Ein adliger Herzensbrecher (eBook)
384 Seiten
CORA Verlag
978-3-7337-6834-8 (ISBN)
Rettungslos verloren! Schon beim ersten Tanz verliebt Agnes sich in Flavian, Viscount Ponsonby. Dabei weiß sie genau, dass sie und der hochgewachsene Kriegsheld aus unterschiedlichen Welten stammen. Aber der Viscount sucht beharrlich ihre Nähe, raubt ihr einen Kuss und bittet sie überraschend um ihre Hand. Agnes ist die glücklichste Frau der Welt, als sie mit ihm vor den Altar tritt und unendlich sinnliche Nächte in seinen Armen genießt! Doch dann erfährt sie entsetzt: Nur aus Rache an seiner untreuen Verlobten hat er sie geheiratet. Soll die frischgebackene Viscountess fliehen - oder um ihre Liebe kämpfen?
<p>Mary Balogh wuchs in Wales auf. Ihren Mann Robert lernte die junge Lehrerin kennen, als sie zwei Jahre in Kanada arbeitete. 1985, als das jüngste ihrer drei Kinder sechs Jahre alt war, begann sie historische Liebesromane zu schreiben, seit 1988 tut sie dies hauptberuflich. Ihre vielfach ausgezeichneten Werke spielen hauptsächlich in Wales, dem Land ihre Kindheit. Mary Balogh lebt mit ihrem Mann in der kanadischen Provinz Saskatchewan.</p>
1. KAPITEL
Obwohl sie sechsundzwanzig Jahre alt war, hatte sich Agnes Keeping noch nie verliebt. Sie hatte auch nie erwartet – oder gewünscht –, sich zu verlieben. Ihr war es lieber, ihre Gefühle und ihr Leben, so bescheiden Letzteres war, unter Kontrolle zu haben.
Mit achtzehn hatte sie sich entschieden, William Keeping zu heiraten, einen benachbarten Gentleman mit nüchternem Gemüt, festen Gewohnheiten und einem bescheidenen Auskommen. William hatte auf vorbildliche Weise bei ihrem Vater um ihre Hand angehalten, um anschließend ihr in Gegenwart der zweiten Gattin ihres Vaters einen nicht minder korrekten Heiratsantrag zu machen. Agnes hatte ihren Mann gerngehabt und knapp fünf Jahre lang ein beschauliches Leben mit ihm geführt, bis er einer der fiebrigen Erkältungen erlegen war, die ihn im Winter oft heimgesucht hatten. Sie hatte ihn voll dumpfer Verzweiflung betrauert, weit über das obligatorische Trauerjahr in schwarzer Witwenkleidung hinaus. Noch immer vermisste sie ihn schmerzlich.
Geliebt hatte sie ihn indes nicht, so wenig wie er sie. Angesichts der wilden, hemmungslosen Leidenschaft, die in dem Wort mitschwang, erschien ihr die bloße Vorstellung absurd.
Sie lächelte ihrem Spiegelbild zu, als sie sich den armen William von hemmungsloser Leidenschaft übermannt vorzustellen versuchte, ob nun romantischer oder andersgearteter Natur. Schließlich sah sie sich im Spiegel in die Augen. Sie sollte ihre glanzvolle Erscheinung lieber auskosten, solange sie konnte, denn auf dem Ball würde umgehend offenkundig werden, dass sie in Wahrheit kein bisschen glanzvoll war.
Sie trug das Abendkleid aus grüner Seide, das sie liebte, obwohl es alles andere als neu war – sie hatte es schon zu Williams Lebzeiten besessen. Nicht einmal in seiner Blütezeit war es besonders modisch gewesen. Es war hochtailliert und mäßig tief ausgeschnitten und hatte kurze Puffärmel. Der Saum von Rock und Ärmeln war mit Silberstickereien verziert. Trotz seines Alters war das Kleid keineswegs verschlissen. Immerhin trug man ein Abendkleid nicht allzu häufig, es sei denn, man bewegte sich in weit gehobeneren Kreisen, als sie es tat. Seit einigen Monaten lebte sie bei ihrer älteren Schwester Dora in einem schlichten Landhäuschen im Dorf Inglebrook in Gloucestershire.
Für Agnes würde dies der erste Ball sein. Natürlich hatte sie schon Tanzgesellschaften besucht, und man hätte einwenden können, dass sich eine solche von einem Ball nur durch den Namen unterscheide. Doch in Wahrheit bestand ein Riesenunterschied. Tanzgesellschaften wurden in Gesellschaftszimmern abgehalten, die sich zumeist im Obergeschoss eines Gasthauses befanden. Bälle waren private Lustbarkeiten, veranstaltet von Leuten, die reich und berühmt genug waren, ein Domizil mit Ballsaal zu bewohnen. Solche Leute und Häuser waren rar in der englischen Provinz.
Eines dieser Häuser allerdings lag in der Nähe.
Middlebury Park, nur eine Meile von Inglebrook entfernt, war das imposante Herrenhaus des Viscounts Darleigh, des Gatten ihrer neuen und teuren Freundin Sophia. In dem langen Flügel an der Ostflanke des kolossalen Haupttraktes befanden sich die Prunkgemächer, die überwältigend opulent waren – so zumindest waren sie Agnes vorgekommen, als Sophia ihr eines Nachmittages, kurz nach ihrer ersten Begegnung, das Haus gezeigt hatte. Zu den Prunkgemächern gehörte auch ein geräumiger Ballsaal.
Der Viscount hatte den Titel geerbt, nachdem sowohl sein Onkel als auch sein Cousin einem plötzlichen gewaltsamen Tod erlegen waren. Erst jetzt, vier Jahre später, war Middlebury Park wieder der gesellschaftliche Mittelpunkt der Umgebung. Lord Darleigh war im Alter von siebzehn Jahren erblindet, als er als Artillerieoffizier in den Napoleonischen Kriegen gedient hatte. Zwei Jahre darauf waren Titel, Anwesen und Vermögen an ihn gefallen. Er hatte ein zurückgezogenes Leben auf Middlebury geführt, ehe er im Spätfrühling dieses Jahres in London Sophia begegnet war und sie geheiratet hatte. Das war gewesen, kurz bevor Agnes hergezogen war. Seine Ehe und womöglich auch die zunehmende Reife hatten dem Viscount ein Selbstvertrauen verliehen, das ihm vorher offenbar gefehlt hatte. Und Sophia hatte es sich zur Aufgabe gemacht, ihn zu unterstützen und sich zugleich ein neues Leben als Herrin über ein großes Haus und Anwesen aufzubauen.
Daher der Ball.
Mit diesem ließen sie die alte Tradition des Ernteballs wiederaufleben, der stets Anfang Oktober veranstaltet worden war. Im Dorf allerdings wurde der Ball eher als Hochzeits- denn als Erntedankfest gehandelt, denn der Viscount und Sophia hatten sich klammheimlich in London vermählt, gerade einmal eine Woche, nachdem sie sich kennengelernt hatten. Eine öffentliche Traufeier hatte es nicht gegeben. Nicht einmal ihre Familien waren zugegen gewesen. Kurz nach ihrer Ankunft auf Middlebury hatte Sophia versprochen, dass sie die Hochzeitsfeier in absehbarer Zukunft nachholen würden. Das geschah in Gestalt des heutigen Balls, obwohl Sophia bereits in anderen Umständen war und sich dies, trotz der weit fallenden Kleider, die derzeit in Mode waren, nicht länger verhehlen ließ. Jeder in der Gegend wusste es, auch wenn es nicht offiziell bekannt gemacht worden war.
Es war keine besondere Ehre, zu dem Ball eingeladen zu sein, denn so gut wie jeder aus Dorf und Umgebung würde kommen. Und Dora stand dem Viscount und dessen Frau recht nahe, da sie den beiden Pianoforte-Stunden und dem Viscount zudem Violinen- und Harfenunterricht gab. Agnes und Sophia waren Freundinnen, seit sie herausgefunden hatten, dass sie ein Faible für Kunst teilten. Agnes malte Aquarelle, während Sophia eine begnadete Karikaturistin war und Kindergeschichten illustrierte.
Neben den einheimischen würden weitere, illustrere Gäste den Ball beehren. Lord Darleighs Schwestern und deren Gatten würden kommen, ebenso wie Viscount Ponsonby, einer von Lord Darleighs Freunden. Sophia hatte ihr erzählt, dass die beiden einem Kreis von sieben Personen angehörten, die mehrere Jahre gemeinsam in Cornwall verbracht hätten, wo sie von diversen Kriegsblessuren genesen seien. Die meisten von ihnen waren Offiziere beim Militär gewesen. Sie nannten sich „Survivors’ Club“ und fanden sich jedes Jahr für ein paar Wochen zusammen.
Auch einige von Sophias Verwandten würden zugegen sein: ihr Onkel Sir Terence Fry, ein ranghoher Regierungsdiplomat, sowie ein weiterer Onkel und dessen Frau – Sir Clarence und Lady March – mitsamt Tochter.
Das alles klang sagenhaft eindrucksvoll, und Agnes’ Vorfreude grenzte an Aufregung. Sie hatte sich nie als jemanden gesehen, der versessen auf gesellschaftliches Gepränge war, so wie sie nicht davon ausging, sich jemals zu verlieben. Diesem Ball jedoch fieberte sie entgegen, vielleicht weil Sophia es tat. Sie war Agnes sehr ans Herz gewachsen, und um ihrer Freundin willen hoffte sie inständig, der Ball möge ein großer Erfolg werden.
Kritisch musterte sie ihr Haar, das sie selbst frisiert hatte. Es war ihr gelungen, ihre Locken leidlich hoch aufzutürmen, wobei sie einige Strähnen ausgespart hatte, die sich um Hals und Ohren kringelten. Allerdings ließ sich die Frisur schwerlich als kunstvoll bezeichnen. Ihr Haar selbst war wenig spektakulär. Es war von unscheinbarer mittelbrauner Farbe, glänzte dafür aber gesund. Mein Gesicht ist kaum bemerkenswerter, dachte sie und schenkte ihrem Spiegelbild ein bekümmertes Lächeln. Zugegeben, hässlich war sie nicht, vielleicht nicht einmal reizlos, aber auch keine atemberaubende Schönheit. Und, gütiger Himmel, hatte sie das je sein wollen? Der anstehende Ballbesuch verdrehte ihr den Kopf und machte sie ganz fahrig.
Sie und Dora trafen früh ein, so wie einige der auswärtigen Gäste. Zu spät zu kommen gelte im ton während der Londoner Saison als schick, hatte Dora erklärt, als sie den ohnehin schon zeitigen Aufbruch um zehn Minuten vorverlegt hatten. Das zumindest habe sie gehört. Doch auf dem Lande hatten die Leute bessere Manieren. Daher waren sie überpünktlich.
Als sie die Türen zum Ballsaal erreichten, bekam Agnes vor Aufregung kaum Luft. Die Prunkgemächer waren wie verwandelt und umso prächtiger mit all den Blumenarrangements sowie den brennenden Kerzen in sämtlichen Wandhalterungen.
Sophia stand gleich hinter der Doppeltür und empfing, mit Lord Darleigh an ihrer Seite, die Gäste. Agnes entspannte sich und lächelte voll aufrichtiger Wärme. Auch wenn sie selbst sich als gefeit gegen die Liebe betrachtete, konnte sie weder deren Existenz noch den Umstand leugnen, dass sie ein schöner Anblick war. Das romantische Band zwischen ihnen ließ Lord und Lady Darleigh förmlich strahlen, obgleich sie ihre Gefühle niemals öffentlich zur Schau trugen.
Sophia sah großartig aus in ihrem türkisfarbenen Kleid, das ihr kastanienbraunes Haar betonte. Noch zu ihrer Hochzeit war ihr Haar knabenhaft kurz gewesen, doch seitdem hatte sie es wachsen lassen. Lang war es noch nicht, aber ihre Zofe hatte es geschickt so frisiert, dass es elegant wirkte und der seidige Schimmer zur Geltung kam. Zum ersten Mal ging Agnes auf, dass ihre Freundin mehr als nur elfenhaft hübsch war. Sophia bedachte Dora und Agnes mit einem herzlichen Lächeln und umarmte sie beide. Lord Darleigh schien sie trotz seiner Blindheit mit seinen tiefblauen Augen direkt anzublicken und gab ihnen lächelnd die Hand.
„Mrs. Keeping, Miss Debbins“, begrüßte er sie. „Wie überaus freundlich von Ihnen, dass Sie gekommen sind, um unseren Abend perfekt zu machen.“
Als täten seine Gäste ihm einen Gefallen. Er sah eindrucksvoll und attraktiv aus in seiner...
| Erscheint lt. Verlag | 20.6.2017 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Historical Gold |
| Historical Gold | Historical Gold |
| Übersetzer | Nina Hawranke |
| Verlagsort | Hamburg |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
| Literatur ► Romane / Erzählungen | |
| Schlagworte | Abenteuerlich • Adlig • bücher für frauen • Cora • cora bücher • cora historical • cora liebesromane • cora neuerscheinungen • cora romane • Cora Verlag • cora verlag kindle • eBook • ebook liebesroman • exotisch • Frauenroman • highlander liebesromane • Historical Gold • Historische Liebesromane • historisch roman • Liebesgeschichte • Liebesroman • Romantische Bücher |
| ISBN-10 | 3-7337-6834-5 / 3733768345 |
| ISBN-13 | 978-3-7337-6834-8 / 9783733768348 |
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