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Alpengold 247 (eBook)

Immer nur an zweiter Stelle

(Autor)

eBook Download: EPUB
2017 | 1. Aufl. 2017
64 Seiten
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-4734-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Alpengold 247 - Rosi Wallner
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Gerührt hört Veronika Urlacher, wie sich ihr Bruder und ihre Schwägerin vor dem Altar ewige Liebe und Treue schwören. Ja, sie gönnt den beiden ihr Glück von Herzen, auch wenn sie selbst nicht mehr an die Liebe glauben kann. Seitdem ihr Verlobter mit einer Urlauberin durchgebrannt ist, zieht sich ein tiefer Riss durch Veronikas Herz. Um ihr Leben dennoch nicht allein zu verbringen, lässt sie sich schließlich auf eine Beziehung mit Jakob Waldegger ein.


Jakob ist ein streng gläubiger Mann, der sein Leben am liebsten in den Dienst der Kirche stellen würde. Doch der Bauer fühlt sich verpflichtet, eine Familie zu gründen, um für den Fortbestand der Waldeggers zu sorgen. Obwohl Veronika und Jakob eher freundschaftliche Zuneigung als Liebe und Leidenschaft verbindet, feiern sie schon bald Verlobung. Aber können diese beiden jungen Menschen wirklich glücklich miteinander werden?

»Jesses! Das Kleid passt ja schon wieder nimmer!«

Rosalia Zirner, ihres Zeichens Schneiderin von Niederrainbach, schüttelte den Kopf und seufzte. Ihre bemerkenswerten Fähigkeiten waren weit über das kleine Bergdorf hinaus bekannt, selbst aus der fernen Kreisstadt kamen Kunden, um sich ein Trachtengewand von ihr nähen zu lassen. Doch an dem Brautkleid der Urlacher-Barbara schien sie zu scheitern.

»Es ist halt viel zu erledigen vor der Hochzeit, eine rechte Hetz. Und daher hab ich wohl auch wieder abgenommen«, sagte Barbara.

Sie war ein bildhübsches Mädchen mit herzförmigem Gesicht, tiefblauen Augen, die immer zu lachen schienen, und ungebärdigen honigblonden Locken. Alles an ihr schien üppig zu sein – ihre Haare, der Mund und nicht zuletzt ihre Gestalt. Doch nun hatte sie an Gewicht verloren, und die Taille des im Dirndlstil geschnittenen Brautkleids saß schon wieder zu lose.

»Wenn das enge Mieder und die Taille net passen, dann schaut das furchtbar aus«, bemerkte Rosalie und begann das Oberteil neu abzustecken, obwohl sie nichts mehr hasste als dauernde Änderungen.

»Aber es schadet ja nichts, wenn ich ein bisserl schlanker bin«, meinte Barbara und betrachtete sich in dem hohen Standspiegel.

»Hinterher erkennt dich dein Bräutigam nimmer und führt eine andere zum Altar«, grummelte Rosalia.

Barbara musste hellauf lachen, ein Lachen, das ihren Liebsten immer wieder in Entzücken versetzte.

»Der Tonerl braucht mir bloß in die Augen zu schauen, dann weiß er, wohin er gehört«, sagte sie dann halb im Ernst.

»Das ist recht so. Die meisten Mannsbilder haben ihre Augen nämlich immer woanders«, erklärte Rosalia.

»So einer ist mein Tonerl net. Er tät mir nie untreu werden. Auf den ist Verlass mein ganzes Leben lang.«

Rosalia nickte. »Und es ist auch gut, dass du dich mit deinen Schwiegereltern und der Schwägerin so gut verstehst. Wie viele Ehen gehen daran zugrunde, weil die Familie net mit der Heirat einverstanden ist. Aber bei euch passt halt alles.«

»Die Veronika war von früh an wie eine Schwester für mich, und bei den Urlachers war ich auch immer wie ein Kind im Haus. Der Tonerl hat lang net bemerkt, dass ich erwachsen geworden bin. Da hab ich sogar ein bisserl nachhelfen müssen …«

Rosalie kicherte so, dass ihr grauer Knoten, der unverrückbar auf ihrem Hinterkopf saß, zu zittern begann.

»Gewirkt hat es jedenfalls.«

»Und es ist auch alles abgesprochen, wie es nach der Hochzeit weitergehen soll. Die Veronika ist froh, sich wieder ganz ihrem Hofladen widmen zu können, und die Schwiegerleut ziehen in den Anbau, helfen aber weiterhin mit, wenn es nötig ist.«

»Ist das jetzt auch net zu eng?«, unterbrach Rosalia Barbaras Ausführungen.

»So ist es grad recht.«

»Schad nur, dass die Veronika keinen Schatz hat. Das war ja eine traurige Geschichte damals, und sie ist wohl immer noch net darüber hinweggekommen«, nahm Rosalia den Gesprächsfaden wieder auf.

»Dabei wäre sie so eine gute Hofbäuerin geworden. Und sie wünscht sich so sehr Kinder. Aber die ordentlichen Burschen sind schon vergeben, und die Veronika ist zu bodenständig, um sich woanders umzuschauen. Sie hat sich seitdem auch sehr verändert, mag sich nirgendwo gern blicken lassen.«

Rosalia seufzte mitfühlend.

»Da hat es auch viel Schadenfreude gegeben, dass ausgerechnet die Tochter vom reichsten Bauern kurz vor der Hochzeit von ihrem Bräutigam sitzen lassen worden ist. Und dann auch noch wegen so einem Flitscherl mit gefärbten Haaren und langen roten Krallen! Mit so einer ist er auf und davon.«

»Eine Schande, wirklich eine Schande. Ich darf gar net dran denken«, sagte die sonst so sanftmütige Barbara ergrimmt.

Xaver Reitmayr, der Sohn des Bürgermeisters, war lange mit Veronika Urlacher verlobt gewesen. Vielleicht zu lange, wie viele gefunden hatten. Schließlich war doch das Aufgebot bestellt worden, wahrscheinlich auf das Betreiben der Eltern hin. Doch kurz vor der Hochzeit war Xaver mit einer Touristin aus München verschwunden, ohne auch nur eine Zeile zu hinterlassen oder sich je wieder zu melden.

Danach hatte sich Veronika grundlegend verändert, sie war nicht mehr wiederzuerkennen. Als wäre sie vor der Zeit verblüht, so kam es Barbara manchmal vor. Trotz ihrer Jugend verblasste ihre Schönheit, und es dauerte lange, bis sie wenigstens einen Teil ihrer früheren Lebhaftigkeit wiedererlangt hatte.

»Dabei war sie früher so ein schönes Madel«, sagte Rosalia, »sie hat immer so auf sich gehalten, und jetzt sieht man sie nur noch in Kitteln und Gummistiefeln. Von ihrem wirren Haar will ich erst gar net reden.«

»Sie lebt nur noch für ihren Hofladen und geht nirgendwo mehr hin. In ihrer freien Zeit verkriecht sie sich in ihrer Kammer unter dem Dach. Die ganzen Freundschaften, die sie früher gehabt hat, sind eingeschlafen«, ergänzte Barbara.

»So, jetzt kannst du das Kleid vorsichtig ausziehen. Aber pass auf die Nadeln auf«, wies Rosalia sie an.

»Autsch«, rief Barbara im selben Augenblick.

»Was hab ich dir gesagt?«

Rosalia und Barbara mussten unwillkürlich lachen, dann aber gelang es dem Mädchen, das Kleid über den Kopf zu streifen.

»Schön ist es geworden. Du bist halt eine Meisterin deines Fachs«, sagte Barbara anerkennend und strich liebkosend über den seidigen Stoff.

»Das hört man gern«, erwiderte Rosalie geschmeichelt. »Aber die Veronika muss noch zur Anprobe kommen, schließlich ist sie deine Brautjungfer.«

»Du machst dir keine Vorstellung, wie mühsam es war, sie dazu zu überreden. Sie mag halt keine Festivitäten, wo es unter Umständen auch mal laut und lebhaft zugehen kann. Aber zuletzt hat sie doch eingesehen, dass sie mir den Wunsch net abschlagen kann«, sagte Barbara, und ihre Augen verdunkelten sich in der Erinnerung.

Rosalia war eine entfernte Verwandte der Waldeggers und für Barbara so etwas wie eine Tante, sodass sie sich nicht scheute, auch allzu Familiäres zu berichten. Außerdem konnte sie sich auf die Verschwiegenheit Rosalias verlassen, die es gewohnt war, dass ihre Kundinnen ihr oft Vertrauliches offenbarten.

»Ich fahr jetzt zum Tonerl, und da werde ich der Veronika gleich Bescheid sagen«, versprach Barbara.

Rosalia hatte die bäuerlich breite Stirn gerunzelt, als ob sie angestrengt über etwas nachdenken müsste.

»Gibt es noch etwas?«, fragte Barbara.

»Deine Brüder …«

»Was ist mit denen?«

»Die sind doch auch noch ledig, oder?«

Barbara lachte auf. »Der Jakob ist halt ein rechter Eigenbrötler, das weiß ja ein jeder. Der geborene Hagestolz, wie man das früher genannt hat. Und der Firmin schweift irgendwo herum, um die Welt zu retten, ich kann mich kaum noch erinnern, wie er eigentlich ausschaut. An denen hat keine Frau eine Freud, das kann ich dir sagen.«

Firmin Waldegger hatte Ökologie studiert und sich einer Umweltschutzorganisation angeschlossen. Seine Familie erhielt nur hin und wieder ein spärliches Lebenszeichen von ihm, seit Jahren war er nicht mehr in seinem Heimatort gewesen.

Rosalia murmelte etwas Unverständliches vor sich hin und trug ihr dann Grüße an die Urlachers auf. Durch die Fensterscheibe ihres kleinen Schneiderladens beobachtete sie, wie die junge Frau in ihren Kleinwagen stieg und davonfuhr.

Der Urlacherhof war etwas außerhalb von Niederrainbach gelegen, und Barbara hielt kurz auf einer Anhöhe an, von der aus sie das Anwesen, das sich in eine Talsenke schmiegte, überblicken konnte.

Das stattliche Wohnhaus bot mit seinen blumengeschmückten Holzbalustraden und der Lüftlmalerei einen beeindruckenden Anblick. Ein großzügiger Anbau schloss sich an, und rechts befanden sich Stallungen und eine große Scheune.

In einem aufgegebenen Wirtschaftsgebäude war der Hofladen untergebracht, der, umgeben von bepflanzten Terrakottatöpfen und großen Körben mit landwirtschaftlichen Produkten dazwischen, ebenfalls eine Augenweide war. Das war Veronikas Reich, dem man ansah, dass die junge Frau mit ganzem Herzen dabei war.

Hinter dem Haus schloss sich ein Garten an, der ebenfalls von Veronika angelegt worden war. Dahinter erstreckte sich eine weitläufige Streuobstwiese, die bis zu dem dunklen Bergwald ging, hinter dem sich die schroffen Felswände des Gebirgsmassivs erhoben, die das enge Hochtal begrenzten.

Barbara fuhr auf den Hofplatz und ging in das Haus, wie immer in dieser Gegend stand die Tür einladend offen. Und Barbara empfand wie schon so lange das Gefühl des Heimkehrens, wann immer sie den Flur betrat. Bereits als Kind hatte sie den Waldegger-Hof als ihr eigentliches Zuhause betrachtet. Hier wurde sie immer freudig empfangen und genoss die Aufmerksamkeit, die einer jüngeren Hoftochter zukommen sollte.

Denn das unterschied sich bei Weitem davon, wie sie von ihrer leiblichen Familie behandelt wurde. Ihre Mutter, die so früh verwitwet war, dass sich Barbara nicht mehr an ihren Vater erinnern konnte, hatte den Hof allein bewirtschaftet und die drei Kinder aufgezogen. Thekla Waldegger war eine strenge Frau, die keine Zeit für Zärtlichkeiten und liebevolle Worte hatte.

Die älteren Brüder, ganz in ihrer eigenen Welt gefangen, hatten ihr kaum Beachtung geschenkt. Und so war es kein Wunder, dass sich Barbara dorthin wandte, wo man ihr aufrichtige Zuneigung entgegenbrachte.

Und so fiel auch heute die Begrüßung sehr herzlich aus.

Resi Urlacher, die...

Erscheint lt. Verlag 20.6.2017
Reihe/Serie Alpengold
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Schlagworte Anna Basener • Baccara • Bahnhofsroman • Bianca • Cora • Der Bergdoktor • Der Bergpfarrer • Dr. Daniel • Dr. Laurin • Dr. Norden • Dr. Stefan Frank • feelgood • Gefühle • Groschenheft • Happy End • Hedwig Courths-Mahler • Heft • Heftchen • Heftchen-Roman • Heftroman • Heft-Roman • Herzschmerz • Historical • Hollywood • Julia • Kelter • Klassiker • Liebe • Liebesgeschichte • Liebesroman • Liebesromane • Mira • Nicholas Sparks • PS ich liebe dich • Pulp • Pulp Ficition • Romance • Romanheft • Roman-Heft • romantisch • Romantische Komödie • serial content • Serial Novel • Serial Novels • Serie • Serien • Seriennovellen • tatsächlich liebe • Tiffany • wohlfühlen
ISBN-10 3-7325-4734-5 / 3732547345
ISBN-13 978-3-7325-4734-0 / 9783732547340
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