Dr. Stefan Frank 2398 (eBook)
Bastei Entertainment (Verlag)
978-3-7325-4746-3 (ISBN)
Glücklich prescht die Schauspielerin Janina auf ihrem Pferd durch den morgendlichen Wald. Um diese frühe Uhrzeit ist es hier besonders idyllisch. Doch unvermittelt taucht aus dem Nichts heraus ein Reh auf und kreuzt ihren Weg. Janinas Pferd bäumt sich erschrocken auf, die junge Reiterin rutscht herunter, bleibt aber mit einem Fuß im Steigbügel hängen. Hilflos wird sie von dem davongaloppierenden Pferd mitgeschleift, bis sie nach dem harten Aufprall gegen einen Baum besinnungslos liegen bleibt.
Zufällig vorbeikommende Vogelkundler verständigen Dr. Stefan Frank, der herbeieilt und einen Rettungswagen ruft.
In der Waldner-Klinik stellen die Ärzte fest, dass Janina außer einer Gehirnerschütterung und einem gebrochenen Fuß zum Glück nichts fehlt.
Zunächst scheint sie sich auch ganz gut zu erholen, aber dann stellen sich plötzlich seltsame Symptome ein. Ihren linken Arm kann sie auf einmal nicht mehr bewegen, ihre eine Gesichtshälfte fühlt sich taub an, und vor ihren Augen flimmert es. Was ist nur los - das alles kann doch unmöglich von dem Sturz herrühren. Oder etwa doch?
Noch mit geschlossenen Augen tastete Alexandra Schubert nach dem Wecker auf ihrem Nachttisch. Sofort verstummte das eindringliche Piepsen, und es kehrte wieder Stille ein.
Durch die nicht ganz geschlossene Gardine drang ein schmaler Streifen fahles Dämmerlicht ins Schlafzimmer. Alexandra horchte auf die gleichmäßigen Atemzüge von Dr. Stefan Frank, der neben ihr lag. Zum Glück war er nicht aufgewacht.
Mit leisem Stöhnen streckte sich Alexandra. Sie blinzelte auf die Digitalanzeige, die gerade auf vier Uhr zweiunddreißig sprang.
Plötzlich tastete eine suchende Hand nach ihr.
„Du bist verrückt, an einem Samstag freiwillig so früh aufzustehen“, brummte eine verschlafene Stimme.
„Oh! Entschuldige. Ich habe so schnell es ging den Wecker ausgestellt; ich wollte nicht, dass du auch wach wirst.“
„Zu spät“, murmelte Stefan Frank, und man hörte seiner Stimme an, dass er lächelte. „Jetzt, wo ich wach bin, musst du dich auch um mich kümmern.“
Er zog Alexandra fest zu an sich heran, vergrub seinen Kopf in der Kuhle ihres Halses und atmete tief ein. Er seufzte wohlig.
„Wie gut du riechst! Was muss ich tun, damit du bei mir bleibst und dich von mir verwöhnen lässt?“, flüsterte er ihr verführerisch ins Ohr.
„Ach, Schatz, du weißt doch, dass ich mit Janina zum Reiten verabredet bin. Ich kann sie doch nicht einfach versetzen.“ Sie zog ihren nackten Fuß in kreisenden Bewegungen zuerst über den Unterschenkel ihres Lebensgefährten und dann ganz langsam den Oberschenkel hinauf.
„Wenn du so weitermachst, dann kann ich dich auf gar keinen Fall gehen lassen“, murmelte Dr. Frank in Alexandras lockiges Haar und küsste ihre bloße Schulter, von der der Träger des Nachhemdes gerutscht war.
„Du hast gesagt, ich soll mich um dich kümmern, weil ich dich geweckt habe“, sagte Alexandra betont unschuldig. „Und das tue ich gerade.“
Sie fuhr ihm mit den Fingern durch sein dichtes Haar und suchte seine Lippen für einen zärtlichen Kuss.
„Ruf doch Janina an und sag ab. Es war sowieso eine Schnapsidee, so früh zum Reiten zu gehen“, flüsterte Dr. Frank, nachdem sich ihre Münder voneinander gelöst hatten.
„Am frühen Morgen ist ein Ausritt am schönsten“, schwärmte Alexandra. „Man ist noch fast allein mit der Natur, kaum Spaziergänger oder Jogger, nur wundervolles Licht und ab und zu ein Reh oder ein Feldhase. Du solltest mal mitkommen, dann wüsstest du, wovon ich spreche.“
„Um Himmels willen! Freiwillig steige ich auf kein Pferd – und schon gar nicht mitten in der Nacht. Das wirst nicht einmal du schaffen, mein Herz.“
„Schade.“ Alexandra seufzte und küsste Stefan flüchtig auf die Nase. „Ich muss dich jetzt leider allein lassen. Schlaf noch ein bisschen. In drei Stunden bin ich mit frischen Brötchen wieder da.“
„Ich warte auf dich, du Schönste aller Augenärztinnen.“ Zärtlich strich er ihr die dunklen Locken aus dem Gesicht.
„Das will ich aber auch hoffen“, erwiderte Alexandra grinsend. „Bis gleich, mein Herz.“
Er bekam noch einen flüchtigen Kuss, dann stand sie auf, ehe er wieder nach ihr greifen konnte. Alexandra blieb nur Zeit für eine Katzenwäsche und einen schnellen Kaffee, bevor sie sich eilig auf den Weg zum Reitstall machte.
Fünf Minuten nach der vereinbarten Zeit betrat sie den Stall. Janina Jennerwein musste schon da sein, denn ihr kleines pinkfarbenes Auto stand auf dem Parkplatz. Alexandra öffnete die große Pforte und betrat den Stall, in dem es nach frischem Heu und Pferden roch.
Janina hatte ihren braun-weiß-gefleckten Wallach bereits gesattelt und stand mit dem Rücken zum Eingang neben dem Tier, um dessen Hals sie ihre Arme gelegt hatte.
„Du weißt auch nicht, wo mein Pascal heute Nacht schon wieder war, oder?“, schluchzte sie in die Mähne ihres Pferdes.
Alexandra stutzte kurz. Sie hatte das Gefühl, etwas gehört zu haben, was nicht für ihre Ohren bestimmt war.
„Sorry, Janina“, rief sie fröhlich. „Ich habe mich etwas verspätet.“
Die hübsche junge Frau fuhr aufgeschreckt herum, und Alexandra konnte an ihren geröteten Augen sehen, dass sie geweint hatte.
„Alles in Ordnung?“, fragte Alexandra besorgt.
Janina nickte schwach und wischte sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel.
„Pascal, nicht wahr?“
Die beiden Frauen hatten sich übers Reiten kennengelernt und sich schnell ein wenig angefreundet, obwohl zwischen ihnen ein Altersunterschied von mehr als zehn Jahren bestand. Die junge Schauspielerin Janina schien in Alexandra so etwas wie eine mütterliche Freundin zu sehen, denn sie hatte ihr schon mehrmals das Herz ausgeschüttet.
Ihr Lebensgefährte Pascal Glaucher, der ebenfalls Schauspieler war, war notorisch untreu und bereitete Janina viel Kummer. Aber sie liebte ihn und hatte die Hoffnung nicht aufgegeben, dass er sich eines Tages ändern würde.
„Was ist los, Janina?“, fragte Alexandra, als die junge Frau immer noch schwieg.
„Pascal war schon wieder zwei Nächte nicht zu Hause. Wenn ich ihn anrufe, dann drückt er das Telefonat weg, und auf meine SMS reagiert er auch nicht“, sagte Janina traurig. Nur mühsam gelang es ihr, die aufkommenden Tränen zu unterdrücken.
Alexandra nahm ihre junge Freundin in den Arm uns strich ihr tröstend über die Schultern.
„Du weißt doch, wie Pascal ist. Wenn du ihm nicht endlich die Pistole auf die Brust setzt, wird er sich nie ändern.“
„Und wenn ihm was passiert ist?“, fragte Janina bang.
Alexandra schluckte die bissige Bemerkung herunter, die ihr auf der Zunge lag. Natürlich war Pascal nichts passiert; ihm war nur mal wieder eine Frau über den Weg gelaufen, die sich bereitwillig mit dem inzwischen sehr bekannten Seriendarsteller eingelassen hatte.
„Wann ist denn euer nächster Drehtag?“, fragte Alexandra.
„Pascal hat ab Montag drei Drehtage. Für mich ist eine Woche drehfrei.“
„Ich wette darauf, dass er spätestens am Montag wieder bei dir auftaucht. Dann wird er sich wortgewaltig bei dir entschuldigen und schwören, dass es das letzte Mal war, dass er dich betrogen hat. Wie immer.“ Diese Bemerkung konnte sich Alexandra ebenso wenig verkneifen wie den leicht sarkastischen Tonfall.
„Warum macht er das nur?“, fragte Janina und sah Alexandra aus ihren wunderschönen dunklen Augen Hilfe suchend an.
Die Ärztin zuckte mit den Schultern. Was sollte sie auf diese Frage antworten?
„Ich mache jetzt Kassiopeia fertig, und dann reiten wir aus. Das wird dich auf andere Gedanken bringen“, sagte Alexandra forsch.
„Du hast recht“, bestätigte Janina. „Ich habe es satt, mir von Pascal immer die gute Laune verderben zu lassen.“
Alexandra ging zu der Box, in der die Stute Kassiopeia stand. Aus ihrer Westentasche zog sie einen Apfel, den sie dem Pferd entgegenhielt. Kassiopeia stieß ein leises Wiehern aus und stupste zur Begrüßung mit den weichen Nüstern erst einmal gegen Alexandras Hand, ehe sie mit vorgestülpten Lippen ganz vorsichtig nach dem Apfel schnappte.
„Guten Morgen, meine Schöne.“
Alexandra nahm den großen Kopf des Pferdes zwischen ihre Hände und legte ihre Stirn auf die weiße Blesse des ansonsten pechschwarzen Tieres.
Kassiopeia tänzelte in Erwartung des baldigen Ausritts nervös in der Box. Sie schüttelte den Kopf und schnaubte so heftig, dass ihr Speichelfetzen um die Nüstern flogen.
„Ist ja gut. Es geht gleich los“, beruhigte Alexandra sie. „Ich muss dir nur noch den Sattel auflegen.“
Kurze Zeit später hatte sie ihre Stute gesattelt und aufgezäumt und führte sie am Halfter aus dem Stall. Janina wartete mit ihrem Wallach Prince bereits im Hof.
„Kann es losgehen?“, fragte Janina und schwang sich mit geübtem Schwung auf das große Pferd.
„Auf geht’s“, rief Alexandra und tat es Janina gleich.
Im Schritt verließen sie den Hof, aber kaum hatten sie freies Feld erreicht, begannen beide Pferde, über die noch vom Morgentau feuchte Wiese in Richtung Grünwalder Forst zu traben.
***
Jakob Unterleitner war der Erste, der an diesem Morgen sein Auto auf dem Parkplatz am Grünwalder Forst abstellte. Um fünf in der Frühe herrschte hier an Samstagen noch herrliche Ruhe. Jakob stieg aus und lauschte auf die verschiedenen Vogelstimmen, die den neuen Tag begrüßten.
Der Motor des Wagens, der jetzt auf den Parkplatz einbog, übertönte die Geräusche des Waldes. Jakob sah, dass es das Auto seiner alten Schulfreundin Antje Fellner war.
Antje hatte schon oft an einer Vogelbeobachtung teilnehmen wollen, die Jakob als Biologielehrer organisierte, aber bisher hatte sie das frühe Aufstehen abgeschreckt. Umso erfreuter war Jakob, dass es ihr heute gelungen war, rechtzeitig aus den Federn zu kommen.
Antje stieg aus und kam mit einem breiten Grinsen auf ihren Freund zu.
„Du hättest sicher nicht gedacht, dass ich es schaffe, oder?“, fragte sie stolz und küsste ihn zur Begrüßung auf beide Wangen.
„Ich bin beeindruckt!“, sagte Jakob grinsend. „Du bist nicht nur da, sondern auch noch pünktlich.“
„Und ich habe sogar daran gedacht, dir etwas mitzubringen. Schau mal.“ Antje überreichte ihm eine DVD.
„Ist das die zweite Staffel von Geheime Küsse im Morgenrot?“, fragte Jakob erfreut.
„Ja. Darum hattest du mich doch gebeten“, sagte Antje lachend. „Weißt du, mein Lieber, ich wundere mich jetzt nicht mehr,...
| Erscheint lt. Verlag | 6.6.2017 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Dr. Stefan Frank |
| Verlagsort | Köln |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Literatur ► Romane / Erzählungen |
| Schlagworte | alphateam • Anna Basener • Baccara • Bahnhofsroman • Bianca • Chicago Hope • Cora • Der Bergdoktor • Der Bergpfarrer • Der Landarzt • Die Schwarzwaldklinik • Doctor's Diary • Dr. Bruckner • Dr. Daniel • Dr. Laurin • Dr. Norden • Dr. Stefan Frank • Emergency Room • Für alle Fälle Stefanie • Gefühle • General Hospital • grey • Grey's Anatomy • Groschenheft • Hallo • Hallo, Onkel Doc • Happy End • Hedwig Courths-Mahler • Heft • Heftchen • Heftchen-Roman • Heftroman • Heft-Roman • Heftroman-Liebe • Heftroman-Romance • Heftroman-Romantik • Herzflimmern • Historical • In aller Freundschaft • Julia • Kelter • Klassiker • Klinikum Berlin Mitte • Klinik unter Palmen • Leidenschaft • Liebe • Liebesroman • Liebesromane • Mira • nikola • Onkel Doc • Private Practice • Pulp • Pulp Ficition • Romance • Romanheft • Roman-Heft • Romanheft-Liebe • Romanheft-Romance • Romanheft-Romantik • romantisch • serial content • Serial Novel • Serial Novels • Serie • Serien • Seriennovellen • Stadtklinik • Tiffany • Tränen |
| ISBN-10 | 3-7325-4746-9 / 3732547469 |
| ISBN-13 | 978-3-7325-4746-3 / 9783732547463 |
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