Commander Reilly #2 - Raumschiff Sternenkrieger im Einsatz: Chronik der Sternenkrieger (eBook)
140 Seiten
Uksak E-Books (Verlag)
978-3-7389-1082-7 (ISBN)
Kapitel 1: TRÜMMER IM ALL
„Wir haben jetzt die Koordinaten der letzten Positionsmeldung erreicht, die das Oberkommando von der CAMBRIDGE erhielt“, meldete Lieutenant Clifford Ramirez. Der Ruderoffizier der STERNENKRIEGER nahm ein paar Schaltungen vor. Fast der gesamte Panoramaschirm auf der Brücke der STERNENKRIEGER wurde jetzt von dem blauen Gasriesen Blue Eye eingenommen. Im Vordergrund waren einige seiner Monde zu sehen. Manche nur als dunkle Schatten erkennbar, andere im Zwielicht des blauen Riesen und seines roten Zentralgestirns.
Die STERNENKRIEGER hatte inzwischen stark genug abgebremst, um in den Orbit des Blue Eye-Mondes Thornton einschwenken zu können.
Die JUPITER von Commander Van Doren befand sich in einem Abstand von lediglich 20 000 Kilometern. Die Ortungssysteme beider Schiffe liefen auf Hochtouren und suchten nach Hinweisen die Licht in das Schicksal des Zerstörers CAMBRIDGE bringen konnten.
Gleichzeitig war die technische Crew beider Einheiten damit beschäftigt, die Sandströmaggregate wieder betriebsfähig zu machen.
Unsere Raumfahrt mag uns manchmal als sehr fortgeschritten erscheinen, dachte Commander Reilly. In Wahrheit ist das nicht als pure Selbstüberschätzung. Wir sind kaum über das Nussschalen-Stadium hinausgekommen. Wie jene Steinzeitmenschen, die mit ihren Kanus und Flößen begannen, Meerengen zu überqueren und das bereits für Seefahrt hielten. Ohne Überlichtantrieb und Sandströmraumfunk wären die beiden irdischen Raumschiffe in der Unendlichkeit verloren gewesen. Es hätte Generationen gedauert, bis sie mit Hilfe ihrer Ionentriebwerke die nächste Welt hätten erreichen können, auf der es Überlichtfunk gab. So ist es nämlich in Wahrheit: Alles hängt an diesen beiden seidenen Fäden – Überlichtfunk und die Antriebsaggregate für den Flug im Sandströmraum!, dachte Reilly. Wir müssen den Saboteuren, die da am Werk waren wohl auch noch dankbar dafür sein, dass sie die Gnade hatten, nur einen dieser Fäden tatsächlich zu durchtrennen!
„Captain, die Sensoren orten mehrere Objekte, bei denen es der Analyse nach mit hoher Wahrscheinlichkeit um Trümmer der CAMBRIDGE handelt. Die Zahl der georteten Objekte steigt ständig. Die meisten dieser Trümmer umkreisen den Mond Thornton“, meldete Lieutenant Wu.
Willard Reilly schlug die Beine übereinander und lehnte sich etwas zurück.
„Rufen Sie Bruder Padraig auf die Brücke“, befahl der Kommandant der STERNENKRIEGER. „Es könnte sein, dass wir seinen Rat und seine Kenntnisse als Wissenschaftler brauchen.“
„Aye, aye, Captain.“
Lieutenant Commander Soldo holte sich die eingehenden Daten der Ortungssensoren ebenfalls auf seiner Konsole anzeigen lassen.
„Es deutet alles darauf hin, dass die CAMBRIDGE explodiert ist. Es hat zweifellos eine Fusionsreaktion stattgefunden, wie die Belastung der Trümmer mit bestimmten radioaktiven Isotopen zeigt!“
„Waffen?“, wandte sich Reilly an den Offizier für Waffen und Taktik. Chip Barus drehte sich zu Commander Reilly herum.
„Ja, Sir?“
„Könnte man die Daten so interpretieren, dass hier ein Gefecht stattgefunden hat?“
„Es sieht ganz so aus. Auffallend ist dabei, dass die Trümmerteile relativ klein sind.“
„Wie könnte sich das Ganze abgespielt haben?“
„Es muss ein ziemlich überraschender Angriff gewesen sein. Aber im Prinzip ist das im Gewirr dieser unzähligen Blue Eye-Monde nicht verwunderlich, wenn man einen potentiellen Gegner erst relativ spät ortet. Er braucht sich nur im Ortungsschatten eines dieser zahlreichen Trabanten verborgen zu halten und dann plötzlich aus der Deckung hervorzukommen.“
„Wir erhalten jetzt erstmalig Daten über Trümmerteile, deren chemische Zusammensetzung es ausschließt, dass sie von der CAMBRIDGE stammen können!“, meldete jetzt Jessica Wu. Ein Teilfenster des Panoramaschirms machte nun einer tabellarischen Auflistung der Zusammensetzung dieser Gegenstände optisch nachvollziehbar. Einige dieser Trümmerteile, die nicht der CAMBRIDGE zugeordnet werden konnten, wiesen Materialien oder Bearbeitungsspuren auf, die es als völlig unmöglich erscheinen ließen, dass es sich dabei um Teile eines Space Army Corps Schiff handeln konnte.
„Dann scheinen die bisher unbekannten Gegner der CAMBRIDGE offenbar ebenfalls Verluste hinnehmen müssen“, glaubte Soldo und fuhr schließlich nach kurzer Pause fort: „Was ist mit den Rettungskapseln, die jedes Space Army Corps Schiff für die gesamte Besatzung an Bord mitzuführen hat?“
„Falls hier tatsächlich ein Gefecht stattgefunden hat, dass zur Vernichtung der CAMBRIDGE führte, so muss es sich zum Zeitpunkt des Notrufs ereignet haben“, stellte Lieutenant Wu fest. „Rechnet man diesen Zeitpunkt mit ein, so dürften die meisten Rettungskapseln auf der Oberfläche von Thornton gelandet sein. In den Kapseln gibt es komprimierte Wasserpatronen und Nahrungskonzentrate für Wochen. So lange hätte ein Crewmitglied der CAMBRIDGE auch durchaus Überlebenschancen, vorausgesetzt, alle Systeme arbeiten einwandfrei.“
„Suchen Sie nach den Signalfrequenzen dieser Kapseln“, befahl Reilly, „... falls es sie überhaupt gibt!“
„Ich führe derzeit einen planetaren Scan der Oberfläche von Thornton durch“, erklärte Lieutenant Wu. „Dabei kooperiere ich mit der JUPITER, wenn es Ihnen recht ist. Dann haben wir die Möglichkeit, die einzelnen Oberflächensektoren unter uns aufzuteilen und kommen schneller zu einem Ergebnis. Allerdings stehen die Chancen sehr schlecht. Die Rettungskapseln waren mit einem schwachen Sandströmsender vom Typ TMH-3342 ausgerüstet. Dessen Reichweite beträgt zwar nur vier Lichtjahre, dann wird das Signal verstümmelt oder ist gar nicht mehr zu identifizieren! Aber wenn der Sender noch aktiv wäre, hätten wir das Signal längst empfangen müssen!“
„Auch eine Verbesserung bei den Leichten Kreuzern des neuen Typs“, gab Soldo zu bedenken. „Die Reichweite der Sandströmraumsender der Rettungskapseln beträgt gut acht Lichtjahre.“
„Das wäre in unserem Fall immer noch zu wenig, um mit einem Notruf einen Empfänger auf dem Territorium der Humanen Welten zu erreichen“, gab Commander Reilly zu bedenken.
Bis es möglich war, die Sandströmraum-Funksender der Kapseln so leistungsfähig zu machen wie die Sendeaggregate an Bord von Raumschiffen, würden wohl noch Jahre vergehen. Welche Probleme aus der Komprimierung von Sandströmraum-Technik resultieren konnten, hatten ja gerade erst die Schwierigkeiten mit den Triebwerken deutlich gezeigt.
„Im Sandströmfunk-Spektrum ist alles tot“, erklärte Jessica Wu. „Da gibt es nicht einmal den Hauch eines Signals. Allerdings verfügen die Kapseln daneben auch sicherheitshalber über einen konventionellen Peilsender.“
„Der letzte Notruf der CAMBRIDGE war verstümmelt“, gab Lieutenant Barus zu bedenken. „Offenbar störte etwas den Sandströmfunk und das dürfte dann doch wohl auch auf die Sandströmsender der Kapseln zutreffen. Von daher gesehen würde es mich nicht wundern, wenn doch jemand überlebt hat – zumal sowohl der Sauerstoff als auch Wasserversorgung und Nahrungsmittelkonzentrate noch etwas reichen müssten!“
In diesem Moment erschien Bruder Padraig auf der Brücke.
„Captain?“
„Es wäre schön, wenn Sie Lieutenant Wu bei der wissenschaftlichen Interpretation der Ortungsdaten unterstützen würden, Bruder Padraig.“
„Dann war Ihre Suche nach Überlebenskapseln bisher nicht erfolgreich“, schloss der Olvanorer.
„Das ist leider der Fall.“
„Sie gehen aber weiterhin davon aus, dass es gelang, überhaupt Kapseln abzusetzen!“, sagtePadraig.
„Wir hoffen es“, korrigierte Commander Reilly.
„Ich verstehe.“
„Sollte ein Gefecht die Ursache für das Ende der CAMBRIDGE sein, dann ist es wenig wahrscheinlich, dass nicht wenigstens ein paar Kapseln ins All gelangten“, glaubte Soldo.
Bruder Padraig hob die Augenbrauen. „Das hängt davon ab, welche Waffen bei dem Gefecht verwendet wurden. Wenn es Fusionsraketen waren, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass zumindest ein paar Kapseln abgesetzt werden konnten. Sollte der unbekannte Gegner jedoch über Antimateriewaffen verfügen wie die der Fulirr, dann würden wir hier nicht die geringste Spur dafür finden, dass überhaupt ein Kampf stattgefunden hat.“ Bruder Padraig nahm seinen Platz bei Lieutenants Wus Konsole ein. Viel Platz war nicht auf der Brücke eines Leichten Kreuzers neuen Typs. Aber er reichte aus, um notfalls einen weiteren Arbeitsplatz einzurichten, wenn es die Lage erforderte.
Aber die weiteren Scans blieben ergebnislos.
Weder ein Sandströmsignal noch ein Peilsignal im normalen Funkwellenspektrum erreichte die STERNENKRIEGER.
Bruder Padraig nahm dabei zahlreiche Schaltungen an einem der Touchscreens vor, über die die...
| Erscheint lt. Verlag | 20.6.2017 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Fantasy / Science Fiction ► Science Fiction |
| ISBN-10 | 3-7389-1082-4 / 3738910824 |
| ISBN-13 | 978-3-7389-1082-7 / 9783738910827 |
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