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Lovecraft Letters - III (eBook)

eBook Download: EPUB
2017 | 1. Auflage
148 Seiten
beBEYOND (Verlag)
978-3-7325-5254-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Lovecraft Letters - III -  Christian Gailus
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FOLGE 3:
Rays Leben gerät immer mehr aus den Fugen. Er will für ein paar Tage von der Bildfläche verschwinden. Gemeinsam mit seiner Frau und den Kindern fährt er zur Hütte seines Großonkels in Coldwater. Doch als sich die Berkeleys bei einem Ausflug in einer Höhle verirren, holen Ray die tödlichen Ereignisse, vor denen er fliehen wollte, wieder ein.
Zur gleichen Zeit in der Schweiz: Im Teilchenbeschleuniger CERN kommt es zu einem dramatischen Zwischenfall. Der Versuchsleiter Daniel Brown bemerkt im Beschleunigerring eine seltsame Kreatur, die halb mit dem Boden verschmolzen ist. Als sie etwas zu flüstern scheint, begeht Brown einen fatalen Fehler ...
LOVECRAFT LETTERS - DIE SERIE:
Ray Berkeley führt ein zufriedenes Leben. Er ist ein angesehener Psychologe und lebt mit seiner Frau und den beiden Kindern in einem großen Haus im Grünen. Doch vom einen auf den anderen Tag gerät Ray in einen Sog aus brutalen Morden, schockierenden Geständnissen und mysteriösen Ereignissen. Rätselhafte Spuren führen zu dem Schriftsteller H. P. Lovecraft - und Ray erkennt, dass die Welt weit furchterregender ist, als der berühmte Horror-Autor sie in seinen Geschichten jemals hätte schildern können ...

Burke/Coldwater.


Ray hatte Karen und die Kinder früh geweckt. Erst waren sie deswegen muffig gewesen, aber dann hatten sie sich von seiner guten Laune anstecken lassen. Ray fühlte sich, als würde er in einen lang ersehnten Urlaub aufbrechen.

Mit dem Entschluss, die Hütte seines Großonkels aufzusuchen, hatte er sich auch entschieden, die Ereignisse und den Stress der vergangenen Tage hinter sich zu lassen und nach vorne zu blicken – auch wenn es nur für ein Wochenende sein würde. Manchmal bedurfte es eben einfach eines Ortswechsels, um sich den Kopf durchpusten zu lassen.

Er genoss die Fahrt auf dem Highway Richtung Norden. Auch Karen und die Kinder wirkten mit jeder gefahrenen Meile gelöster, machten Scherze und sangen Lieder – so wie früher, wenn sie als Familie gemeinsam unterwegs waren.

Sie passierten Philadelphia und New York City und folgten der Küste Richtung Rhode Island. Auf Höhe von New London verließen sie die raue Uferlandschaft und fuhren über die 395 direkt in den sich anbahnenden Indian Summer, der die Wälder links und rechts der Straße in ein Farbenmeer leuchtender Rot- und Brauntöne verwandelte.

In Norwich überquerten sie den Shetucket River und erreichten kurz darauf ein ausgedehntes Waldgebiet, das sich über die Ostgrenze Connecticuts hinaus bis nach Providence zog. Die Zeichen der Zivilisation wurden weniger. Nur noch hin und wieder sah man Farmen oder Selbstbedienungs-Tankstellen.

Als das Navigationsgerät verlangte, die befestigte Straße zu verlassen, lenkte Ray den Subaru auf einen holperigen Waldweg. Nach wenigen Metern verkündete das Navi, dass es den aktuellen Streckenabschnitt nicht in seinem Straßenverzeichnis finden könne und es das Beste wäre, umzukehren.

»Mir wird schlecht«, sagte Caroline, als der Wagen durchgerüttelt wurde wie eine Waschmaschine im Schleudergang.

»Wir haben es gleich geschafft«, versuchte Ray die Stimmung zu heben. »In ein paar Minuten sind wir da.«

»Bist du sicher?«, fragte Karen zweifelnd. »Das Navi sagt mittlerweile gar nichts mehr, und Kartenlesen war noch nie meine Stärke.« Sie warf einen ratlosen Blick auf den Faltplan in ihren Händen.

»Vertrau mir«, erwiderte Ray gelassen. »Wir sind auf dem richtigen Weg. Das habe ich im Gefühl.«

Nach kurzer Zeit lichtete sich der Wald. Vor ihnen breitete sich ein weites Tal aus. Eine lang gestreckte Ebene führte sanft hinab, um auf der gegenüberliegenden Seite steil anzusteigen und in einem Bergmassiv zu münden, das sich hoch in den Himmel hinaufschwang. Der spektakuläre Anblick verschlug allen die Sprache.

»Das ist ja der Wahnsinn!«, fand Caroline als Erste die Sprache wieder.

»So habe ich mir das nicht vorgestellt«, fügte Karen beeindruckt hinzu.

»Und wo ist die Hütte?«, wollte Mervyn wissen.

Ray kramte einen Zettel aus seiner Hemdtasche und warf einen Blick darauf. »Nach der Beschreibung des Notars müssen wir der Straße bis zur Abzweigung folgen und uns dann links halten.«

Sie fuhren weiter. Nach einer halben Meile zog sich der Wald zu ihrer Linken zurück und machte einer großen Wiese Platz. Dort stand die Hütte.

Ray parkte den Wagen, schaltete den Motor aus und zog den Hausschlüssel, der ihm vor Jahren vom Notar zugeschickt worden war, aus der Tasche.

»Dann wollen wir unseren Grund und Boden mal in Augenschein nehmen«, sagte er grinsend und stieg aus. Karen und die Kinder folgten ihm.

Die Hütte war uralt. Das Holz, aus der sie gebaut war, hatte sich im Laufe der Jahrzehnte schwarz verfärbt. Sie hatte die Ausmaße einer Doppelgarage und grenzte mit der Rückseite an den Wald. Aus den schwarzen Ziegeln ihres Spitzdachs schob sich ein rußgeschwärztes Kaminrohr aus Metall. Alles in allem machte die Hütte einen robusten Eindruck, und das war sie wohl auch, sonst hätte sie die vielen Jahre in der rauen Natur Neuenglands nicht überstanden.

Ray entriegelte das Schloss und schob die Tür auf. Ein muffiger Geruch schlug ihm entgegen.

»Puh, stinkt das«, sagte Caroline, die hinter ihm stand.

»Es stinkt nicht, es riecht …« Ray suchte nach dem richtigen Wort. »Intensiv. Nach Holz.« Er tat einen kräftigen Atemzug. »Nach Natur.«

Mervyn drückte sich an ihm vorbei und schlüpfte ins Innere der Hütte. »Wo ist das Licht?«

»Ich glaube nicht, dass es hier Strom gibt«, sagte Ray.

Sein Sohn grinste. »Cool!«

»Und wie sollen wir was sehen?«, fragte Caroline besorgt.

»Indem wir die Fenster öffnen«, erwiderte Ray und nahm die Außenfassade der Hütte in Augenschein. Die Fensterläden an der Längsseite waren mit mehreren schmalen Brettern vernagelt. An der Rückseite der Hütte fand Ray einen kleinen Anbau, in dem er den Werkzeugschuppen vermutete.

»Ich such ’ne Zange«, rief er.

»Und ich den Weg zum Hotel«, rief Karen zurück.

Der Schuppen war nur mit einem einfachen Haken gesichert. Als Ray ihn aus dem Riegel hob, öffnete sich die Tür mit einem leisen Quietschen.

Das Licht drang nur zögerlich in den kleinen Verschlag. Rays Augen gewöhnten sich nur langsam an die Dunkelheit. Er erkannte einige Gerätschaften, die in der hinteren Ecke standen: eine Harke, einen Besen, eine Sense. An den Wänden waren Werkzeuge wie Hammer, Schraubenzieher und Zange an langen Nägeln aufgehängt – alles ganz normal, bis auf die Tatsache, dass die Werkzeuge mindestens hundert Jahre auf dem Buckel hatten. Viele waren grob aus Eisen geschmiedet und hatten weder Holz- noch Plastikgriff. Das Metall hatte sich im Laufe der Jahre schwarz verfärbt. An allen Geräten nagte der Rost.

Ray nahm einen Hammer mit einer V-förmigen Einkerbung an der Hinterseite des Schlagkopfs und wog ihn prüfend in der Hand. Dabei glitt ihm das Werkzeug aus der Hand und fiel zu Boden. Ray bückte sich danach.

Ein Stein, der auf den dunklen Holzdielen lag, erregte seine Aufmerksamkeit. Er war faustgroß und lief an einer Seite spitz zu. Und obwohl es gänzlich unmöglich war, glaubte Ray den Stein zu erkennen.

Ein seltsames Gefühl durchflutete ihn, so als wären seine Emotionen nur ein Mantel, den er ablegen konnte, um einen anderen überzuziehen. Dieser neue Mantel führte ihn geradewegs zurück in seine Kindheit, als er noch ein kleiner Junge war, nicht älter als sieben oder acht Jahre.

Plötzlich spürte er eine intensive Vertrautheit mit diesem Ort. Er fühlte sich in eine andere Zeit versetzt, an einen Spätsommertag, als die Tage kürzer und die Nächte kühler wurden und der Geruch des welken Laubs die Luft sättigte. Ray sah das Schimmern der Tautropfen, die morgens an den Gräsern hingen. Er spürte das feuchte Gras an seinen Fußsohlen, die kleinen Steine, als er den gewundenen Weg zum Berg hinaufrannte und plötzlich vor der Höhle stand, die mit ihren schroffen Kanten im Gestein wirkte, als hätte eine gewaltige Hand ein Stück des Bergs herausgerissen.

Die Höhle – hatte er wirklich vor ihr gestanden? Oder war es bloß ein Traum gewesen? Aber wieso konnte er sich dann an so viele Details erinnern, fast so, als sehe er ein Foto vor sich … das Foto mit den Männern … und dem Jungen …

»Was tust du da, Dad?« Ray fuhr erschrocken herum. Caroline stand in der Tür und betrachtete ihn mit gerunzelter Stirn. Ray schüttelte den Kopf. »Ich … habe bloß Werkzeug geholt.« Er lächelte seine Tochter an. »Alles in Ordnung, Carry. Auf geht’s. Es werde Licht!«

Ray setzte die gespaltene Rückseite des Hammerkopfs an das erste Brett und hebelte es mit Kraft heraus. Der Nagel war lang und schwarz. Ray brauchte mehrere Anläufe, um das Brett vollständig zu lösen. Dann nahm er sich das zweite vor. Kurz darauf war das Fenster frei.

»Kann mal jemand aufmachen?«, rief er. Im selben Augenblick wurden die Läden von innen aufgestoßen. Mervyns Gesicht erschien im Rahmen.

»Guten Tag, was darf es sein?«, fragte er und grinste breit. Ray lächelte zurück. »Öffnen wir die übrigen Fenster«, sagte er und machte sich an die Arbeit. Ein paar Minuten später waren alle Läden offen.

Ray betrat die Hütte. Die Dunkelheit war strahlendem Licht gewichen.

»Wow, Dad, sieh dir das an!«, rief Mervyn begeistert. Euphorisch hüpfte er durch die Hütte.

Die Einrichtung war karg. Sie entsprach in etwa dem, was man sich unter einer hundert Jahre alten bäuerlichen Unterkunft vorstellte: ein gusseiserner Ofen, ein Küchenschrank mit Geschirr und Besteck, eine Feuerstelle, über der Töpfe und Pfannen baumelten. In der Mitte des Raums stand ein großer Tisch mit vier Stühlen, die irgendwie zu klein wirkten. Von der Decke hing eine schwere, schmiedeeiserne Öl-Lampe. Im hinteren Teil des Raums führten zwei Türen zu kleineren Zimmern, in denen sich jeweils ein breites Bett und ein Regal befanden. Das war alles. Alles, was man zum Leben brauchte.

»Und wo ist der Fernseher?«, fragte Caroline.

»Gibt es hier nicht«, antwortete Ray.

Seine Tochter schüttelte den Kopf. »Und was macht man abends?«

»Leben«, erwiderte Ray zufrieden.

»Was hat denn kein Strom mit Leben zu tun?«, fragte Caroline und verzog sich wieder nach draußen.

»Ich find kein Strom super«, sagte Mervyn. Plötzlich sprang er von einem Bein aufs andere. »Aber wo is ’n das Klo?«

»Hab ich auch noch nicht entdeckt«, erwiderte Ray. »Guck doch mal draußen nach. Wahrscheinlich ist das in einem separaten Häuschen untergebracht. Vielleicht im Wald versteckt.«

Mervyn sprintete aus der Hütte, und Karen kam herein.

»Und, Schatz?«, fragte Ray und legte den Arm um ihre Schulter. »Was sagst du?«

Karen seufzte. »Hat schon was Romantisches«, sagte sie. »Sieht aus wie auf den Postkarten meiner...

Erscheint lt. Verlag 14.11.2017
Reihe/Serie Lovecraft Letters
Lovecraft Letters
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Fantasy / Science Fiction Fantasy
Literatur Krimi / Thriller / Horror Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte All Age Fantasy • Berge des Wahnsinns • Cthulhu • DER FALL CHARLES DEXTER WARD • DER SCHATTEN ÜBER INNSMOUTH • Eis und Feuer • Elb • Elfe • Epic Fantasy • Fantasy Bestseller • Fantasy Bücher • Fantasy Roman • Game of Thrones • Grusel • Herr der Ringe • High Fantasy • Hobbit • Horror • H. P. Lovecraft • H.P. Lovecraft • Low Fantasy • Mischwesen • Monster • Tolkien • Troll • Ungeheuer • USA • Zeitreisen • Zukunft
ISBN-10 3-7325-5254-3 / 3732552543
ISBN-13 978-3-7325-5254-2 / 9783732552542
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
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