt hochnäsig!«

»Das bin ich nicht.«

»Na schön. Ich will mit Ihnen reden. Wir sind keine kleinen Kinder und sollten doch in der Lage sein, ein vernünftiges Gespräch miteinander zu führen.«

Bill, wie Bolden bei seinem abgekürzten Vornamen genannt wurde, zuckte mit den Schultern. »Dienstlich habe ich Ihnen nichts zu sagen, Mister Rickfield«, stellte er betont fest, »und privat wüsste ich nicht, was ich Ihnen sagen sollte.«

Der Grauhaarige presste einen Augenblick die Lippen aufeinander. Mit der gepflegten Rechten fuhr er sich übers Gesicht, als wollte er etwas wegwischen.

»Sie sind ein harter Bissen, Bolden. Gut, ich akzeptiere das. Nach allem, was ich von Ihnen gehört habe, scheinen Sie etwas von Buchhaltung zu verstehen. Ich dachte, die Special Agents vom FBI wären mehr mit Schießeisen vertraut?«

»Das FBI hat Spezialisten für alles und jedes. Ich gehöre zu den Leuten, die auf wirtschaftlichem Gebiet eine fundierte Vorbildung mitgebracht haben. Ich könnte, glaube ich, jederzeit auch als Wirtschaftsprüfer, Chefbuchhalter oder so etwas mein Geld verdienen.«

Rickfield grinste plötzlich. »So ein Zufall«, sagte er. »Ich suche einen guten Chefbuchhalter. Für ein Jahresgehalt von fünfzigtausend. Kann man das beim FBI verdienen?«

»Natürlich nicht«, erwiderte Bolden kalt.

»Interesse?«

»Fünfzigtausend Mal nein, Mister Rickfield.«

»Warum nicht? Das ist ein schöner Batzen Geld.«

»Ich bin nicht käuflich«, erklärte Bolden.

»Käuflich? Wer spricht denn von so etwas? Sie haben einen Job, und ich biete Ihnen einen besser bezahlten. So etwas passiert jeden Tag überall auf der Welt.«

»Möglich.«

Rickfield atmete tief. »Ihr letztes Wort?«

»Mein letztes«, bestätigte Bolden und nickte.

»Nicht gerade gescheit von Ihnen.«

Bill zuckte mit den Schultern.

»Ist Ihr Beruf eigentlich gefährlich?«, fragte Rickfield halblaut.

Ihre Blicke fraßen sich ineinander. Jeder wusste, was unausgesprochen zwischen ihren Worten zu lesen war, aber keiner gab es zu. Sie führten ihr Gespräch in dem dahinplätschernden Tonfall einer unverbindlichen Konversation.

»Gefährlich?«, wiederholte Bill. »Nun ja, gelegentlich etwas.«

»Aber Sie haben natürlich keine Angst?«

»Angst hat nichts damit zu tun, dass man seine Pflicht tut. Selbstverständlich kann es Situationen geben, wo man die Angst in sich hochklettern fühlt.«

»Aber man tut trotzdem seine … Pflicht?«

»Man versucht es.«

»Aha. Nun ja. Sie müssen es wissen.«

Bolden sah Rickfield aufmerksam an. »Meine Güte«, sagte er amüsiert. »Ich muss Ihnen aber schon ganz schön auf den Pelz gerückt sein.«

»Ich verstehe nicht, wovon Sie sprechen.«

Bill grinste nur.

»Vielleicht sollten Sie sich meinen Vorschlag doch noch einmal überlegen?«, sagte Rickfield. »Wie ich hörte, kann man beim FBI jederzeit seinen Abschied nehmen.«

»Sicher. Wer nicht mehr Agent sein will, wäre sowieso kein guter, also lässt man ihn gehen. Aber ich will Special Agent bleiben.«

»Hoffentlich kommt Ihnen nichts dazwischen«, sagte Rickfield mit einem dünnen Lächeln.

»Neben einer Kindesentführung«, erzählte Bill, als spräche er nur so vor sich hin, »neben einer...

Erscheint lt. Verlag 26.9.2017
Reihe/Serie Jerry Cotton Sonder-Edition
Jerry Cotton Sonder-Edition
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte 2017 • 2018 • Abenteuer • Adler-Olsen • Al Capone • Alexander Hartung • alfred-bekker • Anna Basener • Bahnhofsroman • Bastei • Bestseller • Carin Gerhardsen • Charlotte Link • Cody McFadyen • Cora • Dedektiv • Detektiv • Deutsch • Deutsche Krimis • eBook • E-Book • eBooks • Ermittler • erste-fälle • FBI • gman • G-Man • Groschenheft • Hamburg • Hamburg Krimi • Hamburg-Krimi • Heft • Heftchen • Heftchen-Roman • Heftroman • Heft-Roman • Horst-Bosetzky • international • jan-tommen • Jerry Cotton • Katharina Peters • Kindle • Klassiker • Komissar • Kommissar • Krimi • Krimiautoren • Krimi Bestseller • Krimi-Bestseller • Krimi Bestseller 2017 • Krimi deutsch • Krimi-deutsch • Krimi kindle • Kriminalgeschichten • Kriminalroman • kriminalroman bestseller 2017 • kriminalroman-deutsch • kriminalroman kindle • krimi neuerscheinungen 2017 • Krimis • krimis&thriller • Krimiserie • Krimi-Serie • Krimi-Thriller • Lars Kepler • letzte fälle • loreth anne white • martin-barkawitz • Martin Barkawitz • Mira • Mord • Mörder • nick-carter • Polizei • Polizeiroman • Polizist • Pulp • Pulp Ficition • Reihe • robert dugoni • Romanheft • Roman-Heft • schwerste-fälle • Sebastian Fitzek • serial content • Serial Novel • Serial Novels • Serie • Serien • Seriennovellen • Soko-Hamburg • SoKo Hamburg • spannend • spannende Krimis • Spannung • Spannungsroman • stefan-wollschläger • Tatort • Terror • thomas-herzberg • Thomas Herzberg • Thriller • uksak • Verbrechen • Wegner • wegners erste fälle • wegners schwerste fälle
ISBN-10 3-7325-5328-0 / 3732553280
ISBN-13 978-3-7325-5328-0 / 9783732553280
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