Das Berghotel 142 (eBook)
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-4740-1 (ISBN)
Mein Liebster kommt zu mir zurück! Fest glaubt Dorothee an die Treue ihres Freundes. Sebastian ist zum Studium nach Salzburg gezogen, doch seit ein paar Wochen werden seine Nachrichten immer seltener. Familie und Freunde warnen Dorothee, dass Sebastian sie längt vergessen hat, dass er ein Hallodri ist, doch Dorothee will davon nichts wissen. Seinen Abschiedsgruß, ein zartes Edelweiß, hütet sie wie einen Schatz. Ihre Arbeit im Berghotel lenkt sie von ihrer Einsamkeit und Sehnsucht ab.
Dort sorgt derweil ein Gast für reichlich Aufregung. Er will das Berghotel kaufen ...
»Wie lange willst du denn noch auf diesen Hallodri warten?« Sofie hob die Hände, als wollte sie den Himmel selbst um Rat befragen. »Sebastian lässt dich am ausgestreckten Arm verhungern, und du scheinst es net mal zu bemerken.«
»Das ist net wahr. Sebastian weiß, dass er sich auf mich verlassen kann, und ich weiß das auch.« Ein verträumtes Lächeln huschte über Dorothees Gesicht. »Wir beide wollen heiraten, sobald er sein Studium abgeschlossen hat.«
»Was? Er hat dich um deine Hand gebeten? Das wusst ich net. Wann? Wie?«
»Noch net, aber wir haben darüber gesprochen, dass wir heiraten können, sobald er seinen Abschluss hat.«
»Also hat er dir noch nichts Konkretes versprochen?« Sofie nickte düster, als hätte Dorothee soeben ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt.
»Das kann er net. Es ist zu früh.« Dorothee seufzte leise. Ihre Kollegin verstand einfach nicht, wie fest das Band zwischen Sebastian und ihr war. Sie brauchten keinen äußeren Beweis für ihre Liebe, weil sie wussten, dass sie zusammengehörten.
Anlass für den kleinen Disput war die Einladung gewesen, die Dorothee ausgeschlagen hatte. Ein Hotelgast hatte sie gebeten, ihn zum Tanzabend zu begleiten, aber sie hatte abgelehnt.
»Es war net irgendein Gast, sondern Hannes Bruckner persönlich.« Sofie seufzte versonnen. »Der Star aus der Fernsehserie ›Soko Zillertal‹. Ich würde meinen großen Zeh hergeben, um von ihm eingeladen zu werden. Und du schlägst seine Einladung ohne zu zögern aus.«
»Weil ich einen Freund habe.«
»Und wann hast du das letzte Mal von ihm gehört, hm?«
»Vor zwei Wochen«, musste Dorothee zugeben.
»Vor zwei Wochen?! Im Zeitalter von SMS, E-Mails und Skype ist das ein wirklich langes Schweigen, findest du net?«
»Sebastian hat halt viel zu tun«, verteidigte Dorothee ihren Freund. »Er muss für die Uni lernen und jongliert nebenbei mit drei Nebenjobs. Wir wussten schon, bevor er nach Salzburg gezogen ist, dass er net viel Zeit für Privates haben würde. Er will seinen Abschluss in Landwirtschaft so schnell wie möglich machen. Dafür strengt er sich an. Das macht er für uns beide. Damit wir uns eine Zukunft aufbauen können.«
»Das klingt, als hättest du’s auswendig gelernt«, blieb Sofie skeptisch.
Dorothee schüttelte den Kopf. »Sebastian hat noch zwei Jahre Uni vor sich. Ich vermiss ihn schrecklich, aber da müssen wir durch. Liebe bleibt sich net nur in guten Zeiten treu.«
»Aber … eine Einladung von Hannes Bruckner!« Sofie schien es noch immer nicht fassen zu können.
»Mein Schatz ist mir wichtiger als zehn Fernsehstars zusammen. Auch dann, wenn sie gerade in unserem Hotel Urlaub machen. Außerdem wird es von unserem Chef net gern gesehen, wenn wir uns mit den Gästen verabreden.«
»Es ist aber auch net direkt verboten.«
»Das stimmt. Ich weiß, du machst dir Sorgen um mich, aber das musst du net. Mir geht’s gut. Ich weiß, dass ich mich auf meinen Freund verlassen kann.« Dorothee schlug das Buch auf, das auf dem Tisch des Pausenraums lag. Darin lag, sorgsam gepresst und getrocknet, ein einzelnes Edelweiß. Sie strich behutsam mit dem Finger darüber.
Diese Blume hatte Sebastian ihr vor seinem Aufbruch nach Salzburg geschenkt. Er hatte Dorothee bei der Hand genommen und war mit ihr auf den Hexenstein geklettert. Dort oben, inmitten der grünen Einsamkeit der Berge, hatte er sie fest in den Arm genommen und ihr zugeraunt:
»Ich muss jetzt fort zum Studium, aber im Herzen werde ich Tag und Nacht bei dir sein. Mit dem Abschluss in der Tasche habe ich etwas, auf das wir aufbauen können. Wirst du auf mich warten? Für mich gibt es nur dich auf der Welt …«
»Erde an Doro. Erde an Doro.« Ein freundschaftlicher Knuff in die Seite holte Dorothee ins Hier und Jetzt zurück.
»Ich habe Sebastian versprochen, dass ich auf ihn warten werde, und genau das mache ich auch«, erklärte sie leise, aber mit fester Stimme.
»Es ist romantisch, dass ihr euch so nah seid. Wirklich. Ich finde es nur frustrierend, dass du ständig allein bist.«
»Ich bin ja net wirklich allein. Ich weiß, dass Sebastian an mich denkt und nur für uns beide so hart arbeitet. Außerdem wird sein Studium net ewig dauern. In wenigen Jahren hat er einen Abschluss und damit eine solide Basis für die Zukunft. Wäre es dir etwa lieber, ich hätte mich in einen Mann verliebt, der sorglos in den Tag hineinlebt?«
»Das nun wirklich net.« Sofie schüttelte entschieden den Kopf. »Trotzdem rate ich deinem Freund, dich net zu enttäuschen, sonst bekommt er es mit mir zu tun!«
»Das wird bestimmt net passieren.« Dorothee legte das Edelweiß behutsam zurück in das Buch und steckte dieses in ihre Handtasche. Sie trug es immer bei sich.
Ein Blick auf die Uhr mahnte sie, dass ihre Kaffeepause vorbei war. Es warteten noch die Zimmer auf zwei Stockwerken darauf, von ihnen gereinigt und für die Gäste hergerichtet zu werden.
Sie arbeiteten zusammen im Sporthotel »Am Sonnenhang« – einem bezaubernden Alpenhotel im Zillertal. Während im Winter die Skiurlauber die Zimmer füllten, kamen jetzt im Sommer vor allem Wanderer und Ausflügler. Aber auch Kurgäste suchten die Ruhe in den Bergen.
Das Berghotel stand auf einer Anhöhe und bot einen wunderbaren Blick auf St. Christoph und das Panorama der Berge. In der Nähe führte eine Kabinenbahn auf den Feldkopf – den höchsten der umliegenden Gipfel, auf dem sogar jetzt im Sommer noch Schnee in der Sonne glitzerte.
Die Sonne schien, sodass sich Dorothee überlegte, nach ihrem Feierabend schwimmen zu gehen. Im Wetterbericht war von einem Gewitter die Rede gewesen, das gegen Abend aufziehen könnte, aber danach sah es noch nicht so aus. Im Gegenteil. Der Himmel leuchtete in einem zarten Veilchenblau und verhieß weiterhin schönstes Sommerwetter.
Dorothee arbeitete seit zwei Jahren als Zimmermädchen und hatte in dieser Zeit eine hilfreiche Routine entwickelt. Zuerst lüftete sie und machte die Betten. Anschließend putzte sie das Bad, wischte Staub und saugte einmal durch den Raum. Die Vorgabe war, die Arbeit an einem Zimmer in zwanzig Minuten zu erledigen, aber Dorothee strengte sich an, um es in fünfzehn Minuten zu schaffen.
Im Zimmer 122 waren die Gäste an diesem Morgen abgereist. Auf dem Bett lagen einige Münzen, die als Trinkgeld gedacht waren. Mit einem glücklichen kleinen Lächeln schob Dorothee die Münzen in die Tasche ihrer Schürze. Sofie und sie teilten sich alle Trinkgelder.
Dorothees Anteil kam in ein Kästchen daheim in ihrem Nachttisch. Sie sparte eisern, um sich irgendwann ein Auto leisten zu können. Gebraucht und nicht zu groß sollte es sein. Damit wäre sie endlich mobil und konnte ihren Schatz in Salzburg besuchen.
Die Mozartstadt war nur 180 Kilometer entfernt, aber sie hätte sich genauso gut auf dem Mond befinden können. Von St. Christoph fuhr täglich nur dreimal ein Bus hinunter nach Mayrhofen, und von dort aus war es noch eine kleine Weltreise bis nach Salzburg – zumindest, wenn man kein Auto und immer nur einen halben Tag freihatte.
Dorothee hakte Zimmer 122 auf ihrer Liste ab. Dann klopfte sie an der Tür mit der Nummer 120. Eine Frau mit vom Schlaf zerzausten roten Locken, die lediglich ein langes T-Shirt anhatte, öffnete ihr und blinzelte.
»Da?«, fragte sie und fügte etwas auf Russisch hinzu.
Dorothee hob entschuldigend eine Hand und erwiderte, ebenfalls auf Russisch, dass sie später wiederkommen würde.
Die Urlauberin nickte gähnend und schloss die Tür wieder.
Dorothee merkte sich das Zimmer vor. Sie würde wiederkommen, sobald sie ihre Runde beendet hatte.
»Ich komme später wieder«, konnte sie inzwischen in sechs verschiedenen Sprachen sagen. Das gehörte zum Grundwortschatz in ihrem Beruf, weil morgens öfters Gäste nicht aus dem Bett fanden und sie ihre Runde danach ausrichten musste.
Dazu hatte Dorothee sich noch einige wichtige Redewendungen angeeignet. Im Berghotel stiegen viele Urlauber aus Deutschland und den Niederlanden ab, häufig auch Gäste aus Skandinavien, Russland und Japan. Und Dorothee liebte es, jeden Tag mit so vielen unterschiedlichen Menschen zu tun zu haben.
Sie schob ihren Wäschewagen zu Zimmer 118. Die Reinigungsmittel und Duschgel-Fläschchen klapperten gegeneinander. Dorothee klopfte an und erhielt keine Antwort, deshalb öffnete sie die Tür mit ihrer Schlüsselkarte.
Das Bett war auf der rechten Seite ungemacht, ansonsten wirkte das Zimmer ordentlich und aufgeräumt. Die Tür, die auf den Balkon führte, stand offen. Die Wanderschuhe neben der Tür verrieten, dass der Gast männlich war. Und sehr ordentlich obendrein.
Dorothee hatte bereits Zimmer gesehen, durch die ein Wirbelsturm durchgefegt zu sein schien. Hier jedoch lag so gut wie nichts herum. Eine Wetterjacke hing ordentlich auf einem Bügel an der Garderobe. Der Hauch eines Aftershaves lag in der Luft. Auf dem Schreibtisch lagen einige Aktenmappen neben einem zugeklappten Laptop. Anscheinend war der Gast nicht nur zum Erholen hier. Ein Geschäftsmann, vermutete Dorothee.
Dorothee zog die Laken straff. Anschließend schüttelte sie die Betten auf.
Erik Lesser, erinnerte sie sich an den Namen des Gastes auf ihrer Liste.
Sein T-Shirt und seine Shorts lagen auf einem Stuhl. Anscheinend hatte er in den Sachen geschlafen. Dorothee faltete das Shirt zusammen und legte es ordentlich unter die...
| Erscheint lt. Verlag | 13.6.2017 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Das Berghotel |
| Verlagsort | Köln |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
| Schlagworte | Anna Basener • Baccara • Bahnhofsroman • Bianca • Cora • Der Bergdoktor • Der Bergpfarrer • Dr. Daniel • Dr. Laurin • Dr. Norden • Dr. Stefan Frank • feelgood • Gefühle • Groschenheft • Happy End • Hedwig Courths-Mahler • Heft • Heftchen • Heftchen-Roman • Heftroman • Heft-Roman • Herzschmerz • Historical • Hollywood • Julia • Kelter • Klassiker • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesroman • Liebesromane • Mira • Nicholas Sparks • PS ich liebe dich • Pulp • Pulp Ficition • Romance • Romanheft • Roman-Heft • romantisch • Romantische Komödie • serial content • Serial Novel • Serial Novels • Serie • Serien • Seriennovellen • tatsächlich liebe • Tiffany • wohlfühlen |
| ISBN-10 | 3-7325-4740-X / 373254740X |
| ISBN-13 | 978-3-7325-4740-1 / 9783732547401 |
| Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
| Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopierschutz. Eine Weitergabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persönlichen Nutzung erwerben.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich