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Jerry Cotton 3131 (eBook)

Die Zombie-Droge

(Autor)

eBook Download: EPUB
2017 | 1. Aufl. 2017
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-4898-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Jerry Cotton 3131 - Jerry Cotton
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Mich erreichte ein dringender Anruf aus der Justizvollzugsanstalt von Rock Hill, South Carolina. Der Häftling Jim Young, den ich vor Jahren wegen Mordes verhaftet hatte, lag im Sterben. Young litt an Krebs und behauptete, einen Mittäter gehabt zu haben, der äußerst gefährlich sei: Brady, ein Drogendealer, der das ganze Land vergiften wolle! Mehr als einen Namen bekam ich aus Young nicht heraus, dann fiel er ins Koma und starb kurze Zeit später. Und es dauerte nicht lange, bis sich die Ereignisse überschlugen ...

Es war heiß in South Carolina, aber davon war in der Krankenabteilung des Rock Hill Prison nichts zu merken. Eine Klimaanlage sorgte dafür, dass sich der penetrante Geruch von Desinfektionsmitteln überall verbreitete. Phil und ich saßen auf einer Metallbank, die am Boden festgeschraubt war. Zu beiden Seiten des Ganges befanden sich Sicherheitstüren, außerdem gab es eine umfassende Kameraüberwachung.

Ein Krankenpfleger mit Bodybuilder-Figur schob einen Patienten im Rollstuhl vor sich her. Der Gefangene trug einen orangefarbenen Overall, Handschellen und Fußfesseln. Die Häftlinge in diesem Teil der Strafanstalt waren krank, hatten aber ausnahmslos schwerste Verbrechen begangen. Die meisten von ihnen waren Mörder.

»Ich frage mich, was Jim Young uns zu sagen hat«, murmelte Phil.

»Ja, und warum er zehn Jahre lang damit gewartet hat«, stimmte ich zu. »Er hätte sein Gewissen schon erleichtern können, als wir ihn damals verhaftet hatten.«

Es war fast auf den Tag ein Jahrzehnt her, seit Young in die Mündung meiner Dienstwaffe geblickt und sich ergeben hatte. Der Verbrecher hatte zu einer Gang gehört, die damals die gesamte Ostküste mit billigen Drogen überschwemmt und rivalisierende Banden mit schweren Waffen bekämpft hatte.

Phil und ich waren seinerzeit einigen Hinweisen nachgegangen und hatten Young in einer Autowerkstatt in der South Bronx stellen können. Verurteilt worden war er letztlich in South Carolina, weil er dort die meisten seiner Straftaten begangen hatte.

Und am Vormittag waren wir von Washington aus hierhergeflogen, weil Young sich mir angeblich anvertrauen wollte. Es gab keine andere Person beim FBI oder dem Police Department, mit der er zu sprechen bereit war.

Wir warteten bereits eine Viertelstunde, als ein Glatzkopf im weißen Kittel auf uns zutrat. Er stellte sich als Dr. Tremaine vor. Phil und ich nannten ebenfalls unsere Namen und zeigten unsere Dienstausweise.

»Sie haben bei mir angerufen, nicht wahr?«, vergewisserte ich mich.

Der Mediziner nickte. »Richtig, Inspektor Cotton. Ich behandele Jim Young seit längerer Zeit. Unter uns gesagt ist es ein Wunder, dass er noch lebt. Der Patient leidet an Lungenkrebs, die Metastasen verbreiten sich immer weiter in seinem Körper. Wir können nicht mehr viel für ihn tun. Wir lindern seine Schmerzen mit Betäubungsmitteln, das ist alles.«

»Wenn Young unter dem Einfluss von Opiaten steht, inwieweit kann man seinen Aussagen überhaupt trauen?«, hakte ich nach.

Der Arzt machte eine hilflose Geste. »Das lässt sich schlecht einschätzen. Gerichtsverwertbar sind seine Worte sicher nicht.«

Trotzdem wollte ich mir anhören, was Young zu sagen hatte. Es war nicht meine Art, einem Sterbenden den letzten Wunsch zu verwehren. Außerdem konnte es immerhin möglich sein, dass der Verbrecher einen brauchbaren Tipp für uns hatte.

Young war kein kleiner Fisch, auf sein Konto gingen drei Morde. Eigentlich hatte man ihn schon vor Jahren zum Tode verurteilt. Allerdings zog sich die Vollstreckung hin, weil sein Anwalt immer wieder versucht hatte, aufgrund von Verfahrensfehlern den Prozess neu aufzurollen.

Für Phil und mich gab es keine Zweifel an Youngs Schuld. Wir hatten seine Opfer gesehen, und sein Geständnis war glaubhaft gewesen. Es war Ironie des Schicksals, dass Young durch seine Krankheit vor der Giftspritze bewahrt werden würde.

Dr. Tremaine führte uns in das vergitterte Krankenzimmer des Mörders.

Im ersten Moment hätte ich Young beinahe nicht wiedererkannt. Er lag im Bett und war fast so bleich wie seine Decken. Der Verbrecher musste stark an Gewicht verloren haben. In seinem rechten Arm steckte eine Kanüle, die durch einen Schlauch mit einem Infusionsbeutel verbunden war. Auf diese Weise bekam er offenbar Schmerzmittel.

Young war ein Weißer mit dunklen Augen. Sein Haar war vor zehn Jahren schon schütter gewesen, jetzt hatte man ihm den Schädel kahlrasiert. Youngs Blick war glasig. Doch als er mich erblickte, verzog sich sein Mund zu einem breiten Grinsen.

»Agent Cotton, Sie sind hier«, krächzte er.

»Ich bin inzwischen Inspektor, Young. Können Sie sich auch noch an Inspektor Decker erinnern?« Ich deutete auf Phil.

Der Mann drehte den Kopf in seine Richtung. »Ja, ich erkenne Sie auch wieder … Aber ich will mit Inspektor Cotton sprechen. Er war es, der mich damals enttarnt hat. Ich war schwer beeindruckt, weil ich mich vorher so lange verstecken konnte.«

Young sprach sehr leise. Ich musste mich konzentrieren, um jedes Wort zu verstehen. Ich fragte ihn, ob ich das Gespräch mitschneiden durfte. Der Mörder erklärte sich damit einverstanden.

Phil und ich nahmen links und rechts vom Krankenbett auf Besucherstühlen Platz. Dr. Tremaine hielt sich im Hintergrund, nachdem er Youngs Blutdruck gemessen und die Infusion kontrolliert hatte. Er wollte bei der Befragung dabei sein, falls es zu medizinischen Komplikationen kommen würde.

»Was wollen Sie mir sagen, Young?«, fragte ich.

»Drogen«, murmelte er. »Wir sind damals stinkreich geworden, aber das war Kinderkram. Kinderkram, hören Sie? Wir haben das Zeug an Schulen verkauft, das war falsch.«

Ich runzelte die Stirn. Wollte der Täter Geschichten aufwärmen, die sich vor einem Jahrzehnt abgespielt hatten? Ich konnte Phil ansehen, dass er ebenfalls skeptisch war. Wir hatten damals umfassendes Beweismaterial gesammelt und mit Dutzenden von Zeugen gesprochen.

»Sicher, das war falsch«, wiederholte ich. »Aber es hat mehrere Strafprozesse gegeben, in denen die Fakten auf den Tisch gekommen sind.«

»Ich rede nicht von damals«, erwiderte Young matt. »Heute geht die Gefahr von Brady aus. Er will das ganze Land vergiften!«

»Sprechen Sie von Adam Brady?«, hakte ich nach. »Er gehörte damals zu Ihrer Organisation, wenn ich mich richtig erinnere.«

»Brady war vor zehn Jahren nur ein Wasserträger und Handlanger gewesen«, röchelte Young. Das Sprechen schien ihm immer schwerer zu fallen. »Der Dreckskerl muss dazugelernt haben. Sie … können ihn aufhalten, Inspektor Cotton.«

»Warum haben Sie mit den Informationen hinterm Berg gehalten, bis es Ihnen so schlecht geht wie jetzt?«, wollte ich wissen.

»Sue«, flüsterte er.

Ich beugte mich weiter vor. Nun war ich Young so nahe, dass ich die feinen Schweißperlen auf seiner Stirn deutlich sehen konnte. Unter seinen Augen hatten sich schwarze Schatten gebildet, die Lippen waren rissig.

»Wie will Brady das ganze Land vergiften? Besitzt er eine neue Droge?«, fragte ich, weil Young nicht weitersprach.

Der Mann starrte Richtung Zimmerdecke. Ich fürchtete schon, dass er mich nicht verstanden hatte. Aber dann formte sein Mund ein paar Worte.

»Bradys Handschrift … Er … schafft Killer«, sagte er abgehackt. »Nie … niemand kommt davon.«

Was sollten diese Worte bedeuten? Ich wollte mich vergewissern. Doch Young schien schwächer zu werden. Die letzten Silben waren kaum noch zu verstehen. Dr. Tremaine trat näher und schüttelte den Kopf.

»Der Patient braucht dringend Ruhe«, sagte der Arzt. »Ich kann es nicht verantworten, dass Sie noch länger mit ihm reden.«

Wir hatten keine andere Wahl und fügten uns der Anweisung des Mediziners.

»Rufen Sie mich bitte an, wenn es eine Veränderung gibt!«, bat ich ihn.

Dr. Tremaine nickte und ließ sich meine Mobilfunknummer geben.

»Ich schätze, wir haben hier nur unsere Zeit verschwendet«, sagte Phil, als wir von einem uniformierten Vollzugsbeamten durch zahlreiche Sicherheitsschleusen nach draußen geführt wurden. Die Häftlinge grölten, klapperten mit Blechbechern gegen die Gitterstäbe und riefen uns wüste Beleidigungen hinterher.

»Young machte einen angespannten Eindruck«, erwiderte ich. »Es schien ihm am Herzen zu liegen, dass wir etwas über Bradys Machenschaften erfahren.«

»Was soll Brady überhaupt angestellt haben? Das kapier ich nicht«, meinte Phil trocken. »Ich habe kein Gesicht mehr vor Augen, obwohl wir ihm damals auch begegnet sind. Brady war ein kleiner Fisch, das hat Young richtig erkannt. Wir haben ihn zusammen mit einigen weiteren Komplizen verhaftet, erinnerst du dich?«

Ich nickte.

»Er leistete keinen Widerstand«, fuhr Phil fort. »Und der soll jetzt das ganze Land vergiften wollen? Mit was für einer Droge? Und wieso bringt er angeblich Killer hervor?«

»Vielleicht geht es um eine Substanz, die den Süchtigen besonders aggressiv macht«, vermutete ich.

»Dann sind davon hier in Rock Hill wohl schon Gratisproben verteilt worden«, meinte Phil und deutete mit einer Kopfbewegung auf die Zellenreihen. Die Insassen beschimpften uns immer noch. Man konnte ihren Hass förmlich spüren.

Mein Smartphone klingelte. Das Gespräch dauerte nur kurz.

»Danke, Doktor Tremaine«, sagte ich und steckte das Handy wieder weg.

Phil schaute mich fragend an.

»Young ist gerade verstorben«, erklärte ich.

***

Wir flogen noch am selben Tag vom Charlotte Douglas International Airport zurück nach Washington. Davor hatte ich angeordnet, dass Youngs Habseligkeiten zur kriminaltechnischen Auswertung nach Quantico geschickt werden sollten. Womöglich konnte das SRT aus den Gegenständen Rückschlüsse auf die Andeutungen des Killers ziehen. Außerdem hatte ich mir vom Gefängnisdirektor eine Liste von Youngs Besuchern geben lassen.

»Sue Finnegan lautete der Name von Youngs Freundin«, stellte ich fest. »Wenn er geschwiegen hat, um sie zu schützen, könnte das ein...

Erscheint lt. Verlag 20.6.2017
Reihe/Serie Jerry Cotton
Jerry Cotton
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror Krimi / Thriller
Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Al Capone • Anna Basener • Bahnhofsroman • Cora • Dedektiv • Detektiv • Deutsche Krimis • Ermittler • Groschenheft • Heft • Heftchen • Heftchen-Roman • Heftroman • Heft-Roman • Jerry Cotton • Klassiker • Komissar • Kommisar • Kommissar • Krimi • Krimi Bestseller • Kriminalroman • Krimis • Mira • Mord • Mörder • Polizei • Polizist • Pulp • Pulp Ficition • Romanheft • Roman-Heft • serial content • Serial Novel • Serial Novels • Serie • Serien • Seriennovellen • Spannung • Spannungsroman • Tatort • Thriller • Verbrechen
ISBN-10 3-7325-4898-8 / 3732548988
ISBN-13 978-3-7325-4898-9 / 9783732548989
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